Nach dem souveränen Sieg gegen den 1.FC Magdeburg hatten die Hessen mal wieder Grund zum Feiern. Der Saisonauftakt ist gelungen und die Mannschaft präsentierte sich in vielversprechender Frühform. (Bild: imago images / Jan Huebner)

Nach der Vorbereitung und dem coronabedingten Ausfall des Härtetests gegen Ajax Amsterdam, ging es für die Eintracht im Pokalduell gegen den 1. FC Magdeburg gleich mit einer schwierigen Aufgabe in die Saison. Der Zweitliga-Aufsteiger konnte bereits zwei Spieltage absolvieren und befand sich entsprechend schon im Rhythmus. Die Mannschaft von Trainer Christian Titz ist zudem für offensiven und schnellen Fußball bekannt und war somit alles andere als ein leichtes Los für die erste Pokalrunde. Dass die SGE am Ende überzeugend mit 4:0 gewinnen konnte war beeindruckend. Die Frühform der Europapokalsieger war in dieser Art und Weise so nicht zu erwarten. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Gelungenes Experiment mit Kamada

Die Idee Daichi Kamada auch im defensiven Mittelfeld neben beispielsweise Djibril Sow aufstellen zu können, reifte bei Trainer Oliver Glasner bereits in den letzten Wochen der Vorbereitung. Was im Testspiel gegen einen unterklassigen Gegner gut funktionierte, wollte Glasner nun wohl auch unter echten Wettkampfbedingungen zum Pflichtspielauftakt in Magdeburg ausprobieren. Kamada gefiel sofort in der neuen Rolle und war Dreh- und Angelpunkt im Mittelfeld. Der Japaner kann zudem aus der Tiefe kommend deutlich torgefährlicher werden und bewies dies mit seinen beiden Toren eindrucksvoll. Zudem überzeugte Kamada mit einer enormen Passsicherheit (98 Prozent) und ungewohnter Zweikampfstärke (62 Prozent gewonnene Zweikämpfe). Es scheint, als hätte Glasner mit diesem Kniff eine Position für Kamada gefunden, in der er all seine Stärken noch besser ins Team einbringen kann. Auch wenn es gegen die kommenden Gegner wie Bayern München oder Real Madrid wohl eine zu offensive Herangehensweise wäre, gibt die starke Darbietung des Mittelfeldspielers dem Trainer neue Möglichkeiten gegen defensiv agierende Gegner. Mit Kamada, Mario Götze, Jesper Lindström und Sow hatten die Hessen ein unglaublich spielstarkes und ballsicheres Mittelfeld. Vermutlich so stark, wie nie zuvor.

Starke Debütanten

Natürlich übertstrahlte trotz Kamadas herausragender Leistung das Debüt von Götze alles. Alle Augen waren neugierig auf den Neuzugang gerichtet und es war beeindruckend zu sehen, dass Götze bereits in seinem ersten Spiel das Frankfurter Spiel entscheidend beeinflusste. Mit 70 Ballkontakten in 79 absolvierten Minuten wurde gleich deutlich, dass die Mitspieler Götze suchten und dieser hatte auf engstem Raum mit kleinen, technisch feinen Bewegungen, auch immer eine Lösung parat. Seine Bälle in die Tiefe gaben dem Spiel der Eintracht eine völlig neue Note und die Harmonie mit den Teamkollegen zu einem so frühen Zeitpunkt der Saison war erstaunlich. Götze ist in dieser Form tatsächlich genau das fehlende Element der vergangenen Saison. Mit seinen spielerischen Lösungen wird es den Adlerträgern zukünftig sicher besser gelingen auch tiefstehende Gegner auszuhebeln. Im späteren Verlauf der Partie brachte Glasner auch die beiden neuen Stürmer Lucas Alario und Randal Kolo Muani. Auch diese beiden fügten sich erstaunlich gut in das Frankfurter Spiel ein. Kolo Muani mit all seiner Explosivität, seiner Technik und seinem Spielverständnis legte nicht zufällig den Treffer von Alario auf. Alario musste in dieser Situation und nach dieser herausragenden Vorarbeit nur noch vollenden und tat somit genau das, wofür er geholt wurde.

Die Qual der Wahl

Vorausgesetzt Filip Kostic, Kamada und Evan N´Dicka bleiben den Hessen erhalten und wechseln in dieser Transferperiode nicht mehr, hat die SGE einen qualitativ sehr breit aufgestellten Kader, der Trainer Glasner vor jedem Spiel ins Grübeln bringen wird. Alleine gegen Magdeburg war die Bank mit unter anderem Sebastian Rode, Kristijan Jakic, Lucas Alario, Faride Alidou, Makoto Hasebe und Kolo Muani extrem stark besetzt. Glasner hat nun eine enorme Flexibilität und die Hessen können im Spielverlauf endlich auch nahezu gleichwertig nachlegen, was insbesondere bei der bevorstehenden Dreifachbelastung ein großes Plus sein wird. Während die letzten Pokalauftakte zu Saisonbeginn oftmals schleppend und von vielen Abstimmungsproblemen im Team geprägt waren, war die Leistung gegen Magdeburg überraschend souverän. Es wurde deutlich, dass der Kader bereits frühzeitig beisammen war und Glasner so die komplette Vorbereitung mit seinem Team nutzen konnte. Die Grundordnung steht, die wichtigsten Automatismen scheinen bereits verinnerlicht, sodass Glasner nun bereits zu einem extrem frühen Zeitpunkt der Saison an den Details arbeiten kann. Denn bei all der Euphorie nach diesem spielerisch starken und überraschend souveränen Auftritt, gab es doch auch Dinge, an denen noch gearbeitet werden muss. Insbesondere die Defensive hat oftmals zu viel zugelassen und die entstandenen Lücken werden von den kommenden sehr starken Gegner sicherlich anders ausgenutzt werden. Mit zunehmenden Spielverlauf stimmte auch die Konterabsicherung nicht mehr und den Hessen ist die Souveränität etwas abhanden gekommen, was aufgrund des deutlichen Spielstands jedoch durchaus verständlich war. Mit dem kommenden Heimspiel gegen den FC Bayern München steht nun die erste echte Bewährungsprobe auf dem Programm und es wird spannend, ob das Team ihre spielerische Leichtigkeit auch gegen einen derart stark besetzten Gegner beibehalten kann.

 

 

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12 Kommentare

  1. Der Artikel trifft es ziemlich gut. Allerdings bin ich persönlich eher vorsichtig, wenn im Umfeld schon zu viel Lobhudelei herrscht. (Das hat unserer SGE noch nie gut getan.)

    Einige Szenen der 2. HZ in der Defensive waren schon fast vogelwild und es war nur ein Wunder, dass wir keinen gefangen haben. Trotz des 4:0 scheint auch die Chancenauswertung immer noch ein Problem zu sein. Aus den vielen Möglichkeiten hätte mehr herausgeholt werden können. Also, noch ein paar Stellschrauben an denen gefeilt werden kann.

    Insgesamt sehr abgeklärte und souveräne Vorstellung. Chapeau! Wenn die SGE die nächsten Spiele genauso konzentriert und selbstbewusst angeht, kann das mit dem dazugehörigen Glück eine richtig starke Saison werden. Die nächsten fünf, sechs Spiele haben es in sich und können schon ein Gradmesser sein.

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  2. Wenn wir klar nicht in der Favoritenrolle sind, hätte ich mit Kamada auf der 6 ehrlich gesagt etwas Bammel, ob er das defensiv so gut und auch unter dauerndem Druck schafft auch dauerhaft diese Zweikämpfe zu führen und zu gewinnen. Zum Glück muss ich das nicht entscheiden 😀

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  3. Da Kamada’s überragenden Statistiken in mehreren Artkeln erwähnt sind, kann jemand eine Quelle teilen, in der man beispielsweise auch die Statistiken anderer Spieler (z.B. Götze) sehen kann? Also ich meine für das gleiche Spiel gegen Magdeburg.

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  4. @3:

    Beim Kicker die Seite zum Spiel öffnen, dort dann den Reiter Spieldaten auswählen. Da lassen sich für jeden Spieler vielfältige Informationen anzeigen. Passquote von Götze bei 81%, Zweikampfquote liegt bei 50%.
    Nach Kicker Statistik liegt Kamada auch nicht bei 98%, sondern „nur“ bei 96 😉

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  5. Diese Mannschaft kann den Fußball 3000 begründen. So weit wage ich mich gerne aus dem Fenster. Ich meine nicht automatisch den Sturm an die Spitze, aber spielerisch-technische Offenbarung im Stile einer Spitzenmannschaft.
    Dies gilt allerdings nur, wenn zumindest Filip und Daichi an Board bleiben.
    Die Kunst wird sein, dieses Konvolut an spielerischen Elementen so klug und vorausschauend zu bewegen, dass wir in die – aufgrund unseres Leidensweges nach Bein, Okocha, Yeboah – längst verdiente nächste Ära eintauchen können.
    Diesmal soll/darf die Gelegenheit nicht so weggeworfen werden wie damals.
    Aber unsere Sportführung hält eine Reputation, die es sehr wahrscheinlich macht, dass uns das gelingen könnte.
    Entscheidend wird das Team ab 01.09. sein.

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  6. Ist mir echt teilweise zu himmelhochjauzend die Jungs nach einem gewonnenen Pokalspiel zur nächsten Jahrhundert Mannschaft zu küren. Ja, war geil und es wurde schöner Fußball gespielt und ja, wir haben mehr Qualität der Breite. Aber wir hätten auch locker 1-2 Gegentore fangen können und wenn der Elfer reingeht (bei dem die Abwehr gar net gut aussah) gewinnen wir vermutlich auch net mit 4 Toren Abstand.
    Dazu kommt noch, dass bis Ende August noch wichtige Spieler gehen könnten und wir erst dann so richtig die Qualität beurteilen können. Ich schau mir erstmal ein paar Spiele an, vor allem wie wir mit tiefstehenden Gegnern umgehen, denn dass muss definitiv besser werden als letztes Saison. Ich traue es den Jungs aber allemal zu und hoffe auf eine fantastische Runde mit geilem Fußball aus Frankfurt!

    Aber so isses halt bei de Eintracht und deshalb liebe ich diesen Verein und die Fans.
    Und nen Zehner auf CL Sieg werde ich natürlich auch setzen! 🙂

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  7. Also Leute, zum Thema Euphorie meine Meinung:
    Seit fast 30 Jahren herrschte Tristesse, was das Thema Euphorie anbelangte. Man krebste irgendwo im Nirgendwo herum und man war froh, wenn man die 40 Punkte Marke erreicht hat oder wieder in die Bundesliga aufgestiegen ist.
    Seit einigen Jahren geht es auf allen Ebenen aufwärts. Mein persönliches Highlight war Barcelona. Wie wir da aufgetreten sind löst immer noch Gänsehaut aus. Wie sich der Verein gemacht hat, welche Neuzugänge dazu gestoßen sind, die Vorbereitung, das erste Pokalspiel usw usw usw….
    Ich kann jeden verstehen, der auf Grund der Vergangenheit vorsichtig ist.
    ICH MACH DA ABER NICHT MIT!!!!
    Ich schwebe weiter auf Wolke 7 und gehe von einer weltklasse Saison mit vielen Höhepunkten aus!!!! Ich habe lange genug auch auf die 40 Punkte gehofft, hab da aber keine Lust mehr drauf.
    The Sky is the Limit, also auf geht’s, holt die Punkte gegen die Bayern und gebt endlich die Vertragsverlängerung bekannt, die schon LÄNGST eingetütet sind!
    Optimistische Grüße an alle!

    P.S. Fussball 3000 – wie geil ist das denn?????

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  8. Moin

    Ja, für vorne haben wir uns ideal verstärkt.

    Trotzdem ein Kostić und Knauf dürfen nicht ausfallen, ein Lenz und Chandler können es leider nicht richten.

    Gegen die Bauern wird evtl Muani für Borre spielen WG der Geschwindigkeit, und Rode für Kamada.
    Bin Mal gespannt und freu mich auf Freitag.

    Nur die SGE

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  9. Am Freitag würde es mich nicht wundern wenn wir auf Attacke gebürstet sind. Nach der Devise „wir verstecken uns nicht“

    Hat so einen geschmack ala Bueffelherde da waren wir auch Offensiv getrimmt und haben den ein und anderen Gegner weggefidelt. Und taeglich gruesst das Murmeltier. Muani fuer Borre zwecks Geschwindigkeit. Ronin fuer den ein und anderen tödlichen Pass, Passt.. Sieg nur die SGE

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  10. Smolcic übrigens wieder gesperrt, diesmal auch für die Liga wegen 9 gelben Karten letzte Saison in Kroatien, is das da ne Sonderregel, alle 3 Karten oder was?

    https://www.kicker.de/glasner-vor-saisonstart-fussballherz-was-willst-du-mehr-911750/artikel

    Allerdings nur im Pokal halt mal ne Gelbrote und keine Rote. Klingt schon nach Abwehrkante. Klingt natürlich auch nach n bisschen viel, zeichnet aber viele einsatzstarke Spieler aus mit Führungsqualitäten:

    https://www.bundesliga.com/de/bundesliga/statistiken/spieler/gelbe-karten

    Also geht schon eher Richtung taktisches Foul, nicht unüberlegt. Glasner setzt schon mehr auf Doppeln und Ablaufen als harte Grätsche, der wird schon gucken, was er ihm an anderen Mitteln mitgeben kann. Dazu war Smolcic ja auch bereits sehr jung schon Kapitän. Der Junge wird uns bestimmt noch Freude machen.

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  11. @ 5 und 8
    ja das sind die positiven, Mutmacher-Berichte. Wirklich schön geschrieben.

    Ich setze da gerne noch einen drauf:
    “ . Mit Kamada, Mario Götze, Jesper Lindström und Sow hatten die Hessen ein unglaublich spielstarkes und ballsicheres Mittelfeld. Vermutlich so stark, wie nie zuvor.“
    Nein, es war nicht das spielstärkste Mittelfeld. Dieses hier muss sich erst noch beweisen. Die Bein, Möller-Ära war saustark; und die Grabi, Nickel, Holz und Weidle-Ära war ebenso stark. Damals hatte es leider in beiden Äras an der Beständigkeit und der Stärke der Ersatzbank gefehlt. Zudem hatten wir, zumindest zu Grabi-Zeiten, leider nur durchschnittliche Keeper.

    Nun ist dies aber erfreulicherweise anders:
    Das hochgelobte Mittelfeld von Magdeburg in allen Ehren – ja, schön und gut.
    Heute haben wir zum ersten Mal, seit ich Alt-Adler denken kann, eine bärenstarke Hinterbank; gute Spieler, die fast 1 zu 1 jemanden ersetzen können. Wir haben des weiteren einen guten Torhüter, und wir haben einen Zusammenhalt innerhalb des Vereins bis hin zur Fangemeinschaft, wie ich es bisher nicht kannte.

    Wie gesagt: Alles muss sich erst noch über die Saison hinweg beweisen.
    Fakt ist aber auch, dass ich noch nie – seit den End-Sechzigern – eine solche eingespielte, souveräne Eintracht in einer Vorsaison gesehen habe, als in Magdeburg. Ja, eine erschreckend starke Frühform !!!

    Also, die Mannschaft ist so breit und gut aufgestellt, wie nie zuvor. Das ist der entscheidende Punkt Das ist es, was mich auf einer nie dagewesenen Euphoriewelle sehr gerne mitschwimmen läßt. Ich schließe mich deshalb gerne meinen Vorrednern 5 und 8 an. Hier kann etwas richtig Großartiges entstehen.

    Ich freue mich schon riesig auf das, was da zusammenwächst; auch wenn – wie manche es vermuten – die ersten Spiele in die Hose gehen sollten. Da kommt eine geballte Ladung Spielkultur und Power auf die Gegner zu. Und diesmal halten wir durch (kacken nicht wieder zum Ende hin ab), trotz „Dreifachbelastung“ und ähnlichen Entschuldigungsgründen.

    Auf eine geile Saison
    Adlergruß

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