Endlich wieder schmerzfrei am Ball: Slobodan Medojevic. (Foto: imago/ZUMA Press)

Als vor dem diesjährigen DFB-Pokalfinale die Mannschaftsaufstellung von Eintracht Frankfurt in den Medien präsentiert wurde, staunten die Anhänger nicht schlecht, denn nicht etwa Marco Russ oder Michael Hector sprangen im defensiven Mittelfeld – wo der Schuh seinerzeit gewaltig drückte – in die Bresche für die damals unpässlichen Spieler. Diese Ehre wurde überraschenderweise dem davor langzeitverletzten Slobodan Medojevic zu Teil, der vor dem 27. Mai 2017 über 14 Monate kein einziges Pflichtspiel für die Hessen absolvierte. Niko Kovacs erste Partie als Trainer an der Seitenlinie in Diensten der Eintracht, am 19. März 2016 gegen Borussia Mönchengladbach, sollte bis zu jenem Endspiel das vorerst letzte für den Mittelfeldspieler und gleichbedeutend mit dem Anfang einer langen Leidenszeit sein. Heute sieht die Welt jedoch schon wieder anders aus. So steht der Serbe mit einem neuen Einjahresvertrag in der Tasche auf dem Trainingsplatz in Gais und mischt munter mit.

Erinnern wir uns zurück: Vor dem Endspiel war der 26-Jährige noch keine zwei Wochen im Training. Eine hartnäckige Achillesehnenentzündung und darauf folgende Knieprobleme zwangen Medojevic in wettbewerbsübergreifend 47 Pflichtspielen zum Zuschauen. Zuvor spielte er schon eine ganze Zeit lang unter Schmerzen. Einsätze waren vor seinen Verletzungen nur noch mit Tabletten möglich, sogar seine Fußballschuhe hat er aufgeschnitten, um seiner Arbeit mit weniger Beschwerden nachgehen zu können. Geholfen hat auf Dauer jedoch nichts – also war er gezwungen, die gefühlt nicht enden wollende Ruhepause bis zum Pokalfinale einzulegen.

Die Nachricht, dass er im Endspiel von Beginn an ran durfte, war natürlich auch für Medojevic selbst eine Riesenüberraschung. Sie kam für ihn aus dem Nichts. Erst bei der Besprechung vor dem Spiel erzählte Kovac von seinen Plänen. Gerechnet hat Medojevic damit in keinster Weise, wie er in einem Gespräch mit der „Frankfurter Neue Presse“ im Trainingslager in Südtirol verraten hat: „Das war fast ein Schock, natürlich positiv.“ An die große Glocke hängen wollte er sein Glück im Vorfeld der Partie jedoch nicht: „Ich habe niemandem etwas gesagt, nicht meiner Freundin, nicht meinen Freunden. Nur meinem Vater habe ich eine SMS geschickt.“

60 Minuten reichen für einen neuen Vertrag

Trotz der langen Leidenszeit sei er vor seinem Einsatz im Berliner Olympiastadion aber nicht nervös gewesen, im Gegenteil: „Von so einem Spiel habe ich als Kind geträumt, einmal im Finale zu stehen, einmal vor einer solchen Kulisse zu spielen. Also habe ich mir gesagt: Genieße es und mach das Beste draus.“ Demnach sei er einfach nur froh gewesen, dass er bei diesem besonderen Spiel mitwirken durfte. Für einen Einsatz über 90 Minuten hat es damals nicht gereicht, doch spielt er länger mit, als so mancher erwartet hätte. Knapp 60 Minuten hielt er durch, bevor er merkte, dass er „nicht mehr zu 100 Prozent da war.“ Den Fehler zum entscheidenden Gegentor wollte er durch eine etwaige Unkonzentriertheit nicht riskieren: „Ich hätte es vor mir nicht verantworten können.“ Also wollte er „korrekt sein zum Trainer und den Mitspielern“ und ließ sich vernünftigerweise auswechseln.

Im Pokalfinale gegen den BVB durfte Slobodan Medojevic nach über 14 Monaten wieder ein Pflichtspiel bestreiten.

Eindruck hinterließ er bei den Verantwortlichen im Verein trotzdem. So gelang es ihm in den 60 Minuten von Berlin, sich einen neuen Vertrag zu erspielen, der sich um ein weiteres Jahr verlängert hat. Lange überlegen musste Medojevic nach eigenen Aussagen nicht, auch wenn es Gespräche mit anderen Interessenten gegeben habe. Dem Hessenland den Rücken kehren, wollte der Spieler aber nicht ernsthaft. Viel mehr will er es sich und den Fans noch einmal beweisen: „Ich bin jetzt drei Jahre hier und konnte nie zeigen, was ich kann. Ich kenne die Mannschaft, den Verein, die Stadt. Aus Respekt zu allen würde ich immer Ja sagen zu Frankfurt. Alle waren immer korrekt zu mir, das will ich auch ihnen gegenüber sein.“

Jetzt hängt Medojevic also noch mindestens eine Saison dran. Ein Karriereende hatte er in seiner langen Abwesenheitsphase anscheinend nicht im Blick. Einfach aufgeben kam für ihn nicht in Frage und stellte zu keiner Zeit eine Option dar, wie er versicherte. Das wäre erst der Fall, wenn ihm jemand sagen würde, dass nichts mehr geht, ansonsten würde er bis zum Ende kämpfen. „Auch bei einem Prozent werde ich weiter machen“, hob er hervor. Es würde ihm auch nicht leicht fallen, seine Schuhe an den Nagel zu hängen, denn für Medojevic ist Fußball mehr als nur ein Beruf. Für ihn ist es eine Leidenschaft, die er nach seiner langen Pause vielleicht noch ein wenig mehr genießen kann: „Wir tun hier, was wir lieben, es ist ein Traum und es ist mein Hobby. Da hört man nicht auf. Ich bin sehr froh, dass ich jeden Tag trainieren kann.“ 

„Neuzugang“ Medojevic

Wenn es nach Medojevic geht, soll sich das Blatt in der neuen Spielzeit natürlich zum Positiven wenden. Er möchte wieder voll angreifen und verständlicherweise auf mehr Spielzeit kommen als in den zurückliegenden Monaten. Die diversen Rückschläge waren schwer zu verdauen, umso glücklicher ist er, wieder im Kreise der Mannschaft trainieren zu können. Seine letzte richtige Vorbereitung hat Medojevic im Winter 2016 absolviert. Aufgrund dessen fühle er sich derzeit wie ein Neuzugang, erzählt er. Und das wahrscheinlich nicht ganz ohne Grund: Sein Trainer hieß damals noch Armin Veh, der dafür bekannt war, die Zügel auch mal lockerer zu halten. Als Kontrastprogramm dazu dient das Training unter Niko Kovac. Medojevic kommt diesen Sommer das erste Mal in den Genuss, eine Vorbereitung unter dem Kroaten mitmachen zu dürfen und sagt: „Es ist sicher härter als unter vielen meiner Trainer vorher, Ausnahme Felix Magath, das war das Härteste.“

Und doch galt es jüngst, erneut eine Schrecksekunde zu überstehen. Am Mittwoch verdrehte sich Medojevic im Training das Knie. Die Folge: Trainingsabbruch. Sein erster Gedanke: „Nicht wieder irgendwelchen Mist im Knie.“ Am Ende des Tages war es glücklicherweise nur halb so wild, so habe er „schnell gemerkt, das[s] es nicht schlimm ist. Da war ich natürlich froh.“ Also kann er weiter durchstarten und hofft für die Zukunft, weiter gesund zu bleiben. In den nächsten Wochen gelte es zunächst, bis zum Saisonstart fit zu werden. Danach wird der Mittelfeldspieler alles dafür tun und um seinen Platz kämpfen. Denn einen großen Wunsch hat Medojevic für die nächste Saison: „Ich hoffe, ich kann endlich zeigen, was ich kann.“ 

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6 Kommentare

  1. Noch nie wusste ich über einen Frankfurtspieler, der seit über 3 Jahren bei uns spielt, so wenig. Ich hoffe für ihn sehr, dass er endlich zeigen kann, was er kann. Hoffe er bleibt verletzungsfrei (auch wenn ich es leider bezweifle)

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  2. Warum, guck Robben an. Chelsea war als verletzt dann real das selbe und ab 2010 führte er Bayern ins Finale Champions League ach haben da die Fans von Real Madrid sich aufgeregt. Und dann bei Bayern noch wieviele wichtige Spiele gemacht. Also weiß man nicht wie es läuft mit Verletzungen.
    Ich meine die gehen ja mit ihre Leistungen hart an die Grenze. Auf jeden Fall wünsche ich mir das er fit bleibt und zeigt was er drauf hat. Jung genug ist er ja.

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  3. Ja da kann ich mich meinen Vorrednern nur anschließen.

    3 Jahre??? Das war meine erste Frage zum Artikel. Durch die ganzen Ausfälle habe ich bisher noch nicht sehen können, warum er verpflichtet wurde. Ich hoffe das ändert sich diese Saison.

    Im Allgemeinen würde ich mir eine Saison ohne die ständigen Horrorverletzungen wünschen. Das war die letzten Jahre wirklich zum Heulen.

    Mit nem gut eingespieltem Team, rechne ich damit, dass wir wieder einige die wir vor uns sahen, hinter uns lassen.

    Die anderen werden auch nicht alle perfekt spielen und haben den größeren Druck.

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  4. Erlich gesagt habe ich bereits genug gesehen. Könnt ihr euch nicht mehr an seine erste Saison erinnern? Der Junge hat uns aus eigener Kraft locker 10 Punkte gekostet. Immer wieder haarsträubende Ballverluste vor der eigenen Abwehr die meistens zu Gegentoren führen. Damals war er selten Verletzt und hat am Ende auch nicht mehr gespielt. Meiner Meinung ist er zu unsicher und hat keine Bulitauglichkeit…

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  5. @augustinejayjay:
    vielleicht kann das Trainer-Trio sein Stellungsspiel, seine Passicherheit und die Ruhe am Ball, sowie sein Auge für seine Vorderleute und seine Gegenspieler und sein Pressing verbessern.
    Sein Vertrag wurde um 1 Jahr verlängert.
    Somit haben wir für die 6 immerhin einen Backup, den man bei Bedarf mal bringen kann.
    Das ist sicher nicht die Optimallösung, aber sie dürfte wirtschaftlich tragbar und überschaubar sein.
    Bleibt zu hoffen, dass Medo mal eine Saison gesund bleibt und die Rechnung aufgeht.

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