Das Mittelfeld ist theoretisch gut aufgestellt. (Foto: IMAGO / osnapix)

Die Eintracht-Saison ist beendet und trotz einer mageren Punkteausbeute von 47 Punkten hat die SGE einen starken sechsten Platz und damit gleichzeitig auch die Teilnahme an der Europa League erreicht. Zum Saisonende schauen wir bei SGE4EVER.de mal ganz genau auf den derzeitigen Kader. Nachdem wir gestern schon die Defensive beleuchtet haben, werfen wir heute, im zweiten Teil der Kaderanalyse, einen genauen Blick auf das Mittelfeld. Wie haben die jeweiligen Akteure performt? Wer könnte noch gehen, wer bleibt? Darüber hinaus schauen wir, ob noch Handlungsbedarf auf dem Transfermarkt besteht.

Ellyes Skhiri: Mit großen Vorschusslorbeeren und nicht selten als „bester Sechser der Bundesliga“ genannt, kam Skhiri im letzten Sommer an den Main. Er wurde als der Königstransfer der Hessen gehandelt. Nach einer Saison kann man bilanzieren, dass er seinen ganz großen Durchbruch auf Kölner-Niveau noch nicht erreicht hat. Dennoch war er definitiv Stammspieler und gesetzt, soweit er anwesend und fit war. Insgesamt absolvierte der Tunesier wettbewerbsübergreifend 38 Spiele – die meisten davon über die vollen 90 Minuten – und erzielte dabei fünf Tore und drei Vorlagen.

Prognose: Ellyes Skhiri wird bei der Eintracht bleiben und ähnlich wie damals Djibril Sow nach einer Eingewöhnungssaison richtig durchstarten.

Hugo Larsson: Eigentlich als Perspektivspieler verpflichtet profitierte Larsson schnell von der frühen (und langen) Verletzung von Sebastian Rode. Der 19-Jährige braucht quasi keine Anlaufzeit und spielte fortan als Stammspieler in der Zentrale neben Skhiri. Für sein Alter spielte der Schwede ausgesprochen abgeklärt und reif und gerade im Herbst ließ seine Leistung Eintracht-Herzen höher fliegen. Ab dem 22. Spieltag warf ihn eine Verletzung ein wenig aus der Bahn, was seinen Höhenflug enden ließ. Gegen Ende der Saison setzte Dino Toppmöller eher auf andere Spieler. Dennoch eine grandiose erste Saison. Larsson steuerte zwei Tore und ebenso viele Assists bei.

Prognose: Hugo Larsson bestätigte schon selbst, dass er auch in der nächsten Saison definitiv bei der SGE spielen wird. Seine Leistungen aus der ersten Saison haben gezeigt, was er drauf hat und worauf man sich in der neuen Saison freuen kann. Mit dem Karriereende von Rode wird er auf viel Spielzeit kommen und den nächsten Schritt gehen.

Junior Dina Ebimbe: Was ist eigentlich die Position von Dina Ebimbe? Das fragen sich nicht wenige Leute. Toppmöller setzte den jungen Franzosen in der letzten Saison als Sechser, Achter, Zehner und auch auf den Außenbahnen ein. Dass seine Leistungen mit Hinblick auf diese Positionsvielfalt nicht immer konstant gut waren, liegt ein Stückweit auf der Hand. Insgesamt absolvierte Ebimbe wettbewerbsübergreifende 44 Partien und traf dabei starke zehn Mal. Außerdem legte er fünf weitere Tore für Kollegen auf. Man muss Ebimbe, trotz Inkonstanz, definitiv als Leistungsträger der Saison bezeichnen. Seine Launen müssen Toppmöller und er allerdings in den Griff bekommen.

Prognose: Aller Voraussicht nach wird Ebimbe in Frankfurt bleiben. Sollte Toppmöller ihn konstant auf der selben Position einsetzen, vorzugsweise offensiv, dann könnte er sich in neue Sphären spielen. 

Donny van de Beek: Als Soforthilfe geplant und als solche nicht gekommen ist van de Beek. Die Leihgabe von Manchester United konnte dem Frankfurter Spiel leider gar keinen Stempel aufdrücken, sodass sich die Wege nach der Saison jetzt wieder trennen werden.

Prognose: Die Eintracht hat schon bestätigt, dass die Kaufoption nicht gezogen wird – Das Kapitel „van de Beek“ ist in Frankfurt beendet.

Mario Götze: Es war nicht die Gala-Saison von Götze, aber die Gründe dafür liegen auf der Hand. Zu oft wurde der mittlerweile 32-Jährige im defensiven Mittelfeld eingesetzt, wo er seine Stärken, nämlich gefährliche Steckpässe spielen und sogenannte „Second Assists“ (Quasi die Vorlage zur Vorlage) zu geben, eher weniger ausspielen kann. Zudem schien der ganzen Mannschaft über weite Strecken der Saison das Spielsystem zu fehlen – aus welchen Gründen auch immer. Das ist für einen Spieler wie Götze fatal. 41 Male stand der Weltmeister auf dem Platz, erzielte dabei vier Treffer und eben so viele Vorlagen. Seine Passstärke und seine Spielintelligenz war aber auch auf defensiverer Position ein Faustpfand für die Hessen.

Prognose: Immer mal wieder wird davon gesprochen, dass Götze in die USA wechseln könnte. Sollte er bleiben, so wird er weiterhin Stammspieler bei der Eintracht sein. Seine Erfahrung und seine Leadereigenschaften, welche Markus Krösche kürzlich wieder betonte, werden den jungen Spielern helfen. Sollte er bleiben wollen, bleibt er elementarer Bestandteil der Eintracht-Startelf.

Fares Chaibi: Neuzugang Chaibi hat eine Saison mit Licht und Schatten hinter sich. 16 Scorer Punkte (vier Tore, zwölf Assists) in der Debüt-Saison sprechen eine äußerst positive Sprache, zur Wahrheit gehört aber auch, dass dies fast alles in der ersten Saisonhälfte passierte. Nach der Winterpause fiel der Algerier in ein Loch, aus dem er bislang noch nicht wirklich herausgekommen ist. Dennoch ist er definitiv ein Leistungsträger der Saison gewesen. Seine Standards sind, trotz guter Technik, häufig zu harmlos. Daran wird er arbeiten müssen.

Prognose: Chaibi wird bei der Eintracht bleiben. In der kommenden Saison wird er wieder eine wichtige Rolle spielen, wenn er sich aus seinem Formloch herauskämpfen kann.

Sebastian Rode: Hätte sich Rode seine letzte Saison im Profifußball ausmalen können, hätte diese sicherlich nicht so ausgesehen. Ab dem vierten Spieltag fiel der Kapitän 14 Ligaspiele in Folge aufgrund einer Wadenverletzung aus. Kaum genesen, fehlt er dann ab dem 23. Spieltag bis zum letzten Spieltag wieder, weil die Knie Probleme bereiteten. Insgesamt absolvierte der Routinier magere 137 Spielminuten, aufgeteilt auf elf Einsätze, in dieser Saison. Nichts desto trotz beendet Rode seine Karriere als absolute Vereinslegende. Die letzte Saison befleckt nicht die großartigen Zeiten, die er beim Verein verbrachte.

Prognose: Rode hat die Fußballschuhe an den Nagel gehängt und wird jetzt erst einmal ein wenig Abstand vom Profifußball nehmen, Zeit mit seiner Familie verbringen und etwas abschalten. Aller Voraussicht nach wird er danach eine noch nicht genauer definierte Rolle bei der Eintracht übernehmen.

Transfersituation

Im Großen und Ganzen ist die Eintracht im Mittelfeld vermutlich ganz gut aufgestellt, aber der Abgang von Sebastian Rode muss definitiv aufgefangen werden. Was der Eintracht (jetzt) fehlt, ist ein robuster Sechser, der sich im defensiven Mittelfeld für keinen Zweikampf zu schade ist und auch mal da hin geht, wo es weh tut. Mit Kristijan Jakic ist ein solcher Spieler erst zum FC Augsburg gewechselt. Der Frankfurter Blätterwald rauscht immer mal wieder in die Richtung von Nationalspieler Pascal Groß von Brighton Albion. Er könnte ein solcher Spieler sein. Ohne einen oder eventuell sogar zwei defensive Mittelfeldspieler in die neue Saison zu gehen, wäre fahrlässig, da von den derzeitigen Spielern keiner wirklich gut dieses Profil ausfüllt. Die schwache Defensivleistung in der Rückrunde war auch darauf zurückzuführen, dass die Sechserposition nicht gut besetzt war. Götzes Qualitäten liegen woanders und auch Skhiri, Ebimbe und Larsson funktionieren besser weiter vorne. Sicherlich gut täte der Eintracht, wäre einer der Spieler ein Lautsprecher und Antreiber vom Format Kevin Prince Boateng oder eben Rode, um die jungen Spieler anzuleiten. Aber solche Spieler sind nicht leicht zu finden.

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12 Kommentare

  1. Auch der zweite Teil ist sehr zutreffend analysiert und zusammengefasst worden. Top Berichte, danke dafür! Es macht richtig Spaß eure Beiträge zu lesen und eure Ausführungen mit den eigenen Beobachtungen und Wahrnehmungen zu vergleichen. Forza SGE

    Vielen Dank für die lieben Worte! Das bedeutet uns viel und ist unheimlich motivierend!
    LG
    Folke Müller

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  2. Wenn man sich die Einzelspieler ansieht und davon ausgeht, dass zwei Spieler des Kalibers Uzun und Groß dazu kommen, sind wir im Mittelfeld gut aufgestellt. Allerdings war die Torgefahr aus dem Mittelfeld mMn in der letzten Saison DER große Schwachpunkt. Torwart, Abwehr, Sturm, Kompaktheit – alles im grünen Bereich. Aber aus dem Mittelfeld kamen viel, viel, viel zu wenig gute und verwertbare Bälle an und in den Strafraum. Das MUSS sich ändern.

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  3. Ich denke uns fehlt ein Bindeglieds-Spieler zwischen IV und DM.

    Ich finde, das Larsson seine Sache gut macht, aber noch nicht die Dreifach-Belastung leisten kann. Er braucht hin und wieder eine körperliche und mentale Pause. Skhiri würde ich etwas weiter offensiv positionieren, quasi als Bindeglied zwischen MF und Angriff und könnte selbst mehr oder weniger in den Strafraum reinstecken. Vor allem im Zusammenspiel mit Götze, der sich fallen lässt und auf Skhiri chipen könnte.

    Durch die Verletzungen von Skhiri und Larsson (tw. gleichzeitig) waren wir hier zu dünn besetzt und mussten mit Tuta, Götze und Embimbe experimentieren. Das war auch okay und ist auch okay, wenn es ein oder zwei Spiele sind. Aber sicherlich nicht, wenn es länger ist und wir noch 3-Wettbewerbe spielen. Dann geht es nicht.

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  4. Weiss jemand warum Chaibi nicht für Algerien spielt aktuell? Soweit ich das sehe war er für die letzten Spiele nicht im Kader.

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  5. @4 gute frage.
    Omar spielt auch nicht für Ägypten. Generell fehlen sehr viele Spieler in den Afrika Quallispielen. Fast schon ein wenig Wettbewerbsverzerrung. Bei diesen völlig überfüllten Spielplänen und Ansetzungen muss wirklich mal was passieren. Geht echt gar nicht.

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  6. @5
    marmoush wurde doch an der hand operiert. eventuell fehlt er deswegen bei den länderspielen?

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  7. @6
    Da hast du recht, das mit der OP ist mir entfallen. Sind aber glaub trotzdem sehr viele Spieler nicht da. Glaube in Erinnerung zu haben keinen Haller, Guirassy, Skihir, Ndicka, Osimen usw in den Spielen gesehen zu haben. Und vermutlich viel weitere, blos die sind mir grad spontan einfallen.

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  8. Ich frage mich, warum für Rode und van de Beek überhaupt Prognosen in diesem Artikel abgegeben bzw. warum diese Beiden überhaupt aufgeführt wurden ?

    Beide sind „Geschichte“. Aus dem Grund ist das nur Füllmaterial für den Artikel.

    Ich persönlich kann mit der Aussage „Im Großen und Ganzen ist die Eintracht im Mittelfeld vermutlich ganz gut aufgestellt“ nur bedingt etwas anfangen. Da muss in jedem Fall noch nachgebessert werden, um die Abgänge und die offensichtlich fehlende Erfahrung zu kompensieren.

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  9. Ich gehe mit dem Artikel mit. Im großen und ganzen ganz gut aufgestellt. Das heißt wir müssen nicht viel machen, aber das heißt ja nicht, dass wir keine Fühler ausstrecken werden, falls sich was gutes ergibt. So stellt es ja auch Markus Krösche dar, dass er keinen Umbruch plant und nur gezielt verbessern will, oder halt auf Abgänge reagiert. Die Frage ist wirklich, ob wir Abgänge von Leistungsträgern verdauen müssen. Im Mittelfeld (außer Rode) denke ich eher nicht, dass jemand geht. Außer bei Larsson gibt es eine total seltsame Wendung. Oder Götze zieht es doch in die USA oder so. Andeuten tut sich da aber meiner Meinung nach nichts.

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  10. @8. oh-esse

    „Ich frage mich, warum für Rode und van de Beek überhaupt Prognosen in diesem Artikel abgegeben bzw. warum diese Beiden überhaupt aufgeführt wurden ?“

    Haben wir intern diskutiert, aber wenn wir die Leistung eines jeden Spielers nochmal Revue passieren lassen, dann gehört das auch bei denen dazu, die definitiv nicht mehr Teil des Kaders sein werden. Das war zumindest unsere Konklusion 🙂

    „Beide sind „Geschichte“. Aus dem Grund ist das nur Füllmaterial für den Artikel.“

    Und was genau bringt uns das? Du stellst es ja irgendwie so dar, als würden wir davon profitieren. Den Gedanken kann ich dir nehmen: Tun wir nicht. Ich glaube aber auch nicht, dass es jemanden wirklich stört, dass die beiden Spieler mit aufgelistet sind. Ich kann aber die Kritik schon nachvollziehen 🙂

    LG

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  11. Toller Beitrag! Unterschreibe ich zu 100 %, daher keine Ergänzungen notwendig 😉

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  12. Ein grandioser Artiekl für unsere Analyse, schon der 1. Teil war „Spitze“. es zeigt sich, dass der MK wirklich gefragt werden sollte, was er denn mit der Abgabe von Jakic über die EM hinaus wollte?

    Bekomme ich jetzt dafür wieder 50 Daumen nach unten? Fragen über Fragen, mein Larsson Trikot mit der 16 kann ich hoffentlich noch lange bei SGE Spielen von Larsson tragen, da hatte ich Anfang der letzten Saison einen guten Riecher…

    #aufjetzt
    #EuropacupinjedemJahr

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