Kapitän Sebastian Rode will alles geben, um nochmal für die Eintracht auf dem Platz zu stehen. (Foto: IMAGO / Schüler)

Ein Bild, das die SGE-Fans nicht gerne zu Gesicht bekommen: Sebastian Rode betritt die Pressekonferenz mit Krücken. Seine Knieverletzung wird den Kapitän der SGE daran hindern die nächsten Spiele auf dem Platz zu stehen. Nach einigen bewegenden Tagen und einer Operation, die gut verlaufen ist, spricht die Eintracht-Legende über die Zukunft und teilt die Gedanken, die ihn beschäftigten.

Die Bedeutung von Rode bei der Eintracht ist immens. Eine Identifikationsfigur. „Solche Spieler wie Seppl gibt es selten. Die fußballerische Qualität, aber auch die Persönlichkeit und die Identifikation mit dem Verein. Das ist eine schwere Aufgabe und ein 1 zu 1 Ersatz wird schwer sein. Das ist ein großer Verlust, den es vielleicht auch gilt im Kollektiv aufzufangen“, weiß auch Sportvorstand Markus Krösche. Die Verletzung des Mittelfeldmotors sei für die ganze Mannschaft ein Schock gewesen, führte er aus. „Er ist unser Kapitän, ein wichtiger Teil unserer Planung mit dem Höhepunkt EL. Das war für uns ein Schock und wir wissen, was das bedeutet. Mit hat es sehr leid getan, dass wir ausgeschieden sind, weil man weiß, was in einem letzten Spiel in einem vorgeht. Mit jedem Schritt rückt das Ende näher. Die Verletzung ist extrem bitter. Wir hoffen, dass die Genesung voranschreitet und er Spielzeit bekommen kann.“

Rode selbst beschrieb seine Emotionen sehr detailliert. Ein Spieler, der in seiner Karriere von einigen Verletzungen zurückgeworfen wurde und auch kurz vor seinem Karriereende nicht aufgibt. Nach der Operation hat er ein klares Ziel vor Augen: Er möchte sich auf dem Feld von der Kurve verabschieden. Rückblickend war das verlorene Spiel in der Conference League eine harte Pille zu schlucken, wie Rode bekannt gab: „Das Spiel war sehr emotional für mich und wie wir ausgeschieden sind, war sehr bitter. Wenn man dann vor der Tatsache steht, dass es das letzte internationale Spiel war, kommen die Emotionen hoch. Die Tage mit Ausscheiden und Knie sind die ein oder andere Träne geflossen. Ich habe mir Gedanken über die Zukunft gemacht. Ich habe mich für die OP entschieden, sie ist fünf Tage her und das Knie hat sich ganz gut entwickelt. Ich hoffe, dass es auch weiter so geht. Man wird sehen, ob es für Minuten reicht. Vom Arzt habe ich gesagt bekommen, dass es kein großer Bruch ist, wenn ich noch drei mal 90 Minuten spiele. Ich hoffe der Mannschaft nochmal helfen zu können. Man muss abwarten, wie die Reha verläuft. Ich möchte am letzten Spieltag auf dem Feld stehen und mich auf dem Platz verabschieden.“

Und die Karriere nach der Karriere?

Man sollte meinen, dass die SGE mit einer solchen Identifikationsfigur einen Vertrag über die Karriere hinaus vereinbare. So ist es. Beide Parteien sind gewillt den 33-Jährigen am Main zu halten. „Sicherlich haben wir uns schon mal ausgetauscht und wir haben ihm gesagt, dass wir ihn nach der Karriere behalten wollen. Er ist als Botschafter der SGE prädestiniert“, so Krösche, der bei der Personalie jedoch sehr entspannt auf die Zukunft blickt. Um die Bedeutung von einem Rode in den eigenen Reihen, weiß auch der Sportvorstand. Es sei wichtig, dass solche Identifikationsfiguren wie Seppl bei der Eintracht bleiben, um seine Expertise zu nutzen, erklärte er weiter.

Rode hat vorerst einen anderen Plan. Er möchte die Zeit mit seiner Familie genießen. Abstand vom schnelllebigen Geschäft Profifußball sollte es sein, damit man entspannt mit den Liebsten reisen kann. Doch kommt da nicht Langeweile auf? „Ich bin mir sicher, dass ich genug Projekte in der Zeit entwickle. Ich habe genug Sommerpausen gehabt in denen ich verletzt war, von daher werde ich das gut genießen können.“ Wo genau die Reise nach der Profikarriere hingeht, weiß er bislang noch nicht, möchte sich darüber in den nächsten Jahren dennoch im Klaren werden. „Ich habe im letzten Jahr meinen B+-Trainerschein gemacht und wenn man mit solchen Menschen arbeitet, da kribbelt es definitiv“, sagte er über eine mögliche Karriere als Übungsleiter. Ein berufliches Leben fernab vom Fußball ist für ihn Momentan eher unvorstellbar.

Mit Rode geht eine Identifikation, die nicht zu ersetzen ist

Fußball ist immer schnelllebiger geworden. So ist die Fluktuation bei den Spieler gestiegen und wahre Identifikationsfiguren wie Rode, Timothy Chandler und Makoto Hasebe sind eine Rarität. Wie soll ein Sportvorstand sowas auffangen? Darauf hatte Krösche eine klare Antwort: „Identifikation entwickelt sich über Jahre. Sowas muss sich etwas bilden. Es gilt natürlich trotzdem, dass Spieler langfristig bei der Eintracht spielen und sich sowas entwickelt. Ich erhoffe mir, dass wir in Zukunft auch Spieler haben, die über fünf Jahre bei uns spielen. Das würde bedeuten, dass die Spieler den nächsten Schritt nicht mehr woanders gehen, sondern hier. Dann haben wir sportlich viel erreicht.“

Die nächsten Führungsspieler könnten nach dem abwandernden Rode, bereits im Kader stehen. Wenn es nach ihm ginge, dann sieht er dort Torwart Kevin Trapp, Abwehrchef Robin Koch und auch Stürmer Omar Marmoush in einer guten Rolle, diese Lücken zu schließen. Dennoch sei es wichtig, dass die jungen Spieler so schnell wie nur möglich in den Verein hineinwachsen, um eine Bindung aufzubauen. „Es wird immer weniger Spieler geben, die zehn Jahre oder länger bei einem Verein sein werden. Es gibt auch Berater, die gewisse Interessen verfolgen, aber das ist schwer zu erklären. Ich bin froh, dass ich in einer Zeit dabei gewesen bin, wo das noch ein bisschen anders war. Die Verbindung zu den Fans und die Region macht etwas mit einem. Wenn man das aufsaugt, dann ist das eine gute Chance sich zu entwickeln.“ Auch mit seiner Verletzung möchte er die nächste Zeit bei der Mannschaft verbringen. Von außen will er den Spielern auf dem Platz helfen und Heimspiele der Adlerträger lässt sich der Kapitän selbstredend nicht entgehen.

Verletzungen, Rückschritte und Erfolge

Blickt man auf die Karriere von Sebastian Rode, dann erkennt man, dass ohne die Verletzungshistorie einiges in seiner Karriere möglich gewesen wäre. An seiner Karriere möchte er im Nachhinein nichts ändern und blickt definitiv mit einem lachenden und einem weinendem Auge auf die Zeit als Profifußballer zurück. „Es waren viele schöne Zeiten dabei. Sei es die erste Zeit in Frankfurt, wo wir es ins internationale Geschäft geschafft haben. Im Endeffekt bin ich stolz, dass ich zur SGE gekommen bin und die Zeit nach meiner Rückkehr ist die Herausragendste. Wir haben es zwei Mal in das Europa League-Halbfinale geschafft, Champions League gespielt, waren im DFB-Pokalfinale und haben die Europa League dann gewonnen. Das sind Erfolge, die außergewöhnlich und nicht planbar sind. So eine Freude ist dann nochmal größer.“

Neben den Erfolgen, die Rode in seiner Karriere feiern durfte, musste er einige Rückschläge wegstecken und mehrmals mental zurückkommen. Besonders seine Zeit in Dortmund, als er für die zweite Mannschaft auflief, war eine schwere Phase in der Karriere. Umso glücklicher sei er gewesen, dass die Eintracht im die Chance gab, sich erneut zu beweisen. Doch spielt der Kopf nicht verrückt, wenn man sich überlegt, was hätte sein können? Rode bleibt dabei bodenständig und betrachtet das große Ganze: Ich hätte auch gerne ein paar Spiele mehr gemacht, aber meine Spielweise und körperliche Situation hatte es nicht zugelassen. Ich hatte einen großen Rückhalt vom meiner Frau und meinen Freunden. Alles in allem geht es uns Fußballprofis sehr gut. Wir sind privilegiert und es gibt viele Menschen, denen es schlechter geht als einem selbst. Solche Verletzungen sind dann Lappalien, auch wenn es für einen selbst nicht immer einfach ist.“

Auch in der Nationalmannschaft wäre für den zentrale Mittelfeldspieler einiges möglich gewesen, wenn er nicht so viele Verletzungen hätte wegstecken müssen. Bereuen tut er jedoch nichts: „Ich hätte bestimmt ein Länderspiel machen können, wenn ich weniger Verletzungen gehabt hätte. Das liegt aber im Naturell des Menschen, dass man nach Höherem strebt. Man muss aber nach sich schauen und auch mal mit dem zufrieden sein, was man hat. Ich bin mit meiner Karriere sehr zufrieden und würde nichts anders machen.“ Jetzt geht es vorerst in die Genesungsphase, um im Saisonendspurt eventuell nochmal mitmischen zu können. Dabei möchte er, wie er selbst lachend sagte, nichts übers Knie brechen.

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6 Kommentare

  1. eine sehr seriöse Pressekonferenz mit grundlegenden Gedanken von Seppl, die sich wirklich jeder hinter den Spiegel hängen könnte, selten gesehen und absoluter Respekt von mir.
    das war ganz stark !
    riesen Respekt davor, dass er wirklich nochmal für 5 Minuten am letzten Spieltag diese gesamtem Reha-strapazen auf sich nimmt. passt aber auch , ein echter Kämpfer und Eintrachtler mit Herz.

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  2. Moin, super Typ, Vorbild, Kämpfer, einer an dem sich viele ein Beispiel nehmen sollten/können.
    Danke Seppl, Du hast für die SGE unglaublich viel gegeben!
    Bleib uns erhalten!!!
    Nur die SGE

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  3. Mal ne Frage an Leute, die sich auskennen. Wenn Seppl (oder auch Hase) nächste Saison einen neuen Job als Trainer/Manager/Platzwart/Psychologe/Teammanager oder sonstwas annimmt, unter welchen Bedingungen könnte er noch für den Kader gemeldet werden bzw in der Bundesliga kicken? Das wäre doch dann bestimmt mit sowas wie „Meldekosten“ oder „Lizenzgebühren“ verbunden. Oder könnte man ihn einfach als Amateur in der Zweiten melden und dann nach Lust und Laune noch Mal einsetzen? Kennt sich da jemand aus?

    Mir geht es da jetzt wirklich nur um die Formalien bzw Kosten – nicht um den Gesundheits- oder Fitnesszustand.

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  4. Letztes Spiel gegen Leibzig, Seppl kommt die zweite Halbzeit und entscheidet das Spiel mit für uns. Wir überholen RB und werden 5ter. Was ein Träumsche.
    Nur die SGE!

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  5. Rode wird unter Toppmöller kein Spiel mehr machen. Diese Pressekonferenz bestätigen meine These das diese OP bzw Verletzung er nach hinten verschieben hätte können aber ER entschieden hat das die OP jetzt stattfindet und nicht nach der Saison,heisst er hat mit dieser Verletzung schon die ganze Saison bzw letzte gespielt.
    Tzja für OG hat er sich geopfert aber nicht für Toppmöller. Sorry aber das musste ich nochmal loswerden. Ansonsten schade für so ein trauriges Ende, glaube nicht dran das er noch ein Pflichtspiel machen wird.
    Danke für die geile Zeit.
    Schöne Grüße aus Sachsenhausen

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  6. @5: Was soll denn aufgrund so eines schönen und vor allem harmonischen Artikels jetzt dieser Pessimismus und wie kann man das schon wieder missbrauchen, um gegen Toppmöller zu sticheln? Was muss das für ein trauriges Leben sein…

    Es gibt keinerlei Anhaltspunkte von Stimmung gegen Dino in der Mannschaft, die Spieler äußern sich alle nur positiv, insbesondere unser aller Held Omar Marmoush. Es reden auch alle von der guten Stimmung in der Mannschaft und im Training.

    Vor allem aber behauptet moenchi genau das Gegenteil von dem, was unser Kapitän Seppl Rode im Statement geäußert hat. Was ist los, moenchi, glaubst du unserem Kapitän nicht, hältst du ihn für einen Lügner?

    Im Artikel steht zunächst, dass die OP gut verlaufen ist, das ist ja erstmal nur positiv. Wenn man die OP verzögert hätte, wäre das nur unnötiges Risiko gewesen.

    Seine Aussagen sind, dass er zufrieden mit eeiner Karriere und stolz auf das mit der Eintracht erreichte ist, dass er bei der Mannschaft sein will, um sie zu unterstützen und anzuleiten und dass es sein Ziel ist, am letzten Spieltag auf dem Platz zu stehen und sich so von den Fans zu verabschieden.

    Das führt deine Interpretation völlig ad absurdum, moenchi, hast du überhaupt den Artikel gelesen?

    Es ist auch gut zu wissen, dass Rode den Trainerschein schon hat, dann kann er ja direkt als Co-Trainer bei Alex Meier einsteigen oder selbst eine Jugendmannschaft übernehmen.

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