Marco Russ blickt entschlossen nach vorne. Rafft sich die Eintracht im Endspurt auf?

Zwölf Monate liegt es zurück, als die Fans von Eintracht Frankfurt mit bangem Blick die Partie zwischen dem SV Werder Bremen und dem VfB Stuttgart – welches letztlich 6:2 endete – verfolgten. Den Frankfurtern war im Hessenderby gegen den SV Darmstadt 98 zwei Tage zuvor ein echter „Big Point“ im Abstiegskampf gelungen, dennoch waren die Ergebnisse der Konkurrenz freilich nicht unbedeutend. Es war ein physischer und psychischer Kraftakt, den die Mannschaft von Trainer Niko Kovac zu bewältigen hatte. Vier Wochen später gab es dann in der Relegation gegen den 1. FC Nürnberg das Happy End – bis zu diesem 23. Mai musste jedoch gezittert werden.

Ein Jahr später hatte das Team den Klassenerhalt bereits am Samstagabend sicher in der Tasche, obwohl die Begegnung gegen die TSG Hoffenheim noch ausstand. Die vor der Spielzeit als Abstiegskandidat gehandelten Hessen straften ihre Kritiker Lügen, auch die über nervenzerrende Sieglos-Serie konnte den Klub nicht aus der Ruhe bringen. Die Vorzeichen haben sich im Endspurt der Saison mit Blick auf das vergangene Jahr somit komplett verändert: Statt direkt im Abstiegskampf involviert zu sein, kann die Eintracht diesen nun direkt beeinflussen.

Am Samstag kommt der VfL Wolfsburg zu Gast ins Waldstadion. Die Niedersachsen erleben eine rabenschwarze Spielzeit und stecken mit 33 Punkten und einem Torverähltis von 30:49 tief im Keller. Mit prominenten Neuzugängen à la Mario Gomez oder „Kuba“ Blaszczykowski wurde ein Platz im internationalen Geschäft angepeilt, stattdessen steht mit Andries Jonker der dritte Ãœbungsleiter nach Dieter Hecking und Valerien Ismael an der Seitenlinie. Vier Niederlagen erlitten die Wölfe in den vergangenen fünf Partien, gegen den FC Bayern München gab es gar ein 0:6-Debakel. „Es tut sehr weh“, ließ Jonker nach Spielschluss tief blicken und sprach davon, dass dieses Resultat gegen den deutschen Meister „kurzfristig eine unglaubliche Enttäuschung“ sei. Manager Olaf Rebbe räumte ein: „Wir haben unser Torverhältnis, das ein Bonuspunkt für uns war, beschädigt.“

Ratlosigkeit? Hoffnungslosigkeit? Ein Sinnbild für die Krise des Vereins ist der Leistungsabfall des jahrenlangen Leaders Luiz Gustavo. Der Brasilianer spielte gegen die Münchener erneut schlecht, in der Schlussphase entlud sich nach der korrekten Gelb-Roten-Karte der gesamte Frust. Die Spieler mussten den defensiven Mittelfeldmann im Kollektiv zurückhalten, der ansonsten wohl ungebremst auf Schiedsrichter Felix Zwayer losgegangen wäre. Ein unrühmliches Bild und zugleich bereits der achte Platzverweis in dessen Bundesliga-Karriere. Bei einer eigenen Niederlage im Waldstadion droht das Abrutschen auf Rang 16, wenn der Hamburger SV im Duell gegen den 1. FSV Mainz 05 punktet.

Eine Woche später führt die Reise die Eintracht dann zu den Rheinhessen, die mit 33 Zählern ebenfalls tief unten drin stecken. 1:2 hieß es zuletzt im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach, die kurz aufgeflackerte Euphorie nach dem 2:2 in München ist wieder verpufft. Am kommenden Wochenende steht für das Team von Trainer Martin Schmidt das Kellerduell gegen den HSV auf dem Programm. Sollte dieses verloren gehen und die Wölfe zeitgleich in Frankfurt punkten, wäre dies gleichbedeutend mit dem Absturz auf Rang 16. Läuft es also ganz schlecht, könnte das rettende Ufer einen Spieltag vor dem Ende der Saison unerreichbar und womöglich noch der heiße Atem des FC Ingolstadt zu spüren sein.

Neben der noch immer vorhandenen Möglichkeit, in die Europa League einziehen zu können, ist die Tabellenkonstruktion für die Eintracht ein weiterer Grund dafür, bis zum Ende Vollgas zu geben. Ein Auspendeln der Spielzeit könnte im Nachklapp kritisch bewertet werden, außerdem will Kovac nicht mit vier Niederlagen in Folge zum Pokalfinale am 27. Mai gegen Borussia Dortmund reisen. Die Personalsituation drückt jedoch ein wenig auf das Gemüt der Hessen, die letzten Wochen waren intensiv und haben sehr viel Kraft gekostet. „Die Jungs müssen durchpusten. Wir müssen geistige und körperliche Frische kriegen“, sagte der Trainer nach der Partie in Hoffenheim. Immerhin: Mijat Gacinovic kehrt gegen die Wölfe wohl wieder zurück, auch Taleb Tawatha sollte bis dahin wieder fit sein. Nach der Gelbsperre für David Abraham wäre dies umso wichtiger, damit die Option Bastian Oczipka für die Innenverteidigung gezogen werden kann. Ob und wann Andersson Ordonez wieder zur Verfügung steht, ist aktuell noch nicht zu prognostizieren. Kovac wird in den kommenden Wochen einen Mittelweg finden müssen zwischen Anspannung und Erholung. Kein leichtes Unterfangen, aber „einfach“ – so der Kroate – „kann jeder.“

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14 Kommentare

  1. Es ist mir völlig egal ob die Eintracht das Züglein an der Waage im Abstiegskampf ist.
    Ich freue mich, wenn die Eintracht noch die möglichen 9 Punkte einfährt, denn es geht für mich nicht mehr um Europa sondern um die zukünftigen TV-Gelder. Da zählt jeder Tabellenplatz.

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  2. TV-Gelder! Wen könnten wir überholen (Bremen?), wer zieht an uns vorbei (Freiburg?)?

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  3. @Grantler: kann dir leider keinen Link sagen, aber ich meine in dem Interview mit Frankenbach vor ein paar Wochen wäre erwähnt worden, dass es noch folgende Chancen gibt:
    – Wir dürfen höchstens einen Platz hinter Köln bleiben
    – Wir müssen mindestens fünf Plätze vor Augsburg bleiben
    – Mainz steigt ab
    Was wir umgekehrt verhindern müssen, um nicht weiter zurückzufallen, kann ich dir nicht sagen. Aber im Moment ist keine der drei Voraussetzungen erfüllt. Von daher sind das schon sehr wichtige Spiele für die Zukunft des Vereins. Irgendwie müssen wir bis 2020 noch ohne Abstieg überleben, da hilft jedes Milliönchen…

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  4. @DeutzSGE

    Ich denke das Reebok mit 2020 das auslaufen der Stadionmiete meinte.
    Hier wurde ja schon angeregt eventuell das Stadion zu kaufen bzw eine niedrigere Miete auszuhandeln.

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  5. Zünglein an der Waage kann man in der Tat vernachlässigen. „Einfach“ nur noch ein paar Punkte einfahren; mehr nicht! Ich fände es dennoch ganz interessant mal nicht den HSV sondern WOB in der Relegation zu sehen. MZ und Augsburg wünsche ich einen Verbleib in Liga 1. – Auch nächstes Jahr werden zwei direkte Absteiger gesucht …

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  6. @7 (Hooliganverachter): Stuttgart oder Braunschweig oder Union Berlin oder vielleicht Hannover 🙂
    Aber Spass beiseite: Den Stuttgartern und den 96ern traue ich bei Wiederaufstieg schon mehr Konstants zu.

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  7. Wichtig ist ein starker 3. Platz in Liga 2 ! Am besten Stuttgart. Warum? Damit der HSV endlich absteigt ! 😀

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  8. @ 8 … dann sind wir uns ja einig. Die Chance, dass WOB oder HSV mal absteigen könnten, dürfte es nicht so bald wieder geben. Die werden für nächste Saison wie gewohnt Geld in den Kader pumpen, bis es mal wieder mit einer besseren Platzierung klappt. Deshalb wünsche ich mir, dass wir uns in Sachen Abstiegsgefahr mit MZ, Augsburg und den Aufsteigern befassen dürfen.

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  9. OT: Lucas
    Lt. finnischer Zeitung ist der FC Bäh nur ein Gerücht ohne Gehalt. Er würde nicht dahin als nr. 2 hinter Neuer wechseln wollen. Außerdem sagte er, kann es gut sein, dass er den Vertrag mit der Eintracht über 2018 verlängert.
    http://www.is.fi/eurosarjat/art-2000005193149.html
    Zwar nichts Neues, aber dennoch interessant.

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  10. OT; ist der Wechsel von Haris nach Lissabon sicher bzw. offiziell? Also außer einer Sky Meldung?

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