ReinartzDas Thema Kevin de Bruyne beschäftigt aktuell die Bundesliga wie kaum ein anderes. Der Belgier in Diensten des VfL Wolfsburg wird von Manchester City geködert. Die Engländer scheinen bereit zu sein, neben 80 bis 100 Millionen Euro Ablösesumme auch noch 20 Millionen Euro Gehalt zu zahlen – jährlich! Die Dimensionen, in denen sich Profifußballer bewegen, sind gigantisch. Der Sport boomt und die Clubs wollen mit Macht die großen Erfolge erreichen. Stefan Reinartz, Mittelfeldspieler der Frankfurter Eintracht, wäre dafür, diesen Gehaltswahn zu stoppen und schlägt deshalb eine Gehaltsobergrenze, Salary Cap im englischen genannt, vor. In der amerikanischen NBA, NHL und NFL soll mit dieser Obergrenze verhindert werden, dass die finanzstärksten Teams alle guten Spieler wegkaufen und der Liga somit der Spannungsmoment abhanden käme.

Bei BILD sagt Reinartz daher: „Eine sehr interessante Überlegung. Zum einen würde dann kein Spieler mehr schauen, was der andere verdient und die Gehälter könnten sich nicht hoch schaukeln. Zum zweiten könnte man so das Geld eben anderweitig einsetzen.“ Vor allem die Jugendarbeit der Vereine könnte dadurch noch weiter gestärkt werden. Die DFL würde also eine Gehaltsobergrenze festlegen, die jeder Club pro Jahr für seine Spieler ausgeben dürfte. 2009 scheiterte der FC Schalke 04 allerdings mit einem solchen Antrag. Die Königsblauen brachten diesen Vorschlag ein, weil Hannover 96-Präsident Martin Kind die Aufhebung der 50+1 Regelung forderte. In der WAZ begründete Schalke-Geschäftsführer Peter Peters damals die Überlegungen: „Der sportliche Wettbewerb innerhalb der Liga darf nicht wie in anderen Ländern unnatürlich durch äußere Einflüsse eingeschränkt werden.“

ReinartzAllerdings unterschied sich die Idee von der amerikanischen Variante. Peters forderte, dass ein Verein nur 70 Prozent seiner Gesamteinnahmen aus den Bereichen TV, Sponsoring, Ticketing und Werbung in Transfer- und Personalkosten investieren dürfte. Ferner dürften Investorengelder nur in Bereiche fließen, die nicht direkt den Profibereich betreffen. Es waren sehr konkrete Vorschläge, gescheitert ist der Antrag dennoch – genauso wie der, dass die 50+1 Regelung aufgehoben wird. Aber würde eine Gehaltsobergrenze der Bundesliga wirklich gut tun und weiterhelfen? Manuel Neuer, Torhüter des FC Bayern München, zeigt sich skeptisch und bringt sogleich das gewichtigste Gegenargument ein: „Schwierig, weil es ja auch noch andere Ligen gibt. Wenn man das dann da auch noch hinkriegt, ist das okay.“ André Hahn, Mittelfeldspieler bei Borussia Mönchengladbach, ist ebenfalls der Meinung, dass es dem Profifußball gut tue, wenn weniger Geld fließen würde. Aber es müsste eben in jeder Liga eingeführt werden.

Und hier liegt wohl die Krux bei diesem Vorschlag. Es erscheint schwer vorstellbar, dass sich Investoren in England, Spanien, Italien oder auch Frankreich einschränken werden! Die Folge: Topstars würden die Bundesliga schnell verlassen, wenn nicht mehr als 2 Millionen Euro im Jahr verdient wird. Mainz-Präsident und DFL-Vize Harald Strutz zeigt sich daher auch wenig begeistert von Reinartz Vorstoß: „Ich bin Verfechter der freien Marktwirtschaft auch im Sport und will mir bei meiner Verantwortung nicht in die Vereins- und Unternehmenspolitik reinreden lassen. Solche Themen sind populistisch und bringen nichts.“ Ferner wäre wohl fraglich, ob sich die Gehaltsobergrenze mit dem EU-Wettbewerbsrecht vereinbaren ließe. Schon bei der Umsetzung des Financial Fair Play, wenngleich dies eine andere „Baustelle“ ist, tut sich die Uefa schwer. Hohe Strafen wurden zügig wieder aufgehoben, die von Scheichs und Investoren gesponsorten Vereine wedeln – siehe Manchester City oder Paris Saint-Germain – schon wieder mit den Geldscheinen. So lobenswert der Vorschlag von Reinartz auch sein mag – selbst sein Trainer Armin Veh sagte am Rande der Pressekonferenz, dass eine Umsetzung nicht realistisch sei, weil eben alle Ligen weltweit mitziehen müssten. Und das erscheint wirklich utopisch!

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3 Kommentare

  1. Den Vorschlag finde ich gut! Leider ist er nicht umsetzbar, weil alle Ligen da mitziehen müssten, damit die Bundesliga keinen Schaden von dieser Regelung nimmt und das ist praktisch unmöglich 🙁

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  2. Es wäre mehr als angebracht, Gehaltslimits einzuführen. Wie Attila schon anmerkt, ist es aus einer Vielzahl von Gründen nicht umsetzbar. Ein Alleingang der DFL würde zu einer Wettbewerbsbenachteiligung auf internationaler Ebene führen, Spieler würden ins Ausland abwandern… und zudem müsste es rechtlich durchsetzbar sein. Dass mittlerweile in der Spitze Gehälter gezahlt werden, die nicht mehr vermittelbar sind, das dürfte unbestritten sein.

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