47 Partien bestritt Haris Seferovic in der Bundesliga für Eintracht Frankfurt – das Gefühl einer Einwechslung hat der Angreifer in diesem Zeitraum noch nicht kennengelernt. Der Schweizer war bei Vorgänger Thomas Schaaf und Rückkehrer Armin Veh immer gesetzt, wenn er zur Verfügung stand. An diesem Status könnte sich am Wochenende, wenn die Hessen mit dem Zug zum FC Augsburg reisen, erstmals etwas ändern – ein Bankplatz droht. Die Nachwehen vom Sonntag sind im Stadtwald noch immer spürbar. Seferovic und Veh – es scheint fraglich, ob sie noch einmal zusammenfinden.
Dabei begann die Saison so hoffnungsvoll. Der Stürmer war der Antreiber im Angriff der Hessen. Gegen den VfL Wolfsburg (1:2), den VfB Stuttgart (4:1) und den 1. FC Köln (6:2) war er mit zwei Treffern und drei Vorlagen an der Hälfte aller Tore beteiligt. Seferovic schien den nächsten Schritt in seiner Entwicklung gehen zu können und wirbelte umher wie in der starken Hinserie 2014 (je 7 Treffer und Vorlagen). Doch dann der Knackpunkt am 6. Spieltag bei der Partie gegen den FC Schalke 04. Beim Stande von 0:0 verletzte er sich und musste wegen eines Muskelfaserrisses aussetzen. Nach seiner Rückkehr auf den Platz zurück war der 23-jährige nicht mehr wiederzuerkennen.
Es fehlte der gewohnte Biss, die Bereitschaft sich aufzuopfern und den Kampf anzunehmen. Die Partien liefen an ihm vorbei, er blieb sechs Partien ohne Scorerpunkte. Seine zu Beginn in den sozialen Netzwerken gezeigte Identifikation mit Anhängern, Verein und der Stadt ließen ein lautes Murren im Stadion allerdings ausbleiben. Die Hoffnungen, er könne an seine starken Spiele vom Vorjahr anknüpfen, waren und sind allgegenwärtig in den Fanblöcken. Doch intern hat sich etwas geändert: Die Lockerheit, die ihn und sein Spiel ausmachten, rückte immer weiter in den Hintergrund. Die persönliche Misere – sie nagte am Nationalspieler. Der Treffer gegen den 1. FSV Mainz 05 (1:2) und die Vorlagen bei Borussia Dortmund (1:4) und im Heimspiel gegen den SV Werder Bremen (2:1) brachten keine Änderung.
Im Gegenteil: Während die Kollegen sich über den wichtigen Sieg gegen Bremen freuten, brach Seferovic noch auf dem Feld zusammen und ließ seinen Tränen nach der dritten vergebenen Topchance freien Lauf. Bei allem verständlichen Frust – Fußball ist noch immer ein Mannschaftssport und nach so einem wichtigen Dreier sollten die persönlichen Befindlichkeiten nicht auch noch in den Vordergrund gerückt werden. Irgendwie muss es – man kann es allerdings nur erahnen – an diesem Tag mächtig geknackst haben im sensiblen Gefüge der Adler. Die lange Zeit so offen gehaltenen Worten zur Vertragsverlängerung wurden im Trainingslager in Abu Dhabi von Seferovic deutlich relativiert: „Ich mach‘ mein Spiel bis zum Sommer…“
Neben diesen Worten fiel Seferovic in den Tagen in den Vereinigten Arabischen Emiraten vor allem durch seine Badelatschen und Erholung am Pool auf. Manch einer im näheren Umkreis verpasste ihm gar den zweifelhaften Spitznamen „der Urlauber“. Während die Mitspieler schufteten, konnte er aufgrund seiner Achillessehnenproblemen an kaum einer Trainingseinheit teilnehmen. Nach der Rückkehr waren die Schmerzen allerdings zügig passé, der letzte Test gegen Eintracht Braunschweig (3:3) sogar von Beginn an möglich – auch wenn er zuvor schon ankündigte, dass Oberschenkelprobleme Sprints unmöglichen machen würden. Die Krönung, die zum Ausbruch von Veh führte, setzte der Angreifer dann vergangenen Sonntag gegen den VfL Wolfsburg.
Nach Ballverlusten stehen bleiben, abwinken, motzen, nach der Auswechslung auf der Tribüne schmollen – eine Mischung, die wohl zur explosiven Aussage des Trainers führten: „Ich habe die Schnauze voll!“ Es sind Worte, die den fast unüberwindbaren Graben zwischen Coach und Stürmer aufgezeigt haben. Italien-Transferexperte Di Marzio spricht von einem möglichen Wechsel zu Sampdoria Genua. Nach dessen Informationen arbeitet „Samp“ parallel an einer Einigung mit der Eintracht. Auch wenn die Hessen ein Machtwort sprachen und einem Transfer einen Riegel vorschoben, muss die Frage erlaubt sein: Hilft es, einen Angreifer mit durchzuschleppen, der nur noch „Dienst nach Vorschrift“ erledigt?
Nein! Die Macher der Eintracht sollten die verbleibenden Tage nutzen, eine gute Summe aushandeln und selbst noch einmal auf dem Transfermarkt tätig werden. Luc Castaignos steht vor einer Rückkehr in den Trainingsbetrieb, Alex Meier hat seine Form wieder gefunden und mit Luca Waldschmidt hat Veh ein großes Talent in der Hinterhand – und notfalls half in der Vergangenheit auch Stefan Aigner schon im Sturm aus. Die Unruhe, die durch einen Verbleib von Seferovic vorherrschen würde, kann im Abstiegskampf viele wertvolle Zähler kosten. Grüppchenbildung, unnötiges Medienaufkommen und ein hochunzufriedener Seferovic sind eine hochbrisante Mixtur. Die Wege, so hart es auch klingen mag – sie müssen sich trennen – und dies schnellstmöglich!
56 Kommentare
Da gehört eine Menge Mut dazu Serfo noch abzugeben, aber ich bin aus den dargelegten Gründen dafür. Ich glaube nicht mehr an eine Topleistung für die Eintracht. Natürlich könnte er noch mal ein Torschießen und dann wahrscheinlich mit den Fingern an der Eintracht - Brust in die Kurve zu laufen, aber...
Danke Janilton!
Da bin ich völlig anderer Meinung. Seferovic hat sich entschuldigt und steht gegen Augsburg wieder im Kader. Wo ist das Problem? Meinungsverschiedenheiten gehören dazu.. klar hat Sefe deutlich überzogen, aber ich denke das ist ihm auch bewußt geworden die Tage. Es wird sich immer beschwert das wir zu viele brave Spieler haben die sich nicht wehren und keine Emotionen zeigen... dann macht es mal einer, und schwupps soll er verkauft werden. Das ist doch lächerlich...
Seferovic wird alleine aus persönlichen Gründen schnell versuchen in Topform zu kommen, im Juni ist EM... da will er dabei sein. Danach kann man sicher über einen Wechsel nachdenken, wäre wohl auch sinnvoll weil er dann nur noch ein Jahr Vertrag hat. Aber doch nicht jetzt, mitten im Abstiegskampf!!!
Gibt die Situation um Seferovic gut wieder:
http://www.main-spitze.de/sport/top-clubs/eintracht-frankfurt/behrenbecks-blick-eintracht-frankfurt-und-der-fall-seferovic_16592222.htm
Sorry, aber Seferovic abzugeben, wäre der größte Schwachsinn, den wir machen könnten. Dann sollten wir lieber Veh abgeben!
Sefe ist unser bester Stürmer (im Gesamtpaket gesehen, also auch Alter, Talent berücksichtigt!) und wir haben mit Meier sonst nur einen, der trifft. Luc muss erst mal wieder reinkommen.
Sorry, aber wenn wir Sefe abgeben sollten, egal ob jetzt oder im Sommer, dann verliere ich langsam wirklich den Glauben an unsere Führung!
Mann Mann Mann . man kann die Sache auch übertreiben. Er hat sich daneben benommen und einen Schuß vorn Bug bekommen. Damit ist die Sache erstmal beendet. Was sie da verpflichten haben sie ja gewusst.
Fällt jetzt halt auf seit Jahren ist es ruhiger in Frankfurt geworden . Früher war das bei Eintracht Zankfurt doch an der Tagesordnung.
Also lasst mal Ruhe walten.
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