Die Eintracht reiste mit sieben Siegen und großem Selbstvertrauen zum Pokalduell nach Leipzig. Gegen kriselnde Leipziger wollte man die Gunst der Stunde nutzen und den Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale feiern. Am Ende sollte alles ganz anders kommen und die SGE erlebte einen rabenschwarzen Abend, der den Fans insbesondere aufgrund des Gegners besonders weh tun sollte. Es war erwartbar, dass diese junge Mannschaft irgendwann auch mal ein solches Spiel erleben würde, aber der Schmerz darüber, dass es ausgerechnet dieses Spiel erwischte, war nach der Partie enorm groß. SGE4EVER.de hat das Spiel wie immer noch einmal analysiert:
Das Spiel bereits in den ersten Minuten verloren
Leipzig begann das Spiel mit viel Wut im Bauch und war entschlossen nach den vielen Niederlagen und der Klatsche gegen den VfL Wolfsburg am Wochenende ein anderes Gesicht zu zeigen. Die ersten Minuten dieser Partie sollten daher entscheidend sein. Hätte die Eintracht es geschafft von Beginn an Druck auf verunsicherte Leipziger aufzubauen, hätte man den eigenen Trend und den schwachen Trend des Gegners für sich nutzen können. Es ist schwer zu beurteilen, ob die passive und defensive Herangehensweise von Trainer Dino Toppmöller geplant war, weil der eigene Matchplan es vorsah oder ob man schlichtweg von Beginn an einfach überhaupt nicht in das eigene Spiel finden konnte. Für den gesperrten und verletzten Arthur Theate rückte Rasmus Kristensen auf die Linksverteidiger-Position, während Nmandi Collins auf der rechten Verteidigerposition auflief. Die Viererkette sollte in dieser Konstellation von Beginn an in große Schwierigkeiten geraten. Kristensen hatte enorme Tempodefizite und wirkte auf der ungewohnten linken Seite längst nicht so stabil wie auf seiner angestammten Rechtsverteidiger-Position. Der Spielaufbau sollte an diesem Abend überhaupt nicht funktionieren und die Hessen konnten sich kaum aus dem hohen Pressing der Leipziger befreien. Die Konsequenz daraus war, dass die Heimmannschaft enormen Druck aufbauen und viele zweite Bälle gewinnen konnte. Mit jedem Ballgewinn und jedem erfolgreichen Pressing kehrte bei den Leipzigern der Glaube an die eigene Stärke zurück, während die junge Frankfurter Mannschaft zunehmend verunsichert und nervös wirkte. Hätte man es nicht besser gewusst, hätte man denken können, dass die Leipziger mit sieben Siegen im Rücken in die Partie gingen, während die Adlerträger mitten in einer Krise stecken würden. Im Mittelfeld bekam die Mannschaft von Toppmöller ebenso überhaupt keinen Zugriff und sowohl Hugo Larsson, als auch Ellyes Skhiri entpuppten sich an diesem Abend zu echten Unsicherheitsfaktoren. Mario Götze konnte den Spielaufbau kaum unterstützen und ließ sich immer wieder auf die rechte Seite fallen, wo er überhaupt keine Hilfe war. Mit einer kompakten, galligen und entschlossenen Spielweise konnte Leipzig zudem Omar Marmoush und Hugo Ekitike vollständig abmelden. Die beiden Stürmer bekamen kaum Bälle, da die Frankfurter ein großes Vakuum in der Mitte hatten, wirkten an diesem Abend in all ihren Aktionen aber trotzdem auch extrem glücklos. Marmoush, der in den letzten Wochen in Weltklasse-Form war, konnte an diesem Abend nicht einmal Ecken in gewohnt zuverlässiger Manier in den Strafraum bringen. Zumindest die Standardsituationen hätten eine Möglichkeit sein können, in einem Spiel, in dem man eigentlich überhaupt nicht stattfindet, irgendwie zurückzufinden, aber sie verpufften alle.
Die Eintracht schafft den Turnaround nicht
Toppmöller lief an der Seitenlinie auf und ab, holte in Unterbrechungen immer wieder seine Spieler zu sich, gab Larsson Mitte der ersten Halbzeit einen Zettel mit einer taktischen Umstellung und reagierte auch mit frühzeitigen Wechseln auf das schwierige Spiel seiner Mannschaft – nur helfen sollte es an diesem Abend alles nichts. Egal in welcher personellen Konstellation, die SGE konnte nie ins Spiel finden. Fehlpässe, Annahmefehler, schwache Zweikämpfe, immer einen Schritt zu spät und mut- und ideenlos. Das Spiel der Eintracht erwischte an diesem Abend einen rabenschwarzen Tag. Es war zu erwarten, dass die junge Mannschaft nicht dauerhaft im Drei-Tages-Rhythmus an ihrer Leistungsgrenze spielen können würde, die Enttäuschung über den Einbruch ausgerechnet an diesem Abend war allerdings bei allen riesengroß. Der große Traum von Berlin ist früh geplatzt und es war eben nicht das Ausscheiden als solches, sondern vor allem die Art und Weise, die ratlos zurückließ. Leipzig konnte die Toppmöller-Elf mit ihrem Matchplan entzaubern. Hohes und aggressives Angriffspressing, was die Hessen wie schon in der vergangenen Saison zu haarsträubenden Fehlern im Spielaufbau zwang und gleichzeitig zog man sich tief und kompakt zurück, um dann ganz ähnlich wie die Eintracht gegen beispielsweise Bayern München, bei Ballverlusten schnell und effizient zu kontern. Am Ende waren die Adlerträger mit dem 0:3 noch gut bedient, denn die Leipziger hätten in der ein oder anderen Umschaltsituation durchaus noch mehr Treffer erzielen können, während der Eintracht im gesamten Spiel gerade einmal einen Torschuss auf das Tor gelang.
Mund abputzen und stolz auf die eigene Tradition sein
So schmerzhaft die Niederlage ausgerechnet gegen eine Mannschaft wie Leipzig auch gewesen sein mag, man sollte den bisherigen Saisonverlauf weiterhin als Ganzes betrachten. Die Eintracht steht in der Liga und der Europa-League hervorragend da und hat sich spielerisch enorm weiterentwickelt. Diese junge Mannschaft hat allen in den letzten Wochen sehr viel Freude bereitet und einem so jungen Team kann ein solcher Abend verziehen werden. Wer die gestrige Stadionauslastung in Wolfsburg (5000 Zuschauer) und Leipzig (knapp 20.000 Zuschauer) gesehen hat, sollte sich einmal mehr in Erinnerung rufen, dass es die Traditionsvereine wie Eintracht Frankfurt sind, die den Fußball besonders machen. Manchmal ist das Besondere der Schmerz, den man an Abenden wie diesen spürt, aber gleichzeitig ist dieser Schmerz dann auch der Grund für die Ekstase in manchen Momenten des Erfolges. Man kann sich für diese Tradition nichts kaufen und es wird auch keinen nachträglichen Einzug ins DFB-Pokal-Viertelfinale geben, aber wer die Eintracht-Fans nach dem Spiel ihre Mannschaft hat feiern sehen weiß, dass das Band zwischen Team und Fans weiterhin ungebrochen ist. Dieser jungen Mannschaft wird ein solcher Abend verziehen und es wird nun wichtig sein, dass man schon am Samstag gegen Augsburg den Schalter wieder umlegen kann und eine entsprechende Reaktion zeigt. Die Hessen müssen schnell zurück zu ihrer eigenen Stärke finden und dürfen sich trotz der schmerzhaften Niederlage nun nicht verunsichern lassen. Auch das gehört zu der Entwicklung einer Mannschaft. Nun wird sie beweisen müssen, dass sie daran wachsen kann.
12 Kommentare
Dann werden wir jetzt eben deutscher Meister…
Vielleicht missverstehe ich deinen Kommentar (?), ich glaube Demut und ein gesundes Maß an Selbstkritik würden aktuell besser tun als Euphorie, um die Sinne zu schärfen für Augsburg und die restlichen Aufgaben vor Weihnachten.
nicht immer alles so ernst nehmen zueri
Ok, Mund abbutze und weiter.
Es war irgendwie auch zu erwarten, viele haben Leipzig als laufkundschaft abgetan.
Leipzig hatte auch seine Probleme die letzte Zeit, darum Kopf hoch und weiter.
Jetzt zeigt sich wie gefestigt die Mannschaft ist.
Es kommen noch ein paar Herausforderungen.
Gegen Augsburg richtig kämpfen und das spielglück ist dann wieder bei uns.
Und später in Leipzig aus den Fehlern lernen.
Doch jetzt erstmal Kopf freibekommen.
ein schwacher trost ist, dass wir mit der "leistung" von gestern wohl gegen jeden der achtelfinalisten gescheitert wären - ausnahme vielleicht regensburg. dieses jahr ist der weg nach berlin aufn papier und aufn platz ohnehin um einiges schwerer als z.b. letzte saison. das völlig unnötige ausscheiden letzte saison in saarbrücken hat mich geärgert, das gestern in leipzig ist vielleicht auch einfach mal "normal" (abgesehen von der art und weise).
Ich wundere mich, dass unsere Leistungen gestern so groß unterschiedlich wahrgenommen wird. So oder so ähnlich haben wir doch die letzten Wochen auch gespielt. Gegner kommen lassen, mutig verteidigen, über Ekitike und Omar kontern. Leipzig hat es halt besser gemacht. Früh angelaufen und trotzdem eine gute Konterabsicherung. Da sind vor allem Collins und Skhiri gar nicht mit klar gekommen. Und Kristensen hatte nicht zum ersten Mal Tempoprobleme. Ich denke, wir hätten eine gute Chance gehabt, wenn wir irgendwie (Ecke?) das 1:0 machen. So aber hat Leipzig das Spiel verdient gewonnen. Für mich von der Qualität was völlig anderes als Augsburg, Pauli oder Freiburg. Der junge Oscar macht mir viel Freude - genau wie die vielen anderen jungen Burschen.
Ihr könnt wegen mir gerne von Pokal und Meisterschaft träumen. Wir haben ja erlebt, dass Träume manchmal in Erfüllung gehen. Ich erfreue mich aber lieber an dem hier und jetzt. Und da kam für mich die Niederlage nicht gerade unerwartet. Viele der zuletzt erzielten Siege waren sehr sehr knapp.
Ich nehme es mit Humor: der Pokal hat seine eigenen Regeln und gestern hat mal wieder ein Underdog den Favoriten rausgekegelt. So läuft das bei einer Spitzenmannschaft eben 🤓
Naja auf das zum Leistungseinbruch zu verniedlichen muss man erst einmal kommen.
Es war kaum Leistung zusehen sehr Blutleerer Auftritt und das Trainerteam hat verwachst.Wohl alles zusammen.
Nein die Welt geht nicht unter aber es müssen die richtigen Schlüsse gezogen um das Team für Samstag richtig einstellen.Augsburg war noch nie ein Selbstläufer.
Es wird ein schwieriger Monat und bis zur kurzen WP kann viel verspielen oder die Spur wieder finden um bis Januar beruhigt zu arbeiten.
In der BL heisst es punkten um den Abstand zu den hintern Plätzen zu halten und das schwere Spiel in Lyon nicht zu verlieren.
Ja das Wolfsburg Spiel hatte die Sache gestern nicht verbessert und man hat gesehen wenn ein Team den ernst der Lage für den Trainer erkennt und sich zerreißt (negativ Beispiel HSV.)
Aber irgendwie scheinen die das Urgetränk der Flügel Brause sich reingeschüttet .
Naja volle Konzentration auf Augsburg und Lyon
ja genau so wird man stärker aus dieser Situation rauskommen.
Das Trainerteam wird das wohl genauso sehen auch ihre eigenen Fehler und jeder einzele muss sich mit seiner nicht gebrachten Leistung auseinandersetzen.
Denn es geht um in den nächsten 3 Wochen die Richtung in BL und Eurolig aufzuzeigen .
Das war gestern schlecht. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Wir sind immer noch Zweiter in Deutschland und Dritter in EUropa. Die Niederlage hilft uns sicher
Für einen Sieg gg. Rote Kaffer und das DFB-Viertelfinale kriegt Augsburg zur Not gerne die 3 Punkte. Damit wäre allen Beteiligten hinreichend geholfen.
10 erkenntnisse aus dem Leipzigspiel,die schon längst sichtbar,analysierbar und absolut offensichtlich waren diese saison:
1. DT ist taktisch weit entfernt von einem spitzentrainer,er spielt bisher erfolgreich aber starrsinnig ohne wirkliche intelligente Variationen ein 4-4-2,dass durch seine defensive grundausrichtung i m m e r Probleme hat und haben wird gegen 4-3-3 ,3-5-2 (wie Leipzig am Mittwoch) und 3-4-3. Anstatt die Überzahl und Dominanz der Leipziger mit einem 3-5-2 auf den Flügeln (doppelflügel) sofort zu erkennen und zu blockieren durch Taktikumstellung,liess er den Druck der Leipziger unkorrigiert sich ausdehnen. Nicht das erste mal diese Saison.
2. gegen normale Gegner mit keinem ausgeprägten Superpressing und permanenten hohen anlaufen reicht dieses biedere 4-4-2 i m m e r zu einem Erfolg oder Punktgewinn.
3. gegen die Bundesliga-elite wie Bayern,Leipzig,Leverkusen,Dortmund sieht man mit diesem 4-4-2 eher chancenlos aus,meistens Ballverteilung 40:60 und vor allem die Torchancen gehen in Richtung 7:1, 8:2 oder höchstens 9:3,was eigentlich aussichtslos ist gegen Topgegner mit extremer Offensivpower und Pressingpower.
4. nur eine super stabile abwehr und vorne alleinunterhalter Marmoush/Ektike mit ihren
Chancen ist n i e m a l s Bundesligaspitzenfussball,dazu eine nicht vernünftig besetzte rechte Mittelfeldseite (was soll Götze angesichts Knauf,ebimbe,Chaibi,uzun,... rechts?) und die Weigerung ,angestammte,etablierte Kräfte auch spielen zu lassen (Kristensen links Abwehr am MIttwoch?). Und wo sind die wirklich sofort gleichwertigen brauchbaren zwei oder drei Alternativen vor allem auf beiden MF-Flügeln und im Sturm,wenn mal gewechselt werden soll- also insgesamt vier bis sechs gleichwertige Einwechsel-Spieler?
5. mit diesem 4-4-2 und wenigen Chancen kann man witzigerweise trotzdem relativ weit kommen, am saisonanfang wurde ich verlacht,als ich von einer Betonabwehr geredet habe,die uns Punkte retten und sichern wird, ist aber so eingetroffen,bei verletzungsfreier
Besetzung mit Weltklasse-Theate ist diese Abwehr auf hohem Niveau.
6. Die Problemzone ist das Offensivspiel und Umschaltspiel des Mittelfeldes. Die Flügel
sind nicht konsequent mit zwei Topspielern besetzt,die wirklich jedes Spiel angriffswirbel entfachen und Flankengewusel bringen, die Zentrale ist viel zu selten angriffsbeteiligt und
zu torchancenungefährlich. gegen Gegner mit Mittelfeldüberzahl ist dieses 4-4-2 völlig
ungeeignet und muss dann dringend an den Gegner angepasst werden,also 3-5-2 ,3-4-3
oder ähnliches.
7. Die verteilung der Torchancen und Torschüsse ist niemals Spitzenmannschaft entsprechend. Die Ungefährlichkeit des Mittelfeldes limitiert die Aufstiegschancen in der Tabelle und Bundesliga-Leistungshierarchie. International ist dieses 4-4-2 bis zu einem
gewissen Punkt leistungskonkurrierend,aber auf champonsleagueebene spätestens limitiert.
8. Die Heranführung der talente ist mit Gewissheit eine der erfeulichsten Punkte dieser Saison. Auch die Entwicklung der jungen Nachwuchsspieler. Die ungeregelten und nicht korrigierten Leistungsdellen vor allem in der Mittelfeldbesetzung (Flügelpositionen) waren nur bedingt vorauszusehen.
9. Taktisch muss DT unbedingt sich mal irgendwann weiterentwickeln und sein selbtsgewähltes Korsett mit diesem defensivpanzer verlassen,sonst krebst die Mannschaft immer auf der Stelle herum,oberes Bundesligadrittel,platz 5-7,international europaleague
mit starker defensive,wenigen torchancen,wenigen Torschüssen,aber trotzden relativ erfolgreich. Mehr ist mit diesem 4-4-2 nicht drin,vor allem nicht,wenn nicht auf marmoushniveau im Mittelfeld zwei torgefährliche Spieler hinzukommen,also insgesamt
4 gleich torgefährliche.
10. Es wird zumindest wieder ansprechender Fussball gezeigt mit weitaus mehr
emotionalen Fussballtugenden und recht erfrischender angriffsfussball gegen gegner,die
dies zulassen und nicht sehr effektiv angreifen/verteidigen wie die Top-vier der Bundesliga.
Nicht mehr aber auch nicht weniger ist diese Saison drin. Mit DT würde es aber auch nächste Saison nicht mehr.
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