Er ist einer der größten Durchstarter der aktuellen Bundesliga-Saison: Nathaniel Brown hat bei der Frankfurter Eintracht aufregende Monate hinter sich. Gleich zweimal wurde der 21-Jährige schon als Rookie of the Month in Deutschlands höchster Spielklasse ausgezeichnet. Das ist aber nur einer von vielen Belegen für die herausragenden Leistungen des Youngsters. Im Interview mit der „Sport Bild“ spricht der linke Außenbahnspieler über seinen bemerkenswerten Aufstieg, Träume von der Champions League und warum seine Mutter bei Mario Götze ins Schwärmen gerät.
„Es gibt Momente, in denen ich mir denke: Das kann jetzt gar nicht real sein, das ist viel zu schön“, schwärmt Nathaniel Brown. „Zum Beispiel, als ich mein erstes Bundesliga-Tor beim 7:2 gegen Bochum gemacht habe. Meine Mutter war da auch im Stadion. Ich konnte das erst gar nicht glauben. Als Can Uzun später auch noch ein Tor erzielt hat und wir gemeinsam unseren Jubel aus Nürnberger Zeiten gemacht haben, war das wie im Traum.“ Die Entwicklung des 21-Jährigen in dieser Saison ist so kometenhaft, dass es selbst für den Außenbahnspieler manchmal schwer ist zu realisieren. Dabei hat Browns fußballerische Laufbahn damals eigentlich auf der Zehner-Position begonnen. Die Regionalmedien in der Oberpfalz, seine Heimat, gaben ihm sogar den Titel „Vilstal-Schreck aus Kümmersbruck“. „Ich war da fünf oder sechs Jahre alt. Ich habe eine Menge Tore geschossen und bin auf Turnieren häufig zum besten Spieler gewählt worden“, lacht der Youngster. „Damals habe ich noch nicht als Linksverteidiger. Der Schreck war ich dementsprechend für die anderen Teams.“ Nach starken Leistungen in Nürnberg wechselte Brown im vergangenen Sommer schließlich nach Frankfurt. Mit dabei sein Freund und Teamkollege Can Uzun, mit dem er auch eine Fahrgemeinschaft pflegt, da Uzun noch keinen Führerschein hat. „Er hat gewettet, dass er ihn bis zu seinem 19. Geburtstag hat. Ich habe dagegengehalten und gewonnen! Das ist jetzt ein halbes Jahr her. Ich sehe da irgendwie kein Ende.“ Bei der Eintracht fühlt sich Brown pudelwohl. Sowohl in der Stadt, als auch in der Mannschaft: „Es macht einfach riesig Spaß, wir sind ein großartiges Team. Morgens stehe ich auf und freue mich auf die Kabine. Es ist immer was los, es ist immer Spaß dabei. Selbst mit den älteren und erfahreneren Spielern wie etwa Trappo, Mario, Timmy, Rasmus und Arthur könnte ich jederzeit rausgehen und Kaffee trinken.“
Vom Karrieremodus auf den Platz?
Dabei lief der Start in Frankfurt alles andere als rosig. Trotz einer guten Vorbereitung war der U21-Nationalspieler zunächst außen vor, saß die ersten sieben Ligaspiele auf der Bank und in der Europa-League schaffte er es nicht in den Kader für die Hinrunde. „Als ich damals den Anruf vom Trainer bekam, dass ich nicht im Kader stehe, war das zunächst hart“, erinnert sich Brown. „Aber danach dachte ich mir: Vielleicht ist es besser, dann kann ich in Ruhe an meinen Schwächen arbeiten. Am Ende hat mir gutgetan, dass ich mich komplett auf die Liga fokussieren konnte und keine Englischen Wochen hatte. Trotzdem war ich in dem Moment natürlich enttäuscht.“ Mittlerweile ist der 21-Jährige aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken und auf der linken Seite gesetzt. Insgesamt kommt Brown wettbewerbsübergreifend auf 31 Spiele, drei Tore und sieben Vorlagen. Auch dank ihm ist die Mannschaft auf Kurs Königsklasse. „Ich habe die Champions League-Hymne natürlich schon als Kind gehört. Vor allem an der Konsole, bei FIFA im Karrieremodus. Es ist unglaublich, wenn ich daran denke, dass ich da bald selbst auflaufen könnte.“ Für das große Ziel muss die SGE noch eine Hürde nehmen, träumen ist aber jetzt schon erlaubt: „Ich war als Kind ein großer Fan von Messi und Ronaldinho. Deswegen wäre es mein Traum, im neuen Camp Nou aufzulaufen.“ Dann würden bei den Gegenspielern große Namen warten wie beispielsweise ein Lamine Yamal: „Da müsste ich mir noch etwas Gutes ausdenken. Der spielt in einer ganz anderen Dimension. Ein Ausnahmetalent.“ Theoretisch könnte die Eintracht auch auf Manchester City und Ex-Kollege Omar Marmoush treffen. Um dessen Qualitäten weiß Brown bestens Bescheid: „Ich muss zugeben: Im Training ist er schon ein-, zweimal an mir vorbeigekommen“, scherzt der gebürtige Amberger. „Bis wir dann aber gegeneinander spielen, habe ich mich wahrscheinlich noch mal verbessert. Ich fürchte, er aber auch.“ Die Entwicklung seines ehemaligen Teamkollegen wird in Frankfurt nach wie vor intensiv verfolgt: „Bevor er nach England gewechselt ist, habe ich weniger Premier League geschaut. Dafür jetzt umso mehr. Das Spiel gegen Newcastle, in dem er drei Tore geschossen hat, habe ich mit Can zusammen geschaut. Wir haben uns beide total für ihn gefreut.“
„WM 26 ist ein Ziel“
Bislang lief Brown neunmal für die deutsche U21-Nationalmannschaft auf. Talentierte Linksverteidiger sind rar gesät und damit immer auch ein Thema für die A-Nationalmannschaft. Kontakt mit Bundestrainer Julian Nagelsmann gab es aber laut Brown bislang noch nicht. Im Sommer steht die Europameisterschaft der U21 und das Nations League Final Four mit der A-Elf an. „Geht auch beides? Dann würde ich das gerne machen“, lacht der Youngster. „In erster Linie freue ich mich sehr auf die EM. Ich glaube, wir können ein Turnier spielen wie die U21, die 2009 die Europameisterschaft gewonnen hat, unter anderem mit Özil, Hummels und Boateng. Wir haben einen super Zusammenhalt.“ Browns Vater ist Amerikaner, damit wäre er auch für die USA spielberechtigt. Aber: „Ich will jetzt erst mal die U21-EM spielen, danach kann man weiterschauen. So oder so: Die WM 2026 ist ein Ziel, das ich habe.“ Allgemein spielt die Familie im Leben des 21-Jährigen eine große Rolle. Größter Unterstützer ist seine Mutter, die neben ihrem Sohn auch großer Fan von Mario Götze ist. „Sie fragt mich auch immer nach Mario und will auf dem neuesten Stand sein. Mario Götze ist halt Mario Götze. Das ist nicht nur mein Mitspieler, sondern ‚Der Weltmeister‘. Aber auch von den anderen Spielern aus meiner Mannschaft will sie immer Bilder haben und freut sich, wenn wir was zusammen unternehmen.“ Dazu werden auch bis heute alle Zeitungsartikel über den Sohnemann sorgfältig ausgeschnitten. „Meine Mutter ist da im positiven Sinne verrückt. Die ganze Kühlschranktür ist schon voll mit Artikeln.“ In den nächsten Jahren wird sich die Küche im Elternhaus sicherlich noch mit vielen weiteren Zeitungsausschnitten füllen. Hoffentlich trägt Nathaniel Brown dabei noch sehr lange das Adlertrikot.
3 Kommentare
Der gute Brown sollte mal seinen Kumpel Uzun ins Gebet nehmen. Könnte hilfreich sein.
Es gibt schnellere Spieler als Brown, aber er verfügt über eine
enorme Antrittsgeschwindigkeit. Auf den ersten zwei Metern
ist er praktisch nicht zu schlagen.
Im Spiel kommt es vor, dass er den Ball oder den Zweikampf
verliert. Er ist dann aber in Sekundenbruchteilen wieder am
Mann und holt viele Bälle zurück.
Er gibt auch nie auf und ist sich für keinen Laufweg zu schade.
In Verbindung mit seiner Spielintelligenz und seinem Mut
sind das hervorragende Eigenschaften für die große Karriere.
Nene Brown hat sich wirklich super entwickelt. Besonders beeindruckend finde ich seine Zweikampfführung. Er ist ja nun wahrlich nicht besonders groß oder breit, aber er geht keinem ZK aus dem Weg (ca. 10 pro 90 Minuten) und stellt sich dabei so geschickt an, dass er über 60% seiner ZK gewinnt. Damit stellt er alle Außenbahnspieler in den Schatten. Bahoya (54%), Knauff (52), Kristensen (55), Collins (51) und Theate (56) haben geringere ZW-Werte.
Zudem hat er ein sehr gutes Spielverständnis und eine sehr gute Passquote von 86% und Zug zum Tor.
In meinen Augen die Entdeckung der Saison und nicht umsonst schon zweimal Rookie of the month. Eine Einladung von Nagelamann ist nur noch eine Frage der Zeit.
Da Linksverteidiger bei vielen Mannschaften eine Baustelle sind, ist er bereits auf dem Zettel der Topteams und wird nicht ewig zu halten sein.
Ich hoffe wirklich, dass wir uns unter den Top 5 etablieren können und mal zwei Jahre in Folge die CL erreichen und dann das Geld (und Standing) haben, den ein oder anderen Leistungsträger ein paar Jahre zu halten.
Das ist keine Kritik an Krösche, wenn wir den Spielern Steine in den Weg legen, kommen viele nicht mehr zu uns und noch sind wir auf die Einnahmen angewiesen, aber es tut doch immer weh, wenn sich Spieler so toll entwickeln und dann nach ein, zwei Jahren wieder weg sind.
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