Fritz und Lothar Adler hatten für Eintracht Frankfurt eine wichtige Bedeutung. Die Brüder waren Mitinhaber der Schuhfabrik J. & C. A. Schneider, die den Verein seit den 1920er-Jahren großzügig finanziell unterstützten. Mindestens zehn Spieler der Hessen arbeiteten unter lukrativen Bedinungen als „Schlappekicker“ bei der „Schlappen“-Fabrik und so konnten die strengen Amateurbestimmungen umgangen werden.
Obwohl die Adler-Brüder die Geschichte der Eintracht mitprägten, erfuhren sie jahrzehntelang wenig (bis gar keine?) Aufmerksamkeit und werden bis heute nicht genannt, wenn man über die Menschen, die den Traditionsverein prägten, spricht. Unter dem Titel „Verlorene Helden“ präsentiert das Magazin für Fußballkultur „11 Freunde“ in seiner März-Ausgabe eine Aufarbeitung der jüdischen Geschichte im deutschen Fußball.
Im Frühjahr 1933 änderte sich schlagartig das Leben für jüdische Fußballer in Deutschland. Nur wenige Wochen nach dem Machtantritt von Adolf Hitler als Reichskanzler begann die systematische Verfolgung und Vertreibung der jüdischen Bevölkerung in Deutschland. Am 9. April unterzeichneten 14 Vereine aus dem Süden der Republik, darunter auch der FSV und Eintracht Frankfurt, die sogenannte „Stuttgarter Erklärung“, in welcher beschlossen wurde, „sich der nationalen Regierung (…) freudig und entschieden“ zur Verfügung zu stellen und „insbesondere in der Frage der Entfernung der Juden aus den Sportvereinen“ mit den neuen Machthabern zusammenzuarbeiten. Diese Erklärung war ein gewaltiger Einschnitt in der Sportgeschichte, denn nicht nur bei den Frankfurtern spielten eine Vielzahl jüdischer Förderer eine wichtige Rolle.
Im Gegensatz zum, um ein Beispiel zu nennen, 1. FC Nürnberg, der schnellstmöglich den Ausschluss seiner jüdischen Spieler durchsetzte, verzichteten die Hessen aber zunächst auf die Einführung dieser radikalen judenfeindlichen Bestimmung. Erst im Jahr 1937, nach den Olympischen Spielen 1936 in Berlin, mussten die letzten Sportler jüdischer Herkunft die Adler verlassen.
Es dauerte bis ins Jahr 2002, bevor Borussia Dortmund eine Aufarbeitung seiner Geschichte im Nationalsozialismus vorlegte. Bis 2007 folgten dann andere Vereine, unter anderem auch Eintracht Frankfurt. Vor allem aber gab es eine Bewegung „von unten“. Zahlreiche Fangruppen sorgten dafür, dass ehemalige jüdische Mitglieder wieder einen Platz im historischen Bewusstsein der Vereine haben.
Ein wichtiger Schritt im Fußball hat durch diese geschichtliche Aufarbeitung stattgefunden. Trotz der ersten positiven Schritte wartet aber noch viel Arbeit auf den deutschen Fußball.
Meinung:
Verehrt-Verfolgt-Vergessen! „Bis 1933 waren Juden ein selbstverständlicher Teil des deutschen Fußballs. Nach ihrer Vertreibung und dem Holocaust geriet das fast völlig in Vergessenheit. Erst in den letzten Jahren ist eine Kultur des Erinnerns entstanden.“ Der Essay „Verlorene Helden“ von Lorenz Peiffer & Henry Wahlig gibt dem Leser einen kurzen und absolut lesenswerten Einblick in die dunklen Jahre der NS-Herrschaft. Warum spielten Juden bis 1937 bei Eintracht Frankfurt, aber beim 1. FC Nürnberg nur bis 1933? Weshalb blamierte sich der das Fachmagazin „Kicker“ noch im Jahre 1988? Und welche Fanbewegungen schärften das Bewusstsein im letzten Jahrzehnt?
Das Ziel dieser Publikation? „Sie soll alle Fußballfreunde und -fans dazu anregen, weitere Nachforschungen anzustellen, mit Zeitzeugen zu sprechen und dazu beitragen, die jüdische Geschichte des deutschen Fußballs fortzuschreiben.“ (Quelle: www.dfb.de)
Ein wichtiger erster Schritt wurde getan!
2 Kommentare
Find ich super! Bezeichnend, dass die beiden dann auch noch den Familiennamen "Adler" führten! In diesem Sinne noch einmal tiefen Respekt und herzlichen Dank, liebe Gebrüder Adler! Forza, SGE!!!
In diesem Zusammenhang ist an dieses Buch zu erinnern:
http://www.amazon.de/Wir-waren-die-Juddebube-Eintracht/dp/3895335606/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1393935992&sr=8-1&keywords=wir+waren+die+juddebube
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