Makoto Hasebe, Gelson Fernandes (beide links) und David Abraham (r.) werden gemeinsam mit Marco Russ auch 2019/20 Teil der Eintracht sein. (Foto: imago/Eibner)

Der Eintracht gelang in den letzten Tagen ein wahrer Hattrick. Gleich drei Verträge mit Leistungsträgern wurden verlängert. Alle drei – Makoto Hasebe (34 Jahre), Marco Russ (33) und Gelson Fernandes (32) – gehören wie Kapitän David Abraham (32) der „Ü30-Fraktion“ an. Die Verantwortlichen setzen auch in der nächsten Saison auf die Erfahrung der Routiniers.

Es kam doch ein wenig überraschend, dass die Frankfurter so früh Nägeln mit Köpfen machten, allerdings setzten Bobic & Co. so ein klares Zeichen an die Mannschaft: Wir wollen mit Kontinuität arbeiten und das Team möglichst lange im Kern zusammenhalten. Die Teamchemie wird von den Spielern immer wieder als elementarer Faktor für den Erfolg und auch für das eigene Wohlbefinden genannt. Zufall? Wohl kaum. Die Mannschaft ist zusammengesetzt aus Spielern, die mit einem großen Potenzial gesegnet sind, bei denen die Transfermacher Phantasie hatten, die nach und nach in die Realität kommt. Aber eben auch aus Routiniers, die Erfahrung mitbringen auf und neben dem Platz und deren Anteil daran, das Team zusammenzuhalten, gar nicht hoch genug zu bewerten ist. Das weiß auch Trainer Adi Hütter zu schätzen: „Mich freut es bei allen dreien, dass wir es geschafft haben, zu verlängern. Das sind absolute Schlüsselspieler, Führungsspieler, die eine Mannschaft wie wir braucht.“ Und alle Ü30-Spieler der SGE, abgesehen von Ersatzkeeper Jan Zimmermann, besitzen einen Vertrag über die laufende Saison hinaus. Vier von ihnen, die zusammen 1921 (!) Profispiele vorweisen können, schauen wir uns genauer an.

Makoto Hasebe

Der Japaner erlebt seinen zigsten Frühling bei der Eintracht. Im Januar wird Hasebe 35, Leistungsabfall ist derzeit immer noch keiner erkennbar. Asiaten altern in der Regel später und so kann der ehemalige Nürnberger und Wolfsburger seine ganze Erfahrung auf dem Platz ausspielen. Adi Hütter schwärmt über kaum einen Spieler so sehr. Seine Paradeposition hat er bei den Frankfurter gefunden. Als inneres Glied einer Dreierkette mimt er mit Übersicht, Routine und ordentlichem Spielaufbau den perfekten Libero. Sein Vertrag wurde bis 2020 verlängert. Eine logische Konsequenz. Alles andere wäre fahrlässig gewesen. Fredi Bobic bezeichnete ihn in der Presseerklärung als „Musterprofi“. Er selbst ist froh weiterhin „Teil dieser wunderbaren Mannschaft zu sein.“ Das passt.

Marco Russ

Die Eintracht tut hier das, was sie im vergangenen Sommer bei Alex Meier nicht getan hat. Einen Sympathieträger mit einem Vertrag ausstatten. Dass Marco Russ nach wie vor ein ordentlicher Back-Up ist, zeigte er in dieser Runde in vier Europa League- und vier Bundesligaspielen. Der 33-Jährige allerdings verliert immer mehr an Grundgeschwindigkeit, sein Kopfballspiel ist nach wie vor mustergültig. Allerdings ist klar, dass seine Rolle innerhalb des Teams ab der kommenden Saison, vorausgesetzt die Hessen machen den nächsten Schritt, immer weniger auf dem Platz als neben dem Platz stattfinden wird. Obgleich auch er sagt, dass er mit dem Team noch „einiges vorhat.“ Als hessisches Urgestein (mit kurzer Unterbrechung seit 1996 im Verein) steht er für Identifikation wie kein anderer. In Zeiten eines internationalen Kaders kein zu verachtender Faktor. Und wenn er mal gebraucht wird, sorgen allein sein Ehrgeiz und seine Willensstärke dafür, dass er seinen Mann steht. Er wird mit Sicherheit auch über seine Vertragsdauer hinaus Teil der Eintracht bleiben.

Gelson Fernandes

Der Weltenbummler ist in Frankfurt heimisch geworden. In der letzten Saison noch als Teilzeitkraft unterwegs, hat sich der 32-Jährige nach der Verletzung von Lucas Torró in der laufenden Spielzeit zur Stammkraft und zuletzt gegen Leverkusen auch zum Kapitän gemausert. Er hätte im Sommer bereits gehen können, wollte er aber nicht: „Ich hatte noch keine Zeit, richtige Spuren zu hinterlassen. Mir hätte etwas gefehlt. Ich habe noch etwas zu geben.“ Das will er in dieser Saison tun. Und das tut er. Sein Einsatz, seine Laufleistung sind vorbildlich. Adi Hütter spricht in höchsten Tönen von seinem Sechser: „Er hat sich die Verlängerung aufgrund seiner Leistung verdient. Er macht viel Drecksarbeit für die anderen, stopft Löcher und ist ein absolut positiver Typ.“ Spielerisch ist der Schweizer kein Ballvirtuose, muss er aber auch nicht sein. Als Sprachtalent ist er für das Teamgebilde so wichtig wie kaum ein anderer. „Das ist nicht unwesentlich“, bestätigt sein Trainer. Er kann jedem Spieler das Gefühl geben, gehört zu werden, mit ihm kommunizieren, übersetzen. Fernandes ist ein Faktor, dass Grüppchenbildung nur in einem gesunden Rahmen stattfindet. Dafür wird er auch in der kommenden Runde sorgen. Und das ist wichtig.

David Abraham

Was man an jemandem hat, merkt man oft erst, wenn er nicht mehr da ist. Die zwei Niederlagen in der Bundesliga gegen Wolfsburg und Berlin gab es ohne David Abraham. Der 32-Jährige, der vertraglich gar bis 2021 an die Eintracht gebunden ist, hat nach wie vor das Tempo und die Zweikampfstärke, um voranzugehen. Eine Kombination, die so keiner der anderen Innenverteidiger in sich vereint. Der Kapitän wird zwar erst 2019 wieder auf dem Platz stehen, ist aber trotz seiner nach wie vor nicht existenten Bereitschaft Interviews auf Deutsch zu führen, für den Teamgeist unheimlich wichtig. Gerade für die spanisch-portugiesische Fraktion ist er neben Gelson Fernandes Anlaufpunkt und geht darüber hinaus auch stets mit Leistung voran. Inwieweit am verletzungsanfälligen Abraham der Zahn der Zeit nach und nach nagen wird, müssen die Verantwortlichen im Sommer beurteilen. Ihm ist in jedem Fall zuzutrauen, eine weitere Saison auf hohem Niveau zu spielen. Sein potenzieller Nachfolger Evan N’Dicka wird dabei wohl sein Nebenmann sein.

Das Korsett für 2019/20 steht

Neben den vier Genannten steht auch Jonathan de Guzman mit seinen 31 Jahren für internationale Erfahrung und Routine am Ball. Der Niederländer ist ebenso bis 2020 an die Eintracht gebunden wir Rückkehrer Nicolai Müller, der aber sportlich keine allzu große Rolle spielt und im Sommer womöglich ins Nachdenken kommt. Um Hasebe, Abraham, Russ und Fernandes herum werden die Verantwortlichen in der kommenden Runde eine Mannschaft bauen, die auf lange Sicht das Potenzial hat regelmäßig um die europäischen Töpfe zu spielen. Lucas Torró, Evan N’Dicka, Danny da Costa und Filip Kostic dürften ebenso dazugehören wie Mijat Gacinovic. Ob auch das „Trio infernale“ so zusammenbleibt, dürfte vor allem von der Endplatzierung abhängen. Gelingt der ganz große Coup Champions League ist man finanziell unabhängig, gelingt er nicht, könnte ein Verkauf eines Hochkaräters ordentlich Transfervolumen freisetzen. So oder so. In Frankfurt stimmt aktuell die Mischung aus Erfahrung und Potenzial und mit den Routiniers haben die Verantwortlichen derzeit wahre Volltreffer gelandet. Ihr Anteil am Erfolg dürfte deutlich höher liegen als die öffentliche Wahrnehmung es registriert. Und ihr Verbleib dürfte das richtige Signal an die jüngeren Leistungsträger sein.

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1 Kommentar

  1. Der Vergleich von Russ mit dem Fußballgott ist interessant. Allerdings finde ich, dass Meier letzte Saison dann einfach zu viele junge Leute vor sich hatte. Auch weil der Sturm in der aktuellen Spielweise einfach ganz andere Geschwindigkeiten gehen muss. Ich denke Russ zu halten, Meier aber nicht, hat auch damit zu tun, dass die Anforderung an die und die aktuelle Aussattung der jeweiligen Positionen das eben so zulässt bzw. nicht zuließ. Finde ich auch im Rückblickalles vertretbar.

    @Redaktion: Wenn wir über die Ü30 reden, was machen denn unsere U19 und jünger? Ihr hattet einen Artikel über die Jugendarbeit im NLZ etc. versprochen ;-). Neben mir hatte auch zizou das mehrfach erfragt.

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