Zur vergangenen Saison 2023/24 eiste Eintracht Frankfurt Linksverteidiger Niels Nkounkou für eine Ablöse von 7,5 Millionen Euro von der AS Saint-Étienne los. Mit ihm soll die klaffende Lücke auf der linken Seite geschlossen und Vorgänger Filip Kostic vergessen gemacht werden. Seine Leistungen im ersten Jahr zeigen zwar, dass die Fußstopfen des Europapokal-Helden noch zu groß sind, dennoch bewies er in einigen Spielen sein Können. In der neuen Spielzeit soll er eine Schippe drauflegen und mehr Konstanz in seine Spielweise hineinbringen. Welche Ziele er mit der Eintracht verfolgt, wie seine Anfangszeit im neuen Verein war und wieso er Star-Trainer Carlo Ancelotti ewig dankbar ist, verriet er in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau.
Die Saison 2024/25 ist noch frisch, die SGE hat mit Pokal und Liga die ersten vier Pflichtspiele hinter sich, in denen alle Nkounkou auf dem Platz stehen durfte. Mit seinen guten Leistungen trug er dazu bei, dass seine Mannschaft einen gelungenen Saisonstart hingelegt hat. Einige behaupten, dass der Franzose beim 3:1-Sieg gegen die TSG Hoffenheim seine beste Leistung brachte. Dem kann er bedingt zustimmen. „Es war ein gutes Spiel, in der Tat, aber ob es das beste seit meiner Ankunft in Frankfurt war, weiß ich nicht“ und weist auf vergangene Spiele hin. „Ich finde, in der letzten Saison gab es auch einige Spiele von mir, die ähnlich waren.“ Mit gutem Recht, denn einer dieser guten Auftritte war sein Debüt gegen den 1.FC Köln, als er nach Einwechslung mit seinem ersten Tor in Kostic-Manier per strammem Linksschuss seinem Team einen Punkt rettete. Ein Highlight, an das sich der 23-Jährige gerne zurückerinnert. „Ich bin erst einen Tag vorher hier angekommen, meine gesamte Familie war im Stadion. Dann werde ich eingewechselt – und mache den Ausgleich. Das war etwas ganz Besonderes für mich.“
Selbstkritisch blickt Nkounkou auf sein erstes Jahr in Frankfurt zurück. Er weiß, was gut lief, aber gleichzeitig auch, was es zu verbessern gilt. Doch alle Anfang ist bekanntlich schwer, das ist in der Regel bei jedem Neuzugang der Fall. „Die ersten sechs Monate waren ein bisschen schwieriger, man muss sich auch erst an alles gewöhnen. Neue Mannschaft, neuer Verein, neue Stadt, neues Umfeld – das braucht seine Zeit.“ Genau diese Zeit, um sich immer besser und besser zu integrieren, bekam er auch.“Ich finde, dass ich mich im Laufe der Zeit gut an die Bundesliga angepasst habe. Ich kenne die Liga jetzt besser, habe ein besseres Gespür“, skizziert er seine Entwicklung.
Verhältnis zu Toppmöller
In der abgelaufenen Spielzeit konnte Nkounkou bereits seine offensiven Fähigkeiten mit 3 erzielten Toren und 3 Vorlagen unter Beweis stellen. Sein Spielstil zeichnet sich darin aus, dass er „gerne den Schwung aufnimmt und Akzente in der Offensive setzen will.“ Verbesserungsbedarf sieht Trainer Dino Toppmöller in seiner Defensivarbeit. Nkounkou zeigt sich lernwillig. „Das hat mir der Trainer auch gesagt. Ich arbeite daran und finde, dass ich auf einem guten Weg bin.“ Das Verhältnis zwischen Trainer und Spieler scheint ohnehin richtig gut zu sein, wie Nkounkou selbst betont: „Der Trainer schenkt mir Vertrauen, das freut mich.“ Ein großer Pluspunkt ist dabei die Flexibilität in der Sprache beim Trainer. Toppmöller beherrscht neben Deutsch auch die französische Sprache, was den Umgang und die Kommunikation mit den Spielern deutlich erleichtert. „Es ist hilfreich und angenehm. Vor allem auch, wenn es um taktische Erklärungen und Spielzüge geht“, merkt der ehemalige französische U21-Nationalspieler an.
Trotz der Sprachbegabung musste auch der Trainer sich Kritik an seine Spielweise anhören, obwohl seine Adlerträger die letzte Saison auf dem sechsten Platz abschlossen. „Man muss ja sehen, dass es letzte Saison einen großen Umbruch gab. Das braucht seine Zeit. Jetzt sind wir ein Jahr weiter. Die Mannschaft lebt, wir kommen gut klar miteinander, die Stimmung ist sehr gut. Wie Sie richtig sagen, war der sechste Platz am Ende ein gutes Ergebnis. Aber wir haben jetzt eine starke Mannschaft mit hoher Qualität“, erklärt Nkounkou die Unterschiede beider Spielzeiten. Geändert hat sich aber eins nicht: die Ambitionen, auch in der aktuellen Saison soll mindestens der sechste Platz wieder ins Frankfurter Visier genommen werden. „Wir wissen, was wir können“, unterstreicht Nkounkou. Große Hilfe kann dabei zweifelsfrei das Sturmduo um Landsmann Hugo Ekitiké und Omar Marmoush sein. Zwei Spieler, bei denen auch Nkounkou ins Schwärmen gerät. „Das sind zwei Spieler mit enormen Qualitäten, auch wenn sie unterschiedliche Profile haben. Sie tun uns gut.“ Auch die zwischenmenschliche Beziehung ist blendend. „Ich verstehe mich mit beiden sehr gut. Wenn sie solche Leistungen bringen wie gegen Hoffenheim, dann freut sich natürlich jeder von uns.“
Lange Reise: Endstation Frankfurt?
Für Nkounkou ist die Weltstadt Frankfurt am Main mittlerweile zu seiner neuen Heimat geworden. „Ich bin sehr gut aufgenommen worden, habe einen guten Draht zu allen hier. Ich würde inzwischen sagen, ich gehöre zur Familie.“ Bei der Vita des 1,80 Meter großen Linksfußes lässt sich feststellen, dass er in seiner noch jungen Karriere schon viele Städte zu Gesicht bekam. Olympique Marseille, FC Everton, Standard Lüttich, Cardiff City, AS St.-Étienne sind die Vereine, für die der pfeilschnelle Schienenspieler auflief, ehe er für die Eintracht unterschrieb. Es ist also sehr naheliegend, dass er schon im Kindesalter davon träumte, Fußballprofi zu werden. „Dem Fußball habe ich alles untergeordnet und viel investiert. Ich bin jetzt auf einem guten Weg, strebe aber das Maximum an.“ Auch wenn er nicht in die Glaskugel schauen kann, was die Zukunft mit sich bringt, sieht sich aktuell Nkounkou in der Mainmetropole gut aufgehoben und verfolgt das Ziel, hier sich sportlich und persönlich weiterzuentwickeln. „Ich werde weiter hart an mir arbeiten, das steckt in mir, das ist mein Naturell“, zeigt er sich kämpferisch. Viel zu verdanken hat er das einem ganz großen Namen: Carlo Ancelotti. Unter seiner Regie lief er damals beim FC Everton auf, eine Zeit, die für den Spieler sehr prägend war. „Er war in Everton mein erster Trainer im Profibereich. Carlo Ancelotti hat mir vieles beigebracht und mich zu dem Spieler gemacht, der ich heute bin. Er war für meine Entwicklung sehr wichtig. Ich werde ihm ewig dankbar sein.“
Jetzt ist es nicht mehr der Italiener, sondern Toppmöller, unter dem er den Weg weitergehen und sich weiterbilden soll. Womöglich wird der sympathische Linksfuß dann seinem aktuellen Coach ebenfalls vieles zu verdanken haben.
8 Kommentare
Ich bin grundsätzlich ein großer Fan von Spielertypen wie Nkounkou. Allerdings spielt er m.E. zu häufig zu kopflos, läuft sich fest und spielt überhastete Pässe.
Wie dem auch sei: Die Hoffnung ist, dass er von dem sich andeutenden Lauf der Mannschaft profitieren und fest spielen kann!
Warum hat eigentlich nahezu jeder Kommentar der Selbsterkenntnis Experten hier immer und immer wieder etwas negatives. Es gibt immer was zu meckern. Egal was und über wen geschrieben wird, immer gibt’s was zu meckern… jetzt ist Nkounkou kopflos überhastet und läuft sich fest… kann man nicht einfach mal was nettes schreiben und nicht hinter jedem furz einen Skandal sehen…
Mir fehlen auch die üblichen basher hier die gegen MK und Toppi schießen…wo sind diese Experten eigentlich hinverschwunden?
Kein System erkennbar, kein Eintracht gen… sofort rausschmeißen usw… alle abgetaucht… komisch.
Seh ich genau so. War mMn auch der schwächste (mit Götze) in Wolfsburg. Was Spielintelligenz und taktisches Verständnis angeht einer der schwächsten unseres Kaders. Würde mich total freuen wenn sich das ändert, aber so richtig Hoffnung hab ich da nicht mehr.
Tut mir auch total leid, weil man ihm mangelnden Willen und mangelnden Einsatz sicher nicht vorwerfen kann. Auch fussballerisch passt das. Aber es ist eben auch in 8 von 10 Fällen "Kopf durch die Wand". Das Problem ist das Knauff in genau den gleichen Dingen massive Defizite hat.
Schauen wir mal! Ich würde ihm total gönnen "die Kurve zu bekommen".
@2: Hmmm... Ich finde ausschließlich auf den Mitschreibern hier rumzuhacken (denn mehr war dein post ja nicht) irgendwie keinen guten Stil - sorry...
Skurril
Jeder Spieltag, an dem er in der ersten halben Stunde seines Dienstbeginns keine gelbe Karte zieht, ist ein guter Tag.
Lasst den mal machen. Oder gibt´s sinnvolle Alternativen auf dieser Position?
So auch mal mein Statement zum Spiel in Wolfsburg. Ich war vor Ort und es war ein geiler Auswärtssieg !
Stimmung top… also von uns 😀
Die Wolfsburger vor Ort sehr freundlich.
Parkplatzsituation grausam weil 3 Parkplätze komplett im Umbau und somit geschlossen waren.
Ich will gar nicht zu sehr auf den 2-3 Spielern rumhacken die etwas abgefallen sind. Denn im Endeffekt sind wir eine Mannschaft die das super kompensiert hat.
Wir spielen wieder guten Fußball und das auch noch erfolgreich. (Wobei die Platzierung letzte Saison auch ein Erfolg war)
Die Engländer, sollten sie denn überhaupt wirklich bei Marmoush eine Rolle gespielt haben, können sich alle in den Arsch beißen und wir können froh sein Omar weiter bei uns zu haben !
Bis zu unserem 1:0 haben wir nicht ins Spiel gefunden. Aber Wolfsburg jetzt auch nicht wirklich große Chancen gehabt.
Dann das 1:0 und wir wurden besser. Müssen das 2:0 oder sogar höher machen und der Deckel wäre früher drauf gewesen. Was ebenfalls verdient gewesen wäre. Dann die Einzelaktion von Baku der mich natürlich lügen strafen musste als ich bei der Aufstellung dachte: Baku eigentlich kein schlechter aber gefühlt seit 2 Jahren nichts mehr gerissen. Danke dafür 😂
Dann der völlig korrekte Handelfmeter zum verdienten Auswärtssieg.
Ich freue mich auf die nächsten Spiele !
Wir sind im Flow.
'Warum hat eigentlich nahezu jeder Kommentar der Selbsterkenntnis Experten hier immer und immer wieder etwas negatives. Es gibt immer was zu meckern.'
Lebst du im Ausland?
@3, ich finde, das wird Nkounkou gar nicht gerecht. Ihm fehlende Spielintelligenz zu unterstellen, halte ich für falsch. Er ist oft noch zu stürmisch, er will zu viel und zu schnell. Teilweise sind seine Pässe aber auch genial. Koch und Skhiri erreichen ihre 90% Passquote eben auch, indem sie den Ball oft kurz und unkompliziert an Ballverteiler wie Götze oder eben Nkounkou weiterleiten, weil sie wissen, dass die was mit dem Ball anfangen können und denen was einfällt. Schnelle Dribbler müssen auch schnell Entscheidungen fällen, das ist der Fluch der guten Tat. Selbst Top Spielmacher wie Messi haben generell "nur" eine 2/3 Dribbling und 2/3 Rate bei langen Pässen, CR7 hat bereits deutlich schlechtere Werte.
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