Sportvorstand Fredi Bobic will Eintracht Frankfurt Stück für Stück nach vorne bringen. Dafür braucht es neben dem nötigen Geld und der täglichen Arbeit auf dem Sportfeld momentan vor allem eines: Platz. Das beteuern die Verantwortlichen des Vereins immer wieder, spätestens seitdem Trainer Niko Kovac auf einer Pressekonferenz im Oktober von einer „zweitligatauglichen Infrastruktur“ sprach und somit einen Einblick in die Räumlichkeiten des Klubs gab. Das war nicht nur ein Warn-, sondern zugleich auch ein Startschuss, denn danach ging die Eintracht das Vorhaben, zumindest in der Öffentlichkeit, sehr offensiv an. Im Zuge dessen konnte in kurzer Zeit ein Standort für den Neubau der Geschäftsstelle und der Funktionsräume benannt werden. So hat sich der Verein dafür die verwaiste Tennisanlage am Waldstadion ausgesucht.
Alleiniger Bewerber für dieses Areal ist die SGE aber nicht, denn auch der ehemalige Tennisprofis Alexander Waske würde das Gelände gerne für sich beanspruchen, um dort eine Tennisakademie zu errichten. Im Dezember sprachen beide Parteien bei der Stadt vor und legten ihre Konzepte auf den Tisch. Eine Entscheidung soll nun Anfang der nächsten Woche gefällt werden, wie der Frankfurter Sportdezernat Markus Frank jüngst verraten hat. Zum Thema hat sich der CDU-Politiker dabei wie folgt geäußert: „Es wird keine Entscheidung gegen Fußball oder gegen Tennis, aber es wird eine kluge sein.“
Die besseren Karten hat die Eintracht wohl auf ihrer Seite, denn sie ist als Sportverein ohne Zweifel das Flaggschiff der Stadt. So plädierte Bobic in einem Gespräch mit der „FNP“ am Rande einer IHK-Veranstaltung erneut für den Ausbau der Infrastruktur. Notwendig sei „das alles, um wettbewerbsfähig zu bleiben.“ Der Kostenpunkt des Projektes soll bei 25 bis 30 Millionen Euro liegen und wäre „solide zu finanzieren“, wie ihm seine Kollegen auf Vorstandsebene, Axel Hellmann und Oliver Frankenbach, versichern würden.
Bobic hofft auf mehr Unterstützung aus der Wirtschaft
Trotzdem hofft Bobic für die Zukunft auf mehr Unterstützung für den Verein seitens der Stadt und der Wirtschaft. Immerhin habe die Eintracht „eine ganz entscheidende“ wirtschaftliche Bedeutung für die Mainmetropole. „Wir sind der bekannteste Werbeträger der Stadt. Wir schaffen direkt und indirekt Arbeitsplätze“, betonte der 45-Jährige. Bobic wünscht sich, dass erkannt wird, „was bei uns aktuell geschieht“ und wie im Verein gearbeitet werde, „um den Fans und Sympathisanten ein Produkt anzubieten, für das Begeisterung angebracht ist und das unterstützungswürdig ist.“
Mehr Geld wird in Zukunft auf jeden Fall durch die neuen TV-Verträge, die ab kommender Saison in Kraft treten, in die Kassen des Vereins gespült werden. Davon profitieren aber alle Klubs in der Bundesliga. Einen wirklichen Vorteil hat die Eintracht dadurch also nicht, deswegen kommt Bobic auch nicht in den Sinn, das frische Kapital sinnlos zu verschleudern. „Wenn mehr Geld zur Verfügung steht, muss man mit diesem Geld sehr verantwortungsbewusst umgehen“, sagte der ehemalige Stürmer und versicherte zugleich: „Wir werden das Geld nicht 1:1 an die Spieler weiterreichen.“ Ohnehin ist Bobic der Meinung, dass ein Profifußballer in Deutschland „sehr gut“ verdiene, auch wenn er aufklärte, dass das Durchschnittseinkommen der Spieler weit von den in den Medien spekulierten Zahlen der Topverdiener entfernt sei.
„Wer mich kennt, weiß, dass ich nie zufrieden bin“
Weit entfernt ist auch die Eintracht, und zwar in Sachen Abstiegskampf. Das sah in der vergangenen Spielzeit mit der Rettung in den Relegationsspielen gegen den 1. FC Nürnberg noch ganz anders aus. Die Mannschaft hat trotz der 0:3-Niederlage am Samstag in Leipzig eine hervorragende Hinrunde gespielt. Nach der Hälfte der Spiele rangiert die Eintracht momentan mit 29 Punkten auf Rang sechs im Klassement. Zu Platz sieben hat die Kovac-Truppe drei Punkte Vorsprung, zu Rang drei fehlen gerade einmal zwei Zähler. Natürlich ist das alles mit Vorsicht zu genießen, denn die Eintracht ist nach der „Rückrunde der Schande“, wie Vereinspräsident Peter Fischer die zweite Hälfte der Saison 2010/11 nannte, und dem darauf folgenden Abstieg ein gebrandmarktes Kind und weiß, wie schnell es wieder bergab gehen kann.
Bobic malte dieses Schreckensszenario zwar nicht an die Wand, verwies aber auf die letzte Spielzeit, weswegen er die Eintracht über kurz oder lang zu Recht noch nicht auf den vorderen Tabellenplätzen sieht: „Nachdem der Verein in der Vorsaison fast abgestiegen wäre, ist es angebracht, erst einmal von Kontinuität im Mittelfeld der Liga zu sprechen und nicht gleich von der Spitzengruppe.“ In den Augen des Sportvorstandes wäre ein Platz jenseits von Gut und Böse also zunächst als ausreichend einzustufen, als gut genug akzeptieren, wird er das auf Dauer jedoch nicht, denn: „Wer mich kennt, weiß, dass ich nie zufrieden bin.“
Also hofft Bobic, dass die Fans in der Rückrunde weiterhin „guten, engagierten Fußball mit großem Unterhaltungswert“ zu sehen bekommen. Auch wenn es damit am Ende der Saison „nur“ zu einem Mittelfeldplatz reichen sollte, wäre der Anhang damit sicherlich zufrieden – und könnte sich dann darauf freuen, dass Bobic auch danach alles dafür tun wird, die Eintracht weiter voranzubringen.
2 Kommentare
Natürlich ist das alles mit Vorsicht zu genießen, denn die Eintracht ist nach der „Rückrunde der Schande“, wie Vereinspräsident Peter Fischer die zweite Hälfte der Saison 2010/11 nannte, und dem darauf folgenden Abstieg ein gebrandmarktes Kind und weiß, wie schnell es wieder bergab gehen kann.
Genau das habe ich hier immer gemeint, wenn ich auf die Euphoriebremse getreten habe.
Nun wird es mal von vereinsoffizieller Seite genauso eingeräumt.
Die theoretische Wahrscheinlichkeit für dieses Szenario liegt natürlich bei sehr geringen Prozentpunkten (im Moment).
GrabbiGrabbi. Das Leistungszentrum muss her. Und wenn die Stadt jetzt nicht in die Gänge kommt, wünsche ich mir ein eigenes Stadion und dann am besten in Eschborn. Dann kann die Stadt sehen, was sie aus der WM Arena macht.
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