Mit einem 2:0-Heimsieg am Samstagabend im Topspiel gegen Borussia Mönchengladbach bestätigt die Frankfurter Eintracht den erfolgreichen Saisonstart. Im Mittelpunkt steht erneut das Traumduo aus Hugo Ekitiké und Omar Marmoush, die mit ihrer Schnelligkeit und Wucht große Torgefahr ausstrahlten. Sportvorstand Markus Krösche ist der Mann, der die beiden an den Main lockte. Seit 2021 ist der „Macher der Eintracht“ mittlerweile im Amt und hat alle Fäden in der Hand. Krösche war am Sonntagabend zu Gast beim Format „Sky90“ und sprach mit Sky-Moderator Patrick Wasserziehr und den anderen Gästen über die Entwicklung und die sportlichen Ziele seines Vereins.
Die Medien sprechen im Zusammenhang mit Krösche vom „König der Bundesliga-Manager“. Moderator Wasserziehr sieht das ähnlich und lobt den „Eintracht-Macher“ mit den Worten „geschickter Ein- und Verkäufer“. Ein Gespür für Handeln eignete sich der 44-Jährige bereits in seiner Kindheit und Jugend an, als er sein Lieblingsbrettspiel „Hotel“ spielte. Diese Erfahrungen scheinen sich heute als Verantwortlicher der SGE auszuzahlen wie Krösche selbst resümiert: „Ich glaube, wir haben ganz gute Entscheidungen getroffen in den letzten Jahren, sowohl auf der Zugangs- und Abgangsseite.“ Um in diesem Geschäft Erfolge erzielen zu können, braucht man eine bestimmte Herangehensweise – eine Zockermentalität? „Es ist eine Mischung aus Poker und Schach: Man muss auf der einen Seite schauen, dass man sich nicht in die Karten schauen lässt und dass man sich auf der anderen Seite gut vorbereitet, wenn ein Deal nicht funktioniert oder ein Spieler den Verein verlässt“, beschreibt der Boss der Hessen.
Mit dieser Zockermentalität gelang es dem gebürtigen Hannoveraner, eine Mannschaft für die Zukunft aufzustellen, die den jüngsten Kader der Liga darstellt. Das Durchschnittsalter gegen Gladbach betrug 24 Jahre. Dazu kommt das nachhaltige Wirtschaften, im Sommer erzielte er einen Transferüberschuss von 13 Millionen Euro und konnte den Abgang von Willian Pacho mit Arthur Theate perfekt kompensieren. Auch schwierige Zeiten konnte er meistern, so hielt er trotz massiver Kritik an Trainer Dino Toppmöller fest und konnte Omar Marmoush trotz Interesse aus England davon überzeugen, im Dress der Adler weiter auf Torejagd zu gehen.
Frankfurt als gutes Pflaster für Stürmer
Wenn man einen Blick auf die jüngste Stürmerhistorie der Hessen wirft, stellt man fest, dass die Eintracht immer wieder eine gute Adresse für Stürmer darstellt: „Büffelherde“, Andre Silva, Rafael Borre, Kolo Muani konnten allesamt ihr Potenzial als Adlerträger ausschöpfen. Interessant hierbei ist: vor ca. drei Jahren beobachtete die SGE den jetzt beim FC Bayern voll eingeschlagenen Michael Olise. Zum damaligen Zeitpunkt stand der Franzose beim FC Reading unter Vertrag und hatte eine Ausstiegsklausel, die die Verantwortlichen nicht zahlen konnten. Etwa acht bis neuen Millionen Euro betrug die Klausel. Doch es gibt keinen Grund zum nachträglichen Ärger, denn jetzt gibt es mit Hugo Ekitiké und Marmoush zwei Offensivspieler, die für Furore sorgen. Letztgenannter war im Sommer medial ein großes Thema: Bleibt er oder zieht es ihn in die Premier League? Ähnlich wie Timmo Hardung beim „Heimspiel“ räumt Krösche mit folgenden Worten das ganze Thema ein: „Omar war nicht wirklich überzeugt, uns zu verlassen, weil er weiß, was er an uns hat. Er fühlt sich sehr wohl hier. Er hat natürlich auch die Entwicklung der Mannschaft im letzten Jahr gesehen oder wie wir als Club ihn auch helfen, seine nächsten Schritte zu gehen.“ Schließlich ist man in Frankfurt danach bestrebt, nach etlichen Kaderumbrüchen Konstanz hineinzubringen und die Mannschaft zusammenzuhalten, da ist mit dem Verbleib des Ägypters ein Meilenstein erreicht. Dennoch darf der finanzielle Aspekt nicht vernachlässigt werden, daraus macht auch Krösche kein Geheimnis und erklärt das Dilemma: „Natürlich müssen wir auch Transfererlöse erwirtschaften, aber der sportliche Erfolg steht dann schon noch im Vordergrund und wir wollen unsere sportliche Ziele erreichen. Das ist mit Omar wahrscheinlicher als ohne ihn.“
Toppmöller-Entlassung war nie Thema
Die letzte Saison verlief – zumindest in der Liga – nahezu optimal mit dem Erreichen des sechsten Platzes und damit die erneute Qualifikation für die Europa League. Trotzdem war Cheftrainer Toppmöller harter Kritik aufgrund seiner passiven Spielweise ausgesetzt. Die Forderung nach einem Trainerwechsel seitens der Anhänger war groß, doch Krösche stellt klar: „Das ist immer der einfachste Exit, wenn man die Situation über eine Trainerentlassung lösen will.“ Man müsse Trainern die Zeit geben und eine Entlassung des Übungsleiters habe nie ernsthaft zur Debatte gestanden. „Wir haben uns dazu entschieden, den Weg mitzugehen und haben paar Sachen angepasst. Deswegen war das für uns nie ein Thema. Ich finde, man muss einem Trainer die Möglichkeit geben, sich selber zu entwickeln und in einem Umfeld wie Eintracht Frankfurt anzukommen“, betont der Sportvorstand.
Gemeinsam mit Toppmöller soll das Team sich immer weiter entwickeln und die Ziele erreichen. Vielleicht gelingt auch die zweite Qualifikation für die Champions League nach dem Europa-League-Sieg 2022. Ein realistisches Ziel? Schließlich bedeutet Entwicklung auch, die nächsten Schritte zu gehen. Krösche bleibt gelassen: „Wir tun gut daran, die Entwicklung, die wir nehmen, weiter voranzutreiben. Unser Ziel ist es, international, Europa League zu spielen. Das ist anspruchsvoll genug.“ Dann sei es erstmal wichtig, zu sehen, wie das Team sich entwickelt: Wie lange bleibe sie zusammen? Wie sieht die Entwicklung aus? Dann könne man den nächsten Step gehen, „aber das ist Zukunftsmusik und deshalb konzentrieren wir uns auf die Europa League“, macht Krösche deutlich.
7 Kommentare
Krösche macht wirklich einen guten Job, da sind die letzten Jahre einige Perlen aus dem Netz geflutscht und wie es aussieht liegt da noch mehr Garagengold.
Mit Toppmöller das war echtes gezocke und wurde nur mit viel Dusel letzte Saison mit einen positiven Erfolg in der Tabelle gekrönt. Er muss ja zu seinem "Schützling" halten, war er es doch, der ihm das Vertrauen gegeben hat. Es hätte aber auch ganz anders ausgehen können, darf man nicht aus den Augen lassen.
Nach diesen Worten nimmt er wohl auch Einfluss auf die Trainerentscheidungen, denn warum lässt DT plötzlich offensiver spielen ?
Fehlt mir nur noch ein neues Gespann zum Training für Standards, denn da lässt Eintracht zu viele Möglichkeiten aus.
Ich habe vorhin einen Beitrag über die Geldverteilung der UEFA gelesen. Es werden zwar Gelder an die Vereine ausgeschüttet, die nicht international spielen, aber das ist sehr wenig.
Um voranzukommen bzw. oben zu bleiben, muss ein Wettbewerb erreicht werden oder entsprechend klug ein- und verkauft werden. Da führt kein Weg dran vorbei. Markus Krösche macht das schon sehr gut.
Krösche spricht selbst von Schach und Poker. Weder beim einen noch beim anderen Spiel ist man mit Zockerei sonderlich erfolgreich - geschweige denn nachhaltig. Insofern ist die Headline nicht nur abwegig, sondern auch dämlich. Sorry, das ist purer BILD-Sound.
Zu M.K.: Neben dem zielsicheren Transfermanagement hat er auch mit DT einstweilen absolut richtig gelegen. Was aber ohne erhebliche Lern- bzw. Wandlungsbereitschaft seitens Dino nicht denkbar gewesen wäre. Also da scheint es eine hohe Kooperationsfähigkeit zu geben, was nicht selbstverständlich ist in einer solchen Konstellation. Wobei mir das Ganze gerade auch wieder etwas zu euphorisch bewertet wird.
M.K. hat die 25 ziemlich wackligen Spielminuten der 2.HZ m.E. adäquat eingeschätzt. Dino war diesbzgl. viel zurückhaltender - vielleicht, weil er intern um so deutlicher darauf eingeht. Und bei aller berechtigten Begeisterung über unsere neue Offensive, sehe ich immer
noch latenten Bedarf v.a. in der 6er-Zone. Ob Mo Dahoud dort wirklich hingehört, würde ich vorläufig bezweifeln.
Ich glaube, Deine Worte sind unangemessen hart. Ich bin nicht nur Schach- und Pokerspieler, sondern auch Gebrauchthändler, und dieser Handel ist immer auch Zocken. Was hat der Verkäufer noch für andere Angebote, wie dringend braucht er das Geld? Welche Optionen und finanzielle Möglichkeiten hat ein potenzieller Käufer und wie „geil“ ist er auf den Spieler/Gebrauchtwagen/Antiquität/Immobilie/Swift-Ticket/Weed? Klar ist das fast immer auch Zocken – vor allem, wenn es viele konkurrierende Player wie beim Fußball gibt.
Angenommen wir verstehen das Gleiche unter "Zocken"... dann sind wir ebenfalls einer Meinung, wenn du wohlgemerkt von "auch" redest, bei "IMMER" dann schon nicht mehr. Ob Fussballmanager, Gebrauchtwarenhändler, Schach- oder Pokerspieler, erfolgreich + nachhaltig wirst du in erster Linie durch eine ganze Reihe von Skills sein, die etwas mit Intelligenz und Sachverstand zu tun haben. Zockerei, also Risikobereitschaft, Intuition, Abgebrühtheit etc. sind dabei oft entscheidend, aber nachhaltig erfolgreich bist du nur, wenn du vorwiegend einen kühlen Kopf bewahrst und die Übersicht behältst. So würde ich MKs Mentalität einschätzen. Die obige Headline legt was anderes nahe. Aber ich werde auch nicht weiter drauf rumreiten - ist schließlich auch nix anderes als Zockerei...
"Zockerei, also Risikobereitschaft, Intuition, Abgebrühtheit etc. sind dabei oft entscheidend, aber nachhaltig erfolgreich bist du nur, wenn du vorwiegend einen kühlen Kopf bewahrst und die Übersicht behältst."
Meiner Meinung nach wiederspricht sich Abgebrühtheit, Risikobereitschaft und Intuition überhaupt nicht mit die Übersicht und einen kühlen Kopf behalten.
Denn genau das unterscheidet ja einen guten von einem schlechten Zocker:
Wissen, wann man die besseren Karten hat, wann man besser raus geht und wann man trotz schlechterer Karten bluffen kann und sogar bei einem Raise hart bleibt.
Von daher passt der Begriff für mich eigentlich sehr gut und die Geschichte mit RKM war für mich voll und ganz Zockerei. Die sichere Variante wäre es gewesen, zwei Wochen vor Ende des Transferfensters die 80 Mio. zu nehmen. Die Entscheidung noch am letzten Tag auf der Forderung zu bestehen und dadurch entweder ohne Ersatz dazustehen oder einen Spieler der sich mit aller Macht wegstreiken wollte und öffentlich gesagt hat, nie wieder ein Spiel bei der Eintracht zu spielen, irgendwie wieder in die Mannschaft zu integrieren und dabei weder selbst das Gesicht zu verlieren, noch das Tischtuch komplett zu zerreißen und dann keine 80 Mio. und einen Spieler, der keine Leistung mehr bringt zu haben.
Ich glaube (!) dass man intern mit einem weiteren Angebot von PSG gerechnet hat. Damit hat man sich natürlich sportlich deutlich geschwächt, aber 1. auch deutlich mehr Geld eingenommen, dass man dann für Transfers nutzen kann (ohne 95 Mio. für RKM könnte man sich nach der Saison wahrscheinlich nicht Theate und Kristensen leisten, sondern höchstens einen von beiden).
Und 2., und das ist in meinen Augen noch viel wichtiger: Krösche hat klar gemacht, dass er nicht (oder nur minimal) von seinen Forderungen abweicht. Auch deswegen ist der Transfer von Pacho diesmal so schnell abgeschlossen worden. PSG wollte ihn und wusste, dass es nichts bringt hier zu pokern.
Ich glaube mit ein bisschen Zockerei (wofür man eben ein gutes Gespür braucht) fährt man langfristig besser, als wenn man wie Preetz einfach von Anfang an alles zahlt oder wie die Bayern schon drei Wochen vor dem Abschluss der Verhandlungen verkündet, dass man den Spieler auf jeden Fall bekommt, weil man der große FCB ist und damit den Verhandlungspartner signalisiert, ihr könnt schön viel fordern, wir müssen jetzt eh jeden Preis zahlen, wenn wir nicht das Gesicht verlieren wollen.
Mein Gott, diskutieren wir jetzt wegen der Semantik der Redaktion?!
Scheint wir haben derzeit keine großen Sorgen 😅
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