Peter Fischer dankt nach 24 Jahren vor der Eintracht-Kurve ab. (Foto: IMAGO / Kessler-Sportfotografie)

Als Peter Fischer im Sommer 2000 zum Präsidenten von Eintracht Frankfurt gewählt wurde, sprach man ihm Mitleid zu. Er habe ein „bemitleidenswertes“ Amt übernommen. Dazu war die Frankfurter Eintracht damals in einer „Monsterkrise“ vorzufinden. Die ersten Jahre waren erwartend hart und hatten es direkt in sich: Abstieg in der Saison 2000/2001, zwei Jahre in der 2. Bundesliga, danach der Aufstieg 2002/2003. Im Interview mit EintrachtTV bezeichnet der 67-Jährige diese Zeit als „Not und Elend“. Die damalige negative Stimmung in und zu Eintracht Frankfurt ist jedoch glücklicherweise und aufgrund kluger personeller Entscheidungen längst geschwunden. Von 5.000 zu über 135.000 Mitgliedern, vom „biederen Fahrstuhlverein hin zur beliebten Marke weit über Frankfurt hinaus“, so Fischer selbst.  Die positive Entwicklung der Eintracht nahm gerade in den letzten Jahren unter Fischer rapide zu.

Einen enormen Anteil an dem sportlichen Aufstieg der Eintracht spricht Fischer dem Vorstandssprecher und interimsmäßigen Geschäftsführer der DFL, Axel Hellmann, zu. „Axel springt höher als ein Pferd springen muss“, schwärmt der 67-jährige. Durch ihn wäre er in der Euphorie angesteckt worden, Dinge verändern und verbessern zu können. Gar seinen Rücktritt setzte er für Hellmanns Anstellung als Geschäftsführer aufs Spiel. Doch nicht nur fachlich verstehen sich die beiden prächtig, auch menschlich und freundschaftlich kann sie niemand trennen. Als die schlimmsten Stunden machte Fischer die „scheiß Zeit“ binnen der phasenweisen Zweitklassigkeit aus und denkt an die Relegation gegen Nürnberg zurück, als er um zahlreiche Arbeitsplätze bangen musste. Letztlich rettete der Schweizer Haris Seferovic die SGE. Die Rückfahrt aus Nürnberg, die Hellmann und Fischer gemeinsam bewältigten, erlebten beide platt, voller Elan und immer noch anhaltender Nervosität.

Der neue Riederwald, 10.000 Mitglieder und die internationale SGE

Die erste Pressekonferenz des damals 44-jährigen tagte im Januar 2001 und behandelte die Entlassung des Kult-Trainers Felix Magaths. Doch nicht damit sorgte Fischer in der Presse für Hohn und Spott: „Ich wäre der naivste und dümmste Träumer der ganzen Welt gewesen“, ließ der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende im Interview Revue passieren. Ambitioniert nannte er seinerzeit den Neubau des Riederwald , einen Zuwachs von 10.000 Mitgliedern sowie einmal international gegen den FC Liverpool zu spielen als seine Vorhaben.

Was damals als bloßes Wunschdenken galt ist gegenwärtige Realität: Der neue Riederwald steht und die 10.000 Mitgliedermarke ist meilenweit übertroffen. Einzig das Duell mit dem FC Liverpool bleibt für Fischer ein „unerfüllter Traum“. Die „Reds“, wie sie in England genannt werden, hatten vielleicht noch nicht das Privileg gegen die SGE antreten zu dürfen, dafür begrüßte der Europa League-Sieger aus 2022 traditionelle und große Clubs wie Inter Mailand, Benfica Lissabon, FC Chelsea und sogar den FC Barcelona im heimischen Stadion. In der Saison 2022/2023 gelang es den Adlern gar in die Ko-Runde der UEFA Champions League einzuziehen. Und was sagt Fischer selbst zu seinem bislang unerfüllten Traum bezüglich des noch nicht stattgefundenen Spiels gegen den Champions League Sieger aus 2019?: „Der Eintracht traue ich es zu, über Liverpool kann ich nicht reden“.

Fanliebling und Ehrenpräsident

Das Heimspiel der Eintracht gegen Mainz 05 des vergangenen Bundesliga-Spieltages war das letzte mit Peter Fischer als Präsidenten. Seine Tränen konnte er wie erwartet nicht zurückhalten, als er kurz vor Spielbeginn vor ausverkauftem Stadion verabschiedet wurde. Passend war auch die Richtung die er wählte, um seine Abschiedsworte zu verkünden: zu den Fans. Die Anhänger in der Kurve für die er sich „immer eingesetzt“ hat und für die er auch „immer gestanden“ hat. Die Antwort der Fans blieb nicht aus: „Peter gibt ein aus!“, schallte es durch den Deutsche Bank Park.

Unvergessen auch seine Rede vor dem Pokalfinale 2018 in Berlin, als es gegen die scheinbar übermächtigen Bayern ging und er die Mitgereisten einheizte: „Wir zeigen denen, dass wir eine verdammte Chance haben! Ich will verdammt nochmal aus dem Ding trinken!“ Einige Jahre später klärt Fischer nun auf, dass er dies so nie getan habe, trotz gewonnenem Finale. Es stand für seine „Euphorie und Emotionen unbedingt gewinnen zu wollen“. Nach seiner Amtszeit wird Fischer der Eintracht trotzdem für immer nahe stehen und dankbar sein. Zukünftig agiert er als Botschafter für den Verein und wird als Ehrenpräsident in die langjährige, traditionelle Geschichte der SGE eingehen.

Wer wird neuer Präsident?

Nun endet also diese ganz Fußballdeutschland prägende Ära Fischers bei der SGE, die fast ein Vierteljahrhundert anhielt. Eine letzte entscheidende Frage bezüglich eines Nachfolgers bleibt nun noch zu klären. Entschieden wird darüber zwar erst im Zuge der Mitgliederversammlung am 05.Februar 2024, was gleichzeitig Fischers letzter Arbeitstag sein wird, doch der Nachfolger scheint jedoch relativ sicher zu sein. Mathias Beck, seit Juni des vergangenen Jahres Präsidiumsmitglied und aktueller Vizepräsident, scheint das Amt voraussichtlich übernehmen zu dürfen. Laut der „Frankfurter Rundschau“ sehe Fischer im 52-jährigen Beck, einen unaufgeregten und zukunftsorientierten Menschen, der viel Knowhow mitbringe und bereits in viele interne Themen involviert sei.

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3 Kommentare

  1. Schön, dass er dem Verein erhalten bleibt! Er ist ein Mensch, der die Eintracht von ganzem Herzen liebt, immer alles für sie gab, uns alle mit seinen Emotionen mitriss – unser Präsident „Adlerherz“
    Aber auch seine andere Seite, sein Kampf und seine Worte gegen Rassismus, gegen Antisemitismus und gegen die braune AFD-Brühe werden mir immer in Erinnerung bleiben.
    Er ist ein Mensch, der sein Herz auf der Zunge trägt. Er ist nicht immer überlegt, wie ein Axel Hellmann, er sagt halt offen, was er denkt.
    Ein toller Charaktertyp – er wird mir fehlen, wenn er ins „zweite Glied“ zurücktritt!

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  2. Bitte mehr Daumen hoch für 1.adlerimherzentraeger und keinen Daumen runter mehr. Der Daumen runter Fraktion möchte ich nichts unterstellen, aber…

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  3. Peter Fischer, möge er ein gutes Leben haben können, auch nach seiner Präsidentschaft bei Eintracht, auch gesundheitlich.
    Vergessen sollten auch andere Präsidenten nicht, ich nenne mal Rolf Heller, stellvertretend für einige.
    Aber, wie hat schon H.Bruchhagen gewusst…wenn einer geht, kommt ein anderer.

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