Alex Meier ist derzeit topfit und fiebert dem Saisonauftakt entgegen.
Alex Meier ist derzeit topfit und fiebert dem Saisonauftakt entgegen.

Es ist nicht unbedingt so, dass Alex Meier als Synoym für den Begriff des Lautsprechers verwendet wird. Der 33-Jährige ist eine ruhige und ausgeglichene Person, die sich auch von den vielen Stimmungsschwankungen rund um den Verein Eintracht Frankfurt nicht nervös machen lässt. Umso mehr ließ die Reaktion nach dem Abgang von Stefan Aigner in Richtung TSV 1860 München aufhorchen. Meier bezeichnete den Abgang sowohl sportlich, als auch menschlich als eine Katastrophe. Wenn der Frankfurter „Fußballgott“ solche Worte sagt, entfalten diese eine besondere Wirkung und sorgen nicht dafür, dass die teils hitzigen Diskussionen rund um das Thema Transferpolitik abebben. Der Angreifer ruderte im Gespräch mit der Frankfurter Rundschau allerdings zurück: „Das war vielleicht etwas überspitzt im ersten Moment. Da kam halt aus mir raus, dass ich ihn total mag und wir uns super verstehen. Aber generell muss man sagen: So ist der Sport, so ein Wechsel gehört dazu.“

Meier will mit der Personalie Aigner endgültig abschließen und nach vorne blicken. Er könne den Wunsch seines Kumpels, in die Heimat zurückgehen zu wollen, verstehen: „Das Private spielt ja auch rein: Seine Frau kommt aus München, sie haben jetzt einen Sohn bekommen, die Familie lebt in München. Es ist schade, aber es war sein Wunsch, und damit sollte das Thema auch erledigt sein.“ Der Kader der Eintracht hat in kürzester Zeit ein völlig neues Gesicht erhalten, nach dem geglückten Klassenerhalt in der Relegation und der Neu-Installierung von Fredi Bobic als Sportvorstand wurde tatsächlich jeder Stein im Verein umgedreht.

Meier von Entfremdungs-Debatte genervt

Gefunden wurden viele neue Spieler aus vielen neuen Ländern. Bobic nahm bereits etwas Dampf aus der Entfremdungs-Debatte, Meier legte nun nach: „Das Thema wird mir zu hoch gehängt. Ich würde jedenfalls nicht von Entfremdung sprechen.“ Er nimmt die vielen Neuzugänge in Schutz: „Es sind alles gute Jungs, junge Spieler.“ Die Nummer 14 der Hessen sieht keine Probleme darin, dass so viele unterschiedliche Kulturen und Sprachen im Kader aufeinandertreffen. Es sei auch völlig normal, dass sich ein neuer Spieler aus Spanien zunächst häufiger an die Landsmänner klammert. Meier geht allerdings davon aus, dass sie schnellstmöglich deutsch lernen werden. Dies sei jedoch wichtiger für das Verständnis außerhalb das Platzes – auf dem Feld, so sagte bereits Trainer Niko Kovac, sei die Fußballsprache ohnehin universell: „Das ist so. Wenn du Fußball verstehst, könntest du auch mit elf Stummen spielen.“

Der Kapitän ist in diesen Tagen sehr bemüht darum, die Unruhe von der Mannschaft fern zu halten. Er sieht das Team auf einem guten Weg und will die Ergebnisse aus den Testspielen in der Vorbereitung nicht überbewerten: „Man kann eine super Vorbereitung haben und einen schlechten Start – oder umgekehrt. Das ist sekundär. Wichtig ist, dass wir alle gut durchkommen, uns kennenlernen und einspielen.“ Nicht nur bei der Eintracht ist das Phänomen der „besten Vorbereitung aller Zeiten“ aus der Vergangenheit bestens bekannt. Gute Stimmung, tolle Ergebnisse, viel Euphorie – und dann am 1. Spieltag die unerwartete Niederlage, die das ganze Gerüst zum einstürzen bringt.

Meier, der sich den sozialen Netzwerken gegenüber komplett verschließt und den Medienwahn rund um den Fußball kritisch beäugt, will Dinge auch in Zukunft weiterhin realistisch einschätzen und bemängelt die hektische Berichterstattung rund um den Fußball: „Wenn man gewinnt, ist alles gut. Wenn man verliert, ist alles schlecht. Das ist heutzutage so. Es gibt kein Mittelding mehr. Es gibt nur noch Weltklasse oder Kreisklasse. Es müssen Schlagzeilen gemacht werden und das wollen die Leute lesen.“ Der Offensivmann, der in 343 Ligaspielen insgesamt 120 Treffer für die Eintracht erzielte, hält nichts von diesen Ãœbertreibungen und versucht, die Mannschaft realistisch zu bewerten. Die Mischung müsse stimmen, da spiele das Alter keine Rolle. Aber können die Hessen mit so vielen Spielern, die keinerlei Erfahrung in der Bundesliga besitzen, bestehen? Meier antwortet auf seine Art und Weise: „Man weiß auch nicht, ob Aigner in der neuen Saison 20 Tore oder nur zwei gemacht hätte.“

Meier als Trainer?

Der Angreifer kennt diese Diskussionen am Main. Für manche Fans sind die Hessen schließlich bereits am 5. August abgestiegen – obwohl das Transferfenster noch geöffnet ist und die Spielzeit nicht begonnen hat. Meier hat trotz dieser düsteren Prognosen seinen 2017 auslaufenden Vertrag bis 2018 verlängert. Sollte er dann seine Karriere beenden, hätte er insgesamt 14 Jahre lang die Fußballschuhe für die Eintracht geschnürt. Doch daran verschwendet er noch keine Gedanken: „So lange ich mithalten kann, würde ich gerne in der Bundesliga spielen.“ Und danach? „Ich würde gerne Trainer machen“, sagt Meier, fügt jedoch selbstkritisch an: „Aber ich weiß nicht, ob ich dafür der Typ bin. Vor Leuten reden ist ja eigentlich nicht so mein Ding. Mal gucken. Ich hoffe, ich kann noch ein paar Jahre spielen.“

Wenn der Kontrakt dann ausfläut ist der gebürtige Niedersachse dann 35 Jahre alt. Die Verantwortlichen sicherten Meier ein Abschiedsspiel zu. Es ist eine Vereinbarung, die die enorme Wertschätzung dokumentiert. Der Torschützenkönig des Jahres 2015 ist stolz darauf, eine solche Partie austragen zu dürfen: „Dass man heutzutage ein Abschiedsspiel bekommt, ist etwas Besonderes.“ Wer denn der Gegner sein soll, wenn Meier das letzte Mal als Feldspieler im Waldstadion aufläuft, ist allerdings noch nicht klar.

 

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5 Kommentare

  1. Das Paradebeispiel eines Vollblutprofis: Vor einigen Jahren am liebsten vom Hof gejagt und heute das Aushängeschild der Eintracht – geschafft durch Willenskraft, Professionalität, Selbstbewusstsein und daraus resultierend Leistung – gekrönt durch eine Torjägerkanone. Schade, dass ihm nur der Sprung in die A-Nationalmannschaft verwehrt geblieben ist.

    Den Beinamen „Fussballgott“ hat er sich verdient. Bleib gesund und auf eine erfolgreiche Saison ohne Abstiegssorgen.

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  2. Gibts eigentlich ein Abschiedsspiel für Oka? Also das wäre definitiv auch mehr als verdient…

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  3. Meier kann von mir aus noch 5 Jahre spielen. Keiner in unseren Reihen kann so den Ball annehmen und umsetzen wie er. Von den Neuen auch keiner. Gehört für mich in eine Reihe mit Grabowski und Körbel.
    Hoffe nur, daß die Mitspieler ihn auch suchen und entsprechend anspielen.

    Gegen Bergamo wird ja wohl die erste Elf spielen. Mal sehen ob wir da schon was neues an Spielkultur und -verständnis der Spieler untereinander erkennen können.

    Freue mich auf Schalke !
    (Magdeburg ist noch zu früh für eine eingespielte neue Eintracht)

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  4. Abschiedspiel für Meier: Gegen St. Pauli oder den HSV. Besser noch wäre wenn die sich mal zusammenreißen und eine gemischte Hamburg-Elf hier runterschicken!

    Gruß SCOPE

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