Mit viel Geduld gelingt der SGE ein souveräner 2:0 Erfolg im "Hessenderby". Nun steht man wieder auf Platz 3 der Tabelle und darf träumen.
Mit viel Geduld gelingt der SGE ein souveräner 2:0 Erfolg im „Hessenderby“. Nun steht man wieder auf Platz 3 der Tabelle und darf träumen.

Nach dem Auswärtserfolg gegen den FC Schalke 04 am vergangenen Freitag, stand mit dem Spiel gegen den SV Darmstadt 98 ein echter Charaktertest an. Die Eintracht ging als Favorit in das Derby gegen den Tabellenletzten und musste beweisen, dass sie oben dranbleiben kann, auch wenn ein unbequemer Gegner in den Stadtwald reiste. Mit dem 2:0-Erfolg bewiesen die Frankfurter, dass die Diva immer seltener zum Vorschein kommt. SGE4EVER.de hat das „Hessenderby“ noch einmal genauer unter die Lupe genommen und nach den Gründen für den Erfolg gesucht.

1. Taktische Flexibilität                                                                                           

Auch wenn die SGE in dieser Saison in den meisten Spielen mit einer Fünferkette agierte, in der vor allem Makoto Hasebe als Abräumer in der Zentrale groß aufspielte, zeigte sich, dass man auch mit der klassischen Viererkette erfolgreich sein kann. Eintracht-Trainer Niko Kovac reagierte mit der Umstellung auf eine 4-4-2- Formation auf die Spielweise der Darmstädter, die wie im Hinspiel nicht aktiv am Spiel teilnahmen und sich zunächst auf das Verteidigen beschränkten. Die Frage, wer den wohl abwandernden Szabolcs Huszti im defensiven Mittelfeld ersetzen sollte, stellte sich in dieser Formation nicht. Hasebe rückte ins Mittelfeld vor und dadurch, dass der Tabellenletzte kaum offensive Akzente setzen konnte, schmerzte sein Fehlen in der hintersten Abwehrreihe auch kaum. Die Frankfurter bewiesen, dass sie seit Amtsantritt von Kovac mehrere Spielsysteme beherrschen und nicht festgelegt sind. Diese taktische Flexibilität ist eine große und neue Stärke der Eintracht in dieser Saison, denn sie kann sich so, abhängig vom Gegner, ideal auf jedes Spiel einstellen.

2. Ein Geduldsspiel                                                                                           

Eintracht-Trainer Kovac erahnte es schon vor dem Spiel und wies bereits in der Pressekonferenz darauf hin, dass er eine Darmstädter Mannschaft erwartet, die nach der 1:6-Klatsche gegen den 1.FC Köln vergangene Woche, auf Wiedergutmachung aus sein würde. Zudem schien das Derby bereits die letzte Gelegenheit zu sein, um noch eine realistische Chance auf den Klassenerhalt zu haben. Entsprechend kämpferisch gingen die Lilien in das Spiel und machten es den Frankfurtern in der 1.Halbzeit extrem schwer aussichtsreiche Torchancen zu kreieren. Auch wenn das Trainerteam im Wintertrainingslager in Abu Dhabi vor allem an der Offensive arbeitete, um der Mannschaft Mittel für tiefstehende Gegner an die Hand zu geben, tat man sich lange Zeit schwer. Viel Ballbesitz, klar spielbestimmend und doch anfangs kaum zwingende Torchancen für die SGE. Man hat zwar gesehen, dass die Frankfurter weiter daran arbeiten müssen „das Spiel machen zu können“, aber es zeigte sich auch eine neue Qualität: Geduld. Die Eintracht verlor nie den Kopf und blieb geduldig wie es sonst nur eine Spitzenmannschaft demonstriert. Man wusste, dass man seine Chance erhalten würde und nutzte sie in Form des Elfmeters dann auch eiskalt.

3. Das Quäntchen Glück                                                                                            

Nach der viel diskutierten Szene in der 1. Halbzeit, in der Darmstadt sich um einen Elfmeter betrogen fühlte, war es ausgerechnet ein Elfmeter für die Eintracht, der dem Spiel die entscheidende Wendung gab. Die SGE spielte in der 2. Halbzeit zwar weiterhin dominant, aber wann und ob die Frankfurter auch ohne den Elfmeter in Führung gegangen wären, ist unklar. Zudem hätte mit einem möglichen Elfmeter für die Lilien in Halbzeit 1, das Spiel ohnehin eine ganz andere Richtung bekommen, aber oftmals ist das Glück auf der Seite des Tüchtigen und die Eintracht hat sich das Glück im Prinzip schon im Hinspiel erarbeitet, in dem man ebenso haushoch überlegen war und sehr unglücklich verlor. Wenn man wirklich weiter dort oben stehen will, braucht man dieses Glück vielleicht auch einfach das ein oder andere Mal.

4. Ein starkes Kollektiv und Ante Rebic          

Im Prinzip hat man genau das gesehen, was man die ganze Saison schon bewundern darf: eine Mannschaft, die nur als Gesamtheit funktioniert und deren größte Stärke es ist, dass jeder Spieler im Kader der SGE das Gefühl hat, dazuzugehören. Eine dafür sinnbildliche Szene war der Jubel nach dem eiskalt verwandelten Elfmeter von Hasebe. Nicht nur alle zehn Feldspieler stürmten zum Japaner, sondern auch alle Ersatzspieler jubelten mit dem Team. In diesem Moment hat man eine eingeschworene Gemeinschaft gesehen, was eigentlich noch viel mehr wert war, als der Treffer selbst, denn diese Einheit, getreu dem Motto „Einer für alle – alle für Einen“, ist die größte Stärke der Eintracht in dieser Spielzeit. Trotzdem war es auch Ante Rebic, der nicht nur wegen seines Treffers zum 2:0, der dem Spiel der Frankfurter mit seiner individuellen Klasse seinen Stempel aufdrückte. Auch wenn ihm nicht alles gelang, so strahlte er stets Torgefahr aus, suchte das 1 gegen 1 und war ein Unruheherd, den die Darmstädter nur selten im Griff hatten. Das Fehlen von Marco Fabian, der vor allem wegen seiner Kreativität schmerzlich vermisst wird, konnte durch Rebic zumindest im Ansatz kompensiert werden. Der Kroate, der schon in Leipzig kämpfte und auffällig agierte, hatte es sich verdient, mit seinem Treffer „den Deckel auf die Partie“ zu machen.

Schon am Mittwoch steht für die Hessen der nächste Charaktertest an, denn auswärts gegen die in der 2.Liga spielenden Hannoveraner, wird es erneut ein kampfbetontes Spiel, dass sicher auch Geduld und Ruhe erfordert. Hannover 96 als eine Mannschaft die mitspielt, wird der SGE zwar deutlich besser liegen, aber wieder wird man dem Druck des „Favorit-sein“ standhalten müssen. Auch in der Offensive gilt es zuzulegen und sich mehr Chancen zu erspielen. Man darf gespannt sein, wie die SGE diese Aufgabe löst, aber mit dem Derbysieg ist die Brust gewiss noch ein Stück breiter geworden.

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6 Kommentare

  1. Hallo Laura: vielen Dank für den guten Bericht und insbesondere Deine Schlussworte gefallen mir richtig gut.
    Einen Satz jedoch, kann ich so nicht verstehen und unterschreiben:
    Zudem hätte mit einem möglichen Elfmeter für die „Lilien“ in Halbzeit 1, das Spiel ohnehin eine ganz andere Richtung bekommen, aber oftmals ist das Glück auf der Seite des Tüchtigen und die Eintracht hat sich das Glück im Prinzip schon im Hinspiel erarbeitet, in dem man ebenso haushoch überlegen war und sehr unglücklich verlor.
    Ich finde dieser Vergleich hinkt etwas.
    Ich würde eher sagen, wir haben im Rückspiel Willen und Stärke bewiesen und haben die Vorsätze, alles besser zu machen als im Hinspiel, befolgt und erfüllt.

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  2. Bin echt gespannt, wer gegen Hannover spielt.
    Denke Kovac wird das Spiel nutzen um mal andere Spieler zu sehen .. Ergebnis wird nicht soo wichtig sein, auch wenn man natürlich gerne weiterkommt.
    Ich wäre jedenfalls nicht massiv enttäuscht, wenn wir rausfliegen.
    Würd mich auch freuen, mal andere Spieler mit mehr Spielminuten zu sehen wie Besuschkow, Hector, Tawatha, Tarashaj, Blum, Seferovic, Barkok ..halt alle, die noch zur Verfügung stehen 🙂
    Fest bzw nicht austauschbar sehe ich für diese Partie nur Hasebe, Mascarell und Chandler sowie einen unserer beiden Stamm-IV. Auf allen anderen Positionen könnte man m.E. rein theoretisch durchwechseln.
    Also gerne meinetwegen
    Hradecky – Hasebe, Hector, Vallejo/Abraham – Chandler, Tawatha – Mascarell, Besuschkow – Tarashaj, Blum – Seferovic .. dann Wechsel Lindner->Hradecky Barkok->? und am Ende dann Marius Wolf->? , der dann den Sack mit dem nächsten 1:4 für Hannover zumacht 😀 😉

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  3. @2.
    Als Fußballer und Fan sollte man jedes Spiel gewinnen wollen. Ich finde den DFB-Pokal nach wie vor wichtig. Wer schon mal ein Endspiel miterlebt hat wird wissen was ich meine. Schade ist, dass der Verlierer des Finales nicht mehr in Europa spielen kann.

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  4. @2

    Wir sollten jedes Spiel gewinnen wollen, v.a. wo durch das Erreichen der nächsten Runde 1,5 Mio € winken. Die Abzuschenken können wir uns nicht leisten.

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  5. Keiner , und schon gar nicht kovac, wird abschenken. Er will gewinnen und das immer. Außerdem ist er Berliner, da will er sicher dort ins Endspiel

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  6. Rein rechnerisch, wenn auch etwas utopisch, stehen uns noch 4 Erfolgsvarianten zur Option: DFB-Pokal-Finale, erreichen der Europa-League-Plätze, erreichen der Champions-League-Plätze und erreichen des D-Meisterschafts-Platzes.
    Den Erfolg des Klassenerhalts setze ich mittlerweile voaus.
    Also zu verschenken oder gar abzuschenken haben wir überhaupt nichts, sondern vielmehr noch viel zu verlieren. ForzaSGE

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