Timothy Chandler sehnt die Fanrückkehr herbei. (Foto: Heiko Rhode)

Es ist kurz nach halb 12, als plötzlich Jubel auf dem Trainingsplatz im Deutsche Bank Park aufbrandet. Ein Tor ist gefallen. Evan N’Dicka hat es erzielt. Das morgendliche Training ist da schon beendet, als der Franzose von der Eckfahne des einen Spielfeldes mit dem Außenrist ins Tor des benachbarten Spielfeldes getroffen hat. Es ist ein kleiner Spaß nach dem Training, den sich eine handvoll Spieler liefern. Eine Woche sind die Adler inzwischen unter dem neuen Übungsleiter Oliver Glasner in der Saisonvorbereitung und die Stimmung ist gut, wie Timothy Chandler im Anschluss ans Training den anwesenden Journalisten berichtete. “Wir hatten eine lange Pause diesmal, sind froh wieder auf dem Platz und zusammen zu sein, vor allem viel mit dem Ball zu machen”, erzählt der Routinier. Im Fokus stand am Donnerstag das Angriffs- und Umschaltspiel. Immer wieder unterbricht Glasner, gibt lautstarke Kommandos. “Er erklärt uns das System, wie wir anlaufen und verteidigen sollen. So kriegt jeder das in den Kopf rein und weiß, was er zu tun hat”, ist Chandler überzeugt.  

Fan-Rückkehr: „Wird ein unbeschreibliches Gefühl“

Glasner will mit der Eintracht noch unberechenbarer werde. Das beinhaltet auch das taktische System. Dazu passt, dass in den ersten Tagen sowohl die Viererkette als auch Elemente der zuletzt unter Adi Hütter bevorzugten Fünferkette trainiert wurden. “4-4-2 können wir auch auf jeden Fall spielen”, ist sich Chandler, der seinen Vertrag jüngst bis 2025 verlängert hat, sicher. Auch Theorieeinheiten mit Videoschulungen gehörten dazu, so der gebürtige Wetterauer. Am Samstag steht dann das erste Testspiel gegen den SV Wehen-Wiesbaden an. “Da wollen wir die Sachen aus dem Training natürlich umsetzen, das wird der Hauptschwerpunkt”, gibt Chandler die Marschroute vor. 

Dann noch ohne Zuschauer. Doch beim Saisonstart am 14. August gegen Borussia Dortmund sollen bis zu 25.000 Fans wieder zurück in die Bundesliga-Arenen kommen können. So richtig glauben kann es der 29-fache US-Nationalspieler noch nicht. “Ich warte bis zum Tag an dem das Spiel stattfindet und um 15.30 Uhr wirklich auch 25.000 Zuschauer drin sind”, so Chandler. Bis dahin regiert die Vorfreude: “Das wird ein unglaubliches Gefühl sein, wenn das Stadion voll ist, der Kessel brennt, man Leute schreien hört. Das wird wie ein erstes Bundesligaspiel, weil es eine sehr lange Zeit ohne Fans war.” Doch zugleich sprach der 31-Jährige auch seine Verwunderung darüber aus, wenn er die Bilder der EM betrachtet. “Man war fast ein bisschen geschockt. Wir haben bis zum Ende der Saison ohne Fans gespielt, jetzt waren plötzlich 70.000 da. Da denkt man okay, wie geht das?” 

“Wir sind eine große Familie“

Doch bis zum ersten Saisonspiel warten noch schweißtreibende Einheiten, bei der die Mannschaft zusammenwachsen soll. Doch beim Thema Integration macht sich “Timi”, wie er von seinen Teamkollegen gerufen wird, keine Sorgen: “Wir sind eine große Familie, das werden wir auch bleiben.” Christopher Lenz habe ihm gegenüber bereits geäußert, dass er sich schon fühle, als sei er lange dabei – so gut sei er vom neuen Team aufgenommen worden. Und wenn die vielen Jungspunde nicht spuren, schreitet der dienstälteste Adler auch mal persönlich ein. “Ab und zu muss ich mal ein bisschen schauen, dass sie ihre Schuhe anständig ausziehen und nicht so viel dreckig machen”, erzählt er schmunzelnd über die vielen Jungspunde im Eintracht-Training. “Dann gibt’s mal ein paar hinter die Löffel. Dann ist auch wieder okay”, grinst der 31-Jährige augenzwinkernd. 

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