Eintracht-Coach Adi Hütter freut sich mit dem Trainerteam und Sportdirektor Bruno Hübner über den Sieg gegen Bayern München.

Im ersten Durchgang spielte die Frankfurter Eintracht wie entfesselt auf, im zweiten wurde sie eingeschnürt – und am Ende hat sie den Kopf doch noch erfolgreich aus der Schlinge gezogen: Die Serie der Adlerträger hält auch mit dem 2:1 (2:0)-Sieg gegen den FC Bayern München an. Die drei Punkte gegen den Rekordmeister sind das größtmögliche Ausrufezeichen, dass die Frankfurter im Kampf um die Champions-League-Plätze setzen konnten. „Wenn man nach 22 Spieltagen sieben Punkte hinter Bayern München steht, ist das eine absolute Topleistung. Wenn man zu dem Zeitpunkt nur zwei Niederlagen hat, ist das außergewöhnlich für Eintracht Frankfurt. Wir sind glücklich, eine solche Weltklasse-Mannschaft besiegt zu haben“, freute sich Trainer Adi Hütter nach dem Spiel am Samstag.

Dabei hätte die Eintracht am Ende sogar noch höher gewinnen können. In der 90. Minute hatte Filip Kostic das 3:1 auf dem Fuß. Das aber wäre nach einer Leistungssteigerung der Gäste des Guten zu viel gewesen. Auch wenn der Hütter-Elf ein klarer Strafstoß verwehrt blieb, nach dem Alphonso Davies Ragnar Ache in die Hacken gelaufen war. Den Elfmeter hätte man geben können, zumindest anschauen hätte sich Schiedsrichter Sascha Stegemann die Szene aus der 79. Minute sollen, befand Hütter. Dennoch: Die Münchner liefen die kompletten zweiten 45 Minuten gegen die Hausherren an und waren dem Ausgleichstreffer ohne Zweifel näher, als es die Eintracht dem dritten Treffer war. „In der zweiten Halbzeit hat man gesehen, warum Bayern München eine absolute Weltklasse-Mannschaft ist“, sagte Hütter zum Auftritt des aktuellen sechsfachen Titelträgers nach der Pause.

Zwei unterschiedliche Halbzeiten

Seine Jungs hätten sich in Durchgang zwei dagegen schwergetan. „Die Bayern haben da ihre Klasse gezeigt und wir haben das nötige Glück gehabt“, kommentierte Hütter und wusste somit den Sieg einzuordnen. Robert Lewandowski hatte in der 53. Spielminute zum 1:2-Anschluss für die Münchner getroffen. Die Eintracht konzentrierte sich danach ausschließlich auf die Defensive, verteidigte aber fast alles Weg, was auf den Kasten von Kevin Trapp zurollte. Und wenn die Gäste zum Abschluss kamen, waren sie oftmals zu ungenau, so wie Kingsley Coman, der den Ball aussichtsreich aus fünf Metern Entfernung am Kasten vorbeisetzte (70. Spielminute). Gleiches sollte für Leon Goretzkas Kopfball gelten (64.). Wenn doch mal was aufs Tor kam, gab es noch Kevin Trapp, der beispielsweise in 67. Minute mit einer sehenswerten Parade eine missglückte Flanke von Coman, die zum Torschuss wurde, entschärfte. 

Der Frankfurter Schlussmann hatte auch schon am Endes des ersten Durchgangs die Führung festgehalten. In der 40. Minute vereitelte er eine Doppelchance: Erst tauchte er bei einem Flachschuss von Joshua Kimmich ab und parierte zur Seite, wo Coman den Nachschuss aufs Tor brachte, aber ebenfalls am schnell reagierenden Trapp scheiterte. Bereits in der 34. Minute hatte der Torwart mit seiner Reaktion bei einem abgefälschten Coman-Versuch Schlimmeres verhindert, indem der den Ball über die Latte lenkte. In dieser Phase des Spiels, in der die Eintracht bereits mit 2:0 vorne lag, war es ein Duell auf Augenhöhe. Die Führung hätte durch Almamy Touré sogar ausgebaut werden können. Doch scheiterte der Franzose bei einem Abpraller aus kurzer Distanz an Bayern-Torwart Manuel Neuer (45.). Zuvor hatte Amin Younes die Münchner Abwehr im Strafraum schwindelig gespielt und nach einem missglückten Abschluss die Chance ermöglicht. 

„Wir haben in der ersten Hälfte den Sack nicht zugemacht“, sagte Hütter. 3:0 oder 4:0 hätte seine Mannschaft zur Pause führen können. Nach dem Spiel sei er froh, den Anschluss an den VfL Wolfsburg gehalten zu haben. „Leider haben wir aber einen Platz verloren“. Ziemlich viel negative Kritik nach einem doch außergewöhnlichen Sieg, möchte man meinen. Hütter hatte das aber positiv ausgelegt. Denn das, was die Eintracht in Hälfte eins – besonders in der ersten halben Stunde – ablieferte, war einfach zu beeindruckend. Sie ließ dem Rekordmeister kaum Luft zum Atmen und war in allen Belangen das klar bessere Team. Zu Recht wollte Hütter deshalb lieber über die ersten 45 Minuten reden, die er so beschrieb: „Es war ein unglaublich dominantes Spiel. Es hat mir total imponiert, wie wir gespielt, angepresst und fußballerisch überzeugt haben.“

Younes mit „Weltklasse-Leistung“ – und klarem Zeichen

Gegen den Spitzenreiter der Bundesliga hatte besonders Amin Younes einen Sahnetag erwischt, der die Bayern-Abwehr das eine oder andere Mal vor große Herausforderungen stellen sollte. „Er war ein ständiger Unruheherd und hat die Eins-Gegen-Eins-Situationen so gelöst, dass wir den nächsten Schritt in der Vorwärtsbewegung machen konnten“, so Hütter. Das war auch beim 1:0 der Fall, das der 27 Jahre alte Offensivspieler eingeleitet hatte. Mit einer geschickten Bewegung und einem klugen Pass machte er Kostic den Weg zu seiner Vorlage auf den in den Strafraum hereinlaufenden Torschützen Daichi Kamada frei. Da waren gerade einmal zwölf Minuten gespielt. Younes sollte aber noch einen draufsetzen. 

Zunächst war er auf dem Weg zu einem sehenswerten Treffer, als er einfach mal von der Mittellinie abzog, um den weit vor dem Tor stehenden Neuer zu überwinden (15.). Das gelang zwar, jedoch flog die Kugel knapp am Gehäuse vorbei. Das Traumtor ließ Younes aber kurz darauf folgen. Von Kamada in Szene gesetzt, drang er in der 31. Minute von links in den Strafraum ein und zog fulminant aus der Halbposition ab. Das Leder sollte schließlich im Winkel des langen Torecks zum 2:0 einschlagen. „Er hat mir total imponiert. Er war auch giftig und aggressiv. Seine Leistung in der ersten Halbzeit war absolute Weltklasse, die von einem Weltklasse-Tor gekrönt wurde“, äußerte sich Hütter mit einem Sonderlob zu Younes‘ Darbietung. Der Trainer habe bei bisher schon vielen sehr guten Spielen die beste Saisonleistung seines Schützlings gesehen. 

Was aber noch wichtiger als die Leistung war, war das gesellschaftliche Zeichen, das der Deutsch-Libanese beim Jubel nach seinem Treffer setzte. Es war ein klares Bekenntnis gegen Rassismus. Younes hatte sich eines der Aufwärmleibchen geschnappt und es hochgehalten. Mit den Shirts erinnerten die Eintracht-Profis vor dem Spiel an die Opfer des Attentats von Hanau vor gut einem Jahr. Dort waren auf dem Rücken über einem Konterfei die Namen der Verstorbenen zu lesen. Damit beteiligte sich der Verein an der Kampagne “ Say Their Names – Gemeinsam gegen das Vergessen“. Auch Hütter weiß nicht nur das Sportliche an Younes zu schätzen: „Was mir bei ihm noch gefällt, ist seine ganze Art. Er ist ein toller Typ und ein toller Mensch.“ Und ein richtig geiler Kicker, den er in der Art so noch nicht trainieren durfte, sei er noch dazu. 

Silva bald wieder fit

Der Coach wollte aber nicht nur ein Lob an Younes verteilen: „Man muss die ganze Mannschaft dafür loben, wie sie gearbeitet und Fußball gespielt hat. Von Kevin Trapp angefangen bis nach vorne zu Luca Jovic.“ Letzterer hatte von Beginn an den am Rücken verletzten André Silva vertreten. Über den Portugiesen wusste Hütter übrigens Positives zu berichten: „Er ist bei 80-85 Prozent. Ich hoffe, dass er sich in den nächsten ein, zwei Tagen erholt und wieder ins Training einsteigen kann.“ Beim ebenfalls unpässlichen Erik Durm wollte der Trainer sich noch nicht genau festlegen, befürchtet aber erst mal nichts schwerwiegendes.

Vor allem die baldige Rückkehr Silvas verspricht neben dem Sieg über die Bayern also weiterhin rosige Aussichten für die Zukunft. Hütter will aber den Ball flach halten und die Kirche im Dorf lassen. „Ich hoffe, dass wir weiterhin in diesem Flow und konzentriert bleiben“, sagt er, und weiß, dass es dabei auch auf ihn ankommt: „Dafür muss ich natürlich sorgen.“ Hütter stellt sich dabei mit zunehmender Dauer der Serie auf mehr Gegenwind der Gegner ein: „Alle wollen jetzt die erste Mannschaft sein, die Eintracht Frankfurt schlägt.“ Leicht machen, will er es den kommenden Kontrahenten natürlich nicht: „Wir werden alles daran setzen, dass wir weiterhin ungeschlagen bleiben.“

Das Bayern-Spiel soll dabei beflügeln. „Dieser Sieg gibt zusätzliche Kraft und Selbstvertrauen. Wir sind absolut stolz.“ Das darf und sollte die Eintracht nach so einem Sieg auch sein. Dennoch gab es für Hütter doch noch einen Wermutstropfen. Er sprach die fehlenden Zuschauer im Stadion an. „Sie können sich vorstellen, was heute hier los gewesen wäre. Nach dem Spiel wäre hier das Dach weggeflogen. Das ist das, was uns am meisten fehlt: Solche Siege mit unseren Fans zu feiern und die Emotionen “ Er hoffte dennoch, dass die Mannschaft dem Anhang eine Freude bereiten konnte. Das ist trotz der Umstände wohl mehr als gelungen. 

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2 Kommentare

  1. Der Amin ist wirklich ein klasse Typ. Mir fällt sowieso niemand aus unserem Kader ein, den ich als charakterschwach bezeichnen würde, ganz im Gegenteil! In den letzten Jahren wurden ausschließlich charakterstarke Typen geholt, daher trauere ich auch so Leuten wie Mbabu kaum hinterher, dass sie den Weg zu uns nicht gefunden haben. Wenn er meint, nach Golfsburg gehen zu müssen … arrivederci! Da lob ich mir doch so Kerlchen wie den nie meckernden Durm, der sich lange Zeit stillschweigend auf die Bank setzt, immer gut trainierte, um dann alle wie Phönix aus der Asche zu überraschen. Solche Typen braucht man!

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  2. Man muss einfach sagen das es zur Zeit einfach bis ins kleinste Rädchen eine gut geölte Maschine ist was unsere Eintracht betrifft. Man hat en Kader gut zusammen gestellt, und Adi sorgt dafür das alle im Kader immer 100% geben ob sie spielen oder nicht. Das ist wahrscheinlich die beste Eintracht seit Ewigkeiten … Hoffen wir mal das der Haufen noch lange so zusammen bleibt!!!

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