Marco Russ erlebte während seiner anderhalbjährigen Zeit beim VfL Wolfsburg, wie schnell man seinen Status als Stammspieler verlieren und aussortiert werden kann. Der Innenverteidiger lernte die Schnellliebigkeit des Fußballgeschäfts kennen und erlebte im Sommer 2012 einen Bruch unter Trainer Felix Magath. „Er hatte mir zum damaligen Zeitpunkt nur gesagt, dass er meine Qualitäten als Spieler nicht mehr gebrauchen könne. Meine Vorbereitung auf die Saison sei nicht so verlaufen, wie er sich das gewünscht hätte“, beschrieb der 29-Jährige seine damalige Situation bei „spox“. Russ wurde in die U23 der Wölfe abgeschoben und durfte ab sofort nur noch trainieren – zu Einsätzen kam er nicht mehr.
Irgendwann fehlte dem Eigengewächs der Hessen dann die Motivation. „Ich fühlte mich fehl am Platz und nicht gebraucht“, blickt er enttäuscht zurück. Trotzdem habe der Defensivspieler bei Magath vor allem im konditionellen Zustand deutliche Fortschritte erzielt. Der als Schleifer bekannte Coach habe den Druck stets sehr hoch gehalten und viel im körperlichen Bereich gearbeitet. Taktische Schulungen hingegen waren sowohl Magath, als auch Ex-Trainer Armin Veh, weniger wichtig. „Unser neuer Trainer Thomas Schaaf ist bei mannschaftstaktischen Abläufen dagegen sehr penibel. Er will, dass alle Einzelheiten bei jedem Spieler sitzen, daher trainieren wir das auch ständig“, vergleicht Russ die Arbeit der Übungsleiter, möchte dies aber nicht als Kritik oder Lob an deren Arbeit verstanden wissen: „Diese Unterschiede sind aber normal, denn jeder Coach hat eine unterschiedliche Herangehensweise.“
Die teils bitteren, aber auch wertvollen, Erfahrungen in Wolfsburg haben den gebürtigen Hanauer gestärkt und ihn weiter reifen lassen: „Ich habe meinen Beruf noch mehr zu schätzen gelernt, weil ich eben gesehen habe, wie schnell so etwas auch in die ganz falsche Richtung laufen kann.“ Inzwischen ist Russ fast wieder zwei Jahre bei der Eintracht. Nach 16 Monaten brach der Blondschopf im Winter 2012 seine Zelte bei den Niedersachsen ab und kehrte zu den Hessen zurück. Das Angebot sei genau zum richtigen Zeitpunkt gekommen. „Armin Veh wollte mich unbedingt haben. Es war eine tolle Bestätigung für mich, nicht in Vergessenheit geraten zu sein“, freute sich der Kämpfer und nutzte zugleich seine wohl letzte Chance, noch einmal in der Bundesliga Spuren zu hinterlassen. Unter dem Ex-Coach der Adler wurde Russ zum defensiven Mittelfeldspieler umfunktioniert und zeigte durchaus ansprechende Leistungen, obwohl er sich zu Beginn mächtig umstellen musste: „Als Innenverteidiger hat man Spiel und Gegner vor sich, das ist schon etwas einfacher. Im Mittelfeld kommen die Gegner dagegen von überall her auf dich zu, so dass der Ball viel schneller angenommen und abgespielt werden muss. Die Spielgeschwindigkeit ist da eine ganz andere.“ Aber Veh habe ihm da sehr geholfen, sodass er aktuell keine Probleme auf der neuen Position habe.
Anscheinend hat der Defensivallrounder diesen Tiefschlag in Wolfsburg nötig gehabt, um nochmal einen Schritt nach vorne gehen zu können. Bei den Frankfurtern ist Russ Stammspieler und hat sich gegen die anfänglichen Kritiker, die ihm nach seiner Rückkehr viel Skepsis und einige Wut entgegenbrachten, durchgesetzt. Ob er nur in seiner Heimat funktionieren könne, möchte der Hesse zwar nicht bejahen, „vielleicht ist es aber wirklich so, dass man nur bei einem bestimmten Verein richtig aufblüht.“
Ein Kommentar
Ich find es gut, dass unser frankfurter Bub zurück gekommen ist, auch wenn ich anfangs eher skeptisch war.
Dennoch sehe ich bei ihm noch Traingsbedarf bei bälle abschirmen und halten. So wichtig er als Kämpfer für uns ist, so sehr muss er seine Fehler wie beim leichtfertigen ballverlust im 16er gegen mayer o der noch unnötigere ballverlust gegen okasaki anstellen.
Das war reine Kopfsache bzw. Konzentration.
Trotzdem begrüße ich es sehr, dass er ein teil unserer Mannschaft ist u freue mich für sein sehenswertes tor gegen schalke.
Du musst eingeloggt sein, um einen Kommentar zu schreiben.