Endlich wieder ein Grund zum Feiern für die Fans von Eintracht Frankfurt. Mit dem Einzug ins DFB-Pokal-Halbfinale scheint der Knoten endlich geplatzt zu sein. (Bild: imago images / Matthias Koch)

Nach zuletzt sieben sieglosen Spielen und einem unglücklichen Remis gegen den VfL Bochum am vergangenen Wochenende, wollte die Eintracht im Viertelfinale des DFB-Pokals mit einem Sieg über Union Berlin endgültig zurück in die Erfolgsspur finden. Das am Ende hochverdiente 2:0 bedeutete nicht nur den Einzug ins Halbfinale des DFB-Pokals, sondern könnte gleichzeitig der Startschuss für einen Endspurt gewesen sein, denn gerade in der ersten Halbzeit zeigten die Hessen endlich wieder Teile ihrer spielerischen Leichtigkeit aus dem vergangenen Herbst. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Den Trend fortgesetzt

Schon gegen Bochum machten die Frankfurter ein gutes Spiel, belohnten sich schlussendlich jedoch nicht mit einem Sieg. Mangelnde Effizienz in der Chancenverwertung, fehlende spielerische Leichtigkeit im letzten Drittel und auch etwas Spielpech, als ein deutlicher Elfmeter nicht gegeben wurde. Das Remis sollte die Adlerträger nicht wirklich weiterbringen, denn die Konkurrenz um die europäischen Plätze ist inzwischen in Schlagdistanz, aber doch war auch dieses Spiel ein Schritt in die richtige Richtung. Das K.O.-Spiel im DFB-Pokal kam für die Eintracht im Grunde genau zur richtigen Zeit. Die SGE hat sich die letzten Jahre zu einer echten Turniermannschaft entwickelt und kann in K.O.-Duellen oft über sich hinauswachsen. So sollte es auch dieses Mal sein. Die Mannschaft von Oliver Glasner war von der ersten Minute an voll da, wirkte in jeder Defensivaktion hochkonzentriert und machte deutlich, dass sie als Sieger vom Platz gehen wollen würde. Während man im Liga-Duell vor einigen Wochen schon in Berlin ein gutes Spiel gegen die Eisernen ablieferte und am Ende aufgrund von defensiven Aussetzern mit leeren Händen dastand, sollte dieses Mal alles nach Plan laufen. Innerhalb von nicht einmal zwei Minuten (11. und 12. Spielminute) brachte Randal Kolo Muani die Hessen mit einem Doppelschlag auf die Siegerstraße. Das erste Tor bereitete Makoto Hasebe mit einem wunderbar gespielten langen Ball auf Mario Götze vor, der dann traumhaft mit der Hacke auf den Franzosen ablegte. Ein absoluter Indikator dafür, dass der Spielaufbau mit Hasebe einfach deutlich besser ist als ohne. Der Japaner beherrscht diese Spieleröffnungen und bringt mit seiner Erfahrung immer wieder die nötige Ruhe in die Abwehr. Nicht einmal zwei Minuten später war es wieder Götze, der Kolo Muani mit einem Steilpass schickte, der dann auch diese Chance eiskalt auszunutzen wusste. Die 2:0-Führung tat den Frankfurtern sichtlich gut, es brachte Sicherheit zurück und plötzlich konnte man in der ersten Halbzeit auch vieles vom alten Selbstverständnis des vergangenen Herbstes sehen.

Die Defensive steht endlich

In der ersten Halbzeit ging von Union Berlin fast keine Gefahr aus und die Frankfurter hatten das Spiel zu jeder Zeit im Griff. Mit einer geschickten Raumaufteilung konnten in den offensiven Aktionen immer wieder auch die beiden Außenbahnspieler Aurelio Buta und Philipp Max weit aufrücken. Wenn sich Kolo Muani oder Götze dann fallen ließen, gab es im Spielaufbau mit den beiden Außenspielern und auch Rafael Borré immer noch drei Anspielstationen im vorderen Drittel. Hinten waren dafür Hasebe, Kristijan Jakic und Evan N´Dicka stets zur Stelle, wenn dann doch einmal ein langer Ball der Berliner kam. Insbesondere Hasebe und Jakic machten dabei ein überragendes Spiel. Enorm aufmerksam, zweikampfstark und dem Gegner gefühlt immer einen Schritt voraus. Aber auch N´Dicka spielte endlich wieder sicherer und findet so langsam zu alten Stärke zurück. Glasner hat mit Jakic auf der rechten Innenverteidigerposition aus der Not eine Tugend gemacht und sich trotz Rückkehr von Tuta in den Kader für einen Verbleib von Jakic im Team entschieden. Auch wenn der Kroate dabei nicht auf seiner angestammten Position spielt, tut er der Mannschaft mit seinem Kampfgeist, seiner Einstellung und seinem enormen Willen richtig gut. Gemeinsam mit seinen Nebenleuten hat er auch in der zweiten Halbzeit dem aufkommenden Druck standgehalten und selbst bei Standardsituationen des Gegners waren alle endlich einmal stets hellwach. Ein großer Schritt in die richtige Richtung und ein deutliches Zeichen, dass viel mehr in dieser Mannschaft steckt, als sie die letzten Wochen gezeigt hat.

Ein Weckruf zur rechten Zeit?

Auch wenn die SGE in der zweiten Halbzeit zum Teil sehr passiv agierte, natürlich auch dem Druck der Berliner geschuldet, hat sie insgesamt sehr souverän und überzeugend gewinnen können. Mit Union Berlin traf man im Viertelfinale des DFB-Pokals auf die Überflieger der Saison, die nicht grundlos auf dem dritten Tabellenplatz stehen, sodass der starke Auftritt noch höher zu bewerten ist. Ein Sieg, der nun noch einmal Kraft und Mut für die letzten Wochen geben sollte. Die Mannschaft hat sich nach und nach aus ihrem Formtief gekämpft und nun endlich auch ein passendes Ergebnis erzielen können. Mit dem Einzug ins Halbfinale lebt der Traum vom erneuten Pokalsieg weiter und die Mannschaft sollte Kraft daraus ziehen, um nun im Schlussspurt der Liga noch einmal alles in die Waagschale zu werfen. Glasner bringt dieser Sieg zudem die nötige Ruhe, um die kommenden schweren Aufgaben konzentriert angehen zu können. In den letzten Wochen gab es nicht nur rund um den Vorstand, sondern eben auch um den Trainer selbst und einige Spieler so viel Unruhe, dass dieses Spiel nun vielleicht jedem Einzelnen noch einmal die Sinne schärft, um sich bis zum Ende der Saison voll auf die Ziele mit der Eintracht zu konzentrieren. Die kommenden Spiele gegen wiedererstarkte Leverkusener, danach gegen Borussia Mönchengladbach und den BVB – das Programm der Hessen könnte schwerer und wegweisender kaum sein, aber vielleicht liegt darin auch genau die Chance. Die Adlerträger haben sich in der Vergangenheit oftmals gegen spielerisch starke Mannschaften leichter getan und waren gerade in diesen Duellen hochkonzentriert. Die Qualifikation zum internationalen Geschäft muss weiter das große Ziel bleiben, auch wenn es notfalls wie 2018 auch über den DFB-Pokal noch eine Chance gäbe. Ein Wettbewerb der den Frankfurtern einfach liegt, denn seit der Saison 2016/2017 steht man bereits zum vierten Mal mindestens im Halbfinale. Das Ausscheiden von Bayern München hat die Chancen auf einen Pokalsieg zudem nochmals erhöht und wer weiß, vielleicht gibt es eine Wiederauflage des verlorenen Finales 2017 gegen Borussia Dortmund. Die SGE hätte in jedem Fall noch eine Rechnung offen.

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12 Kommentare

  1. Mit Eurem Kommentar gehe ich nicht überall mit. Ich bin im Gegensatz zu Euch der Meinung, daß Union in der Tat völlig grundlos auf dem dritten Platz der Bundesliga steht, weil die Glücksträhne die die hatten nicht wirklich ein Grund ist. Auch ist Union keine wirklich starke Mannschaft, sondern eine Mannschaft, die man einfach schlagen muß, wenn man höhere Ansprüche hat.

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  2. Union Berlin erinnert mich an Griechenland unter Otto Rehhagel. Spielerisch eher mau, aber eine gute Defensive und über Standards erfolgreich. Wir spielen teils tollen Fussball, haben aber selbst Probleme bei Standards hinten wie vorne. Trotzdem ist mir sowas lieber wie dieser „Union-Fussball“. Vielleicht beschert uns der Fussballgott dafür dann wieder den Pokalsieg.

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  3. Ich kann mir immer noch nicht vorstellen, dass Union am Ende in der CL landet. Ich glaube – und hoffe vor allem – dass Union trotz des großen Vorsprungs für den Endspurt nicht die Nerven, Restkraft und vor allem die nötige Erfahrung besitzt.

    Ich denke, dass sich bis zu den letzten 2 Spieltagen alles wieder zusammenschiebt und am Ende auch wir und Leverkusen wieder um die Königsplätze mitspielen.
    Im Windschatten zu fahren ist auf jeden Fall leichter.

    Ob das dann am Ende reicht, liegt natürlich an uns selbst.

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  4. Letzter Spieltag zuhause gg Freiburg könnte so‘n richtig geiles Endspiel ala Lautern/Reutlingen werden.

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  5. Ich kann ja die Kritik an Union nachvollziehen, aber man steht nach 26 Spieltagen nicht grundlos auf Platz 3.

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  6. @5: Ich weiß nicht, ob du die „Wahre Tabelle“ (wahretabelle.de) kennst?

    Dort sind eindeutige Fehlentscheidungen, die zu Torefolgen bzw. -aberkennungen geführt haben, korrigiert. Das ist natürlich eine Milchmädchenrechnung, weil sich ja auch der Spielverlauf jeweils anders dargestellt hätte, aber es zeigt eine extreme Tendenz:

    Wir hätten 5 Punke mehr und Berlin hätte 6(!) Punkte weniger. Das ist eine Differenz von 11 Punkten!!

    Wir wären folglich 3. und Berlin auf dem 5. Tabellenplatz.

    Also: Berlin steht sicher verdient im oberen Drittel der Tabelle, aber der 3. Platz ist unterm Strich extrem glücklich.

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  7. @wienhold67 [2] : Der Gedanke kam mir auch schon. Man kann als Trainer auch erfolgreich sein, wenn man nicht fragt „Welchen Fußball will ich gerne spielen?“, sondern „Welchen Fußball kann meine Mannschaft überhaupt spielen?“

    Das bekommen die eingebimst, das wird immer und immer wieder trainiert, und dann schaut man, was rauskommt.

    Nicht das schlechteste Rezept, wenn man keine großen Sprünge machen kann. Und Rehhagel konnte als Nationaltrainer ja eh keine Stars einkaufen, der musste nehmen, was da war.

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  8. @6:

    Gut möglich, dass sie Glück hatten, wo wir Pech hatten. Aber du sagst ja auch selbst, dass die Berechnung nicht aufgeht – andere Zwischenergebnisse führen zu anderen Spieldynamiken. Vorletzte Saison war Berlin 7., letzte Saison 5. und diese Saison bislang 3. Das lässt sich nicht durch Glück erklären, sondern eher durch bemerkenswert gute Arbeit die da gemacht wird. Ich zolle Union irrsinnig viel Respekt dafür – auch wenn ich mir bewusst bin, mit welcher Art Fußball sie das erreichen.

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  9. Naja, Union hat sich in den letzten Jahren kontinuierlich entwickelt und hat immer bessere Tabellenplätze erreicht.
    Die müssen die Lizenz zum Goldmachen haben. Auf Dauer sehe ich Union aber nicht im vorderen Bereich, vielleicht kommt ein Einbruch noch in den restlichen Spielen der laufenden Saison.
    Gestern hat unsere Eintracht den positiven Eindruck aus dem Bochumspiel bestätigt. Dass in der zweiten Hälfte Körner gespart wurden, ist ok. Wenn allerdings der Anschlusstreffer fällt, kann es noch ein anderes Spiel werden, wenn…
    Die Mannschaft wirkt wieder eingespielter, Borre scheint besser eingebunden zu sein. Glasner hatte ja schon vorher auf den Aufwärtstrend hingewiesen.
    Jetzt fahren wir optimistisch nach Leverkusen.

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  10. Zitat von Hermann Gerland: “ Immer wieder Glück ist Können“Union macht das auch rund um die Mannschaft clever. Sie arbeiten ruhig und treffen gute ENtscheidungen.

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  11. Wenn bei Vereinen wie Union oder Freiburg und auch bei uns bei allen Beteiligten gut und vor allem für den Verein und den Erfolg gearbeitet wird, wirds gut.
    Die hohen Herren möchten das gerade verspielen, absolut erbärmliches und kindisches Verhalten.

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  12. Zurück zur Eintracht. Ich hoffe, dass wir jetzt auch in der Liga konstant gut spielen und punkten. Sicherlich können wir vor allem nach den Ergebnisse wieder mit dem Pokal einen Titel an den Main holen. Aber… wir können, nicht müssen und werden. Ich würde mich freuen, wenn wir endlich mal in der Liga einen guten Endspurt hinlegen und uns auch somit über die Liga für den Europapokal qualifizieren können. Natürlich geht es auch über den Pokal, aber man sollte sich nicht nur darauf konzentrieren. Wenn es gutgeht, hat man wieder alles richtig gemacht. Ich halte das aber für zu riskant. Wir müssen auch in der Liga wieder in die Spur finden. Und wer weiß… Vielleicht brechen Union und Freiburg ja noch ein.

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