Zieht hinter den Kulissen die Strippen: Aufsichtsratsvorsitzender Philip Holzer (Foto: IMAGO / HMB-Media)

Aufsichtsratsvorsitzender Philip Holzer ist einer der Lenker von Eintracht Frankfurt. Aus dem Hintergrund zieht er wichtige Fäden für den hessischen Traditionsverein. In einem Interview mit dem Kicker offenbarte er unter der Woche, welche Perspektiven und Pläne er für die Eintracht hat und was ihn selbst als Menschen antreibt.

Als erfolgreicher Ex-Investmentbänker bei Goldman Sachs erarbeitete sich Holzer einen Erfahrungsschatz, der ihm in seiner heutigen Tätigkeit beim Frankfurter Bundesligisten hilft. Statt die Füße hochzulegen und vom Erfolg zu zehren arbeitet der 55-Jährige allerdings fleißig am Erfolg der Eintracht. „Wenn man wie ich viel Glück im Leben hatte und sich gewisse Freiheiten erarbeiten konnte, schuldet man der Gesellschaft etwas.“ So erklärt er sein Engagement im Fußballgeschäft.

Rückblick

Als die Eintracht 2016 beinahe abgestiegen war, stand man finanziell mit dem Rücken zur Wand. „Zwei Tage vor dem Rückspiel gaben uns die Banken keine Kreditlinie mehr, die wir für die 2. Liga gebraucht hätten.“ Durch viel Kreativität gelang es dennoch, einen größeren Betrag zur Liquiditätssicherung auf das Konto des Vereins einzuzahlen. „Ich war dann auch ins Auswahlverfahren von Fredi Bobic involviert und hatte die große Freude, ihm mitteilen zu dürfen, was ihm als gesamtes Investitionsbudget für unseren Profikader zur Verfügung stand: 2,5 Millionen Euro. Da fragte er: ,Pro Spieler?‘ Mich beeindruckte damals, dass er das absolut akzeptierte und auch bereit war, mit uns in die 2. Liga zu gehen.“

„Einer der großen vier Traditionsvereine“

Der Pokalsieg dann 2018 und die damit verknüpfte, magische Europa-League-Saison sei ein Quantensprung für die SGE gewesen. „Deshalb sage ich ohne Wenn und Aber: Unsere Perspektiven sind gute und wir haben große Ziele.“ Durch Investitionen in Spieler und in Infrastruktur sieht Holzer den Weg der Eintracht gefestigt. Bald werde das 40 Millionen Euro schwere Proficamp eröffnet. “ Ich würde uns gerne mit einem gesunden wirtschaftlichen Fundament unter den Top acht in der Bundesliga etablieren; als einer der vier Traditionsklubs – neben Bayern, Dortmund und Gladbach. Das wäre schon eine Leistung, damit hätten wir viel erreicht.“

Holzer träumt davon, eines Tages die Champions-League-Hymne mal im Waldstadion hören zu können. Sowohl bei den Frauen, als auch bei den Männern. Er ist sich sicher: „Eine Konstellation wie in der vergangenen Saison kann aber wiederkommen. Wir wollen uns darauf vorbereiten, dass wir so oft wie möglich die Chance haben, international zu spielen.“ Mit dem Marktwert der Mannschaft und dem Sport-Etat läge die Eintracht etwa auf Platz sieben bis acht in der Liga. Das sei eine natürliche Korrelation zum sportlichen Erfolg.

50+1 „DNA“ von Traditionsklubs

Trotz allem Kapital und Wettbewerbsvergleichen ist Holzer doch ein Kämpfer für den Erhalt der 50+1 Regelung. Es sei wirklich schlecht für die Attraktivität der Bundesliga, dass Traditionsvereine wie Schalke 04 oder Werder Bremen abgestiegen sind in der vergangenen Saison, jedoch sei die 50+1 Regelung trotzdem strikt aufrecht zu erhalten. „Die Traditionsvereine tragen zur Reichweite einer Liga maximal bei. Für mich steht eines fest: 50+1 gehört zu unserer DNA. Punkt. Unter dieser Prämisse müssen wir um unsere Wettbewerbsfähigkeit kämpfen. Dass das einfach ist, hat niemand behauptet.“

Stattdessen würde Holzer eher an der TV-Gelder-Verteilung ansetzen. Publikumswirksamkeit und Reichweite sollte deutlich stärker berücksichtigt werden, als mit den derzeitigen zwei bis drei Prozent. „Das wäre für mich ein ganz logischer Ansatz. Denn wem das größte Interesse der Fans gilt und wer damit die höchste Quote erzielt, trägt letztlich das Geschäftsmodell der TV-Sender, die wiederum den Spielbetrieb maßgeblich finanzieren.“ 

Schließlich spricht sich der Aufsichtsratsvorsitzende klar dafür aus, dass das Stadion wieder vollbesetzt werden sollte – mit Geimpften oder Genesenden. „Deshalb müssen wir, auch als Sportvereine, für die Impfung möglichst viele Anreize setzen und Angebote schaffen. Das tun wir. Die Sehnsucht nach einem vollen Stadion, nach dieser unglaublichen Stimmung und diesem besonderen Gefühl ist das, was uns alle antreibt. Finanzen hin oder her: Darum geht es doch im Fußball, und das vermissen wir.“

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8 Kommentare

  1. Wäre diese ganze Registrierung der persönlichen Daten gerade für Fans,die nicht in der Region wohnen,nicht so kompliziert, wären sicherlich mehr Karten verkauft…

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  2. Thema Fanbase und TV Gelder dringend berücksichtigen. Das ist ein hebel der wichtig ist.

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  3. „Wenn man wie ich viel Glück im Leben hatte und sich gewisse Freiheiten erarbeiten konnte, schuldet man der Gesellschaft etwas.“ So erklärt er sein Engagement im Fußballgeschäft.

    Wenn man der Gesellschaft „etwas schuldet“ engagiert man sich in der Obdachlosenhilfe, in Suppenküchen oder ähnlichem. Sorry, aber das Engagement in einem Fussballverein (selbst wenn es die Eintracht ist) fällt für mich nicht in die Kategorie „der Gesellschaft etwas zurückgeben“.

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  4. @Ball
    sorry, aber das ist genau die Einstellung, welche die Verhältnisse in Deutschland dermaßen kompliziert machen und alle Politiker und viele Medien machen sich das zu eigen : wer nicht so tickt wie ich , wer nicht so spricht wie ich , wer nicht mein Programm vertritt usw. usf., wer anders leben will als ich – ja der hat die Welt nicht verstanden.
    Wer hat ein Recht, anderen vorzuschreiben wo und wie sie sich engagieren ?
    wie bekannt : Freiheit ist immer und zuerst auch die Freiheit des Anderen !
    Außerdem nur zur Erinnerung , falls das übersehen wurde , Eintracht ist viel mehr als nur Profifußball , neben vielem ist Eintracht auch unheimlich viel soziales Engagement .
    Forza SGE !

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  5. Hallo Dieter,

    ich habe mit keiner Silbe gesagt, dass nur meine Sicht der Dinge korrekt ist. Ich habe nur niedergeschrieben, was meine Meinung ist. Daraus muss man selbst keine Pauschalkritik formulieren, wie du sie mir vorwirfst. Freitheit des Andesdenkenden 😉

    Des Weiteren: Herr Holzer ist Aufsichtsratschef der gewinnorientiert arbeitenden Profifußball-Aktiengesellschaft. Der Verein Eintracht Frankfurt steht für viel mehr als nur Bundesligafussball, da hast du recht. Auf die AG triufft das aber nur bedingt zu.
    Und bitte nicht als pauschale Systemkritik am Kapitalismus verstehen. Das wäre bei mir tatsächlich völlig Fehl am Platz 🙂

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  6. Holzer engagiert sich bei der Eintracht. Das ist auch Breitensport und soziales Engagement. Auch das macht er: Ehrenamtliches Engagement für Integration und Bildung von Kindern und Jugendlichen im Rhein-Main Gebiet

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  7. Hallo Ball
    Das ist und soll hier kein Platz für Zwiegespräche sein .
    Ich bin für eigene Meinung, für kontroverse Diskussionen , so wie die Eintracht für Toleranz, Vielfalt, eben bunt.
    Absolut Nein zur Rassismus , übertrieben Nationalismus, Radikalität ob von links oder rechts, Frauenfeindlichkeit .
    Achtung , ich spreche jetzt nicht über Dich : mir geht es einfach auf den Sack , wenn man Menschen Haltungen, Ansichten und Verhaltensweisen vorschreibt, wenn man die eigene Meinung als Maßstab ansetzt.
    Wenn wir Demokraten sind, dann müssen wir auch Demokratie zulassen, überall und nicht nur wenn es in mein Weltbild passt.
    Ich habe mich auch in der Zwischenzeit daran gewöhnt , für Meinungen hier im forum Daumen nach unten zu bekommen. Stört mich nicht mehr, denn ich beleidige niemanden und verurteile niemanden wegen seiner Meinung (Ausnahme o.g. Sachverhalte).
    Mit anderen Worten , ich habe kein Problem mit Dir !
    Forza SGE !

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