Trainer und Siegtorschütze: Oliver Glasner gibt Jesper Lindström beim 1:0-Sieg der Eintracht gegen Mainz Anweisungen mit auf den Weg.

Mit 27 Punkten geht Eintracht Frankfurt nach dem Sieg gegen den FSV Mainz 05 in die Winterpause. Nach dem 10. Spieltag, als sich die SGE noch mit neun Punkten auf Tabellenplatz 14 befand, hätten das wohl die wenigsten gedacht. Nun sind die Hessen also zu Weihnachten statt im Abstiegskampf auf Platz sechs angekommen und auf Europapokalkurs. Es sei „ein fantastischer Abschluss am Ende einer sehr guten Hinrunde“ gewesen, in der sich die Leistungen der Eintracht „auf einem anschaulichen Niveau stabilisiert“ hätten, fasste Trainer Oliver Glasner nach dem Spiel am Samstag zusammen. 

„Ich gehe mit großer Freude und Stolz in den verdienten Weihnachtsurlaub“ verabschiedete sich Glasner glücklich in die besinnliche Zeit. Das hat er sich auch verdient. Denn es ist schon bemerkenswert, wie sich die Eintracht im Laufe der Saison gefunden hat. Als Paradebeispiel dafür dient der sehenswerte 1:0-Siegtreffer des abermals stark aufspielenden Jesper Lindström aus der 35. Spielminute. Etwa 12 Sekunden dauerte es nach dem Ballgewinn in der eigenen Hälfte durch Makoto Hasebe bis der Ball über die Stationen Daichi Kamada, Lindström, Sebastian Rode, Rafael Borré und abermals Lindström in des Gegners Kasten lag. „Blitzschnell“ ging es nach vorne, sagte Glasner über das Tor des Dänen und kam aus dem Schwärmen nicht mehr heraus: „Es war in Perfektion gespielt.“ Für einen Trainer sei der Treffer wie „Wünsch dir was“ gewesen.

Erfolgreich zusammen gereift

Es war ein Konter wie gemalt, ein Rädchen griff ins andere. Das war nicht immer so in dieser Spielzeit. Vor allem nicht am Anfang, als der Motor oft stotterte. „Das einander Finden hat gefehlt. Das ist jetzt deutlich besser“, so Glasner. Das war am Samstag nicht nur beim 1:0 zu sehen, sondern über die gesamten 90 Minuten, in der die Glasner-Elf mal wieder alles aus sich herausholte und so verdiente drei Zähler einsackte. Bei dem intensiven Programm zuletzt war das nicht selbstverständlich. „Bei uns war die Frage, ob die Spieler im vierten Spiel binnen neun Tagen noch mal an ihre Leistungsgrenze kommen. Sie haben eindrucksvoll bewiesen, dass sie physisch und mental dazu bereit waren“, hob Glasner hervor. Die Mannschaft ist während der Hinrunde also nicht nur spielerisch gereift, auch körperlich und im Kopf stimmt es bei den Spielern nach wie vor.

Es ist beeindruckend, wie Glasner mit seinem Stuff und der Mannschaft den Umbruch aus dem Sommer Stück für Stück bewältigt. Es scheint zu stimmen innerhalb des Teams. Deswegen ist es auch gar nicht mal die Punktausbeute, die Glasner am Ende des Jahres glücklich machen lässt, sondern die Fortschritte bei seinen Schützlingen: „Was mich am meisten freut, ist, wenn ich die Jungs spielen sehe. Wie sie sich Schritt für Schritt weiterentwickeln.“ Dass es nun so gut läuft, war nach dem holprigen Saisonbeginn so nicht unbedingt zu erwarten gewesen. Der Trainer wusste am Samstag nach dem Spiel aber ganz genau, bei wem er sich zu bedanken hatte: „Ich kann mich nur bei den Spielern bedanken, dass sie nach dem schwierigen Start bei der Stange geblieben sind und nie gezweifelt haben. Sie haben immer mitgezogen.“  

„Sie waren immer da für die Eintracht“

Deswegen sieht Glasner auch keinen konkreten Schlüsselmoment innerhalb der Saison, bei dem es Klick machte. Es war eher ein Prozess. „Egal ob im Training oder Spiel, die Spieler waren immer offen für den Input“, lobte er die Herangehensweise seiner Mannschaft und weiß, dass es ohne sie nicht gehen würde: „Als Trainer bist du Nichts, wenn du die Spieler nicht an deiner Seite hast.“ Es herrscht also Geschlossenheit im Hause der Eintracht. Und man vertraut sich, was auch der Fall war, als es nicht lief. „Das Entscheidende ist und war, dass wir immer bei uns geblieben sind und immer an uns geglaubt haben“, erläuterte der Fußballlehrer. Die Gruppe habe sich auch in der schlechten Phase zu Saisonstart nicht auseinanderreißen lassen. „Das ist der größte Schlüssel, dass wir jetzt so gut dastehen“, betonte Glasner. Selbst Härtefälle, die vom Platz auf die Bank bis zur Tribüne und wieder zurück mussten, hätten sich nie hängen gelassen. „Sie waren immer da für die Eintracht“, machte Glasner deutlich.

Der Trainer scheint die Spieler also mit seiner Art und Weise, wie er Fußball denkt und versteht, zu erreichen – selbst wenn es wie am Anfang der Saison nicht rund läuft oder die Spieler in zweiter oder dritter Reihe stehen. „Wir haben uns auf den Fußball konzentriert, den wir spielen wollen, welche Iden wir haben und wie wir das den Spielern vermitteln“, erklärte Glasner. Das wollen er und das Trainerteam auch weiter so handhaben und „bis zum letzten Spieltag durchziehen“.

Nun stehen aber erst mal Weihnachten und damit ein paar fußballfreie Tage an. „Ich freue mich, mal nicht an Fußball zu denken, auch wenn es schwer fallen wird.“ Geht es nach Glasner, sollen es die Spieler genauso angehen wie er: „Sie sollen jetzt mal zehn Tage den Fußball Fußball sein lassen und sich über Dinge freuen, die sonst vielleicht zu kurz kommen.“ Gerade im Hinblick auf die vielen Spiele hätten es sich die Profis verdient. Ganz ohne Arbeit geht es aber nicht. Die Spieler haben für die kommenden Tage ein Programm für Zuhause mit an die Hand bekommen. Zudem gab es eine Gewichtsvorgabe mit auf den Weg, „sodass sie sich nicht ganz so gut bekochen lassen.“ Am 30. Dezember gilt es schließlich wieder fit auf der Matte zu stehen, wenn erstmals nach der kurzen Pause wieder gemeinsam trainiert wird. 

Keine Wunschliste für Krösche

Im neuen Jahr soll es dann natürlich möglichst so weitergehen wie zuletzt. Zu weiteren Saisonzielen nach der guten Hinrunde hielt sich Glasner jedoch bedeckt. Auch ließ er sich nicht in die Karten schauen, was mögliche Zugänge im Wintertransferfenster betrifft. Eine Wunschliste zu Weihnachten habe er Markus Krösche nicht mitgegeben. Man sei eh fast täglich im Austausch. „Jetzt gehe ich ihm ein paar Tage mal nicht auf den Wecker – und er mir hoffentlich auch nicht“, freute sich Glasner auf die fußballfreie Zeit im Kreise der Familie. Sein größter Wunsch für die Eintracht hänge eh nicht mit einem Transfer und auch nicht unbedingt mit Fußball zusammen – lässt aber wohl auch noch länger auf sich warten. „Mein größter Wunsch ist, dass ich hier mal in einem ausverkauften Haus Trainer sein darf. Dann hätten wir Corona im Griff.“ Das wäre natürlich auch nicht das Schlechteste.

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9 Kommentare

  1. Kriegste Oli, kriegste. 48.000 im April 2022 im EL – Halbfinal – Heimspiel gegen Sevilla. Ergebnis wird übrigens 4:0 lauten. Halt deine Ohren fest 😉

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  2. Mannschaftliche Geschlossenheit ist für mich der wichtigste Erfolgsgarant und somit elementar. Als Trainer muss man die Spieler hinter sich bringen und das „Gesamte“ sehr gut moderieren. Schafft man das, hat man Erfolg.

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  3. Einfach klasse die Entwicklung zur Zeit.
    Ein Schelm der böses denkt.. Ich erwische mich des öfteren das ich den Gegnern von Gladbach und Hertha die Daumen drück.
    Jetzt erstmal die Feiertage genießen und dann wieder angreifen.

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  4. Stand heute haben wir, außer den Bayern, im Trainerkarusell das große Los gezogen. Wirklich großartig was Trainerteam und natürlich die Mannschaft leistet und in den ersten Monaten geschafft hat. Wie viele bin auch ich immer noch geflasht wie sich das ganze Team mit den Last minute Treffern in Piräus und Fürth Woche für Woche gesteigert hat. Beeindruckend und hoffentlich weiter so, da ist immer noch Luft nach oben!
    Euch allen frohe Weihnachten, bleibt Achtsam und erfreut euch an der Eintracht.
    Nur die SGE!

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  5. Ein grosses Kompliment an die Trainingssteuerung und der medizinischen Abteilung. Mit sowenig Verletzungen nicht nur durch die Bundesligasaison sondern auch noch europäisch mit genügend Kräften bis zum Schluß durchzukommen zeugt von überragender Arbeit. Weiter so.

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  6. Meine Wunschliste – das ist ganz schwierig. Wir haben derzeit das geilste Presswerk auf dem gesamten Bundesligaparkett (natürlich habe ich dabei auch meine F-Brille auf) – mit Borré, Kamada, Lindström in Kombi mit den Außen bzw. denen dahinter, findet da etwas statt, was mir unheimliche Freude bereitet. Wir hatten aber auch unheimliches Glück, dass die meisten unserer Stammspieler weitegehend von Verletzungen und Krankheiten bislang verschont blieben.
    Die Erfüllung von Wünschen, hinsichtlich neuer Spieler zur Winterpause, könnte sehr wahrscheinlich (trotz vorheriger Verkäufe) nur marginal stattfinden. Ich sehe daher keine Zugänge zum Winter, die uns zur Rückrunde noch alternative Spielsysteme ermöglichen, sondern höchstens eine Stabilisierung, vielleicht Verbesserung des jetzigen Systems. Mit Hauge, Barkok, (Hrustic) und Blanco? hätten wir bereits einige auf der Bank, die ggf. das jetzige Offensivsystem ergänzen, bzw. Ausfälle teilweise kompensieren könnten. Ich würde mir persönlich noch mehr Wucht zur Technik (hatte ich mir von Hauge versprochen) wünschen – Typ Alidou (HSV) oder Leweling (Fürth), die so ca. Körpergröße Minus 100 auf die Waage bringen und trotzdem beweglich sind.

    Anstelle eines neuen Stürmers (den kopfballstarken, 1,9xm, 8xkg mit Erling-speed, Haller-Gedenk – Wand-Stoß und ballbehauptenden Supertank – Stürmer) sehe ich eher die o.g. Typen als Ergänzungen, um unser System noch zu verbessern durch Wucht, mehr Konkurrenzkampf (eine Bank, die den Stamm noch mehr fordert) und bessere Belastungssteuerung (mehr gleichwertigen Ersatz von der Bank)

    Ich hoffe, wir müssen keinen unserer Stammspieler bereits zum Winter ziehen lassen, sodass wir eine optimale Rückrunde spielen können.

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  7. @3 Werner,
    lass Dich nicht davon abbringen. Das mit Hütter, Bobic usw
    machen doch alle.
    Nur zwei, drei Moralinsaure nörgeln.
    Geniess die Tabelle und die aktuellen Mediabeiträge und frohe
    Feiertage.

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  8. Mal eine ganz andere Ebene, weil ich das nun wiederholt hier gelesen habe, nämlich „Glasner mit seinem Stuff“, assoziiere ich ich etwas Negatives, nämlich nicht nur das, was es bedeutet (u.a. Krempel), sondern einen Buchstaben ersetzend Stuss – und nicht „Staff“ (u.a. = Mitarbeiterstab), wie das letzte Wort eigentlich geschrieben werden müsste. Wenn schon Anglizismen, dann auch bitte die richtigen 😉 . Nichts für ungut, aber das musste nun doch mal raus.

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  9. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich Glasner in den ersten Wochen schwer angezählt habe. Die Spielweise erschien konfus, konzeptlos und ohne echte Idee. Aber Gott sei Dank haben die Verantwortlichen, allen voran Glasner selbst, die Ruhe bewahrt und das Potenzial dieser Mannschaft gesehen. Für mich war der Wendepunkt das Spiel gegen Leipzig mit dem späten Ausgleich – danach hat die Eintracht mit Spielglück (Fürth) und viel Qualität (alle Spiele danach) den Umschwung geschafft. Jetzt sieht das Spiel wie die gewohnte Eintracht aus: Wuchtig, schnell, giftig, kombinationssicher. Sow und Jakic (auch Rode) mit viel Stabilität und guten Abschlüssen im Spiel (Sow hat Sondertraining bei AMFG14 gehabt, das zeigt sich), Kamada und Lindström als Doppelzehn genial – vorne wünsche ich mir noch mehr Durchschlagskraft – Borré ist ein fleissiger Spieler, aber ihm fehlt es (noch) an Wucht und Konsequenz. Und unsere rechte Seite ist noch ungelöst: Chandler, Durm, Da Costa, Touré – alle keine Dauerlösung. Aber auch das wird OG lösen – und wenn die Jungs weiter so geschlossen und intensiv auftreten, kann der Weg nur nach oben gehen. Freuen wir uns auf eine gute Rückrunde. Bleibt alle gesund und geniesst ein paar schöne und besinnliche Feiertage!

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