Ein Herz und eine Seele: Bei Filip Kostic gerät Eintrachts Trainer Adi Hütter nur so ins Schwärmen. (Foto: imago/Jan Hübner)

Er steht in der öffentlichen Wahrnehmung zwar im Schatten des Frankfurter Sturmtrios, seine Entwicklung ist aber wohl die bemerkenswerteste im gesamten Team. Filip Kostic ist in dieser Saison wie Phönix aus der Asche emporgestiegen, hat eine Wandlung vom Saulus zum Paulus hinter sich und erfüllt seinen Trainer fast schon mit Stolz.

Frankfurt erlebt den besten Kostic – Von der „untersten Schublade“ nach ganz oben

Filip Kostic als Maschine zu bezeichnen, wäre wohl fast etwas untertrieben. Der bullige Serbe (1,84m groß, 82 Kilo schwer) gleicht in seiner Leistungsfähigkeit eher einer ganzen Fabrik voller Maschinen. Ob in der ersten oder der 90. Minute. Der 26-Jährige marschiert und marschiert, wenn es sein muss, auch im Vollsprint über den gesamten Platz. Das eigentlich beeindruckende daran: Er macht es sowohl in der Vorwärts- auch in der Rückwärtsbewegung. Adi Hütter hat für den Linksfuß schon früh in der Hinserie eine neue Position gefunden: Die linke Linienmaschine. Rauf und runter. Vorne mit präzisen Hereingaben, hinten mit robustem Zweikampfverhalten. 53 Prozent seiner Zweikämpfe gewinnt er in der Liga, wettbewerbsübergreifend stehen für Kostic 13 Scorerpunkte (fünf Tore, acht Vorlagen) zu Buche, nach dem Sturmtrio der Hessen der viertbeste Wert. Und schon jetzt – kleine Randnotiz – mehr Vorlagen als in zwei Jahren Hamburg insgesamt. Dass manche Spieler einfach besser werden, passiert, dass sie allerdings einen kompletten Imagewandel vollziehen, kommt eher selten vor.

Als Kostic im vergangenen Sommer per Leihe (bis 2020) vom HSV kam, war er als Abstiegsgeist, Freigeist und Egoist verschrien. In Foren wurde die SGE bereits von Anhängern der Norddeutschen oder Kostics anderem Ex-Klub VfB Stuttgart bereits als nächster Absteiger verhöhnt. Inklusive der Aussicht auf einen fußballerisch zwar durchaus gesegneten, aber absolut egozentrischen Kicker aus Serbien. Auch sein Trainer Adi Hütter erinnert sich: „Er ist nicht mit großen Vorschusslorbeeren zu uns gekommen. Er war in der untersten Schublade, das muss man klar sagen“, findet der Österreicher deutliche Worte. Es spricht für Hütter, dass er auf die bestehenden Vorurteile nichts gab, sondern seinem Neuzugang offen gegenüberstand. Es hat sich gelohnt: „So wie ich ihn kennengelernt habe, ist er oberste Schublade! Er ist menschlich top, unglaublich bescheiden. Nicht nur ein sehr, sehr guter Spieler, sondern auch ein Topmensch mit Topcharakter.“ Hütter pickt eigentlich ungern einzelne Spieler heraus, aber beim serbischen Nationalspieler (28 Länderspiele)gerät er regelrecht ins Schwärmen, seine Worte füllen sich mit Stolz. „Ich habe von den ersten Tagen an einen Kostic kennengelernt, wo ich gesagt habe: ‚Wie kann der in so einer Schublade stecken? Das gibt es doch gar nicht.‘“

Kostic „bringt Fakten“ – schafft die Eintracht auch welche?

Doch Kostic wollte es allen zeigen und hatte dabei die Unterstützung seines Coaches sicher. Er hat ihn darin intensiv unterstützt, „dass er die Qualitäten, die er besitzt, zeigt und den Ruf, den er hat, versucht gegenzusteuern, in eine andere Richtung zu gehen. Das hat er sehr gut hinbekommen.“ Dass er mit Luka Jovic und Mijat Gacinovic in Frankfurt auf zwei Landsmänner getroffen ist, sich mit Balkanbruder Ante Rebic ebenfalls blendend versteht, spielte ihm natürlich auch in die Karten, daraus macht Hütter keinen Hehl. „Er fühlt sich hier sehr wohl.“ Aber es geht eben weit darüber hinaus: „Wie er sich auch im Klub verhält, mit Mitarbeitern umgeht, ist sensationell.“ Und dann ist da eben auch die neu entdeckte Seite auf dem Platz: „Wenn man ihn genau beobachtet, ist er ein unglaublich mannschaftsdienlicher Spieler.“ Einer, der auch nach 90 Minuten weiter Vollgas geben kann. „Das fällt mir extrem auf. Er ist physisch in einer sehr, sehr guten Verfassung.“ Und zum Schluss resümiert Hütter noch einmal, worauf es ihm bei einem Spieler ankommt: „Er bringt Fakten. Das ist entscheidend.“ Fakten statt Vorurteile. Menschlich auch von Hütter eine Topleistung. Fakt ist auch, dass die Eintracht wohl die Kaufoption in Höhe von rund sechs Millionen Euro ziehen wird. Faktisch ist dafür aber noch genügend Zeit.

 

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13 Kommentare

  1. Für sechs Millionen wäre es der Hammer. Respekt an die Scouts und die Vertragsabteilung.
    Ich glaube auch das Beispiel Rode zeigt es gibt auch in der Bundesliga gute Spieler die noch oder wieder unter ihrem Niveau spielen bzw. zweite Wahl sind, aber bei uns wieder aufblühen könnten. Didavi von Stuttgart fällt mir da spontan ein. Ob es dann immer so kommt ist eine andere Sache. Aber es gibt auch in der Bundesliga gute verfügbare Spieler, was das Beispiel da Costa und aktuell Hinteregger zeigt ( selbst wenn es nur eine Leihe ist). Ich begrüße es sehr, dass man mittlerweile im Ausland und auch in der Bundesliga schaut. Ich glaube die Mischung macht es.

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  2. Man sieht einfach zu was Kompetenz führt, nahezu auf allen Ebenen nehme ich gute und bedachte Entscheidungen wahr. Sei es das, man muss schon sagen, überragende Scouting bei welchem man einfach sieht, dass da Leute sitzen die was von Fußball verstehen oder auch Personalentscheidungen bezüglich Trainer und Staff. Hütter ist in meinen Augen ein überragender Trainer und vorallem auch ein Mensch der weiß wie er persönlich mit den Spielern umgehen muss. Und abschließend zu Kostic: Unfassbar wie der 90+ Minuten rauf und runter rennt, das ist einfach geil mit anzusehen wie er und auch die anderen Jungs sich reinhauen und sogar bei klaren Führungen und in bereits entschiedenen Spielen noch Vollgas geben und geil auf jedes Tor und Erfolgserlebnis sind…
    Und schlußendlich muss man sich mal vor Augen führen was unsere Generation mit diesem Verein erlebt hat, es ist eine Genugtuung das alles miterleben zu dürfen, geilster Verein der Welt! 🙂

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  3. Bei uns sind ja alle restlichen Heimspiele ausverkauft oder nahezu.
    Am 32. Spieltag spielen wir ja in Leverkusen . Gerade gesehen .. Da gibt es noch Karten ohne Ende und könnte ja schon ein wichtiges Ding werden .. Könnte man ja auch zum Heimspiel umfunktionieren 😉

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  4. Wenn ich sowas über unsere Eintracht lese , kriege ich einen Ganzkörpergänsehaut!!!!
    Wer hätte das gedacht, als wir 2016 die Rückreise aus Südtirol in Brixen unterbrochen haben, nur um das Relegationsrückspiel gegen Nürnberg zu sehen.
    Kinder wie die Zeit vergeht!

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  5. @Redaktion:
    Ich fänd eine Übersicht über unsere ausgeliehenen und auch verliehenen Spieler mit Fokus auf die Vertragsgestaltung mal ganz interessant. Ich habe ehrlich gesagt keinen richtigen Überblick, bei wem wir Kaufoptionen haben und gewährt haben.

    Das ist ja vielleicht mal was für die nächste Länderspielpause… 😉

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  6. Sehr gute Verpflichtung , die ich als er kam komplett abgelehnt habe. Mein Fehler 😉

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  7. Natürlich sind alle Spieler in erster Linie bei uns dazu da, guten Fussball zu spielen.
    Ich oute mich heute als Rentner, mit durchaus viel Berufserfahrung und fast immer auch in Führungsverantwortung.
    Wenn man dann manche Interviews etwas „tiefgründiger“ ließt, erschließen sich einem Gründe, Ursachen und Wirkungen besser.
    In welcher Art und Weise AH den Filip Kostic als Person und auch im Charakter hervorhebt, sein Verhalten gegenüber den „einfachen Mitarbeitern“ im Verein usw., das bringt sehr viel über die Arbeit und die Stimmung heute bei Eintracht Frankfurt zum Ausdruck.
    FK war ganz bestimmt in Stuttgart und Hamburg kein schlechterer Fussballer als heute.
    Es ist eben ein riesiger Unterschied, ob du deinen beruflichen Pflichten so gut als möglich nachkommst, oder ob du das was du machst und wo du es machst wirklich liebst.
    Das ist doch wie bei Dir und mir, wie in der Familie und im Beruf, 100% und wenn’s sein muss auch mal 105% bringt jeder nur in einem gefestigtem und zufriedenen Umfeld
    Fredi Bobic hat auch schon mehrmals in Interviews betont, das die weichen Faktoren und der Mensch für die Eintracht eine ganz entscheidende Rolle spielen. Dieser neue Geist bei unserem Verein der Herzen, für mich ein ganz entscheidender Schlüssel für die positive Entwicklung, sowohl im Verein als auch jedes einzelnen Spielers. Neben Kostic ist doch Martin Hinteregger genau so ein Beispiel.
    Unter diesem Gesichtspunkt dann die Serie bei Nitro : Countdown für Europa betrachten und es wird klar, die sportlichen Erfolge und Entwicklungen fallen nicht vom Himmel, hier funktionieren viele, viele kleine Rädchen und die Anleitung und Kontrolle von „Oben“ funktioniert auch.
    Das Negativbeispiel kann sich ja jeder bei diesem blauen Verein im Ruhrgebiet anschauen.
    Deshalb bin ich Stolz auf unsere Eintracht
    Forza SGE !

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  8. Dieter…du sprichst mir aus der Seele!!! Was bin ich froh, dass es meine Eltern damals in den 70er Jahren nach Frankfurt und nicht z.B. nach München verschlagen hat.
    Stellt euch mal vor…was ein krasser Albtraum…im dümmsten Fall wäre ich jetzt ein Bauern-Fan…Hilfe!!!

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  9. Ist doch generell interessant, dass manche Spieler wie zB Kostic, Franz, KPB, Kruse, usw einen üblen Ruf haben und sich dann plötzlich bei näherer Betrachtungsweise als gar nicht so übel erweisen. Ich bemühe mich, an neue Spieler ohne Vorurteile ranzugehen, auch wenn das fast unmöglich ist.

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  10. @4
    Ich weiß gar nicht, ob ich das gut finde. Ich mache seit Jahren Sport im Eintracht-Trikot (ursprüngliche Intention: ich wollte beweisen, dass man in diesen Trikots auch schwitzen kann!) und im allgemeinen erntete man damit bisher manch abschätzenden, aber eher mitleidigen Blick. Seit neuestem wird man angesprochen, beglückwünscht, auf die Schulter geklopft, den Daumem aufrecht zugereckt. Mich hat allen ernstes jemand seinen Glückwunsch ausgesprochen. Laut, vor Zeugen. „Entschuldigung, kennen wir uns, lassen Sie mich bitte in Ruhe … !!!“

    Man kann das Trikot ja gar nicht mehr in der Öffentlichkeit tragen, ohne belästigt oder mindestens dümlich angegrinst zu werden. Da muss ich mich erst noch dran gewöhnen …

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  11. @Julian:
    Merci für diese Hälfte! 🙂 Kann mich sogar erinnern, dass ich den gelesen habe. War mir irgendwie wieder entschwunden 😉

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