Hat seine Rolle in Frankfurt angenommen: Jens Grahl. (Bild: IMAGO / Ulmer/Teamfoto)

Für Jens Grahl war ein Traum in Erfüllung gegangen: Aufgewachsen in Bad Cannstatt, stand Grahl jahrelang im Neckarstadion in der Kurve, um seinen VfB anzufeuern. Dann durfte er in der Stuttgarter Jugend selbst das weiß-rot-gelbe Wappen auf seiner Brust tragen. „Es war richtig geil für mich, dass ich damals den Vertrag in Stuttgart unterschrieben habe“, bekannte Grahl in der jüngsten Episode des Frankfurter vereinseigenen Podcasts „Eintracht vom Main“. „Es war mir aber leider nicht vergönnt, dass ich ein Spiel machen darf. Ich hätte gerne im Neckarstadion gespielt. Es ist Heimat für mich.

Verletzungen warfen ihn zurück, er ging in die Jugend des Stadtrivalen: „Der klassische Wechsel – wenn es beim VfB in der Jugend nicht mehr gereicht hat, dann wechselt man zu den Kickers. Ich hatte damals eine Knieverletzung sowie eine Arthrose. Ich bin ein Jahr raus gewesen. Wie es in der Jugend so ist: Es geht nach dem Prinzip ‚Aussortieren‘ – zumindest damals war es so. Ich bin zu den Kickers und war auch froh drum. Ich hatte dort eine richtig gute Zeit. Von dort aus habe ich den Sprung ins Profi-Geschäft geschafft.

Man muss bereit sein

Inzwischen ist Grahl, der auch für Fürth, Hoffenheim und Paderborn sowie nochmals für den VfB spielte, bei der Eintracht gelandet – als klare Nummer 3, hinter Kevin Trapp und Talent Diant Ramaj. Eine Position, mit der der Torhüter ganz gut leben kann: „Es ist wichtig, seine Rolle anzunehmen. Es bringt mir nichts, jeden Tag Trübsal zu blasen. Sondern ich tue das, was ich machen kann. Ich gebe auf dem Platz und außerhalb das Beste, was ich kann. Letztes Jahr durfte ich auch noch einmal ran – man sieht, es kann ganz schnell gehen. Man muss darauf vorbereitet sein! Glücklichster dritter Torwart? Natürlich ist man nicht der Glücklichste, wenn man der dritte Torwart ist. Aber wenn man seine Rolle annimmt und alles dafür gibt, wenn der Tag kommt, dass man spielt, dann muss man bereit sein – und das mache ich!

Letztes Jahr zu Gast bei Union Berlin, nach dem Barcelona-Spiel, war Jens Grahl plötzlich gefragt und durfte in einem Pflichtspiel für die Eintracht zwischen den Pfosten stehen – und machte seine Rolle dabei ziemlich gut. Wie war es, so quasi aus dem Nichts ran zu müssen? „Es war nach dem Erfolg in Barcelona schwierig. Man hatte den Jungs angemerkt, dass sie alle platt und nicht top-motiviert für das Spiel waren. Wir hatten schon einen Schritt weiter gedacht. Aber das ist einfach ins kalte Wasser geworfen – dafür trainiert man! Ich habe mich riesig gefreut. Die Anspannung war da, aber sie vergeht mit dem Anpfiff.

Grahl ist in Frankfurt angekommen, hat sich trotz seiner nicht einfachen Rolle schnell eingelebt, brennt inzwischen für die SGE. Grahl im Podcast: „Es war direkt hier wie nachhause kommen, wie Familie. Als ich den Timmy (Chandler, d. Red.) das erste Mal gesehen habe, der mir direkt einen blöden Spruch um die Ohren gehauen hat, da habe ich gedacht: hier fühle ich mich wohl! Das gesamte Umfeld, die gesamte Region lebt für den Verein. Ich fühle mich pudelwohl!

Die Karriere als Torwart-Trainer ist vorgezeichnet

Es gebe zwar eine Konkurrenz unter den Torhütern, erklärt Grahl, doch sie sei sehr freundschaftlich – auch ein Grund, weshalb sich der 34-Jährige so wohl in Hessen fühlt. „Kevin bringt alles mit. Er hat die Persönlichkeit, hält Weltklasse Bälle. Er ist wie ein Kapitän, ganz wichtig für die Mannschaft. Ich bin so froh, dass er so ein geiler Typ ist und wir uns so gut verstehen“, hat Grahl warme Worte für seinen Torwart-Kollegen Trapp. Außerdem versteht sich Grahl als Mentor für Ramaj und den Winter-Neuzugang Simon Simoni.

Perspektivisch sieht sich Grahl als Torwart-Trainer. Ergänzend zu seiner (voraussichtlich letzten) Vertragsverlängerung haben Eintracht und er vereinbart, dass der Keeper nach Abschluss seiner Karriere als Aktiver ins Team hinter dem Team wechselt. Erste Eindrücke durfte Grahl bereits bei der U16 sammeln, berichtet Frankfurts Nr. 3, und kleine Einheiten selbst leiten.

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3 Kommentare

  1. Manchmal sind es auch solche Verpflichtungen, die eine Mannschaft stärker machen. Starker Typ

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  2. Die eher unscheinbaren Spieler, die im Hintergrund wirken und ihre Erfahrungen an die jungen Generationen weitergeben können, sind meistens diejenigen, welche die Mannschaft zusammenhalten, Konflikte erkennen und lösen. Sie sind die wahren Teamplayer und vor allem Integrationshelfer. Spieler wie Grahl und Chandler sind wichtiger neben dem Platz, als auf dem Platz.

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  3. @2
    Sehe ich genauso. Ein Team muss funktionieren, mit allen!!
    Frage mich welche Triefnasen bei euch Daumen nach unten anklicken.

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