Jessic Ngankam fühlt sich in Frankfurt sehr wohl. (Foto: Imago/Jan Huebner)

Seit drei Monaten ist der gebürtige Berliner ein Teil von Eintracht Frankfurt. Im Sommer kam Jessic Ngankam für eine Ablösesumme von vier Millionen Euro vom Absteiger Hertha BSC Berlin an den Main. Jessic verbrachte seine gesamte Karriere beim Hauptstadtverein und wechselte zum ersten Mal seit seinem fünften Lebensjahr fest den Verein. Im Zuge der Videoreihe „Meine Geschichte“ von Sky Sport DE sprach er über seine ersten Wochen in Frankfurt, sein Verhältnis zu den Teamkollegen, seine Herkunft und seine Zeit bei der Hertha.

Die Anfänge am Main

In den ersten Wochen bei der Eintracht hat Jessic seine Zeit in einem Hotelzimmer verbracht, doch seit kurzem hat er eine Wohnung im Herzen Europas gefunden. Er plant in den kommenden Wochen die Wohnung weiter zu gestalten und noch einige Möbelstücke zu ergänzen. „Ich baue alles selbst auf, in Berlin habe ich schon immer alles selbst aufgebaut“, so der 23-Jährige. Ein Satz, den man nicht von vielen Fußballprofis erwartet. Der Abschied aus seiner Heimatstadt Berlin ist ihm zu Beginn schwergefallen, neue Stadt, neue Gesichter, neue Tagesabläufe, doch seinen Wechsel bereut er keineswegs: „Ich denke, dass ich mit dem Wechsel zur Eintracht einen guten Schritt gemacht habe, und ich fühle mich sehr wohl hier.“
Von den Spielern aus der Mannschaft verstehe ich mit am besten mit Omar Marmoush, wir treffen uns privat, gehen etwas Essen oder Chillen. Wir sind wie eineiige Zwillinge. Auch zu Mario Götze oder Timothy Chandler habe ich ein gutes Verhältnis, ich verstehe mich mit der ganzen Mannschaft super.“ Zu Mario Götze hat Jessic eine besondere Anekdote. An seinem ersten Tag bei der Eintracht war er früh in der Kabine und musste sich einen Spind aussuchen. Nachdem er einen Spind, in dem nur wenige Dinge lagen, ausräumte, stellte sich nach wenigen Minuten heraus, dass er soeben den Spind von Mario Götze leergeräumt hatte. Mario hat ihm die Aktion nicht übelgenommen und Jessic sitzt bis heute noch auf diesem Platz, Götze hat sich neben ihm eingerichtet.

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Besondere Verbindung zu Kevin Prince Boateng

Zwei Spielzeiten verbrachten die Beiden zusammen bei der Hertha. Kevin Prince war für Jessic eine große Motivation und ein Vorbild. Da er schon bei mehreren großen Vereinen, wie der SGE oder dem AC Milan gespielt hat, wollte Jessic möglichst viel von ihm lernen und die beiden haben heute noch regelmäßig Kontakt. „Eintracht ist genau der Verein, der ihm beim nächsten Schritt helfen wird. Es ist ein Riesenverein, der viel vorhat, genau wie Jessic. Er ist fleißig, er hat Bock einer der besten Stürmer Deutschlands zu werden, da kann ihm die Eintracht bei helfen.“, so Prince Boateng im Videotelefonat. Der 36-Jährige genießt seinen Ruhestand in Berlin und drückt Jessic die Daumen für seine Zukunft.

Wurzeln aus Kamerun

Jessics Familie stammt ursprünglich aus Kamerun, das Land hat für ihn einen ganz besonderen Stellenwert. „Zeit in Kamerun zu verbringen, erdet mich sehr. In der Stadt, aus der meine Eltern kommen, ist das Leben etwas zurückentwickelt. Leute verkaufen Obst auf der Straße oder an der Haustür. Das gefällt mir sehr, weil jeder dort glücklich ist. Wenn man aber, wie ich, aus einer Großstadt wie Berlin kommt, staunt man erstmal mit großen Augen. Es ist trotzdem sehr interessant und wirklich schön.“ Sein großer Traum war es, wenn er Profi wird, seiner Mutter in Haus in Kamerun zu bauen. Diesen Traum kann er ihr jetzt erfüllen. Das Ziel seiner Eltern ist es, nachdem alle Kinder ausgezogen sind, wieder in die Heimat nach Kamerun zu ziehen und dort den Rest ihres Lebens zu verbringen.

Zeit bei der Hertha und Angebot vom FC Bayern

Im jungen Alter von fünf Jahren hat Jessic seine Zeit bei der Hertha begonnen und wechselte ins Nachwuchsleistungszentrum. „Ich persönlich habe es nicht mal gecheckt, dass ich bei der Hertha spielte. Ich wollte nur Fußball spielen. Mit zunehmendem Alter habe ich realisiert, wenn man die Hertha im Fernsehen gesehen hat oder man in der Schule angesprochen wurde, dass ich bei einem Bundesligisten spiele.“ Seine Kindheit in Spandau beschreibt er als „die beste Kindheit, die man haben kann“. Er hatte keine Sorgen und hat jeden Tag mit seinen Freunden Fußball gespielt. Den Wunsch Fußballprofi zu werden hatte er schon früh. Wenn er mit sechs Jahren von seinen Lehrern gefragt wurde, was er denn man im Leben machen möchte, antwortete er immer mit „Fußballprofi“. Obwohl seine Lehrer ihm den Wunsch ausreden wollten, hielt er an seinen Zielen fest.

Seine Zeit in der Jugend war von Erfolgen geprägt und nach einer überragenden Saison in der A-Jugend, klopfte der FC Bayern München bei ihm an. Doch ein Wechsel nach München wäre für ihn persönlich zu früh gewesen. Sein Vater half ihm bei dieser Entscheidung und so blieb er die kommenden Jahre in Berlin.

Einfluss von Bruder und Vater

Sein älterer Bruder war ebenfalls ein erfolgreicher Jugendspieler, der Durchbruch ist ihm nie gelungen. Doch für Jessic war er einer der Gründe, wieso er Profi werden wollte. Er schaute zu ihm auf und konnte viel von ihm lernen. Zwei schwere Knieverletzungen hatte Jessic bis jetzt in seiner Karriere, die mentale Unterstützung und Erfahrung seitens seines Bruders halfen ihm sehr: „Er hatte ebenfalls viele Verletzungen, so hatte ich jemanden bei mir, der wusste, wie man damit umzugehen hat und wie schwer es an manchen Tagen sein kann. Meinen Vater habe ich in dieser Zeit auch sehr gebraucht. Er ist immer an meiner Seite, wir sind täglich im Austausch. Wenn wir nicht telefonieren, dann ist er hier. Wir reden über alles. Er ist für mich wie mein bester Freund, aber auch wie ein Lehrer, er gibt mir sehr viel Kraft.“

Magie des Waldstadions

Seine neue Wohnung hat einen atemberaubenden Ausblick über die Skyline Frankfurts. Doch nicht nur die Hochhäuser kann er von dort aus bewundern, auch das Waldstadion im Stadtwald. Das Stadion hat für ihn eine große Bedeutung, gerade am Morgen von Spieltagen. „Du wachst morgens auf bei einem Heimspieltag, guckst hinaus, siehst das Stadion und weißt, dass du dir gleich dort deinen Arsch aufreißen wirst. Ist schon sehr geil.“

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2 Kommentare

  1. Zu 1: ist ja an sich nix neues, aber dieses Interview gibt natürlich noch genauere Einblicke, Danke für den Link.

    Meiner Meinung nach darf man auch nicht unterschätzen, was Krösche und Hardung außerhalb der Öffentlichkeit so voran getrieben haben. Wie Richter selbst sagt, sind insbesondere Jugendtrainer stark unterbezahlt und werden von vielen gar nicht als wichtig wahrgenommen. Das gleiche gilt eben auch für NLZ Leiter, das hat Krösche erkannt und das Glück gehabt, dass Richter eine neue Herausforderung sucht, nachdem er bei Bochum das NLZ auf ein Top-Niveau gehoben hat.

    Ich träume ja davon, dass man das NLZ der Eintracht eines Tages in einer Reihe mit den Monstertalent-Schulen von Ajax, Barca, Lyon und den großen portugiesischen Clubs nennt. Diesen Traum scheint Krösche auch zu haben und das bringt mich zu der Überzeugung, dass er eben nicht irgendein dämlicher Legionär ist, der sich direkt nach einem noch einträglicherem Vertrag umsieht, denn Investitionen ins NLZ sind ja rine sehr langfristige Investition, bei der man erst in vielen Jahren Ergebnisse sieht. Er hat also das große Ganze im Blick.

    Hardung ist, wie es hieß, insbesondere für die Abwicklung der Talent-Transfers für die Zweite zuständig und die Zugänge spielen auch Stamm und sind mit dafür verantwortlich, dass die Eintracht II nach dem Aufstieg direkt wieder oben angreifen kann(z.B. Raebiger, Futkeu).

    Ergo: Man sieht ganz klar, dass das Thema ernst genommen wird und mit gehörigem Aufwand voran getrieben wird. Es war also keine heiße Luft, als Krösche gesagt hat, dass sie die zweite Mannschaft möglichst in die höchste deutsche Jugendliga, in die dritte Liga, bringen wollen, um Talente an den Profifußball heran zu führen.

    Dann brauchen wir nur noch einen griffigen Namen dafür, wie „La Masia“, das Johann Cruyff bei Barca aufgebaut hat. Hat jemand Vorschläge?

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