André Silva feiert seinen Treffer zum zwischenzeitlichen 1:0 mit Almamy Touré und Bas Dost. Beide Stürmer befinden sich aktuell in Topform und arbeiten auch defensiv mit. (Bild: imago images / Jan Huebner)

Nach dem enttäuschenden Remis zum Saisonauftakt gegen den Aufsteiger Arminia Bielefeld, hatte sich die Eintracht im ersten Auswärtsspiel der Saison bei Hertha BSC Berlin viel vorgenommen. SGE-Trainer Adi Hütter veränderte seine Startaufstellung auf zwei Positionen und brachte mit Almamy Touré und Stefan Ilsanker zwei überraschende Personalien. Ein taktischer Kniff, der sich am Ende bezahlt machen sollte. Die Hessen gewannen die Partie aufgrund einer bärenstarken ersten Halbzeit verdient mit 3:1 und können nun mit ihrem Saisonstart und der bisherigen Punkteausbeute mehr als zufrieden sein. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Mit Zweikampfstärke zur Spielkontrolle

Das Aufstellen von Ilsanker anstelle von Dominik Kohr erwies sich schon nach wenigen Minuten als die richtige taktische Maßnahme. Mit dem Österreicher im Zentrum, der insbesondere den brandgefährlichen Matheus Cunha von Beginn an auszuschalten versuchte, bekamen die Frankfurter schnell Zugriff in den Zweikämpfen. Die Mannschaft wirkte von Beginn an konzentriert und hochmotiviert. Wie schon gegen Bielefeld begannen die Adlerträger mit hohem Pressing und insbesondere die Laufleistung der beiden Stürmer Bas Dost und André Silva trug einen entscheidenden Teil dazu bei, dass es die Berliner im Aufbauspiel sehr schwer hatten. Nach Balleroberungen schaltete die SGE schnell um und versuchte mit schönem Kurzpassspiel hinter die letzte Verteidigungslinie zu kommen und das Spiel immer wieder über die Außenbahnen breit zu machen. In der Anfangsphase liefen die Angriffe gewohnt über die linke Seite von Filip Kostic, der im Zusammenspiel mit Silva immer wieder für Gefahr sorgte.  Dann der große Schock: Der Serbe musste aufgrund einer Verletzung am Knie schon früh ausgewechselt und durch Steven Zuber ersetzt werden. Die Auswechslung schien aber gleichzeitig ein Weckruf für das gesamte Team gewesen zu sein, denn plötzlich bekam man das Gefühl, dass jeder Einzelne noch einmal ein paar Prozent mehr aus sich herausholte, um den Ausfall des so wichtigen Flügelspielers zu kompensieren. Touré, der für Danny da Costa in die Mannschaft rückte, wurde nun immer aktiver und stellte die Berliner, die sich wohl ausschließlich auf die Gefahr über die linke Seite eingestellt hatten, vor große Probleme. Der Hertha hingegen fiel über weite Strecken nicht viel ein und wenn, dann war immer ein Eintracht-Spieler zur Stelle, der die Angriffe stoppen konnte. Das gemeinsame Verteidigen, gegenseitiges Helfen in der Defensive und die Bissigkeit im Zweikampf, erinnerten an die alten Tugenden, die die Hessen im vorletzten Jahr so erfolgreich haben werden lassen. Mit einer Zweikampfquote von 59 Prozent zur Halbzeit und 57 Prozent nach Abpfiff war das Zweikampfverhalten der entscheidende Schlüssel zum Erfolg.

Stürmer in Topform

Was sich im Pokal und im ersten Bundesligaspiel schon andeutete, bestätigte sich auch gegen Berlin. Die Stürmer Dost und Silva befinden sich in ausgezeichneter Form und treffen weiter. Neben den Toren ist es aber die oben erwähnte Arbeit nach hinten, die für die Gesamtbalance der taktischen Ausrichtung von so großer Bedeutung ist. Immer wieder war es Dost, der als erster Verteidiger den gegnerischen Keeper Alexander Schwolow schon im gegnerischen Strafraum angriff und so den Spielaufbau der Hertha früh erschwerte. Die gesamte Mannschaft rückte wie schon gegen Bielefeld sehr weit auf, um früh zu stören. Dieses Mal aber mit einem wichtigen Unterschied: Die Balance zwischen Aufrücken und Absicherung stimmte dieses Mal und die Eintracht stand defensiv sicher. Auch das war in jedem Fall ein Verdienst von Ilsanker, der zwar offensiv nicht die Akzente setzen konnte, aber mit seiner Routine und Härte die Hintermannschaft souverän ordnete. Silva erzielte durch Foulelfmeter die verdiente Führung zum 1:0 und gleichzeitig war dieser Treffer bereits der zehnte nach der Corona-Unterbrechung für den Portugiesen. Aber nicht nur die Tore machen den Stürmer aktuell unersetzbar, sondern es ist auch der unermüdliche Laufeinsatz und die spielerischen Ideen, die er in das Offensivspiel bringt. Nach Freistoß von Daichi Kamada stand dann auch Dost goldrichtig und köpfte noch vor Pausenpfiff das 2:0 für die SGE. Kamada, der gegen Bielefeld noch seine Form suchte, zeigte sich ebenfalls stark verbessert. Auch wenn dem Japaner in einigen Zweikämpfen noch immer die Körperlichkeit fehlt, ist er doch immer wieder für diesen einen Überraschungsmoment gut, der für Gefahr sorgt.

Richtige Antwort auf das Bielefeld-Spiel gegeben

Nach der Halbzeit wechselten die Berliner gleich drei Mal und es war von Beginn an zu spüren, dass die Hertha sich viel vorgenommen hatte. Die Hessen waren jetzt nicht mehr so gefährlich, aber im Kollektiv und mit dem nötigen Glück konnte man den Vorsprung lange halten. Mitten in dieser gefährlichen Drangphase war es dann Sebastian Rode, der sich ein Herz fasste und mit einem schönen Schlenzer zum 3:0 traf. Das Spielglück, welches den Frankfurtern gegen Bielefeld noch fehlte, kehrte zurück und die Partie war durch den Treffer entschieden. Daran änderte auch das Eigentor von Martin Hinteregger nichts mehr, sodass Adi Hütter auch die Gelegenheit hatte Neuzugang Ragnar Ache und Youngster Aymen Barkok, sowie Sorgenkind Djibril Sow noch wichtige Spielzeit zu geben. Barkok hätte seine gute Leistung seit seiner Rückkehr beinahe noch mit einem Tor gekrönt, als er nach Balleroberung plötzlich alleine vor Schwolow auftauchte. Ache, der aufgrund der Fokussierung auf die Defensive keine offensiven Akzente mehr setzen konnte, zeigte zumindest, dass er ebenso bereit ist für die Mannschaft nach hinten zu arbeiten, sich in Kopfballduelle zu schmeißen und seine Körperlichkeit einzusetzen. Ein Spieler, der in jedem Fall bei einer entsprechenden Entwicklung eine große Zukunft vor sich haben könnte. Der Auftritt in Berlin hat die Kritik nach dem Bielefeld-Spiel zunächst verstummen lassen und das Team hat bewiesen, dass es sowohl ohne Kostic, als auch ohne Neuzugang auf den Schwachstellen-Positionen konkurrenzfähig ist und eine Millionentruppe eines Investors an einem guten Tag im Kollektiv besiegen kann. Mit punktueller Verstärkung und entsprechender Weiterentwicklung der taktischen Ausrichtung, dem intensiven Arbeiten an offensiven Spielzügen und der richtigen Balance aus Offensive und Defensive ist der Eintracht auch in dieser Saison einiges zuzutrauen. Das Spiel hat vor allem auch einmal mehr gezeigt, dass die Frankfurter es gegen mitspielende Gegner deutlich leichter haben, als gegen tiefstehende Mannschaften wie Bielefeld in der vergangenen Woche. Hier wird Adi Hütter im Verlauf der Saison noch Lösungen finden müssen, jedoch war die taktische Ausrichtung gegen Berlin genau die richtige, um dort einen Auswärtssieg einfahren zu können. Mit vier Punkten aus den ersten beiden Spielen ist die SGE auf jeden Fall im Soll und hätte bei einer konzentrierteren Leistung in der vergangenen Woche sogar einen Traumstart hinlegen können.

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8 Kommentare

  1. Unser Sturmduo kann sich echt sehen lassen. Wenn es sich anbietet hätte ich gegen einen weiteren Stürmer nichts einzuwenden, aber die Befürchtung, dass es bei Dost nicht (mehr) für die Bundesliga reicht, scheint sich nicht zu bewahrheiten. Zwei Tore und zwei Vorlagen in drei Pflichtspielen ist eine super Quote. Und Silva macht da weiter, wo er vor der Sommerpause aufgehört hat. Drei Tore und eine Vorlage. Zudem scheinen sich beide sehr gut zu verstehen und zu ergänzen.

    Und mit Ache kommt ein junger Kerl hinten dran, der noch einige Zeit braucht aber schon sein Potenzial andeutet.

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  2. Guter Artikel. Der entspricht im Wesentlichen meiner Meinung.

    Was wird denn zu Kostics Verletzung gemurmelt? Weiß da jemand was?

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  3. @ elde. So schaut‘s aus ! Für meinen Geschmack fehlt vielleicht noch ein Spieler, der vorne/rechts Speed mitbringt und auf mehreren Positionen einsetzbar ist. Bei Zuber haben unsere Verantwortlichen alles richtig gemacht und Ache zeigt schon mal im Ansatz sein Potential. Spannend wird es dann wie Hütter gegen die Gegener zuhause spielt, die nicht soviel Freiraum anbieten. Rode vor dem 0:3 ist so ein Beispiel. Aber ich bin guter Dinge und vorallem froh das die Bank in der Breite auch an Qualität hinzugewonnen hat. Aber, wie gesagt, einen mit Tempo würde ich mir noch wünschen. Meine leichten Befürchtungen, das ohne Kostic die linke Seite nich im Ansatz ersetzt werden kann, hat sich in Luft aufgelöst. Ich hatte es gestern schon bei meiner Antwort auf NRW-Adlers guter Analyse geschrieben. Ich habe fast das Gefühl das uns das mehr Variationen gebracht hat. Zu einfach ist es sonst oft für den Gegner gewesen. Kostic irgendwie aus dem Spiel nehmen und dann läuft der Motor gleich nur noch auf drei Töpfen. Aber, keinesfalls soll das irgendeine Kritik am Spieler sein. Ich würde mir wünschen das er noch länger bleibt ! Für den Trainer aber bestimmt eine wichtige Erkenntnis, das es auch ohne cremig laufen kann, bzw. man mehr variieren kann/sollte. Kamada genießt bei mir etwas Narrenfreiheit 🙂 Und der hat mir teilweise schon richtig gut gefallen. Technisch versiert mit diesem Überraschungsmoment. Wenn er noch dieses „Pomadige“ abstellen kann, dann wird er mal ein großer. Bei Barkok bin ich übrigens auch ziemlich positiv überrascht. Der Junge kann was…. Fazit: Bis auf etwas fehlenden Speed macht mir der Kader keinerlei Sorgen !
    Das es wieder gegen die Windhorst Fantastilliarden gereicht hat sorgt bei mir immer noch für ein bisserl Genugtuung. Spieler für 10-20 Millionen im 10er-Pack zu kaufen scheint nicht unbedingt das Allheilmittel zu sein und die Garantie für das Aufsteigen in der Tabelle. Gut so !

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  4. Vielleicht sollte es ja so sein, dass Filip sich verletzt hat…, ein Wechsel wird daher sehr unwahrscheinlich !

    Forza SGE

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  5. Finde nicht, dass Kamada pomadig ist. Was vielleicht manchmal so wirkt, ist die Leichtigkeit in seinem Bewegungsablauf, die eigentlich seine Stärke ist.
    Sein Problem ist eher, dass er zu leicht und oft zu Boden geht und dann auf den Schiri hoffen muss.

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  6. Gut, dass es eine Länderspielpause gibt. Die Gefahr, dass er noch geht, hat sich nun ein bisschen verringert. Gute Besserung!

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