Stefan Reinartz freut sich auf das Leben nach dem Fußball.
Stefan Reinartz freut sich auf das Leben nach dem Fußball.

Es war ein Paukenschlag, als Stefan Reinartz am 27.5.2016 sein Karriereende verkündete. Der Mittelfeldspieler, der mit so hohen Erwartungen von Bayer 04 Leverkusen zur Eintracht gewechselt war und mit dazu beitragen sollte, die große Lücke auf der Position im defensiven Mittelfeld zu schließen, zog mit 27 Jahren im „besten Fußballeralter“ einen Schlussstrich. 163 Bundesliga-, 15 Champions League-, 13 Europa League- und 14 DFB-Pokal-Spiele wurde der in Engelskirchen geborene Reinartz schwer. Für die Hessen lief er insgesamt 17mal in Pflichtspielen auf und glänzte dabei jeweils einmal als Torschütze und Vorlagengeber. Doch zuletzt spielte sein Körper nicht mehr so mit, wie es der häufig so nachdenklich wirkende Reinartz sich wünschte.

Im Gespräch mit „Bild“ begründete er den Schritt: „Der Auslöser waren die vielen Verletzungen. In meinem Körper hat es an allen Ecken und Enden gekracht. Ich hatte nicht das Gefühl, dass sich das noch mal deutlich verbessert.“ Ein Blick auf die Verletzungshistorie zeigt, dass sich der frühere Defensivspezialist seit der Spielzeit 2013/14 – damals noch im Trikot von Bayer 04 Leverkusen – immer häufiger abmelden musste. Fersenprobleme, Bruch der Augenhöhle, Patellasehnenprobleme, eine Leistenoperation und zum Schluss immer wiederkehrende Oberschenkelprobleme. Reinartz verpasste in drei Spielzeiten insgesamt 67 Partien – eine Ausfallquote von weit über fünfzig Prozent. Wenn er einmal auf das Feld zurückkehrte, war es mehr eine Suche nach der Form und nicht das Gefühl, wirklich weiterzukommen. Die Entscheidung, die Reißleine zu ziehen und aufzuhören, fiel ihm dennoch sehr schwer: „Es hat gedauert, bis ich sie getroffen habe. Seit November war ich fast durchgehend verletzt. Da hat es begonnen, in mir zu rumoren.“

Frustrierender als die Tatsache, die Karriere beendet zu haben, war die zähe Zeit in der Reha. Wieder aus Mannschaftskreis raus, kleinteilig zurückkämpfen, Rückschläge erleiden, wieder aufstehen – es war zu viel für den introvertierten Profi, der nie so ganz am Main angekommen zu sein schien und sich mehr und mehr zurückzog. Im Umfeld haben viele nachgefragt, ob er sich diese Entscheidung gut überlegt habe. Reinartz äußerte sich dazu entschlossen: „Ich wusste schon mit 20, dass ich nicht spielen werde, bis ich 35 bin. Ich habe mich immer schon mit anderen Dingen beschäftigt, zum Beispiel begonnen, Psychologie zu studieren. Dass es jetzt so schnell vorbei ist, darauf habe ich allerdings nicht gehofft.“ Sein vor der Saison in der Frankfurter Rundschau gestecktes Ziel kann er jetzt zwar nicht mehr erreichen. Damals sagte Reinartz: „Ja, ich mache ein Fernstudium in Psychologie. Aber das liegt momentan auf Eis. Ich habe mir aber fest vorgenommen, es bis zu meinem Karriereende durchzuziehen.“

Der Ex-Profi wird dennoch nicht in ein tiefes Loch fallen und verkündete tatendurstig, dass er sich nicht wie ein Frührentner fühle: „Ich habe nicht das Gefühl, mit dem Arbeiten aufzuhören, sondern gerade erst richtig anzufangen.“ Zusammen mit Jens Hegeler hat er die Firma „Impect“ aufgebaut und eine neue Form der Spieldaten-Erfassung entwickelt. Der Ursprung der Idee: „Wir haben uns früher oft gefragt, warum die Statistiken wie Ballbesitz oder Zweikampfquote oft nicht das Ergebnis widerspiegeln.“ Grundlage sei stattdessen der Wert, wie häufig ein „Gegner überspielt“ wurde. Reinartz führt etwas konkreter aus: „Dabei geht es darum, zu ermitteln, wie viele Gegner von einem Spieler oder einer Mannschaft überspielt werden, bevor es zum Torabschluss kommt. 86 Prozent aller Bundesliga-Spiele werden von der Mannschaft, die in dieser Statistik die besseren Werte hatte, nicht verloren.“ So ganz wird man das Gefühl nicht los, dass der „schlaue Kopf“ jetzt endlich das machen kann, was ihm wirklich Spaß macht.

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5 Kommentare

  1. ich bin schon immer ein Fan von Statistiken und beispiele wie Moneyball (Oakland A’s in der MLB) haben gezeigt, dass unorthodoxe Methoden Spieler zu Scouten durchaus funktionieren können selbst in einem Sport in dem es aufs übelste verpöhnt wurde. Wenn schon ein Spieler der bei uns noch ein Jahr Vertrag gehabt hätte und durchaus auch einen hohen MW hat einfach mal sein Vetrag auflösen kann, dann würde ich doch Versuchen als „Gegenleistung“ Kosten günstig von den ermittelten Daten seiner Firma gebrauch zu machen. Man muss ja nicht primär nach diesen Daten gehen, aber wenn man 3-4 Spieler hat und sich nicht unbedingt entscheiden kann welchen man jetzt verpflichten soll, dann könnten solche Daten durchaus weiter helfen!
    Egal wie sehr die Leute RB Leipzig hassen (ich auch) deren Transfers finde ich extrem gut die knallen ihr Geld nicht ganz so Sinnlos raus für Überteuerte Spieler sondern da steckt ein ausgeglügeltes System dahinter und wenn die jetzt auch auf Reinatz und dessen Firma ihre Daten setzten (genau wie Dortmund, Leverkusen und der DFB) würde ich mir als Eintracht Frankfurt mal gedanken machen ob man nicht auch mal ein Vorreiter sein will und mal neue Sachen ausprobieren will bevor man mal wieder dem Trend hinterher rennt…

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  2. Ein Armutszeugnis für die Eintracht dass sie auf solche Statistiken verzichten können…. Ihr bisher getätigten Transfers haben ja allesamt überzeugt ! Ein wenig visionäres denken scheint die Verantwortlichen zu überfordern….. Hoffentlich ändern Sie doch bald ihre Meinung!

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  3. Die Dinosaurier sind übrigens auch ausgestorben.

    Ein böser Mensch würde sagen “ Dieser ganze Statistikscheiß ist neumodisches Gedöns und hat nichts mit unserer schönen Fußballromantik zu tun “

    Es gibt auch nicht wirklich Straßenfußballer und Käfigkicker. Die Zeiten ändern sich.

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  4. Die Eintracht braucht diese Statistik nicht, weil der Fall nicht eintritt dass Gegner überspielt werden… 😉

    Gruß SCOPE

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