Vor dem letzten Bundesliga-Heimspiel der Saison gegen Borussia Mönchengladbach und nach dem historischen Einzug in das Europa League Finale gegen West Ham United ging es im letzten FPS-Fantalk der Saison natürlich nur um eine Sache: Sevilljaaa in diesem Jahr! 42 Jahre nach dem letzten internationalen Titel kann es Eintracht Frankfurt in diesem Jahr wieder schaffen. Die Teilnehmer:innen des heutigen FPS-Fantalks waren sich derweil sicher: Bereits der Einzug in das Finale gegen die Glasgow Rangers ist ein absoluter Meilenstein in der Geschichte und die Weiterführung des Erfolgs nach der Relegation 2016 gegen Nürnberg.

Der FPS-Fantalk ab sofort auch auf YouTube

Der FPS-Fantalk erscheint während der Saison an jedem Bundesliga-Wochenende, an dem Eintracht Frankfurt ein Heimspiel bestreitet, sonntags zwischen 11:30 Uhr und 12:30 Uhr auf SGE4EVER.de und im Laufe des Tages auch auf YouTube. Ihr wollt auch einmal mit uns diskutieren? Dann bewerbt euch über das Fantalk-Bewerbungsformular und seid bei einem der nächsten Fantalks, die per Online-Videokonferenz geführt werden, dabei.

An der heutigen Debatte nehmen SGE4EVER.de-Redakteurin Nadine Peter und die beiden Eintracht-Fans Mathias und Jan Willing. Die Moderation übernimmt dieses Mal SGE4EVER.de-Redakteur Julian Jendrossek.

These 1: Wochenlang wurde über die Flügelspieler gesprochen, am Donnerstag hat die Innenverteidigung der SGE gezeigt, dass sie mindestens genau so ein Prunkstück ist. 

Nadine: „Ja, dieser These stimme ich zu 100% zu. Ich habe das schon am Donnerstag während des Spiels zu meinem Kollegen gesagt, der neben mir saß, wie beeindruckend das für mich war, wie die gesamte Mannschaft mit dem frühen Ausfall von Martin Hinteregger umgegangen ist. Aber auch wie Almamy Touré sich einmal mehr in die Mannschaft eingebracht hat und seine Seite dicht gehalten hat. Ich glaube es gab nur eine brenzlige Situation kurz vor Ende der ersten Halbzeit, wo dann aber Evan N`Dicka auf der Linie geklärt hat. Aber bis auf diese Situation war West Ham United relativ ungefährlich am Donnerstag und das hatte vor allen Dingen mit der Innenverteidigung der Eintracht zu tun. Prunkstück trifft es sehr, sehr gut. Klar, der Ausfall von Hinteregger hallt noch etwas nach. Ich hatte ja die Hoffnung, dass sein Ausfall nicht ganz so schlimm ist und er mit Hinblick auf das Finale in Sevilla wieder eine Option sein könne, aber auch wenn es jetzt anders ist, ist mir nicht Angs und Bange, weil die Innenverteidigung schon in so vielen Spielen in unterschiedlichen Konstellationen bewiesen hat, dass sie auch Ausfälle verschiedener Art kompensieren kann. N’Dicka war einmal gespielt, Tuta hat einmal gefehlt. Das wurde immer gut kompensiert. Von daher würde ich mit der These mitgehen, dass die Innenverteidigung die Siege mitgeholt hat.“

Jan: „Ich würde der These auch zustimmen. Evan N’Dicka ist schon die gesamte Saison über überragend und ich befürchte auch, dass wir ihn nicht über die Saison hinaus werden halten können. Für Hinteregger tut es mir sehr leid, denn er war schon damals beim Halbfinale dabei, als wir gegen Chelsea ausgeschieden sind. Aber es wird auch ohne ihn gehen. Wir haben genug Innenverteidiger. Es tut mir für ihn persönlich leid. Er ist ein überragender Spieler und gibt alles für die Eintracht.“

Mathias: „Ja, die Eintracht hat ja am Donnerstag gezeigt, dass sie ohne Hinteregger klar kommt. Sowohl psychisch als auch Spielerisch. Ich dachte ja, dass das am Anfang einen Knacks gibt, nach seiner Verletzung. Er ist ja der Anführer der Verteidigung gegeben. Aber im Gegenteil: Das hat der Mannschaft sogar noch einen kleinen Schub gegeben. Wir haben mit Touré und Makoto Hasebe gute Leute, die das kompensieren können. Ich würde mich Jan anschließen, dass es mir für ihn persönlich leidtut. Aber ich glaube die Mannschaft kann und wird das auffangen.“

Nadine: „Mathias ich fand gerade deinen Einwurf von Hasebe sehr gut. Den hab ich in meinen Überlegungen total vergessen, aber der ist natürlich ein ganz, ganz wichtiger wichtiger Baustein. Ich fänds ja genial, wenn der 38-Jährige Hasebe in irgendeiner Art eine Rolle spielen würde beim Finale. Das wäre eine Geschichte für sich. Es ist ja auch egal wann und auf welche Art er in dieses Spiel hinein käme, auf diesen Spieler kann man sich ja immer zu 120 Prozent verlassen. Mit dem Punkt bin ich auch nochmal etwas beruhigter. Mit Blick auf die neue Saison bin ich mir leider sehr sicher, dass man N’Dicka nicht wird halten können. Sofern man da von Vernunft sprechen kann wäre es vermutlich vernünftig, ihn jetzt zu verkaufen, weil ich glaube nicht, dass man ihn zu einer weiteren Vertragsverlängerung bringen kann und dann wäre nächstes Jahr ablösefrei. Von daher würde ich ihn jetzt abgeben wo er doch gerade auf seinem persönlichen Höhepunkt agiert und spielt. Da muss man dann jetzt wohl das bestmöglich Finanzielle herausholen. So abgezockt, wie das auch klingen mag aber das ist das Geschäft. Es ist jetzt der richtige Zeitpunkt ihn abzugeben im Sommer, da bin ich mir sicher. Bei Hinteregger bin ich hin- und hergerissen. Da gab es ja vor zwei oder drei Wochen das Gerücht über dubiose Wechsel- oder Abgabelisten. Da soll ja auch HInteregger draufgestanden haben, aber das kann ich mir nicht so recht vorstellen. Das ist so eine Identifikationsfigur. Das wissen auch die Verantwortlichen, dass man da nicht nur einen Spieler verkauft, sondern dass eine Menge Identifikation verloren gehen würde. Außerdem ist der eine sportliche Bereicherung. Ich glaube nicht, dass, er wechseln wird.

Jan: Ich glaube aber, das sind  zwei Szenarien die wir im Kopf haben müssen. Einmal gewinnen wir die Euro-League und spielen nächstes Jahr in der Champions League. Dann wäre das sicherlich eine Option für viele Spieler, noch bei der SGE zu bleiben und ein Jahr Königsklasse zu spielen. Und natürlich bekommt die Eintracht nochmal sehr, sehr viel Geld alleine für die Qualifikation zur Champions League. Da kann ich mir vorstellen, dass viele Spieler, vielleicht sogar N’Dicka, sich entscheiden zu bleiben. Im zweiten Szenario, wir gewinnen die Europa League nicht, was definitiv nicht stattfinden wird, aber vielleicht ja auch doch, dann gibt es nicht so viel Geld und wir spielen nächstes Jahr nicht international. In dem Fall wird N’Dicka sicherlich freiwillig gehen wollen und auch verkauft werden vom Vorstand. Aber in dem Fall könnte ich mir nicht vorstellen, dass dann zusätzlich auch noch Tuta und Hinteregger abgegeben würden.“

These 2: Das Erreichen des Europa League-Finales ist schon jetzt ein größerer Erfolg als der Pokalgewinn 2018.

Jan: „Dem möchte ich in jedem Fall zustimmen. Ich erinnere gerne an das Europa League Halbfinale gegen Chelsea, wo wir leider knapp gescheitert sind. Alle in diesem Verein wollten unbedingt wieder dort hin. Im DFB-Pokal waren es zwar ganz gute deutsche Vereine, aber es waren keine internationalen Hausnummern wie der FC Barcelona. Auch West Ham war einer super starke Mannschaft, bei der viele gesagt haben, dass da jetzt das Ende erreicht ist. Diese Mannschaft kann mehr als ihr jeder zugetraut hat. Deswegen traue ich ihr auch den Sieg zu.“

Mathias: „Ich würde sagen, dass der Europa League Sieg am Ende der größere Erfolg wäre als das DFB-Pokalsieg 2018. Aber ohne den Sieg 2018 wären wir nicht in das Europa League Halbfinale einJahr später gekommen. Und damit hätten wir gar nicht diese Euphorie in der Region über vier Jahre hinweg in diesem Wettbewerb entfacht. Und natürlich auch nicht den damit verbundenen Wachstum in diesem Verein. Auch die Euphorie außerhalb der Stadt und des Vereins wäre niemals so entstanden. Einige deutsche und internationale Tageszeitungen haben mit unserem Einzug ins Finale die Berichterstattung des Tages aufgemacht. Der Finaleinzug ist eine weitere Stufe, aber ohne den Pokalsieg 2018 wären nie dorthin gekommen. Es ist vielleicht nicht die logische Konsequenz, aber der Erfolg baut darauf auf. Man muss beides zusammen sehen.“

Nadine: „Ich kann mich zu 100 Prozent Mathias anschließen. Du hast mir meine Argumente im Prinzip schon vorweggenommen.  Ich bin mir sicher, dass wir ohne den Pokalsieg 2018 zwar hier gemeinsam sitzen würden, aber über ganz andere Dinge sprechen. Wir würden uns wahrscheinlich über Rang 11 in der Bundesliga aufregen. Dann hätte es diese Erfolge im Europapokal wohl nicht gegeben. Es kann ein weiterer Meilenstein werden. Beziehungsweise anders gesagt: Das Erreichen des Finales ist bereits ein weiterer Meilenstein und es kann mit dem Sieg am Ende noch gekrönt werden. Ich würde sogar noch einen Schritt weiter zurückgehen, denn darüber habe ich die letzten Tage viel nachgedacht: Das Relegationsspiel gegen Nürnberg. Wenn uns allen im Mai 2016 jemand erzählt hätte, dass wir zwei Jahre später zum zweiten Mal hintereinander im DFB-Pokalfinale stehen und es am Ende sogar gewinnen, das Jahr drauf im Europa League Halbfinale steht und wiederum drei Jahre später dieser Titel zum Greifen nah ist, ich hätte alle für verrückt erklärt. Für mich war der Schlüssel diese Relegation gegen Nürnberg, wo wir uns mit Ach und Krach in der 1. Liga gehalten haben. Dann aber auch die richtigen Schlüsse daraus gezogen haben. Daraus haben wir Kraft geschöpft und jetzt sechs Jahre später diese Entwicklung genommen. Das ist für mich zumindest in der deutschen Fußballgeschichte einmalig. Vor allem das interne Wachstum ist unglaublich. Inzwischen zählt der Verein über 100.000 Mitglieder. Ich weiß noch, wie Peter Fischer damals anfing und ausgelacht wurde, dass er gerne 10.000 Mitglieder knacken möchte. Das sind Dimensionen, in denen sich die Verantwortlichen wohl manchmal an den Kopf fassen und denken: ‚Puh, damit habe ich nicht gerechnet‘. Das ist die Geschichte, die wir seit Nürnberg erzählen müssen.“

Jan: „Frankfurt hat einfach eine Riesen-Entwicklung genommen, da kann ich Nadine nur zustimmen. Ich war damals in Bremen, als es klar war, dass wir in die Relegation rutschen werden. Da standen wir einfach mit 1 ½ Beinen in der 2. Liga. Danach ging es einfach nur noch Bergauf, natürlich mit kleineren Rückschlägen. Wie oft wir in den letzten Jahren europäisch gespielt haben, das ist unglaublich. Andere Vereine wie Köln und Freiburg können es dieses Jahr aber auch schaffen. Insgesamt muss man aber sagen, dass es in Frankfurt trotz Corona einfach stetig nach oben geht. Ich mache drei Kreuze, wenn wir nach dem Europa League Sieg in der Champions League stehen.“

These 3: Mönchengladbach? Mainz? Egal! Für Eintracht Frankfurt zählt dieses Jahr nur noch ein Spiel: das in Sevilla.

Mathias: „Auf jeden Fall. Natürlich sollte man die beiden Ligaspiele nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zum einen, damit nicht die Vorwürfe der Wettbewerbsverzerrung aufkommen. Komplett mit der Jugendmannschaft auftreten sollten wir also nicht. Aber es geht in der Bundesliga um nichts mehr. Daher kann nur noch das EL-Finale in Sevilla zählen. Daher geht es darum, die Kräfte zu schonen. Vielleicht will Glasner für die kommende Saison schon etwas ausprobieren, die Spieler einsetzen, die bisher wenig gespielt haben. Abschießen lassen sollten wir uns aber nicht. Es gilt, ein gesundes Mittelmaß zu finden. Das wird Glasner aber bestimmt gelingen.“

Nadine: „Der Spielplan ist an dieser Stelle relativ günstig, da die Eintracht in den letzten beiden Partien auf Teams trifft, für die es auch um nichts mehr geht. Daher sehe ich das relativ entspannt und habe mich ein wenig geärgert, dass nach dem Spiel in Leverkusen Stimmen aufkamen, die der Eintracht Wettbewerbsverzerrung vorgeworfen haben. Die habe ich nicht gesehen. In Leverkusen sind Niederlagen nicht Ungewöhnliches für die Eintracht. Ich weiß gar nicht, wann dort zuletzt gewonnen wurde. Ich habe ein bisschen Angst, dass sich in den letzten beiden Ligaspielen sich noch wichtige Spieler verletzten. Zum Beispiel Filip Kostic oder Kevin Trapp. Die Spieler, die bisher nicht so zum Zug kamen, können sich jetzt nochmal empfehlen. Entweder für potenzielle neuer Vereine oder bei Oliver Glasner für die neue Saison. Sie können sich nochmal ein wenig ins Schaufenster stellen.“

Jan: „Es muss aber dennoch ein der Rhythmus für die Stammspieler bewahrt werden. Ich würde es machen, wie in Leverkusen, wo einige Stammspieler eine Halbzeit gespielt haben und dann ersetzt wurden. Das Wichtigste ist, dass sich niemand mehr verletzt. Der Fokus muss klar auf dem Finale spielen. Die Spieler werden sicherlich nicht bei 100 Prozent spielen und im Fall der Fälle lieber mal zurückziehen, bevor man es riskiert, sich zu verletzen. Es gibt Wichtigeres als die beiden Spiele gegen Gladbach und Mainz.“

Mathias: „Das Spiel gegen Gladbach hat aber auch eine besondere Konstellation mit Adi Hütter als Trainer der Borussia. Ich kann mir vorstellen, dass heute ein paar Spieler Hütter nochmal zeigen wollen, was sie draufhaben, um ihm zu zeigen, dass sein Wechsel verfrüht bzw. verkehrt war.“

Jan: „Unter anderen Voraussetzungen würde ich dir zustimmen. Aber wenn ich Spieler wäre, wäre mit das egal (lacht).

Abschließend wollten wir noch die Tipps der Teilnehmer für das Spiel gegen Mönchengladbach wissen.

Nadine: „Ich glaube, dass sie es Hütter heute mal zeigen wollen und 2:0 gewinnen.“

Jan: „Auch wenn ich mir keine Freunde mache: Ich glaube, Gladbach gewinnt 3:1.“

Mathias: „Da es für beide Mannschaften um nichts mehr geht, werden beide viel Spaß am Fußballspielen haben und es gibt einen 3:2-Sieg für die Eintracht.“

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2 Kommentare

  1. Das wichtigste Ereignis unserer jüngsten Geschichte ist, das wir 2016 die Relegation gewonnen haben und nicht in die 2.Bundesliga abgestiegen sind. Nur mit dem Klassenerhalt hatten wir FB die besten Argumente zur Saison 2017|18 eine Mannschaft zusammen zu stellen, die am Ende das Pokalfinale 2017 erreicht hat. Mit dem Pokalfinale, auch wenn es kein Titel war, hatten wir Einnahmen zur Verfügung, mit dem FB am Ende die Leihspieler fest verpflichten und die Mannschaft punktuell verstärken konnte. Der Pokalsieg 2018 ist sicherlich ein Meilenstein und Ausdruck, das wir in diesen zwei Jahren die richtigen Stellschrauben gedreht haben. Durch den Pokalsieg haben wir die Möglichkeit am Ende in die EL zu kommen und Geld zu verdienen. Mit dem Geld konnten wir wieder Leistungsträger fest verpflichten und am Ende teuer verkaufen. Dadurch haben wir ein Großteil der Auswirken von der Corona-Pandemie finanzieren können. Die direkte Qualifikation für die EL im letzten Jahr ist Grundlage dafür, das wir jetzt im Europapokal-Finale stehen. Unabhängig diesen Ausgangs, natürlich mit dem guten Ende für die Eintracht, ist und bleibt die Grundlage unseres Erfolgs: Die gewonnene Relegation 2016.

    Mit dem Gang in die 2.Bundesliga sind die letzten 6 Jahre so nicht möglich gewesen.

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  2. Also noch ist für mich der Pokalgewinn der größte Erfolg. Auch wenn die Argumentation mit dem Nicht-Abstieg für die Entwicklung natürlich ungemein wichtig war. Aber der DFB Pokalgewinn, das war ein Titel! Und erst wenn wir in der EL das Finale gewinnen, ist es ein weiterer, größerer Titel.

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