Hinteregger und die Eintracht: "Das ist viel größer"

Endlich war er da, der erste Saisontreffer von Martin Hinteregger. Mit voller Wucht köpfte er das Leder nach einer schönen Touré-Flanke ein und brachte die Eintracht im Spiel gegen Berlin auf die Siegerstraße. Lief es Anfang der Saison noch schleppend bei „Hinti“, nimmt der Verteidiger langsam wieder Fahrt Richtung Höchstform auf. Auch ein Verdienst des Trainers Adi Hütter, wie der Österreicher jetzt der „Bild“ verriet. „Als ich zu Saisonbeginn eine schlechte Phase hatte, bin ich zu ihm und hab‘ gesagt: ‚Trainer, ich weiß nicht was in den letzten vier Spielen los war. Ich spiel‘ zwar okay, aber bei weitem nicht das, was ich kann. Wenn ich den Ball habe, bekomme ich Angst und weiß nicht, was ich tun soll.'“ Er brauche die Unterstützung des Trainers. Und Hütter sei da genau der Richtige. „Weil er nicht nur den Spieler Martin Hinteregger richtig einzuschätzen weiß, sondern weil er auch den Mensch dahinter versteht“, erklärt Hinteregger.

Martin Hinteregger liebt den Druck: „Das macht mich noch stärker“

Zwei Wochen nach dem Gespräch zeigte die Formkurve wieder steil bergauf beim Abwehrchef, der nach dem Abgang von David Abraham noch mehr Verantwortung übernehmen muss. Mit seinen jungen Abwehrkollegen Tuta und Evan N’Dicka machte er erstmal einen Hubschrauberflug als Teambuilding-Maßnahme. „Ich habe hinten jetzt die zentrale Rolle, muss meine beiden Partner mitnehmen und extrem unterstützen. Das macht mich noch stärker“, sagt Hinteregger. „Ich sag’s immer wieder: Je mehr Druck und Verantwortung ich habe, umso mehr wachse ich in die Position rein und umso mehr Leistung bringe ich. Das ist mein Anspruch, und der tut mir gut.“

Da ist es kein Wunder, dass der österreichische Nationalspieler, der beim ÖFB bereits die Kapitänsbinde trug, nun auch bei den Hessen nach Auswechselungen von Makoto Hasebe das Kapitänsamt übernommen hat. „Jedes Mal, wenn er ausgewechselt wurde und ich die Binde übernehmen durfte, war das etwas Tolles“, gesteht Hinteregger. „Der Verein ist sehr erfolgreich, es geht bergauf, die Ziele werden größer. Dass ich da jetzt die Binde tragen darf, ist nicht selbstverständlich. Deshalb muss ich innerlich jedes Mal lachen. Aber es macht mich brutal stolz und glücklich.“

„Das hier ist noch mal was anderes, das ist viel größer“

Seit zwei Jahren spielt der Kärtener bei der SGE, schnell eroberte sich einen festen Platz im Herzen der Fans. Die Zeit in Frankfurt habe ihn verändert, erklärt der 28-Jährige. „Ich habe zwar mit Salzburg Titel gewonnen, aber das hier ist noch mal was anderes, das ist viel größer.“ Seine Sichtweise auf den Fußball habe sich verändert, weil er sehe, wie viel dieser Sport den Menschen gebe. „Dadurch hab‘ ich den Fußball anders lieben gelernt.“

„Ich kann mir nicht vorstellen, bei einer anderen deutschen Profi-Mannschaft und damit gegen die Eintracht zu spielen“

Mit 28 Jahren hat das Karriereende zwar noch Zeit, aber „Hinti“ könnte sich ein Ende in Frankfurt durchaus gut vorstellen. „Das, was bei der Eintracht entsteht, ist extrem interessant. Ich denke, nach oben sind aktuell keine Grenzen gesetzt, und es ist reizvoll, dabei zu sein. Es wäre brutal schön, hier das Karriereende zu feiern.“ Doch der erfahrene Abwehrmann kennt das Business zu gut, um nicht zu betonen, dass sich das schnell ändern kann, etwa weil ein neuer Trainer keine Verwendung für ihn haben könnte. Das Ausland würde ihn noch mal reizen, erklärt er. Nur eins stellt „Hinti“ im „Bild“-Interview klar: „Ich kann mir nicht vorstellen, bei einer anderen deutschen Profi-Mannschaft und damit gegen die Eintracht zu spielen.“