Simon Falette hat einen Heimsieg gegen Stuttgart fest im Blick.

Als in den Abendstunden des 14. Augusts der Name Simon Falette zum ersten Mal mit der Eintracht aus Frankfurt in Verbindung gebracht wurde, rieben sich viele Anhänger der SGE die Augen. Simon wer? Heute, nach sechs gespielten Spieltagen in der Bundesliga, ist der Verteidiger allen Fans der Eintracht ein Begriff. Auch Trainer Niko Kovac baut auf den Abwehrmann und ließ ihn von 540 möglichen Minuten ganze 533 ran und verteidigte ihn gegen aufkommende Kritik. Lediglich im Spiel gegen den SC Freiburg wurde der vom FC Metz verpflichtete Falette ausgewechselt. Und auch in nächster Zeit dürfte der Linksfuß seinen Platz auf der linken Position der Dreierkette sicher haben. Im Gespräch mit der „Frankfurter Rundschau“ blickte der Französisch-Guayaner auf seine letzte Station in Frankreich zurück, beschrieb sich selbst und sprach über die ersten Wochen in seiner neuen Heimat.

Fast Werder statt Eintracht – Abschlusspech auch beim Innenverteidiger

Ähnlich wie bei der Eintracht wurde auch bei seinem Ex-Verein FC Metz in der vergangenen Transferphase ein großer Umbruch vollzogen – für den Abwehrmann der passende Zeitpunkt, um sich einen anderen Verein zu suchen: „Ich war nur eine Saison beim FC Metz, aber ich habe vorher schon einige andere französische Vereine kennengelernt. Für mich war es einfach an der Zeit, Frankreich zu verlassen, um den nächsten Entwicklungsschritt zu machen.“ Bei der Eintracht habe er nun die Chance gesehen einen Stammplatz zu ergattern, was ihm persönlich am Allerwichtigsten war: „Ich war schon immer ein Spielertyp, der wissen wollte, woran er ist. Wenn ich wechsele, muss ich spüren, dass mich der andere Verein unbedingt haben will und dass ich meine Einsatzzeit bekomme. Und mit 24 Jahren habe ich mir nun gedacht, es ist Zeit, ins Ausland zu gehen und neue Erfahrungen zu sammeln.“ Dabei hätte es auch gut und gerne sein können, dass Falette in dieser Saison in der Bundesliga spielt, statt dem Adler aber eine grüne Raute auf der Brust getragen hätte, denn er verriet, dass im Winter schon Werder Bremen an ihm interessiert gewesen sei.

Die größten Unterschiede zwischen dem Spiel in der französischen ersten Liga, der Ligue 1, und der Bundesliga sieht der 1,85 Meter große Defensivmann vor allem im Tempo des Spiels und in der Ausgeglichenheit der Liga: „Ich denke, das Tempo hier ist viel höher. Das Spiel ist daher viel laufintensiver als in der Ligue 1. Und die Spiele sind ausgeglichener, offener, es geht hin und her. Und die Presse hier ist nicht so streng wie in Frankreich.“ Dass sich Falette an das schnelle Hin und Her schon gewohnt hat, sieht man auch daran, dass er immer wieder den Weg nach vorne sucht und auch im gegnerischen Strafraum für Gefahr sorgt – dabei hätte er schon das ein oder andere Tor machen können. Vor allem die Großchancen gegen den SC Freiburg und Leipzig sind ihm daher im Kopf geblieben: „In Leipzig jetzt, das war Pech mit dem Kopfball, der an den Pfosten ging, und der Torwart hatte auch noch ein bisschen Glück. Aber dieser Kopfball in Freiburg, der vorbeiging, der ärgert mich ganz gewaltig, ganz extrem. Der muss einfach rein. Diese Szene geht mir bis heute immer wieder durch den Kopf.“

Familienmensch Falette lernt fleißig Deutsch – Heimsieg gegen Stuttgart ist man „den Fans schuldig“

Neben der Kopfballstärke zeichnet Falette seine Schnelligkeit und Robustheit aus – aber wie sieht es eigentlich mit den Schwächen aus? „Ich denke, manchmal versuche ich noch, die Situationen zu spielerisch zu lösen, da müsste ich den Ball einfach mal nach vorne schlagen. Und ab und zu fehlt mir noch so ein bisschen die Schlitzohrigkeit, die Bauernschläue, die Abgezocktheit“, schätzt der Abwehrmann seine eigenen Schwächen, wobei er bereits in den letzten Spielen vermehrt den ungefährlichen Ball ins Aus einem Risikodribbling vorgezogen hat. Gegen das Image eines Treters und ungestümen Verteidigers wehrt sich der 25-Jährige aber energisch: „Ich bin sicher kein Spieler, der böse Fouls begeht. Das möchte ich unterstreichen. Manchmal mag es etwas ungestüm aussehen, da muss ich mich selbst im Zaum halten und mich kanalisieren, aber für böse Fouls bin ich nicht bekannt.“ Er betonte, dass er als Innenverteidiger ungern Zweikämpfe verliere und daher alles gebe, um den Gegner nicht vorbeiziehen zu lassen.

Während er auf dem Platz zu den „harten Hunden“ zählt, ist Falette neben dem Platz immer höflich, lächelt und erfüllt jeden Autogrammwunsch. Und auch mit der Sprache klappt es immer besser: „Wir haben da ja Kurse, ich bin mit großer Freude und Spaß bei der Sache.“ Dass er sich so gut in Frankfurt und Deutschland eingelebt hat, liege auch an der Vergangenheit seiner Familie, so der Linksfuß: „Meine Schwiegereltern kommen aus dem Dreiländereck, Frankreich-Schweiz-Deutschland, insofern ist Deutschland nichts Unbekanntes für mich. Ich finde die Unterschiede nicht so groß, zumal Frankfurt eine sehr lebenswerte Stadt ist, die wir sehr schätzen.“ Neben dem sportlichen Glück, hat er auch sein privates hier gefunden, denn am 11. Dezember steht die Geburt seines dritten Kindes an, „einem Frankfurter Bub,“ wie der Defensivspieler gekonnt zu Protokoll gibt. Die Zeit mit der Familie sei unverzichtbar für ihn: „Das Familienleben hat eine große Bedeutung für mich. Das kommt auch daher, dass ich in jungen Jahren schon meine Mutter verloren habe. Die Familie gibt mir die zweite Kraft, es gibt so viele schöne Momente. Ich bin sehr kinderlieb, und natürlich verbringe ich viel Zeit mit den Kleinen. Sie sind bald ein Jahr und vier Jahre alt. Aber es kostet keine zusätzliche Kraft, ganz im Gegenteil. Ich kann das wunderbar vereinbaren.“

Und die nächste Partie gegen Stuttgart? Hier zeigt sich der sonst eher ruhige und zurückhaltende Manndecker optimistisch und selbstbewusst: „Wir wollen jetzt den ersten Heimsieg einfahren. Das sind wir den Fans schuldig.“ Gegen diesen Gedanken hätte wohl keiner der Anhänger der Eintracht etwas.

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4 Kommentare

  1. Wenn er sich an das Tempo in der Liga gewöhnt hat und vor allem im Kopf schneller wird, werden die Mega-Fehler die er in jedem Spiel drin hat, sicherlich weitgehenst abzustellen sein. Und wenn er dann noch auf komplizierte Passspiele verzichtet könnte es ein, dass er von allen Neuen die größten Fußabdrücke in Frankfurt hinterlässt. Ob es aber mal soweit kommt, dass mit ihm eine große Ablösesumme zu erzielen ist, wage ich aufgrund seiner technischen Fähigkeiten zu bezweifeln. Solide und guter Durchschnitt, damit gut genug für unsere Eintracht.

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  2. Sehr sympathisch, wie Falette im Interview rüberkommt.
    Ich schließe mich der positiven Prognose von Grantler an. Wenn Falette sich weiter stabilisiert und technisch auch noch verbessert, dann wird aus dem last-minute-„Notnagel“-Transfer ein guter Buli-Stammspieler werden. Da bin ich optimistisch … Und dann wird sein in den letzten 18 Monaten bereits rasch gestiegener Marktwert auch weiter steigen.

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  3. Wünsche auch Falette dass er besser wird. Aber seine technischen Defizite sind schon enorm. Freue mich auf Stuttgart morgen. Ein Traditionsverein, kommt bestimmt mit vielen Fans. Da wird die Stimmung im Stadion bombastisch. Die Stuttgarter haben ein starkes Mittelfeld. Das wird wieder nicht einfach. Auch wenn hier viele meinen, Aufsteiger müsste man doch ganz locker besiegen (Schubladen-Denken kann man halt nicht abstellen, selbst wenn die bisherigen Fakten was anderes sagen).

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  4. Wenn Kovac nicht die Ancelottiaufstellung wie gegen Leipzig wählt , keine taktischen Experimente macht und wir mit den besten Leuten starten , könnte es was werden mit dem ersten Heimsieg.

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