Präsident Peter Fischer warnt vor den Premier League-Millionen.
Präsident Peter Fischer warnt vor den Premier League-Millionen.

Peter Fischer ist bekannt für seine blumigen Worte und klaren Meinungen. Wenn sich der Eintracht-Präsident äußert, dann wackeln zumeist die Wände. Am Mittwoch sprach der 62jährige „Lebemann“ im Fanshop der WEMAG in Fulda vor versammelten Mitgliedern des Bundesverbandes der mittelständischen Wirtschaft. Seit 2000 bereits ist Fischer Präsident der „launischen Diva“ vom Main. Im Januar wurde er mit fast 100% der Stimmen von den Mitgliedern wiedergewählt. Es war das Ergebnis einer positiven Entwicklung am und rund um den Riederwald. Die Mitgliedszahlen wachsen stetig weiter, Jugend und Profis wurden – genauso wie e.V. und AG – näher zusammengeführt, ferner gehen rund 9.000 Menschen in den verschiedenen Abteilungen einer sportlichen Tätigkeit nach.

Es sind Zahlen, auf die der Präsident mit einem gewissen Stolz blicken kann – schließlich kennt er auch ganz andere Zeiten. Damals, 2000, war der Verein eher als „Zwietracht“ Frankfurt bekannt. Interne Querelen, sportliche Berg- und Talfahrten und vor allem finanzielle Vabanquespiele brachten den Traditionsclub an den Rande des Abgrunds. 4 Mitarbeiter in der Verwaltung und 4.000 Mitglieder im Verein – es war nicht viel vorzufinden bei den Hessen. „Nichts funktionierte in der Zentrale, es gab nicht einmal eine Heizung„, erzählte er bei seinem Vortrag in Osthessen. Hilfeschreie erreichten Fischer, der eine erfolgreiche Marketing-Firma leitete, die für große Unternehmen wie Adidas und BMW arbeitete. Und dann sagten sie ihm, so berichtete er lachend, dass sie den perfekten Präsident gefunden hätten – „Mich! mich. Als meine damaligen Frau mir davon abriet, habe ich es natürlich gemacht.“

Fischer ist eine imposante Erscheinung. Der Hüne, der schon frühzeitig seine Eltern verloren hat und bereits mit 13 Jahren aus dem Heim im Schwabenland nach Frankfurt floh, steht in gewisser Weise noch für das „divenhafte“ hinter dem Namen Eintracht Frankfurt. Er polarisiert, eckt an, trägt sein Herz auf der Zunge – und vergisst dabei nie diejenigen mitzunehmen, die Woche für Woche dem Club die Treue halten und ihren Herzensverein unterstützen, so gut es nur geht. Daher verspricht der Präsident nun auch: „Über 70 Prozent der Fußball AG gehören dem Verein und solange es mich gibt, wird das auch so bleiben. Wir sind und bleiben ein echter Verein, kein amerikanischer Investor wird uns kaufen und wenn so ein Ölauge kommt, werden wir es auch in den Arsch treten und wegschicken. Wir haben keinen Cent Schulden.“ Allerdings weiß auch Fischer, dass man sich mit dieser Haltung eben nicht alle Wünsche erfüllen kann: „Alles gehört uns, aber Meisterschaften gibt es auch keine – auch in den nächsten zwei Jahren nicht.“

Die Eintracht kaufen? Nicht, solange Peter Fischer da ist.
Die Eintracht kaufen? Nicht, solange Peter Fischer da ist.

Sorge bereitet ihm die Entwicklung in der Premier League: „Für jeden, der geradeso 100 Meter geradeaus laufen kann, bezahlen die 20 Millionen Euro – man könnte meinen, die haben ein Loch im Kopf. Wir müssen aufpassen, dass unser Fußball nicht kaputt gemacht wird.“ Hier spricht er wieder – der Fan Peter Fischer. Der Mann der ausdrückt, was die Gemeinde hinter ihm denkt und welche Ängste sie verfolgt. 2011 gab er ein bemerkenswertes Interview in der Frankfurter Rundschau. Der Verein erholte sich damals nur mühsam von der „Rückrunde der Schande“, die zum wohl unnötigsten Abstieg der Vereinsgeschichte führte. Mit Bruno Hübner und Armin Veh kehrte zwar frischer Wind ein – Eigengewächse aber waren weit und breit nicht zu sehen. Sonny Kittel kämpfte sich nach einer schweren Verletzung zurück – ansonsten aber stand eine Mannschaft auf dem Feld, die zügig für das Projekt Wiederaufstieg zusammengestellt wurde und funktionieren musste: „Richtig ist: In dem Team steckt jetzt nicht so viel Eintracht drin und da stecken auch nicht so viele Ideen drin, die es ja mal gab“, sagte der Präsident damals, enttäuscht von der Entwicklung am Main.

Fast genau auf den Tag vier Jahre später hat sich allerdings einiges getan bei den Frankfurtern. Marc Stendera, Joel Gerezgiher, Luca Waldschmidt, Marco Russ, Enis Bunjaki, Yannick Zummack, Kittel – inzwischen rennen doch einige waschechte Hessen und Eigengewächs im Kader der Eintracht herum. Fischer hat nun große Sorgen, dass dieser Weg – die Jugend zu fördern und nach ganz oben zu bringen – in Deutschland, womöglich auch bei den Frankfurtern, wieder verlassen wird. Der WM-Sieg 2014 sei das Produkt der Arbeit des verstorbenen DFB-Präsidenten Gerhard Mayer-Vorfelder gewesen, der nach der Jahrtausendwende für einen nachhaltigen Umbruch in der Jugendarbeit gesorgt hat. „Er rief die Leistungszentren ins Leben, deren erste Generation letzten Jahr Weltmeister wurde. Schweinsteiger, Lahm, Khedira – sie wurden alle in DFB-Leistungszentren ausgebildet. Bei der Eintracht stehen gleich fünf Spieler daraus in der Startelf. Die nachkommende Generation bleibt uns hoffentlich treu und schaut nicht nur auf das Geld.“

Man dürfe nicht einfach blind dem Fetisch Premier League hinterherlaufen, betonte vor einigen Wochen bereits Vorstandschef Heribert Bruchhagen. Aber auch in der Bundesrepublik gibt es Mannschaften, die mit einem Haufen Geldscheinen winken und – besonders gerne jungen – Spielern die Köpfe verdrehen. Ein Unding für Fischer: „Die fahren mit dem großen Koffer umher und kaufen ein.“ Er fordert von seinem Club daher, weiterhin authentische zu bleiben: „Wir in Frankfurt wollen Verein bleiben und mit den finanziellen Möglichkeiten eines echten Fußballclubs wirtschaften. Wenn wir damit kein Meister werden, ist das nicht schlimm, aber ich glaube, wir werden auch in den kommenden Jahren mit der Eintracht Spaß haben.“

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13 Kommentare

  1. Ich hätte eine: Geld säen, mit der reichen Ernte die CL gewinnen und außerdem freien Eintritt für alle in unserem 120.000 Besucher fassenden neuen Fußballtempel.

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  2. Immer das gleiche Genörgele…… schlag doch mal die tollen, ultra-geilen und noch nie dagewesenen neuen Ideen vor @Peter Nogly…… scheint ja für Dich alles wunderbar einfach zu sein…….

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  3. Marodes Riederwaldstadion abreißen und dafür drei/vier Plätze bauen zum Beispiel. Die Lilien machen das vor für nur schlappe 2 Mio und tun damit was für den Nachwuchs. Die labern nicht nur sondern machen was.

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  4. Achso, ja, wir haben ja am Riederwald nur noch total veraltete Anlagen stehen…. hatte ja vergessen dass der Neubau dort vor gar nicht langer Zeit nur ein Traum war……

    So, und was sollten uns dann 3 oder 4 Plätze mehr bringen letzten Endes???? Dann bin ich mal gespannt was wir davon für einen unschlagbaren Wettbewerbsvorteil hätten…..

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  5. Es würde schon reichen endlich die U17,U19 in die AG zu holen.Jugendfachmann ala Elgert,Gerland etc.verpflichten und auf die Zukunft bauen.

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  6. Keine Investoren mit Fischer als Präsi? – hmmm. Dann tut es mir leid. Dann müssen Sie gehen

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  7. Nein dann ist er genau der richtige Mann am richtigen Platz. Gut dass auch einige der Offiziellen nicht dem Prinzip „mal-ordentlich-auf-pump-versuchen“-Prinzip gnadenlos verfallen…..

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  8. Fischer wird dem Druck der Fans bald nicht mehr Herr sein können. Das dauert zwar nochn bissl aber es wird kommen

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  9. Hä, da ist einer nach jahrelanger Amtszeit mit einem Ergebnis wie in China wiedergewählt worden, aber das Stimmvieh erkennt nicht, was es angerichtet hat? Von welchem Druck der Fans ist hier die Rede, worin besteht und womit begründet er sich?

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  10. Ein Selbstdarsteller vor dem Herrn. Mit Pelzkragen und Porsche durch die Gegend fahren. Super Vorbild!

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  11. Uuuh, Porsche, ist es Neid? Muss ein Herr Fischer, der das Leben genießt, jetzt schon über seine Vorbildfunktion (für wen und warum?) bewertet werden? Mann, der ist Vereinspräsi, nicht mehr und nicht weniger. Und ich glaube, in dieser Position hat er mehr richtig als falsch gemacht. Nicht mehr und nicht weniger.

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