Abstieg mit Hoffenheim und dann zurück zur Eintracht? Dieses Szenario um Pirmin Schwegler (l.) würde vielen SGE-Fans gefallen.
Abstieg mit Hoffenheim und dann zurück zur Eintracht? Dieses Szenario um Pirmin Schwegler (l.) würde vielen SGE-Fans gefallen.
Ist es akute Abstiegsgefahr? Nein! Ist es ein Platz im gesicherten Mittelfeld? Absolut nicht! Die Frankfurter Eintracht hängt nach 17 Zählern aus 17 Spielen in einer gefährlichen Grauzone der Tabelle fest und spürt die namhafte Konkurrenz im Überlebenskampf der Bundesliga dicht hinter sich. Dank des wichtigen 2:1-Sieges am letzten Spieltag der Hinrunde gegen Werder Bremen haben sich die Hessen aber immerhin ein Mini-Polster von drei Punkten Vorsprung verschafft und verfügen somit über eine machbare Ausgangslage, um das Minimalziel Klassenerhalt aus eigener Kraft zu erreichen. Doch die Vereine hinter der Eintracht sind alles andere als zu unterschätzen und theoretisch alle in der Lage, eine Aufholjagd zu starten. Im zweiten Teil des SGE4EVER-Abstiegschecks lest Ihr, was sich im Winter in Stuttgart, Bremen, Hannover und Hoffenheim getan hat und welche Traditionsklubs es am Saisonende erwischen könnte.

15. VfB Stuttgart (22:37-Tore / -15 / 15 Punkte)

Es wäre zu früh, beim VfB Stuttgart von einem echten Turnaround zu sprechen. Fünf Punkte aus den letzten drei Spielen vor der Winterpause bedeuten aber immerhin einen kleinen Lauf, der den Schwaben gerade noch rechtzeitig vor Weihnachten den Sprung aus der Abstiegszone ermöglicht hat. Der VfB hat sich nach dem Trainerwechsel vom eigensinnigen Alexander Zorniger hin zum stillen Arbeiter Jürgen Kramny leicht stabilisiert, wenngleich der Eindruck bleibt, dass Kramny mehr Notlösung als Wunschbesetzung ist. Der etatmäßige VfB-Retter Huub Stevens war halt einfach nicht mehr auf dem Markt. So ist es nun Kramny, der die zahlreichen Baustellen im Schwabenland abarbeiten und erfolgreich schließen muss. Die To-Do-Liste des ehemaligen Mainzers ist dabei nicht gerade kurz und es ist abzusehen, dass der neue Trainer nicht alle Probleme beheben können wird.

Die Stuttgarter starten die Rückrunde mit der Hypothek der schlechtesten Defensive (37 Gegentore), haben auf dem Transfermarkt aber nur im offensiven Bereich gehandelt. Ein Risiko! Die Neuzugänge Robbie Kruse (Bayer Leverkusen), Artem Kravets (Dynamo Kiew) und Kevin Großkreutz (Galatasaray Istanbul) bringen das Potenzial mit, sofort helfen zu können, eine Garantie dafür gibt es freilich nicht. Vielmehr bleiben einige Fragezeichen, vor allem hinter Großkreutz, der ein halbes Jahr gar nicht und in seiner letzten Saison in Dortmund nur sporadisch gespielt hat. Die Generalprobe vor dem schwierigen Start beim 1. FC Köln ging gegen die Würzburger Kickers jüngst mit 1:2 verloren. Nach Köln warten Hamburg und die Eintracht. Der VfB benötigt also eine gute Frühform.

Prognose: Beim VfB wird vieles davon abhängen, ob die Mannschaft die Zahl ihrer Gegentreffer minimieren kann. Offensiv sind die Schwaben im Vergleich zu vielen Konkurrenten im Keller gut besetzt. Spannend wird zu beobachten sein, ob Jürgen Kramny sich als Bundesliga-Trainer etablieren und dem Druck im Umfeld sowie im Abstiegskampf standhalten kann. Stuttgart ist ein Kandidat für die Relegation.

16. SV Werder Bremen (17:32 / -15 / 15)

Der SV Werder Bremen ist vielleicht der Traditionsverein im Abstiegskampf, dem aktuell am wenigsten zugetraut wird – und das zurecht! Die Bremer haben einer guten Saison unter Viktor Skripnik eine ganz schwache Hinrunde folgen lassen und stehen mit nur 15 Punkten und dem schlechtesten Torverhältnis der Liga verdientermaßen auf dem Relegationsplatz. Den Abgang des spielstarken Franco di Santo haben die Hanseaten ebenso wenig kompensieren können wie die Formschwäche ihres Besten, Zlatko Junuzovic. Nach vorne geht beim SV Werder wenig bis nichts und in der Abwehr steht der Tabellen-16. traditionell auf wackligen Beinen.

Im Anbetracht der Lage hätte der Klub im Winter Verstärkungen in allen Mannschaftsbereichen nötig gehabt, doch getan hat sich bis heute wenig. An der Weser ist schlicht und einfach das Geld knapp. Als einziger Neuzugang wurde mit Laszlo Kleinheisler ein ungarischer Probespieler aus dem Trainingslager für das Mittelfeld verpflichtet. Immerhin konnte Verteidiger Assani Lukimya für geschätzte zwei Millionen Euro nach China transferiert werden, sodass davon auzugehen ist, dass in Bremen bis zur Schließung des Transferfensters noch der ein oder andere Spieler präsentiert wird. Auch ohne Neuzugänge verliefen zumindest die Testspiele der Skripnik-Elf ganz ordentlich, einzig eine 1:3-Pleite gegen Erzgebirge Aue trübt den Gesamteindruck.

Prognose: Der SV Werder geht fast unverändert in die Rückrunde, was nach dem schlechten ersten Halbjahr fast schon fahrlässig ist. Hinzu kommt ein beinhartes Auftaktprogramm mit Schalke 04 (A), Hertha BSC (H) und Mönchengladbach (A), das die Situation weiter verschärfen könnte. Trainer Viktor Skripnik ist an der Weser längst nicht mehr unumstritten und muss dringend punkten, will er seinen Job behalten. Alles in allem spricht mehr gegen die Bremer als für sie. Wenn Werder noch gerettet wird, dann nur von einem guten Feuerwehrmann.

17. Hannover 96 (18:29 / -11 / 14)

Die große Aufgabe von Hannover 96 für die Rückrunde ist es, das zu korrigieren, was im Sommer gründlich verbockt wurde. Nach dem Rücktritt von Sportdirektor Dirk Dufner, der vor seinem Abgang im August immerhin noch einige Transfers tätigen konnte, stand der Klub in der wichtigsten Wechselperiode der Saison ohne sportliche Führung da. Während andere Vereine in dieser Zeit sorgsam ihre Kader zusammenstellten, herrschte in Hannover ein Vakuum, das der loyale Trainer Michael Frontzeck klaglos hinnahm. Zwar wurden an der Leine noch neue Spieler präsentiert, doch unter dem Strich schlug kein Neuzugang ein, der Kader scheint willkürlich zusammengewürfelt und Kapitän Lars Stindl konnte nicht mal ansatzweise ersetzt werden. Das Chaos setzte sich fort, indem mit Martin Bader ein Geschäftsführer installiert wurde, den nach seinen Referenzen in Nürnberg wohl niemand mehr für einen Job in der Bundesliga auf dem Zettel hatte. Der Abstiegsplatz zur Winterpause inklusive des Rücktritts Frontzecks war folgerichtig und auf Vorstandsebene um Klubboss Martin Kind hart erarbeitet.

Thomas Schaaf soll Hannover 96 retten.
Thomas Schaaf soll Hannover 96 retten.
Im Winter nun wurde sich angeschickt, im Eilverfahren sämtliche Versäumnisse zu korrigieren. Thomas Schaaf wurde als neuer Trainer präsentiert und Bader, der anfangs eigentlich nicht für den sportlichen Bereich vorgesehen war, verpflichtete gleich fünf neue Spieler. Was auf den ersten Blick nach blindem Aktionismus und großer Panik aussieht, ist bei genauerem Hinsehen Hannovers letzte Chance, dem Abstieg zu entgehen. Dafür müssen von den fünf Neuen aber mindestens drei funktionieren – und das ist ungewiss. Hugo Almeida kommt aus Russland, wo die Saison bereits seit zwei Monaten beendet ist. Spielpraxis: Mangelware! Adam Szalai (Hoffenheim) sucht seit Jahren nach seiner Form, Marius Wolf (1860 München) hat Talent, muss sich aber in der 1. Bundesliga erst noch beweisen. Iver Fossum (Norwegen) und Hotaro Yamaguchi (Japan) sind gänzlich unbeschriebene Blätter. Die 0:2-Testspielpleite gegen den VfB Stuttgart hat außerdem gezeigt, dass Hannover vor einem langen, steinigen Weg steht.

Prognose: Der gute Name des neuen Trainers ist das Einzige, was in Hannover für eine Besserung spricht. Thomas Schaaf allein wird es aber nicht richten können und so sind die Niedersachsen darauf angewiesen, dass die Neuzugänge einschlagen. Geht das Auftaktspiel gegen Darmstadt verloren, wird die Aufgabe noch schwieriger. Hannover wird bis zum letzten Spieltag zittern müssen und hat dann ein Problem: Zum Abschluss geht es in die Allianz Arena. Sollte die Liga gehalten werden, dann am ehesten über die Relegation.

18. TSG 1899 Hoffenheim (17:25 / -8 / 13)

Die TSG Hoffenheim hat in der gesamten Hinrunde nur zwei Spiele gewinnen können, dürftige 13 Punkte gesammelt und ist als Tabellen-18. trotzdem noch ganz dick im Geschäft. Grund dafür ist einzig und allein die Schwäche der Konkurrenz. So ist es bislang auch noch zu verkraften, dass der Trainerwechsel von Markus Gisdol zu Huub Stevens objektiv rein gar nichts gebracht hat. Woran der tiefe Fall der TSG liegt, ist eines der ungeklärten Rätsel der Hinserie. Der Kader ist nominell gut besetzt, die Nachwuchsarbeit des Anti-Traditionsvereins wird deutschlandweit gelobt und der Klub verfügt über die nötigen finanziellen Mittel, Spieler zu verpflichten, die für andere Abstiegskandidaten unerschwinglich sind. Bestes Beispiel: Eduardo Vargas. Was fehlt, sind mit Teamgeist und Leidenschaft allerdings die Fundamente einer jeden Mannschaftssportart. Zwei Dinge, die nicht käuflich sind und auch nur selten durch Trainerwechsel hervorgerufen werden.

Im Winter nun waren die Kraichgauer trotz ihrer Möglichkeiten erstaunlich zurückhaltend. Mit Andrej Kramaric wurde aber immerhin ein Angreifer vom englischen Überraschungsteam Leicester City ausgeliehen. Weitere Transfers nicht ausgeschlossen. In ihren Testspielen blieben die Hoffenheimer ungeschlagen, wenngleich die ganz großen Gegner nicht bespielt wurden. Mit Bayer Leverkusen (H) und Bayern München (A) warten die dafür gleich zum Rückrundenstart, was keine gute Ausgangslage für einen Tabellenletzten ist. Huub Stevens wird seine ganzen Qualitäten als Feuerwehrmann ausschöpfen müssen, um das „Projekt Hoffenheim“ in der Bundesliga zu halten.

Prognose: Ganz Fußball-Deutschland würde von allen Kandidaten wohl am ehesten der TSG den Abstieg gönnen, zumal mit RB Leipzig ein ähnliches Konstrukt vor dem Aufstieg ins Oberhaus steht. Genau deshalb werden die Kraichgauer aber den Klassenerhalt schaffen. Ähnlich wie beim HSV in den vergangenen zwei Jahren wird der Fußballgott im Klassenkampf der Bundesliga erneut mit Abwesenheit glänzen. Hinzu kommt, dass Hoffenheim vom Papier her über einen ordentlichen Kader verfügt und andere Vereine wesentlich schwächer aufgestellt sind.

Und die Eintracht ???

Im Gegensatz zum letzten Abstieg im Jahr 2011 haben die Hessen in diesem Winter die Zeichen der Zeit erkannt und gehandelt. Die Neuzugänge sorgen für frischen Wind und vor allem für einen härteren Konkurrenzkampf. Dank Marco Fabian und vor allem Szabolcs Huszti besteht zudem die berechtigte Hoffnung, dass die Lücke im linken offensiven Mittelfeld geschlossen werden konnte. Mit Mijat Gacinovic drängt sich in der Offensive eine weitere Alternative auf. Dennoch hat die Vorbereitung gezeigt, dass es in Frankfurt nach wie vor an einem klaren System und einer eingespielten Stammformation fehlt. Hier haben Mannschaften wie Ingolstadt oder Augsburg gegenüber der SGE einen klaren Vorteil. Dieser Rückstand muss schnellstens aufgeholt werden, ansonsten droht eine lange Zitterpartie. Auch die Pläne Armin Vehs, es erneut mit einem offensiven Stil zu versuchen, birgen ein Risiko, nachdem dieser Ansatz bereits in der Hinrunde gescheitert ist.

Prognose: Die Eintracht wird nicht absteigen, da es – sollten keine Wunder geschehen – drei schlechtere Mannschaften im Abstiegskampf gibt. Dennoch werden die Nerven der Fans bis in die Endphase der Saison auf eine harte Probe gestellt, da Armin Veh immer noch den Eindruck erweckt, auf der Suche nach einem passenden System für sein Team zu sein. Es ist daher nicht unwahrscheinlich, dass auch in der zweiten Saisonhälfte am Main wieder viel experimentiert wird. Sollte im Wintertrainingslager allerdings an der Fitness gearbeitet worden sein und findet die Achse Zambrano, Stendera, Hasebe, Meier, Seferovic zu ihrer Form, steht dem Klassenerhalt nichts im Weg.

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2 Kommentare

  1. Gerade die Info erhalten:

    75.000 Euro Geldstrafe, Block 40 beim Vfb Spiel gesperrt und keine Gästefans beim Darmstadt Spiel. Sowie ein Spiel mit Teilausschluss auf Bewährung. Wäre heftig…

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  2. wisst ihr was ihr in eurer prognose vergessen habt zu erwähnen…
    wir suchen nach einem passenenden system… anbstimmung fehlt also diesbezüglich im moment.
    was aber schwerer wiegt , wir haben in der abwehr derzeit die grössten probleme, sollten wir dies mit einer effektiven offensive kompensieren können, ist alles gut, funktioniert dies nicht ist eine schwache abwehr der absolute genickbruch im abstiegskampf…

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