Jens Grahl feierte gegen die TSG 1899 Hoffenheim sein Saisondebüt. (Foto: IMAGO / Jan Huebner)

Eigentlich war vor der Partie der Frankfurter Eintracht bei der TSG 1899 Hoffenheim am vergangenen Samstagnachmittag alles normal. Obwohl Stammtorhüter Kevin Trapp das letzte Länderspiel der DFB-Elf wegen Rückenproblemen verpasst hatte, stand der 33-Jährige als Torhüter der SGE in der Mannschaftsaufstellung und kam vor dem Spiel zum Aufwärmen auf dem Platz.

Auch für Ersatzkeeper Jens Grahl war zu diesem Zeitpunkt noch alles normal, wie er bei „Eintracht TV“ verriet: „Das Warmmachen war ganz normal wie immer. Kevin hat sich warmgemacht, da habe ich mir noch nichts dabei gedacht, denn wenn Kevin sagt, dass es geht, dann geht es.“ Dies änderte sich aber bald, denn Trapp blieb bei einer Aktion nach Aussage von Grahl im Rasen hängen und fasste sich an den sowieso schon lädierten Rücken. „Da habe ich mir schon gedacht, dass es eng werden könnte. Dann kam Zimbo (Torwattrainer Jan Zimmermann, Anmerkung der Redkation) zu mir und hat mir gesagt, dass ich mich bereit machen soll, aber wir noch abwarten, was der Doc sagt. Dann habe ich mich vorbereitet, als ob ich spielen würde, habe aber noch immer nicht ganz daran geglaubt“, erklärte der 35-Jährige das Geschehen auf dem Platz. Wirklich ernst wurde es dann erst in der Kabine: „Dann bin ich in die Kabine und habe Kevin auf der Bank gesehen und wusste: „Ok, jetzt geht es rund!“

„Das ist Wahnsinn!“

Und das Saison-Debüt für den Torhüter hätte nicht wirklich schlechter starten können, denn die heimischen Hoffenheimer gingen mit der ersten Chance gleich in Führung. „Meine ersten Gedanken beim Gegentor: „Das ist Wahnsinn!“ Wir hatten zuvor noch die riesige Chance auf das 1:0, bekommen dann den langen Ball. Ich hatte den Ball noch nicht berührt und er war schon im Tor. Das ist ein Kack-Gefühl, richtig beschissen“, gab Grahl zu. Besonders imponiert habe ihm dabei aber die Art und Weise, wie die SGE sich anschließend präsentiert habe: „Aber wie die Jungs dann gefightet haben, um jeden Zentimeter gekämpft haben, das ist richtig geil und hat richtig Spaß gemacht.“

Dabei hatte auch der Keeper selbst gehörigen Anteil daran, dass die SGE das spielt drehte, denn er selbst bereitete das 1:1 durch Omar Marmoush mit einem langen Ball vor. „Bisher hatte ich noch keinen Assist in der Bundesliga (lacht). Es war unser Plan hinter die Kette von Hoffenheim zu kommen. Dass er dann so perfekt kommt, war natürlich das Ziel, aber ich würde mir nicht anmaßen zu sagen, dass ich ihn so spielen wollte. Omar ist dann super gelaufen und hat ihn super reingemacht“, gab Grahl preis, wie er die Situation gesehen habe. Im Anschluss und durch das 1:1 spielte die Eintracht eine sehr starke Halbzeit und ging mit zwei weiteren Treffern mit 3:1 in die Halbzeit, um diese Führung in der zweiten Hälfte dann zu verteidigen. Hier imponierte dem 35-Jährigen vor allem die Art und Weise: „Ich muss sagen, dass die Leistung super war, weil jeder für jeden gefightet hat. Da kann ich alle aufzählen. jeder hat um jeden Zentimeter gekämpft, es war einfach so geil. Wir haben dann auch nach vorne gut gespielt, wenn wir die Chancen hatten, es war einfach mega.“ 

Grahl international!

Auch wenn Stammkeeper Trapp bald wieder fit sein sollte – einen Auftritt hat Grahl noch vor sich, denn am kommenden Donnerstag wird er den dann gesperrten Trapp in der Conference League gegen Helsinki vertreten. „Dass Grahl nochmal international spielt, hätte ich auch nicht gedacht, dass es noch einmal so weit kommt (lacht). Ich freue mich natürlich, das wird ein geiler Abend“, freute sich der ehemalige Stuttgarter auf das Highlight, für das er sich selbst und die Mannschaft gut vorbereitet sieht: „Wir haben das Selbstvertrauen gegen Hoffenheim geholt, auch ich für mich. Wir werden ein gutes Spiel machen, da bin ich mir ganz sicher.“

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6 Kommentare

  1. Klingt doch super, Grahl spielt internationahl! (meine Autokorrektur hasst mich jetzt 😀 )

    Schon auch einer der Helden des Hoffenheim-Spiels.

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  2. Geiler Typ, der Grahl !!! Gönne Ihm den Auftritt gegen Helsinki.

    Solche Backup’s können wir gut gebrauchen.

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  3. Hier gibts das Interview: https://tv.eintracht.de/video/jeder-fuer-jeden-gefightet-i-jens-grahl-nach-hoffenheim-154087

    Grahl ist schon ein Phänomen.
    Es scheint mir, als hätte er sich ausgesucht Ersatztorhüter zu sein. Viele Torhüter ham irgendwann die Schnauze voll und spielen 1-2 Klassen drunter, wenn sie so gut wie nie eingesetzt werden.
    Nicht so bei Grahl!
    Ich bin mal seine Einsatzzeiten ab 17 (Jahren) durchgegangen. Anfangs ne steile Karriere für nen talentierten Keeper. Mit 19 Jahren in die RL aufgestiegen, danach 29 RL-Spiele ist schon ordentlich als junger TW, denk ich. Witzigerweise gings durch den Wechsel von Fürth zu Hoffenheim wieder in die Oberliga und dann gabs wieder ein Aufstieg und Regionalliga. Dann ausgeliehen an nen Zweitligisten (Paderborn), doch dort nur mit einem Pokalspiel. Also wieder zurück zu Hoffenheim und dort in den kommenden vier Jahren 12 BL, 20 RL und 4 Pokalspiele.
    Bis hierhin sieht die Karriere relativ normal aus. Dann der Wechsel zum VfB.
    Dort in 5 Saisons kein (!!!) Spiel. Und nun bei uns in der dritten Saison das 2. BL-Spiel, zudem steht da noch ein Spiel in der Hessenliga. Das macht 2 BL-Spiele und 1 Hessenliga-Spiel in den letzten 7,5 Jahren. Dazu kommen ein paar Freundschaftsspiele.

    und nun..mit 35..ist er regelmäßig Ersatzkeeper Nr.1 und spielt nun sein erstes EuroLeague-Spiel!
    Ich feier das!!

    Beim Football-Manager-Game gibts so ne Eigenschaft ‚Zielstrebigkeit‘, da hätte er wahrscheinlich eher weniger Punkte 😀
    Aber (!) jeder lächzt doch nach loyalen Spielern und hier kann Grahl dafür echt punkten.
    Und ich finds einfach unglaublich, wie schnell er dann 0 auf 100 bereit steht und liefert. Chapeau!!

    Mich würde mal interessieren, wo die bequemste Ersatzbank steht..perfekte Sitzheizung, Komfortstufen, etc etc und, nicht zu verachten, man bekommt das ganze Trainerkino während des Spiels hautnah mit.
    Bei uns warens für Jens bisher Toppmöller und Glasner, beim VfB zuvor Matarazzo, Tim Walter, Tayfun Korkut, Markus Weinzierl, N. Willig, Hannes Wolf, Olaf Janßen, Jos Luhukay, bei Hoffenheim Julian Nagelsmann, Markus Gisdol, Hub Stevens, Markus Babbel, Frank Kramer, Marco Kurz, Marco Pezzaiuoli, Ralf Rangnick, bei Paderborn Peter Vollmann und Roger Schmidt und zuguterletzt bei Fürth Bruno Labbadia.
    Der gute Grahl hat das who is who der dt. Trainerriege alle schon von der Bank aus durchanalysiert.
    Ersatzkeeper ist schon ein geiler Job. Du chillst da, hast keine Verantwortung, keiner redet über dich (medial) und genießt die Show 🙂 Die Bezahlung ist wahrscheinlich auch net schlecht.
    Und nun durfte er mal wieder ran, fängt sich direkt ein frühes Gegentor, doch gibt als Antwort direkt ein Assist und geht am End als Sieger vom Feld. Am Donnerstag nun international im Waldstadion. Ich gönns Jens! Eigentlich sollte man Grahl ein Lied widmen:
    Wer kommt ausm Neckartal und ist hart wie Stahl? Jens Grahl, Jens Grahl! o.s.ä. 🙂

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  4. Danke @braumerganedruebberedde.

    Dieser Beitrag ist mir weitere 25€ Wert, die ich gleich abschicken werde.

    Das ist der Grund, warum ich hier wieder und wieder und immer wieder alle Kommentare lese!

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