Johannes FlumStill war es in letzter Zeit um Johannes Flum. Während er letzte Saison unter Trainer Armin Veh in fast jedem Spiel gesetzt war, kommt er nach seiner Verletzung und unter neuem Trainer zurzeit nicht über eine Reservistenrolle hinaus. Erst zwei Kurzeinsätze gab es für ihn in dieser Saison. Seit dem Hinspiel gegen Augsburg am dritten Spieltag stand er keine Minute mehr in einer Bundesligapartie auf dem Platz. In der Frankfurter Rundschau hat sich der 27-jährige nun zu Wort gemeldet.

Zum Anfang wolle er erstmal klarstellen das es ihm gut gehe. Er sei gesund und fit, und alles sei ok. Noch besser würde es ihm aber sicherlich gehen, wenn er auch spielen dürfte.„Wenn einer nicht spielen wollen würde, dann könnte er aufhören, dann wäre er fehl am Platze. Es fehlt mir, dass ich auf dem Platz stehe“. Über die Gründe, warum er zurzeit nur auf der Bank sitzt, analysiert er: „In der Vorrunde hatte ich anfangs noch an den Folgen der Schulter-OP zu leiden, dann kam noch eine Verletzung hinzu, ich kam lange nicht in Tritt, nicht in den richtigen Rhythmus. Und gegen Ende der Hinrunde haben die Jungs ja auch gut gespielt. Jetzt in der Vorbereitung hatte ich eine gute Halbzeit in Wiesbaden gegen Wehen und eine ganz schlechte Halbzeit im Trainingslager gegen Al Ain FC. Das muss man so sagen. Da hat die Mannschaft schlecht gespielt, ich auch. Und das war ja das letzte Spiel für mich“.

Nun gehe es darum auf seine Chance zu warten und sich jeden Tag im Training anzubieten. Sicherlich keine leichte Situation. Das muss auch der gebürtige Waldshuter zugeben. „Es ist schwierig. Zum einen muss man schauen, dass man nicht verkrampft, weil man ja unbedingt will. Zum anderen muss man trotzdem sehen, dass man mit einer gewissen Lockerheit ins Training geht. Eine grundsätzliche Spannung hat man sowieso, weil man ja jeden Tag zeigen will, was in einem steckt. Das ist ein schmaler Grat, ein Spagat, den man hinbekommen muss…Ich will das Bestmögliche, ich will spielen. Und das darf ich nicht zurzeit. Die Situation belastet mich, ist doch normal. Deshalb ist es ja auch so schwierig, nicht zu verkrampfen, wenn man die Chance bekommt. Es ist nicht so leicht“.
An einen Wechsel hat der 190cm große Mittelfeldspieler bisher jedoch nicht gedacht. „Ich stehe noch immer auf dem Standpunkt, dass ich mich hier durchbeißen will. Natürlich habe ich mir Gedanken gemacht, weil die Vorrunde für mich nicht schön war. Ich bin vor anderthalb Jahren aber bewusst hierhergekommen. Ich habe im ersten Jahr fast immer gespielt, hatte anfangs Probleme, bin dann aber immer besser reingekommen und habe eine sehr gute Rückrunde gespielt. Und ich habe mir jetzt gedacht, dass es nicht korrekt wäre, wenn ich einfach gehen würde. Da hätte es dann so ausgesehen, als hätte ich ein gutes Jahr gehabt, wäre dann verletzt gewesen und würde abhauen. Das will ich nicht, das bin ich nicht. Und deshalb habe ich mich mit einem Vereinswechsel überhaupt nicht befasst. Was die Zukunft dann bringt, kann ich ja eh nicht voraussagen. Aber für den Moment ist das meine Entscheidung, zu der ich total stehe“.

Außerdem fühlt sich unsere Nr.18 sehr wohl in Frankfurt. „Die Menschen in der Stadt fiebern und leiden mit der Eintracht. Hier hat jedes zweite Auto einen Adler am Heck kleben. Das ist schon etwas Besonderes. Und der Support der Fans ist ja sensationell. Also ganz im Ernst: Es heißt ja immer, die Fans sind toll und so. Aber das, was hier ist, das ist wirklich außergewöhnlich. Diese Europa-League-Spiele – das waren alles Gänsehautveranstaltungen, ein Highlight nach dem anderen. Das nimmt einem auch keiner mehr. Egal, was war. Egal, was kommt“. Aus diesem Grund wolle er auch nicht mit Kollegen aus anderen Mannschaften tauschen, die vielleicht bessere Trainingszentren und bessere Finanzmöglichkeiten haben.

flum

Daher möchte er sich auch von seiner momentan schwierigen Situation nicht unterkriegen lassen. „Ich jammere nicht, ich gebe wirklich alles und trainiere auf meine Chance hin. Ich bin überzeugt davon, dass sie irgendwann kommen wird. Ich versuche, professionell damit umzugehen. Ich gehe da jetzt durch“. Solch eine Phase, erklärt er weiter, könne auch helfen daran zu wachsen und alles mehr schätzen zu lernen.
Über die momentanen Abwehrschwächen seiner Mannschaft kann er nur Vermutungen anstellen und aus eigener Perspektive analysieren. „Unsere besten Spiele haben wir gemacht, wenn alle Spieler gut mitgearbeitet haben. Heutzutage ist es in der Bundesliga so, dass du im Hintertreffen bist, wenn nur einer nicht richtig mitmacht“. Man merke es zudem auf dem Platz und denkt: „Das gibt es doch nicht, jetzt kommst du schon wieder zu spät, jetzt hat der schon wieder frei den Ball.‘ Oder solche Sachen. Den Schalter einfach umlegen, ist schwer. Man kann nur versuchen, aggressiver hinzugehen und man muss sich darauf besinnen, die Situationen vorauszuahnen. Man muss vom Kopf wach sein“.

Allgemein ist Fußball für den 121-fachen Bundesligaspieler auch zum großen Teil ein Kopfsport. „Ich finde, der Kopf macht viel aus. Da geht es auch darum, ob man etwas unbedingt will„. Daher möchte er es auch nicht ausschließen auf einen Mentalcoach zurückzugreifen. „Von vielen wird so was ja als Schwäche ausgelegt. Ich denke, es ist eher Stärke. Denn wer so etwas in Anspruch nimmt, will ja die zwei, drei Prozent, die am Ende den Ausschlag geben können, aus sich herausholen. Das ist doch nur positiv“.

Zum Abschluss verriet er zudem, was er seinem guten Freund Daniel Caligiuri vom VfL Wolfsburg erwidert hat, als dieser einmal über seinen Verein und deren Trainigsgelände gesschwärmt hatte. „Okay, aber das, was wir hier in der Euro-League erlebt haben, das wirst du in Wolfsburg nicht mal in der Champions League erleben„.

Da freut es uns doch, dass Flum – trotz zurzeit sicherlich schwieriger Phase – das gesamte Umfeld in Frankfurt sehr zu schätzen weiss 🙂

- Werbung -

1 Kommentar

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -