Makoto Hasebe ist einer der Leistungsträger der Eintracht.

Wir schreiben die 90. Minute des Heimspiels der Eintracht gegen Werder Bremen, vor wenigen Sekunden erst ist die SGE mit 2:1 in Führung gegangen, die Bremer starten einen letzten Angriff, als kurze Zeit später Eintracht-Abwehrchef Makoto Hasebe im Strafraum gegen Davy Klaasen grätscht und den Niederländer klar trifft. Der Rest ist Geschichte: Rashica versenkte den fälligen Elfmeter und klaut der SGE so spät zwei eigentlich verdiente Punkte.

Im Interview mit der „Frankfurter Rundschau“ betonte der ehemalige Kapitän der japanischen Nationalmannschaft nun, dass ihn dieser Fehler besonders gewurmt hat: „Es war, gerade vor der Länderspielpause, natürlich sehr bitter, für mich, die Mannschaft und den gesamten Verein. Deshalb habe ich auch danach gesagt, dass ich die zwei Punkte zurückholen muss.“ Die Szene war nicht nur aufgrund der beiden späten Tore besonders, sondern auch wegen des Fehlers des Japaners, der in der Hintermannschaft der Eintracht sonst als Mister Zuverlässig gilt, Fehler vom 35-Jährigen sucht man meist vergeblich. Vor allem seit ihn Ex-Trainer Niko Kovac in die Innenverteidigung zog und der Rechtsfuß als Libero spielt, zeigt er trotz seiner mittlerweile 35 Jahren quasi wöchentlich Top-Leistungen. Nicht umsonst gilt er mit seiner vorausschauenden und unaufgeregten Spielweise mittlerweile als einer der besten Innenverteidiger der Liga. Trotzdem zeigte er sich vor dem 3:0-Heimsieg gegen Bayer 04 Leverkusen kritisch mit sich und dem Team: „Ich fühle mich sehr gut, und die letzte Saison war gut. In dieser Runde würde ich aber sagen, dass etwas fehlt, so ein bisschen die letzte Konsequenz. Das gilt für mich und für die gesamte Mannschaft. Es gilt für hinten und vorne. In der letzten Saison haben wir mehr Tore geschossen und weniger Tore kassiert. Aber fußballerisch haben wir uns, wie ich finde, verbessert.“

Hilfsbereiter Landsmann

Ein Grund für diese fußballerische Verbesserung dürfte auch Hasebes Landsmann Daichi Kamada sein, der hinter den Spitzen oft durch Spielwitz und gute Pässe auffällt. Diese Entwicklung ist auch dem Abwehrmann nicht entgangen: „Er macht das sehr gut – bis auf den Torabschluss (lacht).“ Die von Hasebe angesprochene Chancenverwertung zählt tatsächlich als Schwäche Kamadas, der zuletzt nach Belgien ausgeliehen war und dort wohl den Schritt in Richtung Bundesliga gemacht hat. „Er hat in Belgien ja viele Tore geschossen, aber hier sind die Torhüter halt auch besser. Und manchmal hatte er Pech.“ Trotzdem traut Hasebe ihm eine große Karriere zu: „Aber man sollte mit ihm Geduld haben. Er ist nach seiner Rückkehr definitiv ein anderer Spieler geworden, hat mehr Selbstvertrauen. Das merkt man. Seine Entwicklung hat mich, ehrlich gesagt, auch überrascht. Als er kam vor zwei Jahren, da hatte ich schon Zweifel, ob das klappt. Er war körperlich nicht so stark, scheute die Zweikämpfe, war irgendwie zu weich und zu langsam. Er ist jetzt, wie gesagt, ein ganz anderer Spieler.“ Kamada wirkt auch besser in die Mannschaft der Hessen integriert, lacht viel mit seinen Mitspielern. Auch das habe sich nach seiner Rückkehr nach Frankfurt geändert, so Hasebe, der seinen Landsmann immer mal wieder einlade: „Er fühlt sich wohl, ist mit seiner Familie, Frau und Kind, hier. Er lacht sehr viel, ist ganz anders, viel offener geworden. Er versucht auch, Deutsch zu sprechen.“

Reisestrapazen erst mit 30 Jahren 

Die starken Leistungen Kamadas sind auch in Japan nicht verborgen geblieben, mittlerweile zählt der 23-Jährige fest zum Nationalteam. Diese Reisen bedeuten aber immer auch eines: Lange Flüge und viel Reisestress. Hasebe selbst gab an, dass er froh sei, dass er dies nach seinem Rücktritt aus der japanischen Nationalmannschaft nicht mehr mitmachen muss. „Klar ist das nicht einfach, die Reisen, die Spiele, der Jetlag – das ist eine Belastung für den Körper und auch den Geist.“ Dies habe ihm vor allem im Alter Probleme gemacht: „Als ich noch jung war, Anfang 20, da hat mir das gar nichts ausgemacht. Ich habe im Flugzeug zwölf, 13 Stunden geschlafen. Einen Jetlag habe ich nie gespürt (lacht). Als ich dann älter wurde, so um die 30, da habe ich das schon gemerkt. Aber ich will von Daichi jetzt gar nichts hören davon, solche Ausreden lasse ich nicht gelten.“ 

Im Spiel selbst gilt Hasebe als unaufgeregt, fast schon mit stoischer Ruhe spielt der Libero seinen Stiefel herunter, beruhigt oft das Spielgeschehen. Immer wieder fährt er aber aus der Haut, vor allem wenn er mit Entscheidungen der Unparteiischen nicht zufrieden ist, sieht man Hasebe oft bei den Schiedsrichtern stehen und mit ihnen diskutieren. Diese Eigenschaft würde er gerne ändern. „Ich schaffe das einfach nicht, seit 18 Jahren nicht (lacht). Aber im Ernst: Ich versuche schon, ruhiger zu werden. Aber ruhiger werden heißt bei mir auf dem Fußballfeld: schlechter werden. Ich brauche Emotionalität und Leidenschaft. Aber ich weiß schon, dass das mit den Schiris zu viel ist“, so der 35-Jährige.

Andere Stürmer, neue Stärken

In seiner mittlerweile langen Karriere hat der Japaner schon so einiges erlebt, viele Spieler kommen und gehen sehen. So auch im vergangenen Transferfenster, als die SGE ihre „Büffelherde“ verloren hat und André Silva und Bas Dost erst spät verpflichtet hatte. Die neuen Stürmer sind für Hasebe selbst aber nicht unbedingt Schwächungen, sondern zunächst Veränderungen, da es „ganz andere Spielertypen“ seien. Silva sei ein „super Stürmer“, der alles könne, so Hasebe. Auch Silva Landsmann Paciencia habe in der aktuellen Saison einen Schritt nach vorne gemacht: „Er will unbedingt mehr Tore schießen, das spürt man. Er hat diesen Willen. Er war sehr ruhig, hat ab und zu auch den Kopf hängen lassen. Das ist jetzt nicht mehr so, er ist deutlich selbstbewusster.“ Der dritte Stürmer im Bunde, Bas Dost, ist nicht nur aktueller, sondern auch ehemaliger Teamkollege Hasebes, bereits in Wolfsburg spielten beide zwei Jahre lang zusammen: „Er ist ein klassischer Strafraumstürmer. Wenn gute Flanken kommen, wird er eine Menge Tore schießen. Er macht immer seine Tore, weiß, wo er stehen muss und braucht nicht viele Chancen.“

Offen für erneute Verlängerung!

572 Spiele in Japan und Deutschland ist Hasebe mittlerweile alt, mit seinen 35 Jahren sind viele Spieler bereits im wohlverdienten Ruhestand. Nicht so der Japaner, der seinen Vertrag zuletzt zweimal in Folge für ein Jahr verlängerte und sich auch eine weitere Ausdehnung seines Engagements am Main vorstellen kann: „So lange, wie es mir Spaß macht und mein Körper mitspielt. Wir werden sehen. Im Moment spricht alles dafür, dass ich noch weiterspiele. Wir setzen uns meistens im November oder Dezember zusammen, dann sehen wir weiter.“ Wenn der Japaner weiter so spielt wie in den letzten Monaten, dürfte kein Fan etwas dagegen haben – und die seltenen Fehler wie die Grätsche gegen Bremen auch in Kauf nehmen.

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13 Kommentare

  1. einer meiner Lieblingsspieler seit vielen Jahren, ich hoffe er bleibt uns noch lange erhalten..
    Vllt kann die SGE ihn 1-2x klonen, nur zur Sicherheit?!

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  2. Also für eine Vertragsverlängerung um 1 Jahr gibt’s von mir klar den Daumen hoch! Ist ohne Risiko, selbst wenn er dann doch mal etwas abfallen sollte und wir durch einen Transfer mit einem Top-IV im Winter oder Sommer nachlegen. Hasebe im Kader, auch ohne Stammplatzgarantie ist eine wichtige Sicherheit. So kann es ja auch kommen! Was die IV angeht wird Russ denke ich aufhören. Wenn wir Toure und N’Dicka halten können, und Hinti und Abraham sowieso bleiben, dann haben wir als Backup noch Falette und Hasebe. Dann ist da Luft zum Einkauf einer Verstärkung, aber nicht weil es muss, sondern weil es kann! Und weil nicht muss, sondern kann, KANN man vielleicht in so einem Fall über den Verkauf von Falette nachdenken. Wohlgemerkt „kann“. Wenn man sich über die Kadergröße Sorgen macht und/oder vielleicht einem ganz Jungen noch die Möglichkeit zur Entwicklung mit der Mannschaft geben will. Egal wie es kommt, Hasebe wird nicht zu viel sein. Und ich meine gehört zu haben (hier auf sge4ever), dass Abraham auch nochmal in seiner Heimat spielen will. Sein Vertrag läuft zwar bis 2021, aber bei ihm merkt man jetzt schon mehr als bei Hasebe, dass ihm das Alter zusetzt. Er KÖNNTE also überlegen, den Schritt in die Heimatliga im Sommer 2020 zu machen, so lange er noch gut dabei ist. Ein Jahr später wäre das vielleicht gar nicht mehr realistisch. Aber auch hier: das kann, muss aber nicht.

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  3. Gut beschrieben im Link, fällt halt immer in die Kategorie „nachher ist man immer schlauer“. Aber trotzdem schön zusammengefasst. Bei einem Punkt bin ich aber anderer Meinung: „Casta und Kostic bleiben erste Wahl, Durm und Chandler bleiben die „Backups.““ [ich nehme an die meinen mit „Casta“ den „Da Costa“ 😀 ]. Bei Kostic vielleicht schon eher, aber Durm sehe ich bei defensiverer Aufstellung nicht klar hinter Da Costa. Ich denke er könnte ebenfalls präventiv öfter rein rotieren und nicht nur, wenn es gar nicht mehr anders geht.

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  4. @3: Ich muss Dir da etwas widersprechen. Ich finde nicht, dass man bei ihm das Alter merkt. Wenn Abraham beschwerdefrei ist, dann ist er immer noch ein schneller und zweikampfstarker Innenverteidiger. Wo er allerdings klar schwächer als Toure ist, das sind seine Offensivbemühungen. Das war aber auch schon seine Schwäche, als er noch jünger war. Insofern soll er ruhig seinen Vertrag bei uns erfüllen :). Ansonsten stimme ich Dir zu, dass wir in der Abwehrreihe gut bis sehr gut aufgestellt sind.

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  5. @6 hat schon recht. Mir gehen jedoch allgemein manche Betrachtungen und Vorschläge bezüglich Qualität, Notwendigkeiten in der Zukunft usw. zu weit.
    Wie wir jetzt an Toure, oder auch Trappo sehen, es kann immer etwas passieren, womit vorher niemand rechnet. Das müssen auch nicht nur Verletzungen sein. Nehmen wir doch mal an, ein hoch veranlagter rechter IV mit sehr viel Zukunftspotential möchte oder kann zur SGE geholt werden, sollen wir dann sagen DA ist fit und hat noch Vertrag bis 2021, tut uns leid ?
    Das Leben ist so schnell geworden, auch im Fussball.
    Forza SGE !

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  6. Abraham hat einen Vertrag. Will er in komplett erfüllen, müssen wir uns über einen früheren Abgang keine Gedanken machen. Und irgendwelche Spielchen um ihn wegzuekeln , werden wir nicht spielen. Ich bin ein Träumer und hoffe, dass in den nächsten 2 Jahren sich auch ein Talent aus den eigenen Reihen im Abwehrbereich für den Profikader empfiehlt.

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  7. Absolut, noch ist Abraham nicht außen vor, etwas langsamer und anfälliger scheint er aber trotzdem zu sein. Bei gleichbleibender Gesamtleistung (Ausgleich durch Erfahrung in der Liga). Mein Vergleich hier ist einzig mit Hasebe, dem ich zutraue noch 1-2 Jahre länger als Abraham fit und in der Lage zu sein, BuLi zu spielen – und wenn er „nur“ backup ist ab einem bestimmten Punkt. Abraham meinte in einem Interview mal, dass er nochmal in seiner Heimat spielen möchte. Wenn er das noch will, so argumentiere ich, möchte er vielleicht wechseln, „bevor“ er zu alt wird. Also Sommer 2020. So kam ich drauf, dass womöglich ausreichend Platz in der IV sein wird, um Hasebe noch weiter zu beschäftigen ;-). Das klären die aber bestimmt schon untereinander, bin sehr gespannt! Am liebsten würde cih ja alle behalten und noch neue dazu nehmen 😀

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  8. @ 11 Wir f….. am Donnerstag Lüttich. Ansonsten besteht aktuell kein Bedarf. Machst Dich am besten vom Acker!!!

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  9. 11. inourat
    warum sperrt man so Idioten nicht sofort.
    Ansonsten auf einen Hasebe der noch ein Wundervolles Jahr bei der SGE spielt, hoffentlich

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  10. Was richtet ihr denn überhaupt Nachrichten an diesen Bot? Ziemlich zwecklos, selbst wenn ein Mensch dahinter sitzen würde, würde dieser sich nicht beeindrucken lassen. Ist von seinem „Projekt“ doch sehr überzeugt 😀 . Die Admins werden es schon sehen und im Rahmen ihrer Möglichkeiten unterbinden. Geht halt nicht drauf ein – auch wenn ich zugeben muss, dass es extrem nervt, weil man dadurch den Überlick verliert in welchem Thread hier gerade was los ist.

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