Hat sich prächtig in Paris eingelebt und freut sich über die Nominierung zur Nationalmannschaft. Ex-Adler Kevin Trapp.
Hat sich prächtig in Paris eingelebt und freut sich über die Nominierung zur Nationalmannschaft. Ex-Adler Kevin Trapp.

Kaum verlässt Kevin Trapp die Frankfurter Eintracht, wirft Joachim Löw ein Auge auf den Torhüter und beruft ihn für die deutsche Nationalmannschaft. Der Wechsel des 25jährigen zu Paris Saint-Germain brachte den Hessen knapp 10 Millionen Euro – und den Schlussmann selbst weit nach vorne. „Ich freue mich riesig über die Nominierung, weil sie auch eine Anerkennung meiner Leistung in den letzten Monaten und Jahren ist. Es ist eine große Ehre, denn es ist für jeden der Traum, für sein Land nominiert zu werden„, freut sich der gebürtige Saarländer im Gespräch mit dem Kicker. Beim Nobelclub aus der französischen Hauptstadt ist Trapp, der zuletzt in der Champions League gegen Real Madrid allerdings schwer patzte (0:1), aktuell die unumstrittene Nummer 1. Stabil und souverän präsentierte sich der Ex-Adler in seiner neuen Umgebung und erwarb sich so bei Trainer Laurent Blanc und dem Team sogleich ein gewisses Standing.

Den Traum von der Euro 2016, die in Frankreich stattfinden wird, hätte er am Main wohl eher nicht realisieren können. Trapp ist sich dessen bewusst. Er glaubt schon, dass sich die Chancen an einer Teilnahme bei dem Turnier erhöht haben. „Es ist defintiv von Vorteil, wenn du immer wieder auch in der Champions League und nicht nur einmal die Woche auf nationaler Ebene spielst.“ Allerdings bedeute auch dies nicht automatisch, dass man permanent in den Kreis der besten deutschen Spieler berufen werde: „Ich muss mich dauerhaft auf europäischem Niveau beweisen. Nur dann hat man die Möglichkeit zu einer Berufung.“

Der Weg zu Löw allerdings war ein steiniger. Ron-Robert Zieler, Keeper von Hannover 96, war lange Zeit als Nummer 3 gesetzt, Marc-André ter Stegen der erste Stellvertreter. Für die letzten beiden Länderspiele nominierte der Bundestrainer Bernd Leno – jetzt erst durfte Trapp ran. Gegen Frankreich kündigte Platzhirsch Manuel Neuer schon an, dass er spielen möchte – gegen die Niederlande aber wird einer aus dem Trio Zieler, Leno und Trapp eine Chance erhalten. Das es beim Ex-Frankfurter nicht schon früher klappte, könnte auch verbunden gewesen sein mit einem persönlichen Tiefschlag: Beim DFB-Werbedreh im März 2013 brach er sich unglücklich die Mittelhand. Dadurch verpasste der in Merzig geborene Schlussmann die U21-EM. Er sei damals geknickt gewesen, gibt er offen zu. Allerdings seien dies Dinge, „die zum Sport dazugehören. Irgendwann lernt man auch, aus diesen negativen Dingen Positives zu ziehen und weiter an sich zu arbeiten. Ich glaube, dass mein Weg bis jetzt nicht der schlechteste war.“

Ließ sich auch durch seine Patzer nicht zurückwerfen.
Ließ sich auch durch seine Patzer nicht zurückwerfen.

Tatsächlich erweist sich Trapp als stabiler Torhüter, der auch nach Fehlern nicht zusammenbricht. So könne er auch mit seinem Patzer, der ihm in Madrid unterlief, umgehen. Eigentlich sei es lange Zeit sogar ein gutes Spiel von ihm gewesen, wobei dieser Lapsus natürlich heraussteche. „Ich habe das auch mit Andreas Köpke (Torwarttrainer der Nationalmannschaft, Anm. d. Red.) analysiert. Das hilft mir, es zu verarbeiten und zu wissen, wie ich damit umzugehen habe.“ Schon einmal musste der Schlussmann harte Kritik einstecken. Am 11. September ließ er sich in der Partie gegen Girondins Bordeaux den Ball klauen – 2:2 lautete der Endstand. Trotzdem stellte sich Blanc immer hinter seine Nummer 1. Und dieser zahlte das Vertrauen, trotz zweier unglücklicher Spiele, durchaus zurück.

Im Gegensatz zu Begegnungen mit Beteiligung der Eintracht hat er nun in den 90 Minuten deutlich weniger zu tun. Gerade in der nationalen Meisterschaft zieht PSG einsam seine Kreise, hat 11 der 13 Partien gewonnen und bereits 11 Zähler Vorsprung auf den SM Caen. „Ich glaube, unsere Situation ist vergleichbar mit der des FC Bayern„, findet Trapp mit Blick auf die Lage in der Bundesliga. Seine eigene Situation vergleicht er mit der von Neuer. „Er hat auch viele Spiele, in denen er wenig zu tun hat, in den entscheidenden Szenen aber da sein muss. Wenn du in einer solch dominanten Mannschaft spielst, dann musst du dich erst einmal daran gewöhnen, dass du nicht ständig Bälle auf die Hütte bekommst und trotzdem im Spiel bist„, erklärt der Torhüter die neuen Gegebenheiten in Frankreich. Auch habe sich der ganze Rhythmus für ihn verändert: „In Frankfurt haben wir in der Regel einmal die Woche gespielt, hier hat man ständig englische Wochen. Das ist eine große Umstellung, mehr noch für den Kopf als für den Körper.“

Für Löw stellt sich nun die Frage: Nimmt er zwei Schlussmänner mit zur EM, die in ihrer heimischen Liga kaum gefordert werden und sich somit nur selten auszeichnen können? Bei Neuer, der in einer eigenen Torhüter-Liga spielt, ist diese Frage wohl zweitrangig. Trapp aber, der sich mit vielen anderen guten Torhütern um einen Platz in der Nationalmannschaft streitet, wird vor allem in der Königsklasse nicht mehr patzen dürfen. Die heimische Ligue 1 ist bei diesem Vorsprung und der individuellen Klasse des Teams bereits entschieden – in der Champions League aber erreichte man zuletzt in der Saison 1993/94 das Halbfinale gegen den späteren Sieger AC Mailand (0:1/0:2). Trotz der vielen Scheichmillionen waren der FC Barcelona und der FC Chelsea in den vergangenen beiden Jahren noch immer eine Nummer zu groß. Es ist nicht nur Trapps großes Ziel, dass dieser Abstand möglichst immer kleiner wird.

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6 Kommentare

  1. Glückwunsch, Kevin. Die Nominierung hätte ich gerne schon zu Eintrachtzeiten gesehen. Schade.

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  2. Glückwunsch Kevin.

    An dieser Nominierung erkennt man mal wieder wie unser ach so toller Nivea Nationaltrainer tickt.
    Allein die gezeigten Leistungen sollten doch für eine Nominierung sprechen.
    Bei unserem Nationaltrainer scheint es aber viel wichtiger zu sein bei welchem Verein man spielt.
    Spielst du bei der Eintracht dann kannst du kein deutscher Nationalspieler werden.
    Wechselst du zu einem anderen Verein wirst du ruck zuck nominiert.
    Ich will nicht behaupten das Kevin keine gute Saison bei Paris spielt aber bei den Spielen die man sehen konnte (gerade in der Champions League )war er nicht immer fehlerfrei aber vergleiche ich die Spiele die ich von Ihm in Paris gesehen habe und die bei der Eintracht dann bin ich der Meinung das die gezeigten Leistungen bei uns viel besser waren.

    Daher hätte er schon längst nominiert werden müssen,

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  3. Wenn ein Spieler der Eintracht mal für die Nationalmannschaft nominiert wird erhöht das ganz sicher seinen Marktwert. Das darf nicht sein, gell Löwi.

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  4. Längst überfällige und verdiente Nominierung, schade das es nicht schon zu Eintracht Zeiten geklappt hat. Lag wohl auch am Verletzungspech. Am Beispiel Zieler sieht man ja auch, dass es nicht unbedingt internationale Spiele bedarf.

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  5. Das hier ein Artikel über einen Spieler veröffentlicht wird, der nicht mehr bei uns ist zeigt, wie schmerzhaft doch dessen Abgang noch immer ist.
    Trapp war halt nicht irgendein Spieler.
    Sportlich haben wir einen adäquaten Ersatz gefunden, allerdings ist mit Trapp auch eine Idendifikationsfigur gegangen die man eben nicht scouten kann.
    Ich freue mich das Er seinen Weg nun gehen kann.

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  6. @SchobbeindeKopp: Ja, das ist tatsächlich sehr ungewöhnlich. Solch ein Anerkennung hätte ein Jermaine Jones beispielsweise niemals erfahren. Kevin Trapp war integer und hat sich nichts zu schulden kommen lassen. Jeder hat verstanden, dass er ein Angebot von PSG einfach nicht ausschlagen konnte – allzu oft bekommt man als Torwart diese Chance nicht, da es viele gute Keeper gibt, aber eben nur wenig Plätze frei sind.

    Aber es ist sehr erfreulich zu sehen, dass sich fast jeder in Frankfurt noch sehr für ihn freut und auch ein Artikel wie dieser seine Anerkennung findet :). Denn gefühlt ist er jetzt auch Nationalspieler geworden, weil er sich drei Jahre lang bei uns in den Fokus gehalten hat.

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