Sebastian Rode fühlt sich bei der SGE pudelwohl. Foto: Heiko Rhode

Es war DAS Thema rund um die Frankfurter Eintracht in den letzten zwei Wochen: Der Bodycheck von David Abraham gegen Freiburg-Trainer Christian Streich kurz vor Ende der bitteren 0:1-Niederlage gegen den SC Freiburg. Seitdem drehte sich im Frankfurter Blätterwald quasi alles rund um diese Aktion und es gab unzählige Statements und Kommentare. Erst während der letzten ein, zwei Tage ebbte das Thema etwas ab.

Mittelfeldspieler Sebastian Rode zeigte sich in der „Frankfurter Rundschau“ froh über das Ende des Themas und betonte, dass sich die Mannschaft viel mehr über die bittere Niederlage gegen die Breisgauer geärgert habe: „Wir wollten unbedingt gewinnen, das wäre für uns ein richtig großer Schritt gewesen. Okay, dass die Aktion von David bescheiden war, das weiß er selbst. Aber an der Niederlage war er nicht schuld.“ Er gab an, dass viele Vorgänge in den Medien rund um die Tat für ihn nicht verständlich gewesen seien: „Klar ist das ein Thema, aber dass so eine Aktion den ganzen Sport überlagert, finde ich übertrieben. Der gesamte Bundesligaspieltag ist ja in den Hintergrund gerückt worden. Da haben sich Experten im Fernsehen zu Wort gemeldet, die selbst keine Unschuldslämmer sind. (…) Dass er einen Fehler gemacht hat, ist ja klar, das weiß er auch. Aber gerade an dem Spieltag, an dem wir die Gedenkminute für Robert Enke hatten, wird so eine kleine Hetzjagd auf David veranstaltet. Das finde ich nicht in Ordnung.“ Daher sei es für ihn auch absolut verständlich, dass Abraham Kapitän der Hessen bleibt. „Wir wissen, dass wir eine Vorbildfunktion haben und der Trainer tabu ist. Aber noch mal: Er hat sich entschuldigt, er hat niemanden verletzt oder geschlagen“, so der 29-Jährige.

Schmerzhafte Pleite im Breisgau

Viel mehr sei für ihn noch immer die Pleite gegen den SC in Erinnerung. Über diese ärgere er sich auch gute eine Woche nach dem Spiel: „Weil wir nach dem Sieg gegen Bayern München eine hervorragende Ausgangsposition hatten. Dann verlieren wir unglücklich in Lüttich und wollten in Freiburg unbedingt etwas holen, weil wir ja auch auswärts nicht so gepunktet haben, wie wir uns das vorstellen. Und am Ende fährt man dann mit einem 0:1 nach Hause, das ist frustrierend. Aber es ist noch vieles möglich, die Liga ist sehr eng. Es entscheidet sich jetzt, wie wir uns bis zur Winterpause präsentieren und wie viele Punkte wir holen.“ Bei diesem Vorhaben geht es für die Hessen bis zur Winterpause in vier der sechs Spiele gegen Teams, die in der Tabelle unter der SGE stehen. „Diese Spiele sind genauso schwierig wie die anderen. Die Gegner werden laufen, kratzen, beißen, alles raushauen. So wie das auch Freiburg gemacht hat, wo es immer brutal schwer ist. Man kann sich in der Bundesliga bei keinem Gegner sicher sein, drei Punkte zu holen“, warnte der Defensivmann allerdings vor genau diesen Gegnern.

Unerklärliche Auswärtsschwäche

In drei dieser sechs Partien geht es dabei auswärts zu Werke. Hier haben die Hessen auch die Möglichkeit, ihre bis dahin schwache Auswärtsbilanz aufzupolieren. Denn bisher gab es in der Bundesliga nur beim 2:1-Auswärtssieg bei Union Berlin Ende September Punkte, vier Mal ging die SGE als Verlierer vom Platz. Rode ist sich dieser Schwäche durchaus bewusst und forder hier Verbesserungen: „Wir haben auswärts bisher drei Punkte geholt. Das ist viel zu wenig. Man muss in der Auswärtstabelle im oberen Drittel stehen, um sich am Ende für den internationalen Wettbewerb zu qualifizieren. Da kann man sich nicht nur auf die Heimspiele verlassen, das geht nicht. Wir müssen uns deutlich steigern, aber eine Erklärung dafür habe ich leider nicht.“ Eine mögliche sei der Verlust der „Büffelherde“ aus dem letzten Jahr, im Speziellen der Abgang von Ante Rebic, der mit seiner brachialen Spielweise vor allem auswärts immer wieder Räume schaffen und nutzen konnte: „Ante ist halt sauschnell und kann sich im Eins-gegen-Eins durchsetzen, da konnte man den Ball einfach mal nach vorne jagen. Diesen Spielertypen haben wir in der Form nicht, das ist schon ein Unterschied, klar.“

Optimistisch in die letzten Spiele der Europa League

Eine weitere Baustelle der Eintracht ist die Europa League-Gruppenphase, wo die SGE nach der bitteren und späten Niederlage gegen Standard Lüttich auf Platz 3 liegt, der nicht zum Weiterkommen reichen muss. Für Rode eine schwierige, aber nicht aussichtslose Ausgangsposition: „Wir haben aber noch zwei Spiele, die können wir gewinnen, auch Arsenal ist nicht unschlagbar. Ich denke, wenn wir noch sechs Punkte holen, kommen wir auch weiter.“ Die Szene des Spiels in Lüttich waren sicherlich die letzten Sekunde der Partie, als erst Filip Kostic eine hundertprozentige Chance vergab und sich die Defensive der Hessen Sekunden später das entscheidende Gegentor einfing. „Das war unfassbar. Wir waren fast weiter, hätten noch zwei Freundschaftsspiele gegen Arsenal und Guimaraes gehabt, und jetzt müssen wir noch mal richtig rackern, um weiterzukommen. Aber so ist das halt. Filip reißt niemand den Kopf ab, er ist eminent wichtig für uns, hat schon so viele tolle Spiele gemacht, Tore vorbereitet und selbst erzielt. Das kommt halt vor“, so der ehemalige Münchner.

Starker Rode dank Bayern-Zeit

Apropos München. Die Zeit in der bayerischen Landeshauptstadt beim Rekordmeister FC Bayern München sei für den Rechtsfuß eine extrem prägende gewesen: „Was ich in München alles gelernt habe, hätte ich nirgendwo sonst lernen können.“ Dies habe vor allem an der extremen Qualität seiner Mitspieler und der Trainer gelegen. „Pep Guardiola hat einem schon ungeheuer viel mitgegeben, aber vor allem das Training hat mich extrem nach vorne gebracht. Es geht alles viel schneller, der Ball ist ruckzuck weg, wenn man nicht schnell genug reagiert. Die Trainingsspiele waren oft schwieriger als die Bundesligaspiele. Je höher die Qualität, desto größer ist der Lerneffekt“, so der 29-Jährige. Vor allem der Hunger und die Gier nach Erfolg seien dauerhaft bei ihm in Erinnerung geblieben: „Die Jungs sind besessen vom Erfolg, wenn sie auf dem Platz stehen, wollen sie gewinnen. Egal, wer mit ihnen spielt, egal, wer gegen sie spielt. Gerade bei Ribery und Robben war das ganz extrem. Das war schon bemerkenswert. Und das ist meiner Ansicht nach der Unterschied zwischen einem guten Spieler mit Talent und einem Weltklassespieler.“

Eintracht bis zum Karriereende?

Nach seinem Wechsel zu den Bayern im Sommer 2014 und dem anschließenden Transfer nach Dortmund zwei Jahre später, ist Rode nun wieder bei der Frankfurter Eintracht. Für ihn selbst habe sich mit der Rückkehr ein Kreis geschlossen: „Ich hatte immer gesagt, dass ich damals eine herausragende Zeit bei der Eintracht hatte und ihr viel zu verdanken habe. Von daher war es für mich nie ausgeschlossen, wieder zurückzukommen.“ Daher sei er sich auch sicher, dass die Eintracht sein letzter Klub in Deutschland ist: „Eintracht wird mein letzter Verein sein!“ – auch das Ausland könne er sich im Moment nicht vorstellen. Wie heimatverbunden er ist, zeigt sich auch daran, dass er derzeit ein Haus in Bensheim baut: „Heimat ist mir wichtig. Gerade, als ich weg war von zu Hause, habe ich zu schätzen gelernt, was man da hat und gemerkt, was es einem bedeutet.“

Aber zum defensiven Mittelfeldspieler gehören nicht nur seine Heimatverbundenheit und seine Zeiten in München und Dortmund, sondern auch eine extrem lange Verletztenhistorie, in der unter anderem ein Knorpelschaden und Kreuzbandrisse stehen. Die letzte dieser Art zog er sich im Halbfinal-Rückspiel der Europa League gegen den FC Chelsea durch, als er mit einem Knorpelschaden ausgewechselt wurde. Trotzdem habe er hier keine Angst um seine Karriere gehabt. Dies sei lediglich erst einmal so gewesen: „Das war in Dortmund, als ich nach dieser Leistengeschichte einfach nicht mehr auf die Beine kam, die Schmerzen immer wieder zurückkamen und es immer wieder einen Rückschlag gab.“ Mittlerweile sei er aber komplett beschwerdefrei und habe keine Probleme mehr an Knie oder Leiste – ein Fakt, der nach Meinung der Eintracht-Fans noch lange so bleiben dürfte.

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8 Kommentare

  1. Rode schreibt: „…aber vor allem das Training hat mich extrem nach vorne gebracht. Es geht alles viel schneller, der Ball ist ruckzuck weg, wenn man nicht schnell genug reagiert. Die Trainingsspiele waren oft schwieriger als die Bundesligaspiele. Je höher die Qualität, desto größer ist der Lerneffekt“

    Ich denke da ist echt was ganz wichtiges dran. Und da ist natürlich die Kunst eine Spitzenclubs der um die CL-Plätze mispielen will, dass man nicht nur auf der Bank sondern auch auf der Tribüne Leute hat, die im Training richtig Qualität ausstrahlen und trotz fehlender Einsatzzeit in Pflichtspielen dann im Training voll konzentriert sind. Diese Diplomatie wird es sein, in der wir weiterhin stark sein müssen. Gute Transfers sind eine Sache, um jede Position mindest doppelt mit richtig Qualität zu bestzten, aber wie man die Leute bei Stange hält ist das andere. Ich finde das kommt bei Rodes Aussage sehr gut raus.

    Rotation funktioniert wie ich finde dabei diese Saison schon sehr gut, da gab es letztes Jahr noch Probleme. Es sitzen auch mal vorige Stammspieler komplett auf der Tribüne und machen damit einen Platz auf der Bank frei. Alleine das ist für einige der Spieler schon wertvoll und trägt zum Rhytmus bei.

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  2. Topspieler als Backup für jede Position im Team zu haben, die auch mal eine gewisse Zeit verkraften nicht zu spielen, funktioniert m.E. nur auf Dauer wenn nach Leistung dauernd rotiert wird und zeitgleich kontinuierlich die Mannschaft eine große Ernte einfährt.
    Bei Bayern und BVB bedeutet das halt, Jahr für Jahr in der CL eine führende Rolle zu spielen, und immer mindestens eine Meisterschaft oder den Pokalsieg einzufahren.
    Für uns bedeutet das, eine kontinuierlich führende Rolle in der EL und Pokal einzunehmen, und den nicht mehr total aussichtslosen Traum von der CL weiter verfolgen zu können.

    Leute wie Rode, Dost, Kostic, Hasebe, Hinteregger (und mir erscheint alle anderen auch, inkl Bobic und Hütter) sind sich darüber im klaren und puschen dementsprechend. Sie leben diesen Traum.

    Ich wünsche uns, dass Rode noch viele Jahre bei uns spielt. Und dass der Spirit von Bobic, Hütter, unserer Mannschaft und den Managern dahinter uns für viele Jahre spannende, erfolgreiche und sorgenfreue Spielzeiten beschert.

    In diesem Sinne: Kampfsieg gegen VW! Get the Brexit done for Arsenal! EL und Pokal weiter rocken und schöne BuLi-Saison abliefern und durch Auswärtspunkte erneut die nächste EL-Teilnahme sichern! Dann bleiben auch unsere Topspieler gut gelaunt und verkraften auch mal einfacher Bank oder Tribüne.

    Forza SGE!

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  3. Unser Sepp’l hat nicht nur von der höheren Qualität im Training bei den Bauern gesprochen, sondern noch viel mehr den „ausgesprochen“ Ehrgeiz von Weltstars wie Robben und Ribery hervorgehoben, ein Ehrgeiz der unstillbare war und alle anderen mitgerissen hat. Genau das ist es, übermäßig Erfolg haben und immer noch einen Erfolg darauf setzten wollen. In jedem Jahr, in jedem Wettbewerb und in jedem Spiel.
    Das unterscheidet Top-Vereine von guten oder sehr guten Vereinen.
    FB hat richtigerweise betont, die SGE ist auf einem guten Weg, es braucht aber Jahre um die Lücken nach oben zu schließen. Da braucht man dann aber auch solche Typen, die den unbedingten Erfolg wollen, vorleben und auf dem Platz ausstrahlen. Mit Sepp’l, Hase oder Hinti sind da schon welche, doch in der Gesamtheit sind wir sicherlich noch nicht auf dem Niveau. Das ist nicht schlimm, Es braucht halt Zeit.
    In diesem Zusammenhang denke ich bereits an Samstag. Wer hätte nicht mal den Traum, einen VW so richtig zu zerlegen !! So in alle Einzelteile, dass nur noch Schrott übrig bleibt.
    Das sehe ich als Startsignal für ein überragendes Jahresfinale, Sepp’l spricht von 10 Punkten. Dann hätten wir das Vorjahresniveau und das ohne Büffel, doch warum sollte es nicht auch mehr werden können ?
    Deshalb ist für mich der Samstag so, so wichtig
    Forza SGE !

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  4. Off Topic: Kann man das Sondertrikot vom kommenden WE irgendwo kaufen? Ich finde, das sieht mit den Flaggen der Nationalitäten aller unserer Spieler richtig geil aus …

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  5. Einfach ein guter Typ, der Seppl. Hoffentlich bleibt er uns mindestens noch 3-4 Jahre erhalten.

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  6. Hammer Aussage von Seppl. In der heutigen schnelllebigen Zeit muss man natürlich schauen, inwieweit das umsetzbar ist (von beiden Seiten). Ein Engagement über die Karriere hinaus wäre aber ebenfalls sinnvoll und gewinnbringend für beide. Ich denke, dass der Seppl noch 2-3 Jahre macht und dann abdankt (leider verletzungshistorienbedingt). Er ist ein großartiger Spieler und ich freue mich auf die nächsten Jahre mit ihm.

    Sforza Sge!

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