Dino Toppmöller ist in seiner ersten Saison bei der SGE (Foto: IMAGO / Kessler-Sportfotografie)

Nach einem durchwachsenen Start in die Saison steht die Eintracht noch ungeschlagen vor den kommenden Wochen in der Liga und der Conference League. Drei Remis gegen vermeidlich schwächere Gegner kann nicht das Ziel von SGE-Coach Dino Toppmöller und seiner Mannschaft gewesen sein. Der kurzfristige Abgang von Randal Kolo Muani und die dadurch entstandene Vakanz im Sturm lässt große Fragezeichen im Angriff der Eintracht offen. Nach nur vier Toren in fünf Bundesligaspielen ist die Offensive eine der größten Baustellen der Adler. In einem „Bild“-Interview zu Beginn der Woche äußerte sich Dino Toppmöller zum Saisonstart, der Stürmer-Frage der SGE und weiteren Themen.

Kolo-Abgang „kein größeres Problem“

Den Saisonstart in der Bundesliga sieht Toppmöller durchaus als erfolgreich, nur hätte er sich im Spiel gegen Köln mehr erhofft. Nur das Spiel gegen Köln ärgert mich. Das hätten wir auf jeden Fall gewinnen können. Durch den großen personellen Umbruch ist es für uns alle eine große Herausforderung. Doch wir haben alle da eine hohe Motivation und großen Bock drauf! Und ich bin auch überzeugt, dass einige Spieler einen großen Schritt nach vorn machen werden.“ Dass die Eintracht nach dem plötzlichen Abgang von Kolo Muani keinen Ersatz im Transferfenster holen konnte, sei zunächst kein größeres Problem, da das Trainerteam in die Mannschaft vertraue. Der Trainer fordert Geduld bei den Fans und möchte den Spielern, die da sind, eine faire Chance geben. Die Erwartungshaltung habe sich durch diese personelle Entwicklung leicht verändert und das Ziel sei es bis zum Winter gut durch die Dreifachbelastung zu kommen und so wenig Ausfälle wie möglich aufzuweisen. „Die Saison ist zweigeteilt, erst mal bis zum Winter. Und Europa würde ich auch nicht abschreiben wollen, weil wir ehrgeizig sind und weil wir auch Spieler in den Reihen haben, die extrem hohe Qualität haben. Doch das haben andere auch. Von daher erst mal abwarten, wie die nächsten Wochen laufen. Worauf wir stolz sein können: Wir haben bisher die wenigsten Gegentore kassiert. Das muss für uns erst mal der Fokus sein. Und dann kann ich Ihnen versprechen, dass wir irgendwann in den kommenden drei Jahren auch nach vorne richtig guten Fußball spielen. Besser schnell, das ist mir auch klar (lacht).“ Einen Neuzugang im Winter schließt Dino nicht aus, jedoch möchte er seine jetzigen Spieler besser kennenlernen, um zu wissen, wie er ihre Stärken am besten ausspielen kann. Ein genaues Bild von einem Top-Stürmer hat er jedoch. „Grundsätzlich braucht ein Stürmer für mich diese Gier, Tore schießen zu wollen. Jetzt sagen Sie: Jeder Stürmer sollte Bock haben, Tore zu schießen. Ja, aber trotzdem siehst du, wie läuft einer in die Spitze, wie ist er im Strafraum, wie geht er auf den ersten Pfosten, will er sich da unbedingt durchsetzen. Das ist für mich der Gradmesser. Wir zeigen unseren Stürmern Szenen, um das Verständnis dafür weiterzuentwickeln.“

Keine Vergleiche mit Oliver Glasner

Oliver Glasner gewann in seiner ersten Saison die Europa League, Toppmöller geht in seiner ersten Saison in der Conference League an den Start. Diesen Druck möchte er sich zunächst nicht machen und er denkt von Gruppenspiel zu Gruppenspiel, Kontakt mit Glasner hat er jedoch gelegentlich. „Ich hab‘ mit ihm jetzt schon dreimal geschrieben und ihm gesagt: ‚Ich ruf‘ Dich die Tage mal an‘, und dann schreibt er mir, an welchen Tagen er nicht kann. Und danach dauert es wieder zwei Wochen bis zur nächsten Kontaktaufnahme. (lacht) Ich muss ihn jetzt echt mal anrufen, aber wir schreiben uns ab und zu mal.“, so Dino. Auch Vater Klaus Toppmöller ist zufrieden mit dem Start der SGE, nur eine Sache hat er an der Arbeit seines Sohnes zu bemängeln. „Er ist zufrieden. Er war zwar selbst Stürmer und regt sich immer ein bisschen auf, wenn wir nicht viele Tore geschossen haben (lacht). Aber grundsätzlich findet er es super, dass die Defensive so gut ist.

 Sprache als Schlüssel

Eric Dina Ebimbe oder Fares Chaibi sind nur zwei der vielen französisch sprechenden Spieler der SGE. Dino Toppmöller spricht gutes Französisch und dies habe ihm schon des Öfteren bei der Integration und der Kommunikation mit den Spielern geholfen. Das wurde für ihn in seiner Zeit beim FC Bayern zum Vorteil. „Der Lehrer wollte immer, dass Deutsch gelernt wird. Das Argument war, Sprache schafft Identifikation. Das ist für mich Quatsch oder anders gesagt, es ist sicherlich nicht der einzige Faktor. Gemeinsame Erlebnisse schaffen Identifikation. Ein Beispiel: Ich saß mit Benjamin Pavard in der Kabine, als er kurz nach der Rückkehr aus einer Verletzung nicht für die französische Nationalmannschaft nominiert wurde. Er war total sauer auf den Verein, weil er dachte, der hätte dafür gesorgt. In der Kabine habe ich eine halbe Stunde mit ihm geredet. Auf Deutsch hätten wir wahrscheinlich genau zwei Minuten miteinander gesprochen. Aber so öffnet er sich, geht aus sich raus und erzählt. Seitdem hatten wir einen super Draht. Natürlich sollen die Jungs Deutsch lernen. Aber um einen Spieler in einer gewissen Situation mal abzuholen, ist es meiner Meinung nach wichtig, die Muttersprache zu sprechen.“

 Zum Abschluss des Interviews sprach Dino über seine Rituale als Trainer und ein bestimmtes Kleidungsstück trägt eine besondere Magie mit sich. „Immer, wenn ich meine weißen Nike-Schuhe anhatte, haben wir gewonnen. Dazu dieselben Socken, die ich noch nicht gewaschen habe. Aber die ziehe ich wirklich immer nur beim Spiel an! (lacht) Und vor der Pressekonferenz laufe ich immer denselben Weg durch das ProfiCamp.“ In seiner noch kurzen Zeit als Chefcoach habe Dino mit seiner Frau diverse kleinere Restaurants entdeckt und sich in Lokalen unters Volk gemischt. Obwohl er erst seit wenigen Monaten hier ist, habe er sich schon sehr gut eingelebt.

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9 Kommentare

  1. Auf der Internetseite des hr steht auch ausführlich etwas zu Alario:

    https://www.hessenschau.de/sport/fussball/eintracht-frankfurt/eintracht-frankfurt-sucht-verzweifelt-nach-dem-go-to-guy-v1,eintracht-sucht-stuermer-100.html

    Ziemlich negativ interpretiert von den hr-Leuten, wie ich finde. Liest sich so, als wenn Alario keinen Meter zuviel läuft und nur im Strafraum des Gegners lauert (bissel Gekas #2, so die Richtung). Das glaube ich eher nicht. Der wird schon mitbekommen haben – hoffe ich jedenfalls für ihn und für uns-, dass er hier anders spielen muss.

    Und wenn’s einer schafft, ihm das zu verklickern, dann Dino Toppmöller.

    Falls der Trainer mit „Chancen verwerten ist das eine, Chancen bekommen das andere“ wirklich auf Alario abgestellt haben sollte, würde ich das aber gerne auch auf andere Spieler bezogen sehen. Flanken und Eckbälle, die hoch über Freund und Feind hinweg auf der gegenüberliegenden Seite ins Aus fliegen, macht kein Mittelstürmer der Welt rein.

    Die Streuung einer Schrotflinte ist egal, wenn du aus drei Metern auf einen Elefanten im Hausflur schießt, aber aus 30 Metern einen Hasen auf freier Wildbahn erledigst du damit nicht.

    War auch so ein Gedanke von mir insbesondere bei unseren internationalen Auftritten letztens.

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  2. Alario hat bei Bayer in 4 von 5 Spielzeiten jeweils zweistellig geknipst. Der weiß schon, wo die Bude steht. Wenn er wieder fitt ist, kann er uns sicherlich helfen.

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  3. @holz & Highlander
    Sehe ich 100 pro genauso.
    Die Situation bei uns ist ja geradezu prädestiniert für nen erfahrenen, abgezockten 9er, der auch noch die BL besser kennt als die meisten unserer Spieler.
    Wenn Lucas nicht realisiert hat, worauf es bei uns aktuell ankommt und genau diese Riesenchance nicht eiskalt nutzt, dann ist ihm – sorry – wohl nicht zu helfen.
    Bin extrem gespannt auf sein Comeback in den nächsten Wochen.

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  4. @nigromant[3] : Richtig, ich bin auch absolut pro Alario (hey, er ist unser Spieler!), aber es liegt ganz klar auch bei ihm, was er aus der Situation macht.

    Bei Deinem Post letztens zu Robin Kochs Gegenspieler, der sich nach einem Wisch durch sein Haar so lang auf dem Boden wälzte, dass man schon Angst bekam, er würde den Mannschaftsbus zurück nach Freiburg verpassen…

    >>>Mit seiner in Slowmotion besonders bizarr wirkenden Epileptikernummer hat sich der Wonneproppen mit der Wischmoppfrisur im BL-Fairplayranking direkt hinter BVBs strunzsympathischer Edelschabe Karim A. eingereiht.<<<

    habe ich jedes Wort genossen. Gern mehr davon.

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  5. @holz
    …gerne mehr davon, wenn die Sache es fordert
    Ich bin ja übrigens schon sehr lange für eine Fairness-Wertung im Fußball. Ist mir schleierhaft, dass darüber kaum diskutiert wird. Da gäbe es so viele Möglichkeiten und auch sinnvolle Vorbilder in anderen Kontexten. Man könnte über Awards nachdenken, für positive wie negative Beispiele. Es könnten einzelne Sportler, aber auch Teams bewertet werden – von einer Art Punktesystem bis hin zu Preisdotierungen mit entsprechender medialer Präsenz wäre so vieles diskutabel.

    Und dann ist da ja noch das Kardinalthema Erziehung und Ausbildung. Ist das wirklich glaubhaft, was Streich im Nachgang zu der Elferszene mit Aurelio erzählt hat, von wegen andersherum hätte er genauso wenig einen Elfer gesehen? Lol!!!… insbesondere angesichts seines schwerst bipolaren Verhaltens, das notorisch in exorzistische Veitstänze ausartet, für die so mancher Horrorschocker auf den Index gerät. Ich hätte zu gerne ein Setting, in dem der Schwarzwälder Fußballlehrer zusammen mit seinem folgsamen Eleven Junior en Detail mit den einschlägigen Videobildern konfrontiert wird. Bereits die Einstellung aus der Liveübertragung präsentiert den kompletten Schmuh in ganzer Pracht: Nämlich wie der Bengel, soeben noch mutwillig in den Schwalbenmodus entschwebt, am äußersten Dreadlockenzipfel just eine Berührung erahnt und wie es unter der Tarantelmütze sofort tickert: Was hat Papa Streich uns eingebläut? Und wie machen es die beim Film, wenn die so tun sollen als ob… …? Joo, jooh, hab ich alles drauf! Angefangen vom nun folgenden ostentativen ruckartig die Birne Herumschleudern, bis zu der pussymäßigen Kasperei auf dem Rasen, all das ist sorgfältig eingeübt, von Kindesbeinen an praktiziert und von Trainern bzw. Sportpädagogen entweder geduldet und unterstützt oder gar angeleitet worden. Ja, es kommt einem erst einmal albern-lächerlich vor, irgendwie auch unappetitlich und abstoßend. Aber tatsächlich ist es vorsätzlicher Betrug, erstens ggü. den sportlichen Regeln, dem direkten Gegenspieler und dessen Team, dann aber vor Allem ein Affront gegen das FairPlay und den Fußball überhaupt. Und das Schlimme, es passiert unentwegt, auch bei uns, zuletzt teilweise bis zum Abwinken bei RKM zu beobachten, wenn auch nicht so skurril und dreist wie im besagten Falle. Trotzdem wird diese epidemische Unart in und aus den eigenen Reihen allzu gerne relativiert oder marginalisiert. Warum?

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  6. @nigromant (6)
    Köstlich!!
    Ich lese nun schon jahrelang im Forum: Habe noch nie eine so treffende, wie aber auch hervorragend formulierte und humorvolle Beschreibung eines – inzwischen leider spieltagalltäglichen – „vermeintlichen Fouls“ gelesen!
    „nigromant“: Du solltest – ernsthaft – Deine sprachlichen Fähigkeiten beruflich nutzen!!
    Und: Dein Anstoß zum Thema „Fairness“, und dem leider bedeutungslos falschen Umgang damit ist richtig, wichtig und wertvoll. Mache mir schon lange Zeit zu diesem Thema eigene Gedanken… Vielleicht sollte man sich darüber einmal austauschen…

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  7. @tom
    Betr. „Sprache“etc. … gehört schon immer zu meinem Beruf.
    Und Austausch über interessante Gedanken immer gerne.

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  8. nigromant hat das natürlich jetzt satirisch n bisschen auf die Spitze getrieben, aber ich denke auch, wenns in die Richtung der 20-fachen Neymar-Rolle geht, sollts auf jeden Fall gelb geben

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