Wenn die Frankfurter Eintracht derzeit auf dem Platz steht, dann ist es die erste Saison seit vielen Jahren, in der Sebastian Rode nicht Kapitän und schon gar nicht Teil des Kaders der Hessen ist. Nach der vergangenen Spielzeit beendete der 33-Jährige seine Karriere. Daher verfolge er die Spiele der SGE derzeit mit einem „komischen“ Gefühl, wie er den Medien der „VRM“ sagte. Allerdings habe er sich hier auch gut vorbereiten können: „Es war natürlich auch ein langer Prozess, in dem ich mit mir ausmachen konnte, dass in diesem Sommer die Karriere endet. Ich habe es auf der Couch verfolgt, mit einem lachenden und einem weinenden Auge.“ Immer wieder war die Karriere des Mittelfeldmannes dabei von Verletzungen unterbrochen – wie auch zuletzt, als er sich nur für einen Kurz-Einsatz im letzten Saisonspiel gegen Leipzig fit machte. Derzeit wäre an ein dauerhaftes Spielen nicht zu denken. Daher habe er auch keine Wehmut. „Ich bin im Reinen mit mir und hoffe, dass die Jungs mir in dieser Saison viel Freude bereiten“, resümierte der Rechtsfuß. Dabei blickte er auch in besonderem Maße auf sein letztes Heimspiel gegen Leipzig am 34. Spieltag der vergangenen Saison zurück: „Es war emotional ein absolutes Highlight am Ende meiner Karriere, das bei mir gerade auch wieder Gänsehaut erzeugt. Der Stellenwert für mich ist sehr hoch. Vor allem, weil es quasi eine Reaktion auf das war, was ich für die Eintracht leisten konnte. Ich habe Dankbarkeit und Anerkennung gespürt von den Fans, die nicht jedem zuteil wird. Das mit meinem langjährigen Mannschaftskollegen Makoto Hasebe zu erleben, der auch viel für den Verein getan hat, hat mich stolz gemacht. Zumal ich ja aus der Region komme, eine starke Bindung zur Eintracht und zu den Fans aufgebaut habe und so viele Erfolge feiern durfte.“
Nachdem er die SGE in den letzten Jahren immer als Kapitän aufs Feld führte, wenn er fit war, ist dies nun die Aufgabe von Kevin Trapp, der sein Nachfolger als Mannschaftsführer ist. Er sei „absolut“ ein würdiger Nachfolger, sagte Rode: „Er hat es sich verdient mit seinen Leistungen in den vergangenen Jahren, und ich hoffe, dass er jetzt als Kapitän noch große Erfolge feiern kann.“ Obwohl der 34-Jährge Keeper sei, was nicht „ganz perfekt“ als Kapitän sei, habe er sich dies verdient und Rode bezeichnete Trapp als „logischen Nachfolger“. Er hoffe aber auch, dass es nun neue Spieler bei der SGE gibt, die in seine Fußstapfen als Identifikationsfigur wachsen. „Ich setzte große Hoffnung auf Robin Koch, der zuletzt eine hervorragende Saison gespielt hat und vom Charakter her ein Supertyp ist. Er kann in die Rolle der Identifikationsfigur für die Fans reinwachsen, und ich hoffe, dass er lange bei der Eintracht bleibt“, erklärte Rode.
Hoffnung auf die Rückkehr der Leidenschaft
Nachdem man bei der Eintracht in der letzten Saison zwar mit dem Tabellenplatz, nicht aber mit der Spielweise zufrieden war, hofft man in Frankfurt in diesem Jahr auf bessere Leistungen. Rode betonte, dass es gut sei, dass in diesem Jahr viele Spieler im Kader der Hessen sind, die bereits letztes Jahr dabei waren. „Das ist schon mal gut, dass sie mit der Spielphilosophie von Trainer Dino Toppmöller vertraut sind“, so der 33-Jährge, der aber auch betonte, dass es trotzdem einige Neuzugänge gebe: „Viele junge Spieler, die teilweise aus der Zweiten Liga kommen und sich erst einmal in der Bundesliga adaptieren müssen.“ Besonders auf einen Spieler habe er besonderen Blick: „Kristensen finde ich einen sehr guten Transfer, ein gestandener Spieler im besten Alter, der auch internationale Erfahrung hat. Ich bin gespannt, wie sich die Jungen entwickeln, beziehungsweise ob sie die vergangene Saison bestätigen können. Nächste Saison wird es nicht einfacher, zumal wir zwei internationale Spiele mehr haben.“
Rasmus Kristensen, so viel kann man jetzt schon sagen, steht vor allem für großen Einsatz und Kampf. Eine Eigenschaft, die in Frankfurt geliebt wird – und in der vergangenen Saison „ein bisschen verloren gegangen“ sei, wie der gebürtige Hesse sagte. Es sei nun das Ziel, diese Eigenschaft wieder ins Spiel der SGE zu integrieren: „Aber es ist nicht einfach, gerade wenn du gegen tief stehende Mannschaften spielst, da brauchst du eine gewisse individuelle Qualität, um das Spiel aufzureißen. Und da tun sich auch absolute Spitzenmannschaften schwer. Da brauchst du Spieler in der Offensive, die 30, 40 Millionen Euro aufwärts kosten. Ich hoffe, dass der Fußball wieder deutlich mitreißender wird.“
Rode: Ekitiké muss sich noch beweisen
Einer, der die Massen mitreißen kann, ist Angreifer Hugo Ekitiké. Der Franzose zeigte vor allem gegen Ende der vergangenen Saison und nun auch schon im DFB Pokal gegen Braunschweig, warum die SGE rund 20 Millionen für ihn bezahlt hat. Rode tritt hier aber auf die Bremse und attestiert dem Angreifer noch Verbesserungspotential. „Es gibt viele Talente, die sich noch entwickeln müssen und Zeit brauchen. Hugo ist eines davon. Er hat im Laufe der Rückrunde seine Stärken aufblitzen lassen, aber in der Vorbereitung war man noch nicht ganz mit seiner Leistung zufrieden“, so der ehemalige Sechser, der vor allem betonte, dass Ekitiké noch erwarchsener werden, „Seriosität an den Tag legen“ und „Leistung konstant abliefern“ müsse. Daher werde die Hinrunde ein erster Gradmesser sein und hier werde sich zeigen, „ob er dauerhaft auf hohem Niveau in der Bundesliga spielen kann.“
Während die SGE in vielen Mannschaftsteilen auf dem Transfermarkt aktiv war, ist bisher noch kein direkter Ersatz für Rode selbst verpflichtet worden. Zwar transferierte die SGE mit Oscar Hojlund einen neuen Mittelfeldmann, der Däne wird aber noch einige Zeit brauchen. „Es war ja das große Ziel, Pascal Groß zu holen. Von daher hätten sie schon gerne noch jemanden geholt, aber der Plan ging nicht auf“, erklärte Rode, der aber auch sagte, dass er nicht den großen Bedarf eines Nachfolgers sehe: „Ellyes (Skhiri) und Hugo (Larsson) haben in der letzten Saison sehr viele ordentliche Spiele gemacht, wobei sie in der Rückrunde das Leistungsniveau nicht ganz halten konnten. Das Transferfenster ist eine Weile offen, da kann noch viel passieren. Wenn sich ein Transfer anbietet, werden sie ihn noch tätigen. Aber auch ohne Zugang ist die Mannschaft schon gut aufgestellt auf der Sechserposition.“
Europa League-Sieg als Highlight
Zurückblickend auf seine eigene Karriere wird es vor allem immer wieder der Sieg in der Europa League 2022 sein, auf den Rode angesprochen werden wird. „Man realisiert tatsächlich im Laufe der Zeit immer mehr, wie außergewöhnlich und großartig das war“, erklärte Rode und verriet, dass ihm dies sogar in der Freizeit mit seinen Kindern klar wird: „Wenn ich mit meinen Kindern durch das Eintracht-Wimmelbuch gehe, wo auf der vorletzten Seite alle Titel aufgelistet sind, die fünf Pokalsiege, die zwei Europacup-Erfolge und der eine Meistertitel, dann wird mir klar, was der Triumph von Sevilla in den 125 Jahren Vereinsgeschichte bedeutet. Ich war dabei und sogar Kapitän. Davor hat 25 Jahre keine deutsche Mannschaft mehr seit Schalke diesen Titel gewonnen und Leverkusen hat in diesem Jahr das Finale auch 0:3 verloren.“
Während der Fokus während seiner aktiven Zeit natürlich auch zu großen Teilen beim Fußball war, habe er nun viel Zeit für seine Kinder, wie Rode verriet. Daher werde er sich mit seiner Familie nun einen großen Traum erfüllen: „Ich mache erstmal eine große Reise nach Neuseeland. Das ging bisher im Leben einfach noch nicht. Solange unsere große Tochter noch nicht in der Schule ist, haben wir noch zwei Jahre Zeit, solche Reisen zu unternehmen. Das ist der Anfang, mal sehen, wie es sich entwickelt.“ Auch sonst habe sich der Fokus stark geändert: „Der Alltag ist schon bestimmt von den Kids. Es ist nicht so, dass ich einfach in den Tag reinlebe. Sie wecken einen früh auf, dann bringe ich sie in den Kindergarten, versuche mich noch fit zu halten und viel Fahrrad zu fahren.“ Außerdem habe er eine neue, selbstgewählte Verpflichtungen: „Ich habe auch einen Sportmanagement-Kurs an der Uni St. Gallen angefangen. Da steht die dritte Präsenzwoche an. Nils Petersen und Felix Wiedwald sind zum Beispiel dabei. Da versuche ich mich weiterzubilden. Dazu mein Engagement bei Frankfurt Galaxy und meine Botschafterrolle beim Verein für krebskranke Kinder. Also mir wird momentan noch nicht langweilig.“
Wie es beruflich für ihn weitergehe, wisse er aber noch nicht, hier möchte er auch nicht in Eile geraten: „Und dazu will ich mir auch ein, zwei Jahre Zeit nehmen, um herauszufinden, in welche Richtung es gehen soll. Beim Sportmanagment-Kurs sind viele erfahrene Leute dabei, die gesagt haben, du machst es genau richtig, dir Zeit zu nehmen und selbst klar zu werden, was du willst. Im September hospitiere ich bei Hannes Wolf bei der U20-Nationalmannschaft und schnuppere da ein bisschen rein. Und so schaue ich in alle Richtungen, aber lege mich jetzt noch nicht fest.“ Natürlich sei auch ein Job bei der SGE möglich: „Mein Herz hängt natürlich an der Eintracht. Aber natürlich muss es auch passen und die Funktion, die ich am Ende machen will, auch verfügbar sein. Der Kontakt wird aber ganz sicher nicht abreißen. Ich würde mir natürlich wünschen, irgendwann in einer Funktion für die Eintracht zu arbeiten. Aber auch da bin ich noch nicht festgelegt.“
2 Kommentare
Von mir aus kann und sollte Seppl Rode auch eine schöne Aufgabe innerhalb der "Eintracht-Familie" ausüben.
Das hat er sich verdient. Und aufgrund seiner Auftritte und Interviews der letzten Jahre hat sein Wort auch ordentlich Gewicht. Sein Standing kann wohl kaum bstritten werden.
Mir fehlt der Sebbl auf dem Platz und ja, gerne in anderer Funktion zu unsrer Eintracht zurückkommen….!
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