SeifertBis Sommer 2017 läuft der aktuell gültige Fernsehvertrag, der den 18 Bundesligisten insgesamt 2,51 Milliarden Euro über vier Jahre beschert, noch. Dann stehen die neuen schwierigen Verhandlungen für den alleinigen DFL-Boss Christian Seifert an. Der gebürtige Rastätter kennt die ewige Diskussion darüber, wie man die Gelder noch gerechter verteilen könnte. Besonders Heribert Bruchhagen, der Vorstandsvorsitzende von Eintracht Frankfurt, mahnt und warnt wo er nur kann. Vor allem die Werks- oder Retortenclubs, wie der VfL Wolfsburg, die TSG Hoffenheim, Bayer Leverkusen, FC Ingolstadt und höchstwahrscheinlich auch bald RB Leipzig, würden dafür sorgen, so Bruchhagen bereits 2013, dass Traditionsvereine wie der 1. FC Köln, 1. FC Kaiserslautern oder auch die Hessen „um drei Plätze zurückgeschoben“ werden – „bis in die zweite Liga.“ Schon lange wird also darüber gerätselt, wie die Traditionsvereine gefördert und die Werksclubs etwas zurückgedrängt werden könnten. Seifert hält nicht viel von diesen Argumenten: „Wer Tradition als Argument propagiert, meint in Wahrheit die Klubs mit großer Fanbasis. Das ist legitim„, versteht der 46jährige einerseits im Kicker, andererseits aber schiebt er nach: „Dann muss man so fair sein und sagen, dass eines Tages auch RB Leipzig zu den Klubs mit hohem Fanpotenzial gehören kann.“ Es sei doch, so der mächtige Mann am Schalthebel der Gelder, Tatsache, „dass einige Traditionsvereine auch am Ende der Geld-Tabelle stehen würden, wenn man Reichweite, Fanpotenziale und anderes für die Verteilung heranziehen würde.“

Seifert peilt indes an, dass im April 2016 die Ausschreibung für die TV-Geld-Verteilung ab der Saison 2017/18 abgeschlossen sein wird. „Spekulationen über Mehrerlöse waren in der Vergangenheit müßig und sind es auch dieses Mal“, so der DFL-Boss deutlich. Jedoch wird gerade in Zeiten, wo die Premiere League einen milliardenschweren Abschluss unter Dach und Fach gebracht hat, mehr erwartet. Die Klubs erhoffen sich, wie der Kicker berichtet, Mehreinnahmen von gut 300 Millionen Euro pro Saison. „Wir werden versuche, aus unseren Marktgegebenheiten das Beste zu machen„, baut der Hauptverantwortliche der DFL keine Luftschlösser. Bis zum Ablauf des bestehenden Vertrages aber sieht Seifert keinen weiteren Diskussionsbedarf bezüglich des Verteilungschlüssels. Bruchhagen jedenfalls hat seine Konsequenzen schon gezogen und zieht sich in knapp einem Monat, ab dem 1. Juli aus dem Ligavorstand, zurück. Die Begründung: Der 66jährige sei in der Vertretung der Interessen des Mittelstandes und der kleineren Vereine machtlos gewesen und habe im Vorstand kein Umdenken bewegen können. Seifert kann dieser Erklärung jedoch nicht zustimmen. „Das wäre auch ein Affront gegen sämliche andere Mitglieder im Ligavorstand. Zum einen vertreten Helmut Hack und Ansgar Schwnken als gewählte Zweitliga-Repräsentanten genauso wie Harald Strutz, der als Vizepräsident von der 2. Liga vorgeschlagen wurde, durchaus den Mittelstand, persönlich und inhaltlich„, echauffiert sich der DFL-Boss. Es sei, so Seifert scharf, die Selbstwahrnehmung Bruchhagens, wenn er sich als alleiniger Kämpfer für das Recht der Kleinen sehe. Auch den Vorstandsmitgliedern des FC Bayern München oder Borussia Dortmund dürfe man nicht unterstellen, „dass sie alle gegen Interessen von kleineren Klubs und der 2. Liga handeln würden.“

bruchhagenSeifert führt an, dass beispielsweise künftig der Solidarbeitrag der Champions League, „immerhin ein hoher einstelliger Millionenbetrag„, ausschließlich an die Leistungszentren der 2. Liga ausgeschüttet werde. Der Ligavorstand, betont Seifert, habe das Gesamtbild beider Ligen vor Augen. Der aktuelle Verteilungsschlüssel, es erfolgt eine Spreizung von 2:1 zwischen dem Rangersten und dem Rangletzten der Fernsehgeldertabelle, sei im Jahr 2012 von einer Arbeitsgruppe entwickelt worden, „die ich selbst moderiert habe und der Heribert Bruchhagen angehört hat.“ Dieser Schlüssel wurde einstimmig und ohne Gegenstimmen oder Enthaltungen im Protokoll beschlossen. „Seitdem gilt dieser Schlüssel und niemand, auch nicht Herr Bruchhagen, hat bisher einen Alternativvorschlag gemacht oder einen Änderungsantrag gestellt„, wehrt sich der Baden-Württemberger gegen die oft sehr harten Worte des Frankfurter Vorstandsvorsitzenden und schiebt noch nach: „Wenn ich ein Entscheidungsgremium verlasse, um außerparlamentarisch eine gewisse Position einzunehmen, so hat das noch keine Sache wirklich weitergebracht.“ Es scheint nicht so, als sei das letzte Wort in dieser Angelegenheit gesprochen.

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11 Kommentare

  1. Der Seifert hat es erkannt. Wenn Leipzig genügend Fan-Potential bzw. Einschaltquote hat, dann ist es auch legitim, dass sie davon profitieren. Daher wäre eine Mischung aus Tabellenplatz und Einschaltquote der Spiele mit Beteiligung des Vereins meines Erachtens am gerechtesten. Die Verteilungsschlüssel könnten dabei ja beibehalten werden.

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  2. Es sagt uns erstens dass die Meinung Bruchhagens auch außerhalb des „Entscheidungsgremiums“ für Seifert zu wichtig um darüber öffentlich zu antworten. Er bezieht Stellung zu dem Argument, dass Traditionsvereine aufgrund des höheren Fanaufkommens mehr Gelt aus dem Topf zustehen. Zurzeit wird es meiner Ansicht nach noch so geregelt, dass die Verein aufgrund der Fünfjahreswertung von Bundesligaplatzierungen und somit lediglich sportlicher Kriterien bei den Verteilungen der TV Gelder berücksichtigt werden. Ein Bundesligaspiel von Traditionsvereinen wie der Eintracht oder bspw. Bremen sehen bei Sky im Schnitt viel mehr zu als bei Spielen mit Beteiligung von den neuen Finanzstarken Vereinen wie Wolfsburg und Leverkusen oder auch Hoffenheim. Darum geht es im Endeffekt. Bruchhagen will, dass das Prinzip „Nachfrage reguliert den MArkt“ auch bei der Verteilung des Geldes eine Rolle spielen soll. Das Argument, dass eines Tages Leipzig genauso viele Fans haben könnte, mag ja stimmen, aber zurzeit besteht jedenfalls noch kein bundesweites Interesse an deren Spiele.

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  3. Genau so habe ich es doch auch formuliert. Wenn Leipzig genauso viel Fernsehzuschauer motivieren kann einzuschalten wie die Eintracht, dann würden sie in diesem Ranking auch gleich behandelt werden. Das wäre nur fair. Natürlich müsste dafür die bisher gängige Praxis überarbeitet werden. Hier würde ich vorschlagen jeweils zur Hälfte die bisherige Platzierungen in der Fünfjahreswertung und das neu aufzunehmende Fernsehzuschauerranking einzubeziehen.

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  4. Seifert hat Recht : wenn ich etwas verändern will, dann mache ich das am Besten innerhalb des Systems und als Mitglied des Entscheidungsgremiums.
    Ich denke, der Austritt aus dem Vorstand der DFL war von HB eine Kurzschlussreaktion und steht irgendwie in Verbindung mit den Querelen bei der Eintracht.
    Schlau war es jedenfalls nicht.
    @ alpi hat schon Recht, der von Herrn Bender „angedeutete“ Sponsor, gern auch in der „Tradition“ von HB würde sehr, sehr weiterhelfen.

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  5. Seifert hat gut reden. Aus seiner arroganten Sichtweise diskreditiert er die durchaus nachvollziehbaren Argumente Bruchhagens. Tradition versinkt aufgrund finanzieller Ohnmacht gegenüber den Geldclubs in Liga 2 und darunter. Irgendwann treten dann in der BL überwiegend Werks- und Konzernmannschaften an. Bruchhagen wird dem deutschen Fußball fehlen, nicht nur der Eintracht.

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  6. @ babenhaeuseradler

    endlich du hast es kapiert – geld regiert die welt – wer keins hat, steigt ab.

    da bringen uns die ganzen fans auch nichts – wir könnten auch einen spendenaufruf machen, bei dem jeder mindestens 10€ spenden kann. wäre interessant was da zusammen kommt…

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  7. zu king8

    wenn du die Message, verstanden haben solltest…, dann würde dir was besseres einfallen, als mit Phrasen zu antworten. Dafür müsstest du eigentlich 3 € zahlen. Sorry, dass ich mich dann für dich doch nicht klar genug ausgedrückt habe. Im Prinzip geht es darum, dass Bruchhagen zu Recht vor ungünstigen Einflüssen warnt, leider ungehört. Ich weiss ja nicht, ob du dich vielleicht auch schon mal über andere Ligen informiert hast…
    In der kapitaldominierten englischen Liga können sich die „normalen“ Fans keine karte mehr kaufen und schauen sich die Spiele in den Pubs in Stadionnähe an.

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  8. Dem Seifert ist es doch völlig egal, was mit den Vereinen passiert, Tradition kann man sich aufbauen. In 15 Jahren interessiert es keinen mehr.

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  9. Seifert ist der Blatter der DFL.Oder wie kommt der Schulden HSV immer wieder an die Lizenz? Korruption !!!

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  10. Übrigens heißt der Ort Rastatt….es sei denn, Herr Seifert ist wirklich auf einer Raststätte zur Welt gekommen 😉

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