piazonIn der heutigen Ausgabe der Frankfurter Rundschau gab Lucas Piazon ein ausführliches Interview über seinen Weg vom Jugendspieler nach Europa bis hin zur Eintracht. Bereits im Alter von 14 Jahren habe er das Elternhaus verlassen, um im vier bis fünf Stunden entfernten Sao Paolo spielen zu können. Dadurch sei er schon früh auf sich allein gestellt gewesen, was eine wichtige Erfahrung für ihn gewesen sei. Als er mit 17 Jahren von Chelsea aus dem Vertrag gekauft wurde, gewöhnte er sich nach sechs Monaten an den englischen Fußball. Dennoch war es in den ersten beiden Jahren in England nicht immer einfach für ihn, „weil es dort keine Winterpause gibt“ und er deshalb nur ein Mal im Jahr, zum Ende der Saison im Mai, seine Familie in Brasilien besuchen konnte. Immerhin hatte er mit dem brasilianischen Nationalspieler David Luiz einen Landsmann an seiner Seite, der ihm nicht nur dabei half, Fuß in einer neuen Kultur zu fassen: „Wir sind zusammen zum Training gefahren, haben eigentlich alles gemeinsam gemacht. Er ist ein sehr guter Freund geworden“, sagte Piazon über den Fußballkollegen, mit dem er sich ein halbes Jahr lang eine Wohnung teilte.

Mit seinem Wechsel zu Vitesse Arnheim in die Niederlande lief es am Anfang 2013/14 richtig gut für Piazon. Dort erzielte er in den ersten 16 Einsätzen bis zur Winterpause 11 Tore, darunter vier Doppelpacks. Man wurde Herbstmeister und überwinterte auf Rang 2. „Aber nach der Winterpause haben wir vier, fünf Spiele schlecht gespielt, und dnach hat die Mannschaft so ein bisschen an Stärke verloren. Und Selbstvertrauen sowieso“, so der 20-Jährige gegenüber der FR. Arnheim schloss die Saison auf dem sechsten Platz ab, dennoch resümierte der Brasilianer es als „ein gutes Jahr“.

piazon schaafDann sei die Anfrage aus Frankfurt gekommen und Chelseas Sportdirektor habe ihm ein paar gute Gründe für einen Wechsel in die „starke, gute“ Bundesliga aufgezählt. So würde auch der Fokus nach dem Gewinn des Weltmeistertitels stark auf dieser Liga liegen und die Eintrach sei zudem ein sehr guter Klub, bei dem der Trainer auf junge Spieler setze. Auch Chelseas Trainer José Mourinho empfahl ihm, dass dies gut für seine Entwicklung sei. Nach weiteren Gesprächen mit den Verantwortlichen der Eintracht und seiner Familie, habe er sich dazu entschieden, den Schritt nach Frankfurt zu gehen.

Als ihn die FR darauf angesprochen hat, ob er enttäuscht sei, dass Chelsea nicht auf ihn baut, antwortete der Brasilianer: „Nein, für mich ist das hier die optimale Lösung. Ich wollte in einer stärkeren Liga spielen als in der letzten Saison, als ich in den Niederlanden war. Jetzt ist das für mich eine neue, große, harte Herausforderung. Aber auch eine gute Möglichkeit, um mich zu beweisen. Die Bundesliga ist eine der stärksten Ligen der Welt. Das ist gut für mich.“

Die Frage, ob er zu 100 Prozent sicher sei, dass er nach dem Jahr wieder zurück nach Chelsea kehre, umging die neue Nummer 19 im Dress der Eintracht gekonnt. Er denke momentan nicht an Chelsea. Er wolle in Frankfurt Erfolg haben und einen guten Job machen. Er denke nur an die Gegenwart, nicht an die Zukunft. Sicherlich ist dies einem jungen Spieler, der noch bis Sommer 2017 an einen starken Verein wie den FC Chelsea gebunden ist, keinesfalls zu verkennen. Es wäre vermessen zu glauben, er würde bei einer möglichen Aussicht auf einen Stammplatz bei den Engländern, das Fußballspielen in Frankfurt vorziehen. Und dennoch weiß er, dass eine Rückkehr nach England von seiner Leistung im Adler-Dress abhängig ist: „Wenn ich hier einen guten Job mache, dann habe ich dort vielleicht eine Chance. Wenn ich hier nicht gut spiele, ist es sowieso unmöglich.“ Fügt aber genauso realistisch an, dass man in diesem Geschäft nie wisse, was in sechs Monaten passiere. „Fußball ist verrückt, vielleicht bleibe ich für immer hier“, sprach er und lachte.

Dpiazon seferovicoch eins ist klar. Er zählt nicht zu der Kategorie Spieler, der sich auf die Bank setzt, seinen Mitspielern zuschaut und zufrieden das Salär einstreicht. Er wolle spielen, denn nur dann sei er glücklich. Es wäre nicht zufriedenstellend für ihn, überwiegend auf der Ersatzbank zu sitzen und nur Kurzeinsätze zu absolvieren. Daher lebe er trotz seiner vielen (Leih-)Stationen in den letzten drei Jahren (England, Spanien, Niederlande und jetzt Deutschland) seinen Traum, nämlich den des professionellen Fußballspielers.

In Frankfurt ist er vor etwas über drei Wochen angekommen und bei den Fans schon wegen seines sehr ausgeprägten Lächelns als „Grinsekatze“ bekannt. So ist es nicht ungewöhnlich, dass sich nach jedem Training eine Menschentraube um ihn bildet und er jeden Wunsch nach Autogrammen oder Fotos erfüllt: „Ich kann nicht nein sagen, wenn mich Kinder fragen. Wenn wir mit dem Training fertig sind, ist das doch auch okay. Wir können uns doch dann zehn, 15 Minuten Zeit nehmen, um ihnen den Gefallen zu tun, etwas zu signieren oder ein paar Fotos zu machen. Ich habe damit kein Problem.“
Zweifelsohne eine Einstellung, die ihn nicht nur auf Grund seiner positiven Ausstrahlung zu einem Publikumsliebling werden lassen kann. Auch sportlich trauen ihm die Eintrachtfans schon jetzt einiges zu: In unserer gestern durchgeführten Facebook-Umfrage meinen die User, dass Piazon hinter Kevin Trapp der beste Eintracht-Spieler der Hinrunde werden könnte – noch vor Neuzugang und Mailand-Doppeltorschütze Haris Seferovic

Im Team der Hessen sei er warm empfangen und sehr gut aufgenommen worden: „Ich fühle mich einfach gut. Ich bin sehr zufrieden, hier zu sein, mit der Mannschaft zu arbeiten und für Eintracht Frankfurt zu spielen.“ Man habe ihm gleich Vertrauen entgegengebracht, war sehr wichtig für ihn gewesen sei. Dabei habe es ihm natürlich auch geholfen mit Bamba Anderson einen Landsmann bei der Eintracht zu haben: „Es ist immer einfacher, wenn ein Landsmann da ist, der einem helfen und einem Dinge erklären kann, der einem auch mit der Sprache und bei der Übersetzung hilft, wenn der Trainer mal eine Ansprache hält.“ Doch auch die spanisch sprechende Fraktion um Carlos Zambrano (Peru) und Nelson Valdez (Paraguay) unterstützen ihn, da die Sprache dem Portugiesischen ähnelt

piazon andersonObowhl er weder verheiratet ist, noch eine Freundin hat, lebt er seit kurzem nicht mehr allein in Frankfurt. Sein Vater ist vor einer Woche nach Deutschland gekommen, was für ihn ganz wichtig sei. Für seine drei Jahre jüngere Schwester Juliana suchen sie bereits einen Platz auf einer internationalen Schule in der Mainmetropole, damit sie gemeinsam mit der Mutter nachkommen könnte. Somit dürfte schon bald seine Familie in Deutschland leben und vielleicht wäre dies dann ja doch ein Grund auch über 2014/15 in Frankfurt zu bleiben…

Doch, wie er so schön sagte, schauen wir nun erst mal in die Gegenwart und nicht in die Zukunft. Erfreuen wir uns an einem jungen Talent, welches auf der „Zehn“ oder beiden Flügeln spielen kann. „Aber am liebsten spiele ich auf dem linken Flügel“, so Piazon, weil er als Rechtsfuß von dieser Position nach innen ziehen kann. Wir wünschen es uns – mit vielen Toren für unsere Eintracht.

- Werbung -

9 Kommentare

  1. Also ich find die Grinsekatze auch sehr gut und kann mir vorstellen, dass er uns echt weiterhilft. Kann eigentlich jemand definitiv sagen, ob wir eine Kaufoption für ihn haben oder nicht? Ich hab zwar mal was gelesen, aber lesen und wirklich wissen sind ja zwei verschiedene Dinge…..

    0
    0
  2. Wenn er sich wohl fühlt, sind es die besten Voraussetzungen ihn auch nach dieser Saison zu halten, könnte mir vorstellen, dass dann was geht in Sachen neuer vertrag. Ich gehe mal davon aus, dass er keine 28 Tore schießen wird und somit Chelsea ihn nicht auf Teufel komm raus zurückhaben will.. Auch wenn ich ihm einiges zutraue ^^
    Mal sehen. Er erinnert mich an den jungen Kaka.

    0
    0
  3. Was soll eine Kauoption auch bringen, wenn man sie nicht bezahlen kann? Dir wäre bestimmt fast im zweistelligen Mio-Bereich gewesen.

    0
    0
  4. @ HNKN Die Option wäre bestimmt hoch, aber ich hätte die eher auf 6-7 Mio. EUR + ggf. Nachschlag geschätzt. Immerhin wird er jetzt schon zum dritten Mal verliehen. Sooo toll scheinen die ihn bei Tschälzie nicht zu finden. Und wer weiß: vielleicht kommt ja im Winter ein Investor, der uns mit 5 Billionen EUR versorgt! 🙂

    @ colonia_sge Kaufen werden wir den ohne Option bestimmt nicht können, denn wenn er bei uns einen guten Eindruck hinterlässt, werden die Engländer bestimmt mehr erzielen wollen als meine naive Schätzung von 6-7 Mio.

    Nä jä nä, wie der Poldi auf englisch sagen würde….

    0
    0
  5. @5
    Du solltest aber auch bedenken was für eine Konkurrenz-Situation (Schürrle, Hazard, Oscar, Willian, Fabregas… nur um mal ein paar Namen zu nennen 😉 ) bei Chelsea herrscht und dass Piazon gerade mal 20 Jahre ist. Eine Kaufoption würde auch bedeuten, dass sie ihn abgeben müssen, wenn er voll ein schlägt. Unter Anbetracht dessen ist eine Kaufoption häufig höher als der Marktwert.
    Aber egal, weil wir nicht mal 6 Mio bezahlen könnten.

    0
    0
  6. @6
    Kenn mich nicht so mit den Verträgen aus, das gebe ich zu. Das Gute an der Sache ist, dass man eigentlich jetzt schon weiß, dass man ihn für ein Jahr hat und er dann weg ist. Besser so als wenn man sich dann ein Jahr auf eine Vertragsverlängerung (einen Neuabschluss) freut und es dann eh nicht klappt.
    Aber ich gehe eh immer noch von den 5 Bio. EUR aus, die aus den Emiraten kommen wird….. Von daher ist die ganze Diskussion jetzt eh für die Katz! 😉

    0
    0
  7. Egal was passiert, er wird nur für ein jahr hier bleiben. alles andere ist unangebrachte träumerei. daher sollte er wenn der klassenerhalt erreicht ist durch einen spieler ersetzt werden, der längerfristig bei uns spielt.

    0
    0
  8. Er wird def. wieder wechseln nach dem Saisonende. So ein Kaliber können wir uns nicht leisten 🙁

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -