Sein Matchplan gegen Gladbach ging nicht auf: Adi Hütter.

Nach dem Sieg in Marseille und der tollen ersten Halbzeit gegen Leipzig wähnte sich die Eintracht auf einem guten Weg. Bei solch einer Leistung sei es nur eine Frage der Zeit, bis man die Tabelle hinaufklettere. In Gladbach, da waren viele zuversichtlich, sollten die nächsten drei Punkte her. Doch die zuletzt ansteigende Formkurve der Frankfurter hat am Mittwochabend zumindest eine ordentliche Delle erhalten. Man hatte wenig Zugriff auf das Spiel und offenbarte eklatante Schwächen bei Standards. Am Ende des Tages durften die heimstarke Fohlen einen in weiten Teilen ungefährdeten Sieg einfahren. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:

Zurückhaltung? Ja, aber…

Unter Trainer Adi Hütter zeigte sich zuletzt vor allem eins: Die Eintracht kann brandgefährliches Pressing spielen. Das führte letzte Woche in Marseille zum Last-Minute Sieg, als die Eintracht trotz Unterzahl die Franzosen an deren Eckfahne so stark unter Druck setzten, dass diese den Ball hoch ins Mittelfeld schlagen mussten. Simon Falette konnte den Befreiungsschlag annehmen und ungestört über Kostic das 2:1 einleiten. Gegen Gladbach hielt sich die Eintracht lange Zeit zurück und fing häufig erst an der Mittellinie an zu attackieren.

Es hatte weniger mit Angst oder Respekt vor der Borussia zu tun, als viel mehr mit weiser Voraussicht Hütters. Gladbach-Coach Dieter Hecking war sich der Frankfurter stärke bewusst und ließ seine Mannschaft so mit vielen lang geschlagenen Seitenwechseln im Mittelfeld agieren. Das machte es der Eintracht unmöglich, eine Überzahl in Ballnähe herzustellen beziehungsweise Zugriff auf die Gladbacher-Offensivbemühungen zu kriegen. Diese Zurückhaltung hat der Eintracht lange Zeit Sicherheit gegeben, sie aber auch einer ihrer größten Stärken beraubt. Am Ende ist der Plan des Österreichers nicht voll aufgegangen.

Wie man einen Eckball verteidigt

Fast schon groteske Züge nahm die Frankfurter Eckball-Verteidigung an. Bekam die Fohlen-Elf einen Eckball zugesprochen, wusste der geneigte Zuschauer: Es wird gefährlich. Ganze neun Ecken durften die Gladbacher schlagen, sechs direkte Torschüsse resultierten daraus. Zum Vergleich: Von sechs Frankfurter Eckstößen fanden nur zwei überhaupt den Weg auf den Kopf eines Eintracht-Spielers. Die Hessen decken bei Eckbällen in Manndeckung. Ein probates Mittel, die meisten Bundesligisten tun es ihnen gleich. Beim Spiel in Mönchengladbach zeigte sich jedoch eine ungewohnte Lethargie im Frankfurter Defensiv-Verbund. Stets war man einen Schritt zu spät und nie wirklich eng am entscheidenden Gegenspieler dran. Auch hier darf man dem Gegner zusprechen, dass er sehr variantenreich agierte und die Bälle scharf in den Strafraum schlagen konnte. Aber eine Entschuldigung für eine derart schlampige Abwehrleistung darf das nicht sein. Beim 1:3 in der 85. Minute verlor der junge Franzose Evan N’Dicka erst den Ball aus dem Blick und dann das Laufduell mit Gegenspieler Elvedi beinah amateurhaft.

Formschwäche und Mangel im Spielaufbau

Auch individuell hatte die Eintracht Probleme. Mijat Gacinovic erwischte einen rabenschwarzen Tag und konnte dem Spiel keinen Stempel aufdrücken. Im Angriffspressing ist der Serbe unersetzlich. Den Spielaufbau konnte er gestern nicht unterstützen. Das lag auch an Gelson Fernandes und Makoto Hasebe, die wenig im Spiel nach vorne unterstützen konnten. Lucas Torros Fehlen war deutlich merkbar, der junge Spanier ist immer besser in seine Rolle gewachsen und inzwischen schwer zu ersetzen. Auch das Flügelspiel der Eintracht, sonst eine Stärke, kam in Gladbach kaum zum Tragen.
Nicolai Müller schlug exakt eine Flanke in den Strafraum, Danny DaCosta wirkte müde. Auf der anderen Seite machte Jetro Willems nach seiner Rot-Sperre nicht sein bestes Spiel und bei Filip Kostic ist vieles Stückwerk. Der Serbe kann gefährlich werden, aber er scheint immer noch wie ein Fremdkörper im Spiel der Hessen. Wenn es über ihn gefährlich wird, dann aus einer Einzelleistungen heraus. Am Sonntag gegen Hannover muss sich jeder einzelne steigern, damit endlich ein Sieg errungen werden kann. Sonst wird es ungemütlich in der Tabelle.

- Werbung -

4 Kommentare

  1. Gute Analyse!

    Ich glaube gerade über Willems + Kostic geht noch viel mehr. Da steckt viel mehr Potential dahinter.
    Jovic + Rebic müssen meiner Meinung nach bei so einem Spiel früher eingewechselt werden. Beide verfügen über Tempo und sind ein gutes Duo.

    0
    0
  2. Meines Erachtens – oder wenn ich was zu sagen hätte 😉 – würde ich schauen, welche Spieler ich habe, und daraus ein System basteln.
    Rebic, Haller, Jovic, Kostic und Müller sind gute bis sehr gute Kicker, teilweise Raketen, die alle was am Ball können. Jeden einzelnen dieser Jungs würde ich, Rotation mal vernachlässigt, in die Stammelf berufen.
    Mit Trapp steht auch schon eine weitere Position fest, so dass dann noch 5 Positionen übrig blieben.
    Ich würde der Balance wegen mit 3 Innenverteidigern und zwei Außenverteidigern spielen, also 5er-Kette.
    Hasebe als Libero 2.0, flankiert von (aktueller Status) Ndicka/Falette und Abraham/Russ, Aussen da Costa und Willems, die aber bitte den sechsten Vorwärtsgang zugunsten eines zweiten Rückwärtsganges zurücknehmen.
    In der Offensive ließe ich Müller und Kostic Außen agieren, Haller etwas zurückgezogen, und vorne an der Front Jovic und Rebic, mit penetrantem Anlaufen der gegnerischen IV bis zur Grundlinie…

    0
    0
  3. Das „System“ war gg. OM und Leipzig mehr als ansatzweise nicht nur sichtbar, sondern wirksam.
    Und die Rotation kannst du nicht „mal“ vernachlässigen, eben weil diese – leider erst seit gestern auffälligst ablesbar – das virulente Thema ist. Da der Kader einerseits wg. der jetzt zunehmend zum Tragen kommenden Versäumnisse beim Transfergeschäft zu unhomogen ist, andererseits aufgrund von zuvielen Ausfällen wesentliche Kräfte fehlen, ist Rotation nur punktuell möglich. Aber nicht einmal das hat Hütter gestern genutzt. Unser Dauer- und m.E. Hauptproblemspieler Gacinovic war wieder mitten drin, nämlich dort wo er aktuell einerseits am meisten falsch machen kann und vermutlich auch grundsätzlich am wenigsten effektiv ist. Die Dauerspieler Da Costa und Haller hätten zumindest für 50-60 Min eben falls pausieren müssen. Ebenso Hasebe. Hütter bleibt eigentlich gar nicht als auf die Restressourcen des Kaders zu bauen und auf die mögliche Motivation der Spieler aus zweiter Reihe zu spekulieren.
    Eines ist sicher, mit einer Stammformation eines „gebastelten Systems“ wird die Doppelbelastung nie und nimmer zu bestehen sein. Möglicherweise werden wir mit Adrenalinreserven und viel Bammel uns einigermaßen durch die EL-Gruppenphase wuseln. Das täglich Brot Bundesliga wird so nicht zu beißen sein – das ist nur mit einem übergeordneten System von sagen wir 20-24 Spielern verdaulich – geschweige denn genießbar.

    0
    0

Keine Kommentare mehr möglich.

- Werbung -