Kickten gute drei Jahre gemeinsam für die SGE: Sebastian Rode und Sonny Kittel.
Kickten gute drei Jahre gemeinsam für die SGE: Sebastian Rode und Sonny Kittel.

Zeiten, in denen Profifußballer bei einem Verein quasi das Laufen lernten und im selben Klub nach einer erfüllten Karriere die Fußballschuhe an den Nagel hängten, sind lange vorbei. Fußballromantiker erinnern sich dennoch gerne an die Körbels, Nikolovs, Bindeswalds und Schurs bei der Eintracht und trauern diesen Zeiten immer mal wieder nach. Vor allem dann, wenn ein Eigengewächs und Publikumsliebling kurz vor dem Absprung steht, wie es aktuell die Personalie Sonny Kittel betrifft. Es soll Unstimmigkeiten zwischen dem 23-Jährigen und Niko Kovac nach dem Relegationshinspiel gegen Nürnberg gegeben haben, die letztendlich den Ausschlag dafür gaben, dass die SGE sich von dem offensiven Mittelfeldspieler trennen beziehungsweise dessen auslaufenden Vertrag zu Saisonende nicht verlängern will.

Als dies Mitte der Woche bekannt wurde, kamen unter den Fans sofort hitzige Diskussionen auf. „So eine Entscheidung ist absolut inakzeptabel, er hat sich nach jedem Rückschlag zurück gearbeitet und hat es verdient bei uns zu bleiben“, schrieb ein User bei Facebook und ein anderer meinte:Ich sags mal so: Wenn die Eintracht sich von Kittel trennen will, spricht das nicht zwangsläufig gegen Kittel. Tosun, Kempf, Bell und andere lassen grüßen.“ Letzterer Kommentar trifft wohl bei vielen Anhängern einen Nerv. Denn immer wieder kommt die Frage auf, weshalb es der Eintracht nicht gelingt, solche Talente aus der eigenen Jugend längerfristig aufzubauen und an den Verein zu binden. Die Liste an Beispielen lässt sich leicht erweitern. Ob der Wechsel zu einem anderen, meist vermeintlich besseren Verein für die jungen Spieler der richtige Weg war, sei einmal dahingestellt. SGE4EVER.de deshalb einmal nachgeschaut, was aus den Eigengewächsen Marko Marin, Patrick Ochs, Marc-Oliver Kempf und Co. wurde und warum Eintracht Frankfurt sie hat ziehenlassen. 

  • Marc-Oliver Kempf

Zeit bei Eintracht Frankfurt: Der heute 21-jährige Innenverteidiger spielte seit der U17 bei Eintracht Frankfurt und war dort Stammspieler. Nachdem er auch die A-Jugend des Vereins erfolgreich durchlief und bei der damals noch vorhandenen U23 überzeugte, gelang ihm schließlich 2012 der Sprung in die Profimannschaft. Sein Bundesligadebut gab der gebürtige Hesse bei der 1:3-Niederlage im Heimspiel gegen den 1. FSV Mainz 05 im November 2012. Er kam sogar zu einem 90-minütigen Einsatz im Europapokal beim Spiel in Bordeaux.

Wechsel zu: Zur Saison 2014/15 wechselte Kempf für 800.000 Euro zum SC Freiburg

Grund für den Wechsel: Im Winter der Saison 2013/14 holte die Eintracht Alexander Madlung und setzte dem jungen Kempf somit einen erfahrenen Innenverteidiger vor die Nase. Das Talent konnte sich langfristig auf der Position nicht durchsetzen, weshalb er sich nach einer neuen Perspektive umschaute.

Wechsel war die richtige Entscheidung: Ja. Kempf hat mit dem Wechsel in den Breisgau alles richtig gemacht. In der abgelaufenen Saison, die der SC Freiburg als Zweitligameister abschloss, kam Kempf auf 30 Einsätze.

  • Marko Marin

Zeit bei Eintracht Frankfurt: Der im bosnischen Bosanska Gradiška geborene Marin wuchs in Frankfurt-Liederbach auf und kam als Siebenjähriger in die Jugend von Eintracht Frankfurt. Neun Jahre spielte er für die SGE, bevor er sich im Alter von 15 Jahren Borussia Mönchengladbach anschloss.

Grund für den Wechsel: Es hält sich hartnäckig das Gerücht, dass der Übergang von Marin in den Profibereich daran gescheitert sei, dass ihn die Trainer und Betreuer der Eintracht für zu klein und zu schmächtig erachtet und das in ihm schlummernde Potenzial nicht erkannt hätten.

Wechsel war die richtige Entscheidung: Ja. Marin absolvierte kurz nach seinem 18. Geburtstag sein erstes Bundesligaspiel für dei Fohlenelf (gegen Eintracht Frankfurt), wurde mit 19 Jahren Nationalspieler, wechselte mit 20 Jahren zu Werder Bremen und mit 23 zum FC Chelsea. Danach geriet seine Karriere ins Stocken; bei den Engländern konnte er sich nicht durchsetzen und wurde immer wieder verliehen. Zuletzt stand er in der türkischen  Süperlig bei Trabzonspor unter Vertrag.

  • Cenk Tosun

Zeit bei Eintracht Frankfurt: Der gebürtige Wetzlarer kam als Sechsjähriger zur Eintracht, nachdem er zuvor bei der SG Praunheim und SV 07 Raunheim das Fußballspielen erlernt hatte. 12 Jahre lang spielte er für die Nachwuchsteams der Adlerträger und wurde in alle Jugendnationalmannschaften berufen. Für die zweite Mannschaft der SGE lief er von 2008 bis 2010 insgesamt 17-mal auf und erzielte dabei zwölf Tore. Für die Profis der Eintracht kam er nur einmal, am letzten Spieltag der Saison 2009/10 zum Einsatz, als er eine Viertelstunde vor Schluss für Martin Fenin eingewechselt wurde.

Grund für den Wechsel: Der damalige Eintracht-Trainer Michael Skibbe hatte Tosun deutlich zu verstehen gegeben, dass er in der Stürmer-Hierarchie hinter Theofanis Gekas, Ioannis Amanatidis, Martin Fenin und Halil Altintop keine Chance habe. Obwohl Eintracht-Boss Heribert Bruchhagen ihm eine Vertragsverlängerung angeboten hatte, entschied sich Tosun für einen Wechsel.

Wechsel war die richtige Entscheidung: Ja. Tosun entschied sich im Alter von 20 Jahren, einen Neuanfang zu wagen und wechselte zu Gaziantepspor, einen Verein in Südostanatolien. Bis 2014 traf er in 115 Spielen 44-mal und wurde dadurch für größere Vereine interessant. 2013 berief ihn Trainer Fatih Terim erstmals für die türkische Nationalmannschaft. Im Sommer 2014 wechselte Tosun zu Besiktas Istanbul und wurde in diesem Jahr türkischer Meister.

  • Sebastian Rode

Zeit bei Eintracht Frankfurt: Als ein richtiges „Eigengewächs“ kann Sebastian Rode aus Frankfurter Sicht zwar nur schwerlich bezeichnet werden. Schließlich legte er seinen fußballerischen Grundstein beim Rivalen in Offenbach. Zur Saison 2010/11 wechselte der gebürtige Südhesse von den Kickers auf die andere Mainseite nach Frankfurt. Für die Eintracht bestritt er 61 Erst- und 33 Zweitligaspiele. Seine erste Saison bei der SGE verlief anders als erhofft. Er verpasste die komplette Hinrunde wegen eines Knorpelschadens im Knie. In der folgenden Zweitligasaison entwickelte er sich zu einer unverzichtbaren Größe im Frankfurter Mittelfeld. Noch heute, zwei Jahre nach seinem Wechsel zum FC Bayern, behaupten einige nicht ohne Grund, dass die Eintracht seinen Abgang nie richtig kompensieren konnte.

Grund für den Wechsel: Rode entwickelte sich in kurzer Zeit bei der SGE zu einem wichtigen Führungsspieler und war sich seiner Position innerhalb der Mannschaft bewusst. Er wollte mehr. Er wollte den Sprung in die Nationalmannschaft schaffen und war sich sicher, dass ihm dies nicht gelingt, wenn er in Frankfurt bleibt. Schon Monate vor Saisonende stand 2014 fest, dass er ablösefrei zum deutschen Rekordmeister wechseln wird.

Wechsel war die richtige Entscheidung: Jein. Im Vorfeld wurde Rode ein ähnliches Schicksal prophezeit, wie es einst Christoph Preuß bei seinem Wechsel nach Leverkusen oder Marco Russ nach Wolfsburg ereilte. Beide packten es bei den Spitzenteams nicht, saßen mehr auf der Bank als das sie spielten und kamen schließlich geläutert nach Frankfurt zurück. Ganz so schlimm erging es Rode in München dann jedoch nicht. In seinem ersten Jahr in der bayerischen Landeshauptstadt durfte er immerhin 23 Mal in der Bundesliga und sieben Mal in der Champions League ran. In der gerade abgeschlossenen Spielzeit lief es dann allerdings nicht mehr ganz so rund, weshalb der 25-Jährige nun wahrscheinlich für rund 15 Millionen Euro nach Dortmund wechseln wird.

Morgen erfahrt ihr, wie es Jermaine Jones, Patrick Ochs und Co. nach deren Wechsel ergangen ist.

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8 Kommentare

  1. Kittel hat sich ja wohl durch sein verhaltn in den relegationsspielen ins Aus geschossen. Wenn er beim Rückspiel wirklich blau gemacvht hat, ist das nicht nachvollziehbar. Er kam 2011 in den Profikader. 5 Jahre später ist er auch bedingt durch die Verletzungen immer noch ein Talent und kein fertigr Spieler. Und dann rumzicken, weil der trainer in der Relegation auf andere baut? Geht nicht.

    Zu Lindner: Wenn er ne gute Ablöse bringt, vollkommen okay. gute backup-Torhüter finden wir sicher.

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  2. Diese ganzen Talente, die wir derzeit haben, könnten alle in der U23 spielen und sich somit Spielpraxis für die 1. Liga holen. Nun werden Spieler verliehen ohne schnell auf sie zugreifen zu können. In meinen Augen ein Fehler die U23 aufzulösen, wenn man den Verein als „Ausbildungsverein“ groß aufziehen will. Da zerstörte man sich selbst das Fundament.

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  3. Sehe es ebenfalls als Fehler.
    Sich von denen zu trennen, die aus der eigenen Jugend kommen.
    was für ein Signal an die Jungs im Leistungszentrum!

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  4. Liebe SGE4Ever Redaktion, allen vorran in Person von Nadine (da ich nicht weis ob Ralf beim letzen Artikel der mir ähnlich sauer aufgestossen ist auch involviert war.:

    Seit gut einem halben Jahr ist die journalistische Qualität die diese Seite bislang ausgezeichnet hat mehr und mehr flöten gegangen und es wird in schon fast subtiler Natur ein fader Beigeschmack den Artikeln beigemischt. Es war bei der Personalie Bobic bereits in der Berichterstattung zu sehen das unsauer recherchiert wurde und viele „Gerüchte“ als faktische Tatsachen dargestellt wurden. Was aber hier zum Thema Marko Marin geschrieben wurde finde ich zu einseitg und sorgt nur dafür das mal wieder innerhalb der Fans ein Groll gegen die Scouting Abteilung oder das Trainerteam führen soll.

    Der Wechsel von Marko Marin damals war sehr unsauber seitens der Familie Marin durchgeführt (so wurde u.a. der Wechsel erst in aller letzer Sekunde durch ein Einschreiben an die SGE bekannt gegeben und es konnte seitens der SGE nichts mehr unternommen werden.). Auch wurde mehrfach von offizieller Seite bestätigt das Marin (Damals Jugend-Nationalspieler) gehalten werden sollten. Das zufälligerweise ein gewisser Rado Marin einen Job im Verein Gladbach bekommen hat als der Wechsel des jugen Marko stattfand kann jeder für sich selber interpretieren. Hier kann man höchstens fahrlässigkeit seitens de SGE vorwerfen nicht das zusätzliche Geld in die Hand genommen zu haben um den Entscheidungsträger der Familie Marin „auf Ihre Seite“ zu ziehen. Aber hier sehe ich parallel zu den Itter-Jungs. Warum soll man für ein potentielles Talent in dem Alter schon tausende von Euro investieren. Was ist mit den anderne 23 Jungs in der B-Jugend und deren Familie? Soll man denen allen Jobs etc. geben? Und btw. als ein gewisser Marin von BMG nach Bremen wechselte bekam die Bremer Scouting Abteilung zuwachs in Form eines gewissen Rado Marins…

    Daher, die bitte. Entweder kennzeichnet die Artikel als Meinung und maskiert nicht das wilde Gerüchteverbreiten als „recherchierten Artikel“ oder investiert wenigstens 5 min mehr Zeit um die wildesten Gerüchte ansatzweise zu belegen..

    Quelle 1 mit Aussage von Armin Kraatz zum Thema Marin:https://www.op-online.de/sport/eintracht-frankfurt/marin-interessant-aber-noch-teuer-3664921.html

    Quelle 2 zwecks Job für Marins Vater: http://www.kreiszeitung.de/werder-bremen/marins-vater-erhaelt-scouting-abteilung-465796.html

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  5. @4 alpi: Genau meine Meinung. Mit Tosun und Kempf sieht man, dass nicht jeder direkt nach der U19 den Sprung in den Profikader schafft und sich doch weiterentwickeln. Bei Kempf seh ich den Verlust als verschmerzbar an – gerade auch weil wir auf der Position gut besetzt sind. Tosun hätte es (unter nem ordentlichen Trainer) zumindest an Altintop und Fenin vorbeischaffen müssen…..Rode gehört für mich nicht in die Liste (steht ja auch so ähnlich drin), da er weder für die Jugend noch für die U23 gespielt hatte. Dass das Scheitern von Marin bei uns an seiner physischen Verfassung lag hab ich in der Tat schon öfter gelesen. Hier kann man vielleicht zumindest den Vorwurf hegen, dass man nicht mit allen Mitteln versucht hat ihn zu halten aber was hat man bei nem 18 jährigen für Argumente – vor allem wenn die Sache auf Ebene der Eltern so link abgelaufen ist wie von 7 beschrieben.
    Also Fredi – fang an wieder ne U23 aufzubauen. Schon alleine die Ablöse für Kempf hätte diese wieder für ein Jahr finanziert.

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