Bruno Hübner erwartet eine veränderte Fußball-Landschaft nach der Fußball-Pandemie.

Ungewisse Vertragssituationen, stillgelegte Vertragsverhandlungen und kaum Planungssicherheit bezüglich der kommenden Saison was die Transfers angeht: Die derzeitige Zeit ist alles andere als leicht für die Manager, Sportvorstände und Sportdirektoren in der Fußball-Bundesliga. So auch für Eintracht-Sportdirektor Bruno Hübner, der in einem Interview mit der Eintracht einen Einblick in das derzeitige Leben der SGE gab.

Dabei betonte Hübner, dass Abstand und Hygiene derzeit sowohl im privaten als auch im geschäftlichen Bereich das A und O seien. Hier sei die Eintracht aber bestens aufgestellt: „Unsere medizinische Abteilung unter der Leitung von Prof. Dr. Pfab macht einen hervorragenden Job. Die Corona-Pandemie ist ein dynamischer Prozess, in dem Prof. Dr. Pfab und sein Team uns vom ersten Tag bis heute mit Informationen, Aufklärungen und neusten Erkenntnisse unterstützen. Die Auflagen der DFL [Deutsche Fußball Liga; Anm. d. Red.] haben wir durch den ersten Coronafall bei uns demnach schon früh umgesetzt, von Händewaschen, Desinfektionsmaßnahmen und Abstand halten.“ Dabei sei es auch für die Spieler wichtig, die Kontakte so weit wie möglich zu minimieren, wobei die Eintracht gerne helfe. „Die Spieler sollen zudem so wenig soziale Kontakte wie möglich haben. Das unterstützen wir beispielsweise, in dem wir die Spieler und ihre Familienmitglieder, wenn gewünscht, mit Essen versorgen“, erklärt der Sportdirektor. Disziplinierte Spieler sind wohl besonders seit dem gestrigen Montag gefragt, denn die Akteure in der Bundesliga stehen seitdem und auch noch in der nächsten Zeit wohl besonders im Fokus. Denn Salomon Kalou von Hertha BSC hatte ein Facebook-Live-Video gestartet, in dem er die Abstands- und Hygieneregeln regelrecht mit den Füßen trat, sich die Spieler und Betreuer per Handschlag begrüßten und dicht auf dicht in der Kabine nebeneinander saßen.

Zufriedenheit mit Spielern

Hübner betonte aber, dass die Spieler der SGE die Abstands- und Hygieneregeln sehr gut einhalten würden – wohl auch durch die Geschehnisse vor einigen Wochen innerhalb der Mannschaft. „Da wir schon früh einen Coronafall in der Mannschaft hatten, haben wir früh mit unserem medizinischen Team reagieren können. Die Mannschaft ist 14 Tage in Quarantäne gegangen und die Familien haben die Spieler entsprechend unterstützt. Auch meine Frau und ich halten uns streng an die Regeln“, so der 59-Jährige. Auch für ihn selbst sei es selbstverständlich, dass er sich an die Vorgaben halte und so seine Mitmenschen und damit auch die Akteure der SGE schütze: „Ich persönlich habe seit sechs Wochen nicht mehr eingekauft und wir organisieren unseren täglichen Bedarf anders. Auch im häuslichen Umfeld haben wir die Kontakte auf ein Minimum heruntergefahren und haben bei uns somit auch die Messlatte hochgelegt.“ Durch die vielen Auflagen und Gebote sei es für ihn aber deutlich schwerer, weiterhin Bindeglied zwischen Mannschaft und Vorstand zu sein. Er habe zwar versucht so präsent wie möglich zu sein, allerdings sei dies nicht ganz einfach gewesen.

Vorbereitung aufs Ungewisse

Während er versucht seine Arbeit bestmöglich weiterlaufen zu lassen, geht natürlich auch das Training der Eintracht weiter – wenn auch unter besonderen Umständen: „Wir trainieren in Kleingruppen ohne Zweikämpfe und halten uns streng an die Empfehlungen und Auflagen des zuständigen Gesundheitsamts. Unser Trainerteam versucht dennoch, das Programm so abwechslungsreich wie möglich zu gestalten.“ Dies sei allerdings bei weitem keine Normalität. „Die Spieler vermissen die Zweikämpfe, unsere Torhüter hatten dafür noch nie so viele Schüsse auf das Tor wie aktuell. Wichtig ist, dass unser Trainer Adi Hütter in dieser Phase mentale Stärke vermittelt und an die Spieler weitergibt. Denn wir befinden uns in der sechsten Woche der Vorbereitung ohne konkretes Ziel. Auch hier spielt das Thema Disziplin und mentale Stärke wieder eine große Rolle“, erklärte der 59-Jährige. Trotzdem ist das Training natürlich wichtig, um eine gewisse körperliche Fitness zu gewährleisten und bei einer möglichen Fortsetzung der Bundesliga gerüstet zu sein. Hier seien dann rund zwei Wochen „normales“ Training nötig, um wieder in Wettbewersform zu kommen: „Die Trainer hätten natürlich gerne mehr Zeit. Doch dies liegt nicht in unserer Hand. Aber am Ende herrschen für alle gleiche Bedingungen und alle Interessen müssen im Rahmen der behördlichen Vorschriften unter einen Hut gebracht werden.“ Hier stehen natürlich auch die gesundheitlichen Interessen und die Belastungen der Spieler ganz oben auf der Liste. Die FIFA hatte diesbezüglich zwei weitere Auswechslungen in den Raum geworfen, um die Akteure in dieser besonderen Zeit zu entlasten. Hübner sagte, dass er diesen Vorschlag gut finde, die Idee weiterverfolgt werden solle, da die „Gesundheit der Spieler im Vordergrund“ stehe.

Vertrauen in Entscheidungsträger

Zu den vielen Maßnahmen gehören aber nicht nur die innerhalb des Vereins Eintracht Frankfurt, sondern auch die der Deutschen Fußball Liga (DFL), die entwickelt worden sind, um die Infektionsgefahr so gering wie möglich zu halten. Hübner lobte diese in den höchsten Tönen: „Das Konzept der DFL ist außergewöhnlich gut. DFL-Chef Christian Seifert und Taskforce-Leiter Tim Meyer machen einen hervorragenden Job. Wir sind nur in Kontakt mit Menschen, die sich auch an die Auflagen halten. Sollte es dennoch einen Fall geben, können wir die Infektionskette genau nachvollziehen. Das DFL-Konzept ist schlüssig.“ Wie es jetzt aber genau weitergeht, entscheidet sich am morgigen Mittwoch, wenn die nächste Zusammenkunft von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer stattfindet. Hier soll es unter anderem um eine mögliche Fortführung der Liga gehen. „Es gibt immer Kritikpunkte, aber die Regierung macht das in dieser Phase richtig gut. Sie werden am Mittwoch die richtige Entscheidung treffen, davon bin ich überzeugt“, gibt sich Hübner ob der möglichen Entscheidungen gespannt. Fest steht, dass die SGE am morgigen Mittwoch zunächst wieder ins Gruppentraining einsteigen wird.

Aber die viele Arbeit, die die Corona-Krise den Fußballklubs auf dieser Welt beschert, enden bei weitem nicht mit einer Fortsetzung der Liga, denn auch auf dem Transfermarkt wird die Pandemie – hier sind sich viele einig – deutliche Auswirkungen haben. Fredi Bobic betonte vor einigen Tagen sogar, dass es einen neuartigen Transfermarkt und bessere Verhandlungspositionen für die Vereine gäbe. Hübner sagte, dass er sich hier noch keine Prognose abzugeben traue: „Es gibt zu viele Unsicherheitsfaktoren: Wann spielen wir wieder, wann beginnt die neue Saison? Ich betrachte die Krise immer auch als Chance. Die nächste Transferperiode wird spannend, aber nicht so ausgeprägt.“ Er erwarte auch deutliche Auswirkungen auf die Kaderplanungen der Vereine, sehe die SGE hier aber sehr gut aufgestellt. „Jeder wird versuchen, den Kader so klein wie möglich zu halten und erst einmal so zu starten. Wir haben ein sehr gutes Fundament, weil wir viele Spieler unter Vertrag haben und somit sind wir bestimmt gut aufgestellt. Wir können damit auf einen gut funktionierenden Kader zurückgreifen“, so der Sportdirektor. Auch wenn die SGE Leistungsträger verlieren sollte, sehe er den Verein gut aufgestellt. Er selbst glaube aber auch, dass die Veränderungen durchaus positiv für die Vereine sein können: „Auf der anderen Seite kann vielleicht im Sommer ein Spieler zu uns kommen, bei dem wir früher gesagt hätten, dass er für uns wirtschaftlich nicht realistisch ist. Denn die Transfersummen werden in der nächsten Transferperiode niedriger sein. Die Gesamtsituation ermöglicht oder erfordert daher vielleicht schnelleres Handeln, immer unter der Voraussetzung einer Win-Win-Situation für beide Vereine.“ 

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