Aufsichtsratschef Philip Holzer (links) mit seinem Sportvorstand Markus Krösche. (Bild: Heiko Rhode)

Philip Holzer hat in seinem Leben schon viel gesehen. Der Sohn des ehemaligen Chefredakteurs der „Frankfurter Rundschau“, Werner Holzer, begann nach seiner Ausbildung eine Investment-Banking-Karriere bei Goldman Sachs in New York und lebte in den großen Finanzzentren der Welt. Als einstiger Oberliga-Torwart der Spielvereinigung Bad Homburg hat er jedoch auch eine enge Verbindung zum Fußball, die ihn schlussendlich 2009 in den Aufsichtsrat der Frankfurter Eintracht führte. Im Juli 2020 folgte der Aufstieg zum Aufsichtsratsvorsitzenden. Man kann also sagen: Holzer hat auch in Frankfurt schon (fast) alles erlebt.

Dieser Halbfinal-Einzug mit dieser Geschichte war einzigartig

Insofern überrascht es nicht, dass er voller Begeisterung im Interview mit der Montagsausgabe des „Kicker“ vom „viel zitierten Jahrhundertspiel“ gegen Barcelona schwärmte. Holzer: „Es hat die Wahrnehmung von Eintracht Frankfurt vor allem international verändert.“ In der Tradition seines Vorgängers Wolfgang Steubing ist Holzer jedoch alles, nur kein Lautsprecher, sondern stets jemand, der für einen soliden Kurs bei der Eintracht wirbt. „Leistung muss man immer in Relation setzen zu den Möglichkeiten“, sind solche Sätze, die nur jemand bringt, der mit der Eintracht langfristig denkt. Dem „Kicker“ sagte er: „Dieser Halbfinal-Einzug mit dieser Geschichte war einzigartig und wird uns in Zukunft – egal wie das Halbfinale ausgeht – helfen. Wir sind jetzt in einer guten Position: Wir können nur noch gewinnen. Wir sind ungeschlagen ins Halbfinale eingezogen, wir haben mit Real Betis und dem FC Barcelona zwei große spanische Klubs aus der Spitzengruppe der La Liga ausgeschaltet.“ Doch bei aller Freude: „West Ham wird viel, viel schwieriger als Barcelona. Denn ich glaube nicht, dass Barcelona uns so stark erwartet hatte. Für West Ham ist es dagegen auch ein ganz großes Spiel.“ Immerhin warten die Hammers seit ihrem FA-Cup-Sieg 1980 auf einen großen Titel.

Halbfinale in der EL ist so viel wert wie die CL-Gruppenphase

Aber ganz wichtig ist“, führt Holzer im „Kicker“-Gespräch einen weiteren Gedanken fort, „das Erreichen des Halbfinale mit fünf Siegen und fünf Unentschieden, so wie uns das in dieser Saison gelungen ist, ist für unsere Position in der UEFA-Zehnjahreswertung von größter Bedeutung. Denn ein Sieg in der Europa League zählt genauso viel wie ein Sieg in der Champions League.“ Daher sei ihm auch eine erfolgreiche Europa-League-Saison lieber als ein Einmal-Effekt einer Champions-League-Teilnahme: „Hochgerechnet ist aus unserer Perspektive eine Halbfinal-Teilnahme in der Europa League also so wertvoll wie der Einzug in die Champions-League-Gruppenphase.“ Ob Europa League oder auch die niedriger eingestufte Conference League: „Diese internationalen Wettbewerbe geben Klubs wie uns die Möglichkeit, Einnahmen zu generieren, um in der nationalen Liga wettbewerbsfähiger zu sein gegenüber den Dauer-Champions-League-Teilnehmern.

Nein“ bei Filip Kostic im letzten Sommer war „ganz entscheidend

Was den weiteren Kurs der Eintracht anbelangt, so möchte Holzer weiter „für Wettbewerb und für Wachstum“ stehen. „Ganz entscheidend“, so Holzer im „Kicker“, „war im vergangenen Sommer, dass wir bei Filip Kostic Nein gesagt haben, als er umworben und ein Wechsel von ihm diskutiert wurde. Der Preis passte uns nicht.“ Umso mehr sei es wichtig, solides Eigenkapital in der Hinterhand zu haben, „um die eigene Verhandlungsposition zu stärken und den nötigen Spielraum für zukunftsträchtige Entscheidungen zu schaffen“. Um diese Ziele erreichen zu können, gehören für den 56-Jährigen Transfererlöse und die Entwicklung neuer Geschäftsfelder (wie NFL-Spiele in Frankfurt) dazu. Ausschließen möchte Holzer, der selbst Anteile an der Eintracht Frankfurt Fußball AG besitzt, auch nicht, weitere Anteile zum Verkauf anzubieten. Unter einer grundsätzlichen Bedingung: „50+1 ist unsere DNA, die sich im Miteinander aller gesellschaftlichen Gruppen manifestiert. (…) Unser Spiel in Barcelona hat einmal mehr gezeigt, dass man auch auch und gerade mit diesem Modell erfolgreich sein kann.

Alle zwei Jahre soll es ein U21-Spieler zum Profi schaffen

Gewisse Hoffnungen setzt Holzer außerdem in die Reaktivierung der zweiten Mannschaft, wie er dem „Kicker“ verriet: „In der U21 werden auch Spieler aus unserer U19 zum Einsatz kommen, denn der Sprung von der U19 in die Bundesliga ist schon sehr groß.“ Auch wenn ihm bewusst sei, dass für sichtbare Resultate Geduld gefragt sein wird: „Die Hoffnung ist, dass es alle zwei Jahre ein Spieler in den erweiterten Profikader schafft und auch zu Einsatzzeiten kommt.

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