Hoch und weit: Evan N’Dicka ist der Sprung in die Bundesliga auf Anhieb geglückt.

In den letzten Wochen sprachen viele im Frankfurter Umfeld über die Traumoffensive der Hessen. Zu recht. Doch in der Defensive ist ein Youngster zum Dauerbrenner avanciert. Evan N’Dicka, der 19-Jährige Franzose, hat die in ihn gesetzten Erwartungen bislang mehr als übertroffen und sich schon früher als gedacht zur Stammkraft entwickelt und ist plötzlich nicht nur die Zukunft, sondern auch die Gegenwart der SGE.

Unerwarteter Dauerbrenner

Manchmal ist des einen Leid des anderen Chance. Die Verletzung von David Abraham zu Saisonbeginn spülte Evan N’Dicka in Freiburg direkt in die Startelf. Dort machte der junge Innenverteidiger seine Sache ordentlich, fand sich im Heimspiel gegen Bremen aber zunächst auf der Bank wieder nach der Genesung des Kapitäns. Das sollte allerdings nicht lange so bleiben, denn bereits in Minute Elf stand N’Dicka wieder auf dem Feld, nachdem des Leid des anderen wieder seine Chance war. In dem Fall der Ausfall von Carlos Salcedo. Der Mexikaner sollte sich langfristig abmelden und der Neuzugang ward plötzlich gesetzt, neben Abraham und vor Marco Russ und Simon Falette. Als absoluter Dauerbrenner.  Einzig im Europa League-Spiel gegen Lazio Rom musste er 90 Minuten zusehen, ansonsten machte er jede Minute. Ingesamt 710 in der Liga, dazu 180 auf europäischer Bühne. Mehr als jeder andere Manndecker bei den Hessen.

Lernwilliger Linksfuß mit Offensivdrang

N’Dicka meisterte den Sprung ins kalte Wasser mit Bravur. Mit seinen 19 Jahren und der Erfahrung von 14 Zweitligaspielen in Frankreich spielt er teils wie ein alter Hund, als wäre er schon deutlich länger bei der Eintracht. „Er bleibt ruhig und abgeklärt“, stellt Sportdirektor Bruno Hübner fest. Zugute kam ihm bei der Integration auch, dass mit Gelson Fernandes, Sebastién Haller und Simon Falette gleich drei Landsmänner bzw. Muttersprachler im Team sind. Aber, das betont sein Trainer, eine solche Entwicklung beginne immer beim Spieler selbst. „Er hat sich erstmal alles angeschaut, fleißig und hart trainiert und zugehört“, so Adi Hütter. Co-Trainer Christian Peintinger habe in diversen Videoanalysen mit ihm gearbeitet und diese Arbeit trägt immer mehr Früchte. Besonders das Verhalten bei Ballbesitz, das Einschalten in die Offensive sei in den Gesprächen Thema gewesen. Und bereits nach dem Heimspiel gegen Fortuna Düsseldorf bezeichnete Hütter den Franzosen als Sinnbild der Entwicklung. „Wir marschieren besser, gehen in die Tiefe.“ Das treffe auch und vor allem auf N’Dicka zu.

Gegen Hannover 96 bereits als Torschütze in Erscheinung getreten legte er gegen Apollon Limassol mit einer butterweichen Flanke auf den Kopf seines Landsmannes Haller auch den ersten Assist nach. Nachdem er den Ball nicht mehr quer spielte, sondern den Vorwärtsgang einlegte, die Tiefe suchte. Schon gegen Düsseldorf bereitete er die Großchance von Jovic zum möglichen Führungstreffer, den der Serbe vergab, mustergültig vor. Seit dem Auswärtsspiel in Dortmund lege der U20-Nationalspieler immer mehr zu, arbeitet an seinen Schwachstellen: „Das sind Entwicklungsschritte, die junge Spieler machen müssen“, so Hütter. Und N’Dicka gehört zur Fraktion lernwillig und lernfähig. „Er macht eine enorme Entwicklung, viele Dinge richtig. Ihm hat es noch gefehlt, dass er Tempo aufnimmt, nicht so viele Ballkontakte hat – aber das hat er gegen Düsseldorf hervorragend gemacht“, meint Bruno Hübner. Seine Passquote von 81 Prozent kann sich in diesem Kontext ebenfalls gut sehen lassen.

N’Dicka mit „Riesenpotenzial“

Ausbaufähig sind in jedem Fall noch seine Zweikampfwerte. In der Liga liegen die bei 45 Prozent. Für einen Defensivspieler unterdurchschnittlich. Zum Vergleich: David Abraham gewinnt 62 Prozent seiner Duelle. Luft nach oben hat der Defensivmann also noch. Aber in Frankfurt traut man N’Dicka einiges zu. Fünf Millionen Euro soll die Ablöse an AJ Auxerrer im Sommer betragen haben. Ein sattes Sümmchen für einen so jungen und unerfahrenen Spieler. „Wir hatten viel Phantasie, als wir den Spieler geholt haben. Sonst hätten wir so eine Summe nicht gezahlt“, machte Sportdirektor Bruno Hübner klar. „Er hat ein Riesenpotenzial“, meint Hübner. Sein Coach geht sogar noch weiter: „Sein Weg wird in Frankfurt nicht zu Ende sein, wenn er so weiter macht. Wir haben große Freude an ihm.“ Andere Medien sprachen in Bezug auf N’Dicka von einem „Rohdiamanten“. Der Wert eines Rohdiamanten allerdings kann nur schwer ausgemacht werden, erst nach dem Schleifen ist das richtig möglich. Beim Franzosen haben die ersten Schleifprozesse schon stattgefunden und man erkennt: Der Eintracht könnte ein wahrer Glücksgriff gelungen sein. Und eine kleine Randnotiz: Das Wort „Diamant“ stammt ursprünglich vom griechischen Wort „adamas“ ab. Und das bedeutet übersetzt „unbezwingbar“ – für einen Innenverteidiger ein wahres Kompliment.

 

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11 Kommentare

  1. Frage an gewisse Leute:

    Zählt Evan N’Dicka nunmehr zu den „gestandenen Spielern“ ??

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  2. Bin froh, dss er bei uns ist. Jetzt schon eine Verstärkung mit sehr viel Potential. Er, Torro, Jovic , Haller und Rebic haben jede Menge Potential, obwohl sie jetzt dchon stark sind .

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  3. N’Dicka und Torro haben sich toll gemacht von den jungen Neuzugängen, dennoch waren auch nicht alle Verpflichtungen bis jetzt Volltreffer. Ich glaube insgesamt liegt der Aufschwung vor allem am Trainer und seiner Philosophie, da auch das Fehlen von zwei, drei Spielern ( zB Torro zuletzt) uns keineswegs aus der Bahn wirft.

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  4. Wenn man bedenkt, dass viele Spieler einen großen Leistungssprung erst nach ca . einem Jahr Eingewöhnungszeit in der Bundesliga machen, könnte uns bei N´Dicka noch Großes bevorstehen.

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  5. N‘Dicka ist für mich die absolute Top-Verpflichtung und man sieht warum wir 5-6mio bezahlen mussten. Bei Torró war ich etwas skeptischer aber auch er absolut top wie er sich bei uns gleich im ersten Jahr durchgesetzt hat(wenn man das so früh schon schreiben darf)
    Manche brauchen halt ihre Anlaufzeit. Geraldes war gleich verletzt (ist es auch noch?)
    Wir haben schon echt vieles richtig gemacht. Sehr skeptisch war ich bei Hütter, auch wegen unseres Fehlstarts in Pokal und supercup(den man natürlich verlieren kann…. aber wie)
    Mir schien anfangs Hütter wäre wie Schaaf, offensiv spielen lassen, die Defensive zu sehr vernachlässigen und bei den Medienvertretern zum frass vorgeworfen. Alles hat sich nicht bewahrheitet. Und selbst das es nur in meinem Gedanken war, entschuldige ich mich hier dafür !

    Mir macht nur die Position von Da Costa etwas Angst, wenn er
    ausfällt sind wir mit Willems nicht optimal besetzt.

    Hut ab bisher !
    Auf einen Sieg in Nürnberg !

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  6. @6
    Mit dem Gedanken habe ich auch schon gespielt, aber da hat sich Hütter am Freitag auf der PK klar gegen ausgesprochen. Wenn da Costa ausfällt, wird ziemlich sicher Willems rechts verteidigen. Auch Tawatha sei eine Alternative dort.

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  7. @6: ich habe irgendwo gelesen das Hütter gesagt hat, dass er sich Müller dort nicht vorstellen kann.

    Du warst schneller Benny 😉

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  8. @8
    Benny ist sowieso seiner Zeit weit voraus … 😉
    11:31 Uhr – geschrieben.
    Ich hab hier 10:52, hihi

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  9. Zu N‘Dicka: ich kann mich gut dran erinnern, wie mies bis vor kurzem unsere Einschlagsquote bei Neuverpflichtungen war. Die ist zuletzt eminent besser geworden – seit Bobic da ist und sein Scout Ben Manga. Ich hoffe vor allem, dass Manga uns lange erhalten bleibt. „Besser-Machertrainer“ sind das eine – aber die Basis haben unsere Scouts gelegt. Ich könnte mir vorstellen, das ist neben dem guten Händchen bei unseren letzten Trainerverpflichtungen der zweite dicke Pfeiler des Aufschwungs der letzten Jahre.

    Hier gibts ein paar Infos zu Manga: https://www.extratipp.com/eintracht-frankfurt/kaderplaner-eintracht-frankfurt-manga-arbeitet-hintergrund-10230193.html

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