Am heutigen Donnerstag bestreitet die Frankfurter Eintracht ihr letztes Spiel in diesem Jahr in der Europa League. Dabei bekommen es die Adlerträger in einem wichtigen Auswärtsspiel mit Olympique Lyon zu tun. Für Farès Chaïbi ist es ein ganz besonderes Spiel, denn der 22-Jährige wurde in Lyon geboren und wuchs im Vorort Bron auf. In einem Videobeitrag auf Eintracht TV erzählt er zusammen mit alten Weggefährten von seiner Kindheit zwischen den Hochhäusern, seiner Heimatverbundenheit und Vorbildern.
„Er hat hier angefangen zu spielen, unten auf der Straße“, erzählt Ilyes Chaïbi, älterer Bruder von Farès und selbst Profifußballer in der Schweiz, und zeigt dabei auf ihr altes Elternhaus im Lyoner Stadtteil Bron. „Schon als kleiner Junge hatte er einen Ball und einen kleinen Topf. Da hat er mit dem Fußball angefangen.“ Die rund 43.000 Einwohner starke Gemeinde ist eher industriell geprägt, vor allem von metall- und glasverarbeitenden Betrieben. „Ehrlich gesagt, hatten wir eine tolle Kindheit. Wir wussten, das Beste daraus zu machen“, erinnert sich Ilyes. „Auch wenn wir wissen, dass es kein einfaches Viertel ist. Ich bin glücklich dort aufgewachsen zu sein. Wir haben hier gelernt den Fußball zu lieben.“ Anfangs schoss der jüngere Bruder jeden Tag auf ein Garagentor zwischen den Hochhäusern seiner Heimatstadt und erzielte dort seine ersten Tore. „Es weckt viele Erinnerungen an meine Kindheit. Wir haben dort einfach gespielt“, sagt Farès Chaïbi. Dabei ging hin und wieder auch das ein oder andere zu Bruch: „Er hat Gläser und Autospiegel abgebrochen“, lacht Ilyes. „Oft schoss er den Ball über die Garage und musste ihn holen. Sonst war er immer ein nettes Kind, das nie Probleme machte.“ Früher wie heute spielt sein großer Bruder für den 22-Jährigen eine große Rolle: „Er war ein Vorbild, weil er großes Talent hatte, vielleicht sogar mehr als ich. Er hatte auch eine tolle Karriere und gibt mir immer Ratschläge, damit ich nicht dieselben Fehler mache wie er. Meine anderen Geschwister sind mir auch sehr wichtig, aber auf fußballerischer Ebene ist es mein Bruder Ilyes.“
Benzema in der Nachbarschaft
Seine ersten fußballerischen Schritte im Verein machte Chaïbi beim SC Bron-Terraillon. Auch heute pflegt er nach wie vor einen guten Kontakt zu seiner ersten Mannschaft: „Nach jedem Spiel rufen wir Farès an und erzählen, wie es war“, berichtet Frederic Rigolet, sein erster Trainer beim SCBT. „Die meisten sind noch befreundet mit ihm.“ Einmal nahm Chaïbi sogar direkt nach einem Spiel mit der algerischen Nationalmannschaft den Flieger, um ein Spiel seines Heimatclubs zu sehen. „Leider haben wir das Spiel verloren, aber Farès war da und hat sich das Spiel seiner Freunde angeschaut.“ Mit vier Jahren begann er mit dem Fußball in diesem Verein, der nach wie vor eine große Bedeutung hat. „Es ist mein zu Hause und ich werde immer wieder dorthin zurückkehren“, schwärmt der Mittelfeldspieler. „Es wird für mich ein wichtiger Verein bleiben.“ Laut seinem Trainer Rigolet war der 22-Jährige in seiner Jugend sehr schüchtern, sein fußballerisches Talent war aber unübersehbar: „Man hat ihn nie gehört, aber gesehen. Er hat mit seinen Füßen gesprochen.“ In der Jugend war eines der größten Vorbilder Karim Benzema, der ebenfalls bei Bron spielte. „Wir sind froh, dass solch ein Weltklasse-Spieler aus unseren Reihen kommt“, erklärt Chaïbi. „Einer der besten Stürmer aller Zeiten kommt aus unserer Nachbarschaft.“
„Die schönste Saison meines Lebens“
Im Jahr 2018 wechselte der Edeltechniker in die Jugendmannschaft des Amateurvereins FC Lyon. „Ich lernte ihn kennen als er 16 Jahre alt war. Seine Stärken waren schon damals seine Technik und seine Freistöße“, erinnert sich Marcelo Collazos, der ihn dort trainierte. „Am Anfang hatte er nicht viel Vertrauen in das Projekt, denn wir spielten gegen die Juniorenmannschaften der Profivereine sehr offensiv. In den Trainings war er einer der Anführer und motivierte die anderen Spieler.“ Am Ende sollte die Saison beim FC allerdings die, wie Chaïbi selbst sagt, schönste Saison seines Lebens werden. „Es war großartig und am Ende wurden wir Meister“, schwärmt der Adlerträger. „Wir haben eine historische Saison hingelegt, die zuvor noch nie in Frankreich erreicht wurde. Da sind wir bis zu den Play-Offs gekommen.“ Anschließend wechselte der algerische Nationalspieler ins Nachwuchsleistungszentrum des FC Toulouse. „Es war der logische nächste Schritt. Ich denke es war eher eine Freude als eine schwierige Entscheidung“, berichtet Bruder Ilyas von dem Wechsel.
In Lyon den Adler auf der Brust
„Toulouse war vielleicht die prägendste Zeit meines Fußballerlebens“, erklärt Farès Chaïbi. „Da haben wir gelernt aus eigener Kraft ein Mann zu werden. Es hat meinen Charakter und meine Mentalität gefördert und dazu geführt, wo ich heute bin.“ Mit 19 debütierte der Mittelfeldspieler in der französischen Ligue 1 und traf dabei unter anderem auf Weltstars wie Messi, Neymar und Mbappé. Letzteren kennt der Franzose sogar noch aus seiner Kindheit: „Mein Bruder hat mit Mbappé in Monaco gespielt. Er erinnerte sich noch an mich als kleinen Jungen. Dann haben wir Trikots getauscht.“ Nachdem Chaïbi mit Toulouse sogar den französischen Pokal gewinnen konnte, wechselte er im Sommer 2023 für zehn Millionen Euro an den Main. „Meine Unterschrift in Frankfurt war schwierig. Ich kam sehr spät an“, erinnert er sich. „Der Tag war aber auch eine enorme Erleichterung. Ich wollte wirklich unbedingt hierherkommen. Als es passierte, war ich glücklich.“ Sein erstes Spiel für die Eintracht bestritt Chaïbi in der Europa Conference League und steuerte direkt per Ecke eine Vorlage für Robin Koch bei. „Wir wissen, dass die Bundesliga eine harte Liga ist“, erklärt sein Jugendtrainer Rigolet. „Viele bei uns tragen sein Trikot. Jeder weiß jetzt, wo Frankfurt auf der Karte liegt. Wir schauen hier zusammen seine Spiele in Deutschland.“ Um bei all dem Trubel als Profifußballer einen klaren Kopf zu behalten ist für Farès Chaïbi vor allem ein gutes Umfeld wichtig: „Ich hatte Glück mit meinem Vater, der immer da war, meinem Onkel, meine Mutter und meine Geschwister. Dazu habe ich fünf, sechs Freunde, die seit meiner Kindheit geblieben sind und immer hinter mir stehen.“ Mit Sicherheit werden vor allem heute einige von ihnen beim Spiel im Stadion sein, um ihn wie immer lautstark zu unterstützen.
4 Kommentare
Hoffe Chaibi bekommt ein paar Minuten und zeigt zuhause allen, was er drauf hat.
Vielleicht ein Knoten-Löser in der Heimat?
Lyon, ein harter Brocken.
Doch wen stellen wir ins Tor? Zwei Schüsse von Augsburg - beide drin !
Die Benotung von Kevin Trapp beim Kicker kam seiner Leistung schon deutlich näher.
Über einen Punkt in Lyon dürften wir sehr zufrieden sein.
Forza SGE !
Ich sehe keinen konkreten Grund, den Torwart zu wechseln. Ich denke das steht auch nicht im Geringsten zur Debatte. Diese Saison gehört noch Trapp, das ist so und ändert sich nicht nach einem Wackler oder zwei. Da würde ich jetzt auch keinen Gedanken dran verschwenden, Trapp macht das überwiegend gut. Aber nächste Saison kann das schon ganz anders aussehen.
Ich finde, man vergisst bei Fares und Ansgar schnell, dass die jungen Purschen auch erst 22 sind. Fares wirkt nach hinten stärker bemüht, die Vorgaben der Trainer umzusetzen, aber nach vorne fehlen Erfolgsergebnis und Selbstvertrauen. Das wird schon.
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