Makoto Hasebe ist einer der Führungsspieler der Eintracht.
Makoto Hasebe ist einer der Führungsspieler der Eintracht.

Bodenständig, kultiviert und stets freundlich – Makoto Hasebe hat in seinen zweieinhalb Jahren bei der Eintracht bleibenden Eindruck hinterlassen und ist prägende Figur in einer Mannschaft, die vom Fast-Abstieg in die Champions League-Plätze gestürmt ist. In einem Interview mit der „FAZ“ erklärt er die Gründe für den Aufschwung, lobt seinen Trainer Niko Kovac und erklärt, dass er wohl jede Position spielen würde, um der Mannschaft zu helfen.

Neue mentale Stärke

Mit seinen 33 Jahren ist der Japaner rumgekommen. Alleine bei der Eintracht erlebt er derzeit seinen dritten Trainer. Vor Niko Kovac arbeitete er auch unter Thomas Schaaf und Armin Veh. Aber erst unter dem Kroaten scheint er richtig aufzublühen und zeigt sich in dieser Spielzeit konstant in bestechender Form. Die Art des Trainers macht er dafür nicht nur zu Teilen verantwortlich: „Niko Kovac ist ein sehr guter Trainer. Er kann sehr gut motivieren und fördert den Zusammenhalt in der Mannschaft.“ Die harte Arbeit auf und neben dem Platz zeichne den 45-jährigen aus. Der Defensivspieler legt aber auch den Finger in die Wunde: „Meiner Meinung nach war es in der Zeit vor Niko Kovac etwas zu locker. Wir waren nicht fokussiert genug.“ Dennoch macht er auch deutlich, dass die Zeit unter Felix Magath, unter dem er 2009 Deutscher Meister wurde, noch härter war, was ihn selbst auch abgehärtet hat: „Ich habe schon unter Felix Magath trainiert. Mich kann nichts mehr erschrecken. Ich habe vor keinem Angst.“ Für den einen oder anderen Spieler sei aber auch der Anspruch von Kovac schon manchmal zu viel. Dennoch hält er die Art und Weise, wie der Coach Disziplin und Fokussierung einfordert unablässig für den sportlichen Erfolg. Im Fokus stehe immer die Mannschaft, ihrem Wohl müsse sich jeder unterordnen. „So bin ich auch erzogen worden. Dieses Denken gilt seit je in Japan“, lässt Hasebe durchklingen, dass für ihn diese Ansprüche selbstverständlich sind. Die Mannschaft habe sich durch die Arbeit mit Kovac aber nicht nur taktisch verbessert, sondern auch mental: „In unseren Köpfen hat er für eine neue Stärke gesorgt, was vor allem darin bemerkbar macht, dass die Mannschaft in dieser Saison nach Rückschlägen immer wieder zurückgekommen ist. Mit Ausnahme der 0:3-Niederlage in Leipzig gab es kein Spiel, dass die Eintracht hergeschenkt hat, eine Niederlage mit mehr als einem Tor Unterschied gab es bis dato nicht. Auch im Bereich Fitness scheint die Eintracht zugelegt zu haben. Einbrüche in der letzten Viertelstunde, wie es sie unter Armin Veh fast schon obligatorisch gab, sind nahezu ausgeschlossen. Vor allem das härtere Training unter dem Veh-Nachfolger sei dafür verantwortlich: „Das harte, intensive und abwechslungsreiche Training hat uns allen gutgetan. Körperlich haben wir ein neues Level erreicht.“ Was auch dafür sorgt, dass sich der Defensivspieler selbst richtig fit fühlt und die Aussagen von Kovac, er könne noch mit 40 Jahren Fußball spielen, für durchaus möglich hält.

Hasebe spielt alles

Taktische Flexibilität ist ebenfalls ein neuer Faktor bei der SGE. Die Umstellung auf eine Dreierkette mit Makoto Hasebe als Libero ist aber auch ein Zeichen seiner persönlichen Flexibilität. Bis auf Stürmer hat er schon so gut wie jede Position im Profifußball begleitet. Der 33-jährige machte nie einen Hehl daraus, dass vor allem die Position des Rechtsverteidigers, die er unter Armin Veh häufiger als gewollt bekleiden musste, nicht zu seinen Lieblingspositionen auf dem Spielfeld zählt. Auch die neue Position als Mittelmann einer Dreierkette sei trotz der erfolgreichen Praxis nicht seine absolute Wunschposition. Auch wenn er sich zwischen Jesus Vallejo und David Abraham sehr wohl fühle, sagt er: „Ich sage immer, dass die Sechserposition meine Lieblingsposition ist. Das wird bis zum Ende meiner aktiven Karriere auch so bleiben.“ Trotzdem steht die Mannschaft für Hasebe über allem und seine taktische Flexibilität will er für diese auch immer nutzen: „Zur Not würde ich auch nochmal ins Tor gehen“ – was er in Wolfsburg am 6. Spieltag der Saison 2011/12 schon gemacht hat, als die Wölfe beim Stand von 1:2 und bereits drei erfolgten Auswechslungen in der 80. Minute ihren Torhüter Marwin Hitz durch einen Platzverweis verloren. Allerdings kassierte der nur 1,80 Meter große Hasebe noch das 1:3, was eine Quote von zehn Minuten pro Gegentor bedeutet. Da weist der aktuelle Keeper der SGE, Lukas Hradecky, in der laufenden Bundesligasaison mit 120 Minuten pro Gegentor eine deutlich positivere Quote auf. Wertvoller wird es also sein, dass der Asienmeister von 2011 seine Erfahrung weiterhin als Feldspieler einbringen kann. Das ist auch das, was der Trainer von ihm erwarte. Viel mehr Anweisungen gäbe es nicht, vielmehr lasse der Coach ihn machen und vertraue ihm. Vertrauen, was er ihm, in Zukunft auch durch verwandelte Elfmeter, bei denen er keinen geringeren als Fußballgott Alex Meier ablösen wird, zurückgeben möchte:„Für Niko Kovac will ich auf dem Platz mit meiner Leistung die richtige Antwort geben.“

Auf dem Weg zur Spitzenmannschaft

Leistung und die richtige Antwort bringt nicht nur er selbst in dieser Saison, sondern die gesamte Mannschaft. Vor allem der Umgang mit vermeintlichen Rückschlägen zeichnet die Eintracht in dieser Spielzeit besonders aus. Auf die vier Saisonniederlagen (in Darmstadt, Freiburg, Wolfsburg und Leipzig) hatte die Eintracht stets eine Antwort parat. Lediglich nach der Niederlage in Freiburg gab es am darauf folgenden Spieltag keinen Sieg. Da der Gegner aber kein geringerer als der FC Bayern war, liest sich das Unentschieden dennoch fast wie ein dreifacher Punktgewinn. „Meine Erfahrung sagt mir, dass man immer dann nach vorne schauen kann, wenn man sich von einer Niederlage nicht beeindrucken lässt“, macht der Bücherliebhaber keinen Hehl daraus, dass er durchaus das Potenzial bei der SGE erkennt, sich dieses Jahr schon für das internationale Geschäft zu qualifizieren. Aber da auch Hasebe durchaus bodenständig ist, weist auch er nochmals darauf hin, dass zunächst die 40 Punkte das Ziel seien und erst dann werden neue formuliert. In diesem Punkt gehen Verantwortliche und Spieler der Eintracht unisono. Eine Spitzenmannschaft erkennt der Japaner in seinem Team noch nicht. Dafür fehle vor allem noch eine Konstanz bei den Auswärtsspielen, die man seiner Meinung nach nicht hätte verlieren dürfen. Dennoch ist er für die Zukunft mehr als optimistisch gestimmt und traut den Frankfurtern unter Niko Kovac den nächsten Sprung zu: „Wir haben viele gute, junge Spieler. Die Eintracht hat mit den hier handelnden Personen eine große Zukunft vor sich.“ Der erste Schritt in die Zukunft ist das Heimspiel am Sonntag gegen den Rivalen Darmstadt 98. Hasebe macht darauf aufmerksam, worauf es ankommen wird: „Das Derby wollen wir natürlich gewinnen. Für das zu erwartende Kampfspiel müssen wir bereit sein und Darmstadt den nötigen Fight liefern.“ Ob er selbst dann wieder als Libero fungieren wird, bleibt abzuwarten. Einen Spitznamen, der mit dieser Position eng verbunden ist, hat er durch die Aussage seines Sportdirektors Bruno Hübner, er sei in Japan ein Kaiser, auf jeden Fall schon weg: Der eine oder andere Mannschaftskollege sagt jetzt Franz zu mir.“ – es gibt sicherlich schlimmere Vergleiche für einen Fußballer, auch wenn es als Zeichen dafür gewertet werden kann, welchen Status sich Hasebe mittlerweile in Frankfurt erarbeitet hat.

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5 Kommentare

  1. Wie ich schon mehrmals schrieb, wir sollten einen weiteren Japaner holen. Möglichst einen, der schon in den (erweiterten) Kreis der Nationalmannschaft gehört und zu den zukünftigen Hoffnungen des Landes gehört. Da sind noch Einige, die in der heimischen Liga spielen und bezahlbar für uns wären. Mit der Möglichkeit, noch ein paar Jahre zusammen mit Hasebe in der BuLi zu spielen, könnten wir so manchen Konkurrenten ausstechen und Spieler zu uns lotsen.

    Die Medienpräsenz von Hasebe in Japan ist erheblich größer, als z.B. von Özil oder Kroos in den Heimatmedien. Halt so, als ob ein Deutscher es in die NBA oder NFL schaffen würde und auch noch Top Ergebnisse erzielen würde…In fast jeder Sportsendung in der es um Fußball geht und auch über die Spieler im Ausland berichtet wird, kommt Hasebe vor. Derzeit sogar mehr als über Kagawa, Nagatomo oder Honda. Und fast immer wird in diesem Zusammenhang der Name Eintracht Frankfurt erwähnt bzw. wird unser er in unserem Trikot im TV gezeigt. Bestimmt fällt das der einen oder anderen Firma auch auf. Ich bin mir sicher, dass ein junger Japaner mit Potential uns nicht nur sportlich weiterbringen wird, sondern auch weitaus darüber hinaus.

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  2. Es fehlt nicht mehr viel zur Legende.
    Gern übrigens würde ich ihn wie weiland den anderen Franz öfter mal am gegnerischen 16er sehen, um unsere Torquote aufzubessern.
    Und den Sportdirektor sollte bei Zeiten mal einer drauf hinweisen, dass Hasebes Vertrag in 10 Monaten ausläuft.

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  3. OT:
    auf der Kader-Seite bitte mal die Vertragsbindung bei den Kovac.Brüdern aktualisieren

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