Makoto Hasebe war neben Haris Seferovic im vergangenen Sommer der Königstransfer der Adlerträger. Dabei fiel dem 31-jährigen Japaner die schwierige Aufgabe zu, zum einen den Verlust der defensiven Mittelfeldspieler Sebastian Rode und Pirmin Schwegler zu kompensieren und zum anderen die Rolle eines Anführers im neu zusammengestellten Eintracht-Gefüge zu übernehmen. Bisher konnte der Kapitän der japanischen Nationalmannschaft überzeugen, auch wenn er kein Taktgeber im Sinne von Schwegler ist. In einem Interview mit der FR zeigt sich Hasebe gleichwohl erstaunlich selbstkritisch.
Viele Kiebitze beim Training fragten sich nach der Niederlage in der Münchner Allianzarena, was Thomas Schaaf im Rahmen einer 45-minütigen Aussprache seinen Spielern mit auf den Weg gegeben hat. Jetzt wissen wir es: “Wir haben nach dem Spiel gegen Bayern München sehr lange mit dem Trainer gesprochen. Das war richtig gut. Es war sehr positiv.” Und um was ging es in dem Gespräch? “Wir haben uns da vorgenommen, dass wir mehr zeigen und dass wir mehr laufen müssen. Wir Spieler haben ja selbst gemerkt, dass wir zu wenig laufen. Und wir haben uns gesagt, dass wir mehr Selbstvertrauen haben müssen.”
Interessanterweise scheint die Eintracht immer eine Klatsche gegen Bayern München zu nutzen, um ihr Spielsystem zu hinterfragen. Bereits in der Vorrunde war es nach der 0:4-Niederlage zu einer Aussprache mit dem Trainer gekommen. Dieses Mal ging es wohl in erster Linie um den Einsatz und die Laufbereitschaft: “In dem letzten Spiel gegen Gladbach haben wir gezeigt, was in uns steckt. Jetzt sollten wir auch auswärts genauso weitermachen. Wir sind gegen Gladbach auch mehr als 119 Kilometer gelaufen. Das müssen wir beibehalten.” Auffällig war auch das frühe Pressing nicht nur der Stürmer, sondern auch der defensiven Mittelfeldspieler: “Ja, das hat uns der Trainer so mit auf den Weg gegeben. Medo und ich sollten schon ganz vorne Druck machen. Und das haben wir gemacht. Die erste Halbzeit war schon ganz ordentlich, die zweite Hälfte war richtig gut.”
Wird die Eintracht auch in Dortmund in dieser Ausrichtung auf den Platz kommen? Hasebes Antwort könnte von seinem Trainer stammen: “Ich weiß noch nicht, mit welcher Taktik wir spielen werden. Aber ich finde, es ist egal, ob man vorne draufgeht oder weiter hinten angreift: Das Wichtigste ist, dass man voll in die Zweikämpfe reingeht und aggressiv spielt. Das ist entscheidend im Spiel. Wenn wir vorne angreifen, aber nicht in die Zweikämpfe kommen, bringt das nichts, dann ist das auch nicht gut. Es ist die Art und Weise, wie man die Zweikämpfe angeht. Und Konzentration ist wichtig im Spiel.”
Seine eigene Rolle im Spiel der Eintracht sieht Hasebe erstaunlich selbstkritisch – schließlich liefert er seit Saisonbeginn regelmäßig überzeugende Leistungen ab. “Ich bin 31 Jahre alt, ich habe viel Erfahrung. Ich bin schon Meister geworden. Ich müsste hier mehr der Chef sein. Chef sein bedeutet für mich, konstanter spielen. Ich müsste noch mehr mit den Mitspielern sprechen und sie führen.” Er glaubt, das er noch wesentlich besser spielen könne und vor allem den jüngeren Spielern wie Stendera und Kittel mehr Unterstützung geben könne: “Ich müsste mehr Überzeugung zeigen und mehr Verantwortung für die Mannschaft übernehmen. Wir müssen auswärts, wenn wir führen, ruhiger spielen, das Spiel kontrollieren. Das muss ich der Mannschaft noch mehr vermitteln.” Und auch in einem weiteren Punkt sieht Hasebe erheblichen Verbesserungsbedarf: “Ich müsste torgefährlicher werden. Ich schieße natürlich nicht viele Tore, aber ein paar könnten es schon sein.”
Interessant und aufschlussreich ist die Antwort des 87-fachen japanischen Nationalspielers auf die Frage, ob die Eintracht mit zwei defensiven Mittelfeldspielern stabiler stehe: “Wir spielen eigentlich immer mit zwei Sechsern, auch wenn Stendera spielt. Aber er geht mehr mit nach vorne, er ist offensiver als Medo.”
Die Frage nach seinem japanischen Teamkollegen Takashi Inui, mit dem er in Frankfurt gerne Sushi essen geht, darf natürlich nicht fehlen: “Er hat zuletzt nicht so viel gespielt, aber es ist natürlich besser als letzte Saison. Er fühlt sich jedenfalls wohl, sagt immer, Frankfurt sei eine richtig gute Stadt.”
6 Kommentare
Für mich der beste Transfer der Saison. Ein absoluter Leadertyp, der sich vorbildlich für die Mannschaft aufopfert und sich für einen Schritt zu schade ist. Was auch sehr wichtig war, dass er Inui geholfen hat wieder zu alter Stärke zurück zu finden. Meiner Meinung nach muss er nächste Saison Kapitän werden. Er ist genau der richtige Typ dafür und der beste Kandidat in unserer Mannschaft für dieses Amt.
@1: Ich schließe ich mich Deiner Aussage an.
Nix gegen Kevin (im Gegenteil), aber von hinten kann niemand führen.
Bei der Bundeswehr haben wir schon immer gesagt, "der Führer führt immer von vorne"......auch wenn das vielleicht etwas weit hergeholt ist.
Leider ist Alex Meier etwas zu introvertiert und ob Russ für die Rolle geeignet wäre....ist unklar.
ich weiss nicht ob er schwegler oder rode gleichwertig ersetzt hat aber viel schlechter als einer der beide ist er meiner meinung nach nicht. er ist glaub ich auch der beste balleroberer der liga wie man letztens irgendwo lesen konnte. von der einstellung her auch ein musterprofi! würde den makoto auch gerne als kapitän sehen bei uns :-)
Der beste Transfer war er nicht, aber zweifelsohne der Wichtigste!
Eine Verletzung von Hasebe in der Vorrunde waere der sichere Abstieg gewesen !
Noch eine Saison ohne einen Hasebeersatz waere nichts fuer meine Nerven!
Hasebe ist zwar Deutscher Meister mit Wolfsburg geworden aber sein Anteil daran ist nicht so gross gewesen wie der von Josue und Misimovic.
In Wolfburg hat er überwiegend Rechter Verteidiger gespielt .
In Nürnberg hat er kein einziges Spiel gewonnen.
Er ist leider kein Taktgeber wie Ralf schon geschrieben hat und
die Hoffnung dass er es einmal kann ist doch ziemlich begrenzt bei mir!
@4
Natürlich ist Hasebe ein Taktgeber und verfügt über eine sehr hohe Spielintelligenz, was nicht zuletzt an seinem überragendem Stellungsspiel zu sehen ist. Er leitet und dirigiert unser Spiel. Nur kann er diese Fähigkeit nur selten aufblitzen lassen, wenn er als einziger Sechser die ganze Arbeit machen muss. Wenn er einen wie Medojevic oder Iggy an der Seite hat, dann kann er sich viel mehr um den Spielaufbau kümmern.
Bei VW hat Hasebe hauptsächlich zentrales Mittelfeld oder rechtes Mittelfeld bzw. halbrechts in der Raute gespielt, quasi das was Aigner jetzt spielt. Nur die letzten 2 Saisons musste er mal RV spielen, weil Träsch und Ochs das Loch das Riether hinterlassen hatte nicht füllen konnten. Und bei Nürnberg hat er fast gar nicht gespielt weil er verletzt war. Immer schön bei den Fakten bleiben ;)
Allein die Tatsache das wir keinem im Kader haben der ihn adäquat ersetzen kann sagt eigentlich alles aus.
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